LVZ vom 02.05.2014, "Heiß wie Frittenfett"

[Jupp]

"Heiß wie Frittenfett"
Daniel Frahn sehnt Saarbrücken-Hit herbei / Staranwalt Christoph Schickhardt in Lizenz-Spur

Leipzig. Der RB-Aufstiegshit gegen den 1. FC Saarbrücken geht ab wie Schmidts Katze auf Myrrhe, 35000 der 43 300 Tickets sind an Mann/Frau/Kind/Kegel gebracht. Wer am Sonnabend (13.30 Uhr/MDR) dabei sein will, sollte die Röcke raffen. Unterdessen haben die RB-Bosse Einspruch gegen die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) geforderten Lizenz-Nachbesserungen eingelegt und den renommiertesten deutschen Sportrechts-Anwalt in die Spur geschickt: Christoph Schickhardt.

Von Guido Schäfer

Der Plan der Rasenballer fürs Wochenende und die Tage danach sieht so aus. Erstens: Kapitän Daniel Frahn und Co. holen sich vor ausverkaufter Bude via Sturmlauf und Heimsieg gegen Saarbrücken den Zweitliga-Pass. Zweitens: Starjurist Schickhardt (59/Ludwigsburg) besorgt im Nachgang den dazugehörigen Stempel.
Stempel und Stempelkissen befinden sich in den heiligen Hallen der DFL in Frankfurt/Main. Bewacht von, nun ja, traditionsbewussten Schießhunden.
Eine Lizenz bekommen nur Clubs, die das Fußball-Kultur-Magazin 11Freunde im Abo haben, mindestens 100 Jahre alt sind und finanziell super gut und auf eigenen 50+1-Füßen stehen. In Deutschland trifft das auf insgesamt zwei Vereine zu. Bayern München, geboren 1900, dank Uli Hoeneß alter Geld-Adel. Und Borussia Dortmund, geschlüpft 1909, dank Jürgen Klopp neureich.
Zwei sind etwas wenig, Ausnahmeregeln mussten und müssen her. Z.B. das von Aspirin und Co. alimentierte Bayer Leverkusen. Und VW Wolfsburg. Und 1899 Hopp Hoffenheim. Auch LR Ahlen firmiert unter lässlicher Sündenfall aus der Vergangenheit.
Neuerdings verteilt die DFL Schlüssel fürs Vorhängeschloss, das vor der gusseisernen 50+1-Tür hängt. Wenn ein Investor 20 Jahre oder länger in einem Club aktiv ist, kann er die Mehrheit an sich reißen. Erstritten wurde dieser Schlüssel von Martin Kind, dem Boss von Hannover 96.
Gegenüber RB gibt sich die DFL auffallend hartleibig, fordert ein anderes Logo, kleinere Hürden für Mitglieder und demokratischere Führungsstrukturen. Diese Forderungen sind ab sofort ein Fall für Staranwalt Christoph Schickhardt. Der Mann hat einen Ruf wie Donnerhall, ist beim DFB und der DFL beliebt wie eine Steuernachzahlung. Eines eint die streitenden Parteien: Der Gang vor ein ordentliches Gericht soll vermieden werden. Dort würde es blutig werden, der intimen eigenen Sportgerichtsbarkeit von DFB und DFL final an den Kragen gehen. Und die 50+1 würde wohl mit über die Wupper gehen. Mit RB in der Rolle des Sensenmannes. Käme gar nicht gut.
Fußball gespielt wird auch. "Wir sind heiß wie Frittenfett", sagt Daniel Frahn, "wollen diese sensationelle Saison krönen." Beim nach menschlichem Ermessen sehr wahrscheinlichen Krönungsakt fehlen wird Clemens Fandrich (Oberschenkel-Blessur). Der wird wohl von Timo Röttger ersetzt.
Debüt: Erstmals in der RB-Historie findet ein Fan-Marsch statt. Der setzt sich Sonnabend, 11 Uhr, am Augustusplatz in Bewegung und endet weder in Probstheida noch in Leutzsch, sondern vor der RB-Arena. Das Singen schmutziger Lieder ist nicht erlaubt.