Yussuf, jauchzet, frohlocket
Pünktlich zum Fest der Liebe: RB-Topstürmer Poulsen ist heute gegen die Münchner Löwen dabei
Von guido schäfer
leipzig. Die Nordmann-Tanne steht endlich einigermaßen gerade. Die Katze verbeißt sich ins Lametta. Papa tut so, als würde er die Eisenbahn für den Sohn aufbauen. Oma tröstet den Bub. Und Mama sucht im Kasten mit dem Krippenspiel ein Schaf und den Josef. Alles wie immer. Es weihnachtet. Sehr sogar.
Leibesübungen haben hier und vor allem heute nix verloren. Dem Chef-Planer der Profi-Ligen ist offenbar entgangen, dass auch der Heiligabend 2014 am 24. Dezember stattfinden könnte.
RB Leipzig gegen 1860 München also. Heute, 20.15 Uhr. Letztes Fußballspiel in der Republik. So nah wie nie am Fest der Liebe. Können Fußballer grätschen und geifern, wenn aus der nahen Thomaskirche Bachs Weihnachtsoratorium herüberschallt? "Jauchzet, frohlocket", "Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen". Solche Sachen.
Zeit für eine frohe Botschaft von Bulle zu Löwe muss sein. Die könnte vorm Match in der Red-Bull-Arena (Sky, Sport1) aus der Feder des Ober-Bullen Ralf Rangnick stammen und so aussehen: "Liebe Löwen, wir rollen Euch einen neuen Teppich aus. Hat mich über 100000 Euro gekostet. Die Interviews werden nicht von alten Zauseln, sondern von Sky-Fee Esther Sedlaczek und Sport1-Göttin Laura Wontorra geführt. Hat mich zwei Anrufe gekostet. Punkte können wir Euch leider keine mitgeben. Wer möchte, darf sich aber einen Nussknacker in unseren Club-Farben mitnehmen. Merry X-Mas, liebe Löwen!"
Im wahren Leben ist der 56-jährige Red-Bull-Fußballchef berufsbedingt nicht ganz so sehr von Nächstenliebe durchdrungen, sagt mit Blick auf 28 Punkte und Rang sieben: "Ob wir eine ordentliche oder eine sehr gute Vorrunde gezeigt haben, hängt vom Ausgang dieses Spiels ab. Wenn wir gewinnen, sind wir in der Winterpause richtig vorn dabei. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzt." Die Münchner Löwen (16 Punkte) würden schrecklich gerne runter von Relegationsplatz 16. Dazu braucht es einen Punkt.
RB-Cheftrainer Alexander Zorniger, 47, packt heute ein vorweihnachtliches Geschenk made in Denmark aus. Sprinter Yussuf Poulsen, 20, kann nach muskulären Problemen kicken. Neben Poulsen läuft wohl Matthias Morys, 27, als zweite Spitze auf. Weitere wichtige Personalie: Mittelfeld-Zampano Joshua Kimmich, 19, steht erstmals seit fünf Spielen wieder in der Anfangsformation. Kimmichs Hobby ist Selbstvertrauen. An guten Tagen macht der ballverliebte Supertechniker den Unterschied, an weniger guten seinen Trainer wahnsinnig.
Die Forderung des Kimmich-Chefs geht so: "Im letzten Spiel vor Weihnachten heißt es, noch mal alle Reserven rauszufeuern." Zu der üblichen Prämie in Form von langen Scheinen gesellt sich diesmal eine Ausweitung des Urlaubs. Wenn heute gewonnen wird, müssen Poulsen & Co. statt am 5. Januar erst wieder am 6. ran.
Letzte Meldung: Heimlich, still und leise betraten die Roten Bullen gestern um 19.30 Uhr ihren just verlegten Rollrasen aus dem Hause eines holländischen Super-Gärtners. Der Teppich schlägt keine Falten, liegt da wie gemalt.
Jetzt muss nur noch ein Sieg her. Danach baut Papa weiter an seiner Eisenbahn. Und RB am Aufstieg.