LVZ vom 18.06.2014, RB holt Hertha-Ass Firat Sucsuz

[Jupp]

RB holt Hertha-Ass Firat Sucsuz
17-Jähriger könnte schnell Thema für Zweitliga-Team werden / U17 heute DM-Halbfinale in Mainz

Von Guido Schäfer

Leipzig. Während die Zweitliga-Cracks von RB Leipzig ihr Innerstes nach außen kehren und sogar die Kauleisten von Daniel Frahn und Co. getestet werden, bereiten sich die hauseigenen U17-Talente aufs Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft vor. Nach dem Gewinn des nordostdeutschen Titels muss das Team von Erfolgstrainer Frank Leicht heute, 19 Uhr, am altehrwürdigen Mainzer Bruchwegstadion ran.
Süd-Südwestmeister Mainz 05 ist favorisiert, das Rückspiel steigt am Sonntag, 11 Uhr, in der Red-Bull-Arena (Gratistickets im RB-Shop und bei Arena-Ticket). In einem möglichen Finale würde RB am 27. Juni in Leipzig! auf Borussia Dortmund oder Hertha BSC treffen.
Für Bullen-Nachwuchsleiter Frieder Schrof ist das Kommende Bonus. "Mit dem Titel im Nordosten haben wir schon mehr erreicht, als wir uns erträumt hatten. Mainz ist bärenstark, individuell klasse besetzt." Auch taktisch sind die Nullfünfer auf der Höhe der Zeit, spielen und denken gemäß der Philosophie des langjährigen Mainzer Profi-Coaches Thomas Tuchel. RB-Trainer Frank Leicht tickt ähnlich wie Tuchel (Pressing auf dem gesamten Feld, Abwehr steht extrem hoch) - und ist ähnlich selbstbewusst. "Wir werden uns ins Mainz nicht verstecken, wollen ein Ergebnis, das uns für Sonntag alle Chancen offen hält."
Prominenz auf den Rängen: Angesagt haben sich Tuchel-Nachfolger Kasper Hjulmand, Mainz-Manager Christian Heidel, Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick und RB-Geschäftsführer Ulrich Wolter.
Hinter den Kulissen geht der Kampf um die besten Nachwuchskicker der Republik weiter, fliegt auch der eine oder andere Giftpfeil. Dass RB den 15-jährigen Ausnahmekicker Renat Dadachev geholt hat, fanden die Bosse von Eintracht Frankfurt nicht so doll, machten ihrem Ärger gegenüber der Frankfurter Bild-Zeitung öffentlich Luft. Eintracht-Präsident Peter Fischer kann RB leiden wie ein Doppelkinn: "Es herrscht eine Guerilla-Situation. Die gehen direkt an die jungen Spieler ran und bieten so viel Geld, dass es schwer ist, nein zu sagen. Wegen der guten Luft geht bestimmt keiner nach Leipzig." In Frankfurt wird vermutet, dass Dadachev sein Gehalt von 250 auf 2500 Euro im Monat verbessern wird. Frieder Schrof verweist diese Zahlen ins Reich der Fabel.
Transfercoup I: RB ist handelseinig mit Firat Sucsuz. Der 17-jährige Deutsch-Türke wechselt von Hertha BSC nach Leipzig, gilt als gottbegnadeter Linksfuß, soll in der Leipziger U19 wirbeln. Auch RB-Profi-Coach Alexander Zorniger hat sich schon nach Firat erkundigt. Gut durchblutete linke Füße sind rar gesät im Bullen-Kader. Coup II: Vorm Abschluss steht der Transfer des 16-jährigen Markus Schubert. Der Nationaltorhüter von Dynamo Dresden stößt in Kürze zu RB.
Von den Kleinen zu den Großen und zur Mission gläserner Zweitliga-Profi: Bei Daniel Frahn und Co. werden in diesen Tagen Fragen epochaler Bedeutung hinsichtlich Fitness, Gesundheit und Trainingsbelastung geklärt. Wer übersäuert wann? Welches Herz schlägt auch bei Belastung im Takt? Wie stehen Gelenke zueinander? Knirschen die Muskelketten? Diese Testreihen finden auf dem Laufband/Ergometer statt. Gerannt, geradelt, gedehnt wird am Cottaweg. Hinter verschlossenen Türen. Weil man bei den Roten Bullen nichts dem Zufall überlässt, werden die Fußballer vorm offiziellen Trainingsstart am Freitag (15 Uhr) auch zum Zahnarzt und Hautarzt geschickt. Wenn alle Daten vorliegen, hat Cheftrainer Alexander Zorniger den Durchblick. Dann sind sie gläsern, seine Schäfchen.