Peppermint Pig hat geschrieben: ↑Fr Sep 17, 2021 11:10 am
Während in Wikipedias „Ewige Tabelle der DDR-Oberliga“ der SC Rotation Leipzig zum 1. FC Lokomotive Leipzig gezählt wird und der SC Lokomotive Leipzig zur BSG Chemie Leipzig, sieht es in den Wikipedia-Texten anders aus.
bei SC Lokomotive Leipzig steht
Der Sportclub Lokomotive Leipzig (kurz: SC Lok Leipzig) ..., sein Nachfolger war der SC Leipzig.
bei BSG Chemie Leipzig (1950) steht
1963 wurde der SC Lokomotive Leipzig mit dem SC Rotation Leipzig zum SC Leipzig vereinigt. Die Fußballabteilungen der beiden Vereine waren in der Fußball-Oberliga vertreten, weshalb
die BSG Chemie Leipzig neu gegründet wurde, um für die anstehende Saison 1963/64 die beiden Oberligastartrechte für Leipzig zu erhalten.
Nach der Wende hat man da Traditionslinien konstruiert, die es offiziell gar nicht gab. Die offizielle „Ewige Tabelle der DDR-Oberliga“ sieht im Unterschied zu Wikipedia nämlich so aus
https://www.dfb.de/historie/ddr-fussball/ewige-tabelle/.
Wem gehören denn jetzt eigentlich die DDR-Erfolge einschließlich Europapokalfinale von Lok? Dem VfB, in den sich ja Lok umbenannt hat oder der jetzigen, der wiedergegründeten Lok?
PS: Ich nenne die verlinkte „Ewige Tabelle der DDR-Oberliga“ offiziell, da das eine DFB-Seite ist und auch wie auf dieser Seite
https://www.ddr-fussball.net/ddr-oberli ... e-tabelle/ in der jährlichen Sonderausgabe der fuwo (Die neue Fußballwoche), deren Herausgeber der Deutsche Fußball-Verband der DDR war, so abgedruckt wurde.
Formalrechtlich waren der SC Rotation und der SC Lokomotive 1954 Neugründungen, die 1963 zum SC Leipzig fusioniert wurden (Spielort Probstheida, Farben blau-rot). Der wiederum wurde 1966 in 1. FC Lok umbenannt.
Das würde zumindest formal rechtfertigen, die Erfolge des SC Lok (Pokalsieg) für den 1. FC Lok/VfB zu vereinnahmen, es ist aber schon recht weit her geholt.
Der SC Lok hatte nur insoweit etwas mit Chemie zu tun, als dass die Chemie-Mannschaft mit der Gründung des SC Lok dorthin delegiert wurde, unter Mitnahme der Punkte, mitten in einer laufenden Saison. Gespielt hat der SC Lok die meiste Zeit in Gohlis im Stadion des Friedens, in schwarz-rot übrigens. Der SC Rotation hat in schwarz-weiß in Probstheida gespielt.
Es ist einigermaßen sinnlos, eine Tradition an willkürlichen Entscheidungen von DDR- Sportfunktioren festzumachen. Damit würde man dieser ideologiegetrieben Sportpolitik im Nachhinein Recht geben.
Man wird der Sache eher gerecht, man man die Traditionen am Spielort festmacht. Fußball gespielt wurde in Probstheida seit 1922, egal unter welchem Namen, es gab auch unabhängig von Umbenennungen immer Kontinuitäten, beim Personal, bei Nachwuchspielern, bei Fans usw.
Wenn man das ganze Thema rein formalrechtlich betrachtet, sind übrigens auch ausnahmslos alle Westvereine Neugründungen der Jahre 1947 ff. Nach der Kapitulation 1945 wurden alle Vereine, in ganz Deutschland, von den Alliierten aufgelöst, auch die Sportvereine.
Ich habe in der Wendezeit im BPS einen schon sehr alten Herren gesehen, der an der Tribüne seine auch schon sehr alte VfB-Fahne aufgehangen hatte, die er offensichtlich über 45 Jahre in irgendeinem Möbelstück über die Zeit gerettet hatte. Das ist für mich Tradition.
Lasst das Lok so machen, wie man es dort macht, es tangiert weder am Cottaweg noch in Fuschl jemanden.
Eure Tradition hat 2009 begonnen. Ob die, wie im Falle VfB, über 125 anhalten wird, wird keiner von uns je erfahren.
"Eine Diskussion mit [...] Wissenschaftsleugnern sei »wie Schach spielen mit einer Taube: Sie wirft die Spielfiguren um, kackt auf das Spielbrett und fliegt dann zurück zu ihrem Schwarm, um ihren Sieg zu feiern.«"