Interview mit den beiden Braunschweiger Ex-Profis Torsten Jülich und Patrick Bick, die jetzt in Leipzig spielen
LEIPZIG. Für Aufsehen sorgt der Fünftligist Rasenballsport (RB) Leipzig derzeit bundesweit. Der Verein ist eine Schöpfung des Getränkeherstellers Red Bull. Mit dessen Millionen soll RB in fünf bis acht Jahren in die Bundesliga. Mit dabei: Ex-Eintrachtler Patrick Bick. Am 27. September trifft er mit RB auf einen alten Freund aus Braunschweiger Tagen: Torsten Jülich, jetzt Kapitän des traditionsreichen Stadtrivalen 1. FC Lokomotive.
Sie treffen im Derby erstmals als Gegner aufeinander – in einem Duell David gegen Goliath. Oder wie würden Sie das nennen?
Bick: Für mich ist es ein Derby, das hat nichts mit David gegen Goliath zu tun. Lok hat eine gute Mannschaft, und es wird ein Derby mit einer Riesen-Lok-Fankulisse.
Jülich: Bei Rasenballsport sind viele dabei, die Zweitligaerfahrung, teilweise Erstligaerfahrung haben. David gegen Goliath ist vielleicht überspitzt, aber RB hat einen Vorteil.
Welche Bedeutung haben Vereine wie Hoffenheim in der Bundesliga oder jetzt RB Leipzig für den deutschen Fußball?
Bick: Ich sehe das nicht als eine besondere Entwicklung. Hoffenheim hat viele Jahre dafür gebraucht, um das zu erreichen, wo sie jetzt sind. RB will es versuchen, aber sie spielen jetzt noch Oberliga. Das erste Ziel ist, dort herauszukommen. Für mich ist das wie in jeder anderen Firma auch, dass jemand eine Vision hat, und die versucht er zu verwirklichen.
Jülich: Ich sehe das ähnlich und stehe dem Ganzen positiv gegenüber. Bei Hoffenheim hat es lange Jahre gedauert. Der Sponsor Dietmar Hopp hat dort lange Geld hinein gesteckt, auch in den Nachwuchsbereich. Der sollte bei RB nicht vergessen werden. Und wie ich gehört habe, soll ja auch ein Nachwuchszentrum errichtet werden.
Ihre Nachwuchszeit ist lange her. Sie haben beide lange Karrieren als Fußballer hinter sich. Welche Stellung nimmt rückblickend Eintracht Braunschweig für Sie ein?
Jülich: Die Jahre in Braunschweig waren für mich vom Fußballerischen her die wichtigste und die auch schönste Zeit. Ich habe vorher 15 Jahre bei Lok gespielt und mich immer dagegen gewehrt wegzugehen, weil ich zu sehr heimatverbunden war. Dann ist der Verein in Insolvenz gegangen. Dann bin ich nach Braunschweig gekommen, und das war für mich eine Riesenzeit. Ich war vier Jahre da, und es war ja auch größtenteils erfolgreich. Vom Mannschaftsgefüge her war es immer eine Supertruppe, und auch die Fans sind in Braunschweig ja bekanntlich positiv fußball-bekloppt.
Bick: Mir geht es ähnlich. Braunschweig war für mich die Zeit, von der ich am meisten mitnehme. Was sensationell war, war wirklich dieser Teamgeist, den man so, glaube ich, nur einmal in der Karriere erlebt. Diese Zeit will ich sehr ungern missen.
Herr Jülich hat die Braunschweiger Fans positiv fußball-bekloppt genannt. Leipzig ist bundesweit dagegen eher für seine teils aggressiven Fans bekannt. Aber warum jetzt diese Anfeindungen gegen ihren Verein?
Bick: Ich glaube, dass hier bereits ein Umdenken stattfindet. Ich muss aber auch sagen: Ich kann diese Aggressivität nicht verstehen. Es ist klar, dass man als Lok- oder Sachsen-Fan seinen Verein unterstützen will, aber warum lässt man seine Aggression an einem Verein aus, der nur das macht, was viele Vereine in Deutschland machen?
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