Dritter Sieg und ab nach Doha
RB gewinnt 2:0 gegen wehrhaften Berliner AK und düst morgen ins neuntägige Camp
Von guido schäfer
leipzig. RB-Testspiele am Cottaweg werden immer beliebtere Ausflugsziele. Das Angebot lockt: Null Eintritt. Bratwurst und Bier zu einem freundlichen Tarif. Schnappschüsse mit und Autogramme von den Fußballern. Ab und an werden im Schatten des 35-Millionen-Euro-Trainingszentrum attraktive Leibesübungen gereicht. Siehe Sonnabend beim 2:0 (0:0) des Zweitligisten gegen einen aufmüpfigen Berliner AK.
950 (!) Fans waren zugegen. Vor so vielen Zuschauern spielt der BAK selbst in der Regionalliga nicht regelmäßig. Beim letzten RB-Test vorm Doha-Camp (20. bis 29. Januar) war kein Zwei-Klassenunterschied zu sehen. U23-Ass Alexander Siebeck (68.) und Diego Demme (80.) mit seinem ersten Tor im Leipzig-Trikot trafen für das Team von Alexander Zorniger. Der hatte sich den Gegner mit Bedacht ausgeguckt, sah sich bestätigt. "So hatte ich mir das vorgestellt. Der BAK hat super mitgespielt. Eine tolle Truppe. Athletisch und fußballerisch." Und fair auch noch. Liebenswert, diese Berliner Deutsch-Türken.
Mit dem dritten Sieg im dritten Spiel war Zorniger "sehr, sehr zufrieden". Im Zentrum der weiteren RB-Vorbereitung: Die Suche nach einem Mittelweg zwischen Pressing/Gegen-Pressing und Ballbesitz. Des Trainers Erkenntnis vom Berlin-Test: "Wir spielen nicht mehr so wild, haben mehr Ordnung drin. Eine sehr gute Grundlage, mit der wir im Trainingslager weiterarbeiten werden." Dass die Gäste trotzdem vier 100-prozentige Chancen hatten und ein Unentschieden in der kalten Luft lag, erklärte Zorniger so: "Wir haben vorher trainiert und der BAK hat gut gekontert."
Ein Vormittagstraining stand nicht auf der Agenda von Berlins Trainer Özkan Gümüs, denn: "Wir wollten RB schon ein bisschen fordern." Das taten sie dann schon ein bisschen viel. RB, das erstmals die Neuzugänge Omer Damari (Austria Wien, Doha-Visum kommt heute) und Emil Forsberg (Malmö) im Duett stürmen ließ und später auch Nils Quaschner (RB Salzburg) brachte, kam im ersten Durchgang nur zu zwei nennenswerten (Kopfball-)Chancen. Berlin machte die Räume zu, konterte. Mit einem 0:0 bei einem Chancen-Verhältnis von 2:2 ging es in die Pause. Im Verlauf der zweiten Halbzeit wechselten Zorniger/Gümüs munter durch, wurden taktische Vorgaben nicht mehr ganz so ernst genommen. Folge: Zig Strafraumszenen. Der BAK tauchte mehrfach frei vorm RB-Gehäuse auf, scheiterte am Keeper und den eigenen Nerven. Coach Gümüs ist in Sachen Abschluss-Quote leidgeprüft. "Wir erarbeiten uns Chancen, machen die aber nicht rein. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison."
Gümüs, 37, ist Ex-Bundesligaspieler, kam 1997 unter HSV-Coach Frank Pagelsdorf zu einem Einsatz. Seit Oktober 2014 ist er Cheftrainer beim BAK und führte den kriselnden Club auf Platz vier in der Regionalliga. Gümüs gehört nicht zu den Gegnern des RB-Projektes: "Die setzen das Geld sinnvoll ein, arbeiten hart. Wir wurden super behandelt." Es soll sogar Schnittchen gegeben haben.
Übrigens: RB-Torwart Erik Domaschke, 29, trainiert beim Drittligisten Jahn Regensburg zur Probe.
RB: Coltorti - Teigl, Hoheneder, Compper, Jung - Khedira, Kaiser, Kalmár - Poulsen, Damari, Forsberg
2. Halbzeit eingewechselt: Dähne - Sumusalo, Klostermann, Sorge, Heidinger - Demme, Kimmich, Hierländer - Palacios, Frahn, Quaschner, Siebeck
BAK: Schmidt (46. Attar) - Corbin-Ong - Siemund - Yigitoglu (60. Yilmaz) - Lichte (46. Turan) - Kapan - Skoda (46. Gündüzer) - Grischok (46. Mlynikowski) - Deniz (46. Salhab) - Ghasemi-Nobakht (46. Alassani) - Benyamina (60. Uslucan)
Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma)
"Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit."
Werner Hansch