Sport1 bringt in einem Artiklel von heute Aussagen von Felix Magath zum Spiel gegen Österreich.
„Wenn ich als Trainer will, dass meine Mannschaft kämpft, dann stelle ich auch mal einen Spieler auf, der robust ist und dazwischen haut. Und eben nicht nur Spieler, die technisch gut sind und den Ball laufen lassen.“ ...
„Wir reden von der Defensive, aber stattdessen stellen wir einen Stürmer als Verteidiger auf. Was sollen die Spieler dann denken? Ich glaube, dass die Spieler ein bisschen durcheinander sind, weil das, was ihnen gesagt wird, sich dann in den Entscheidungen nicht wiederfindet.“ ...
"Ich glaube, dass es ein Problem für die Spieler ist, was sie hören und was dann passiert. Die Spieler sind sich nicht klar über ihre Aufgabe, über ihre Position. Es kann ja nicht eingespielt sein. Die Spieler hat das überfordert.“ ...
Als Positivbeispiel nannte Magath den Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Frankreich (2:1), bei dem Rudi Völler für ein Spiel den Trainerjob übernommen hatte: „Er hat taktisch nicht irgendetwas Besonderes machen wollen, sondern einfach die Defensive stabilisiert. Dann hat er sie spielen lassen. Das hat auch ganz gut geklappt.“
Magath nahm auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht. "Das Hauptübel ist, dass man beim DFB nicht bereit ist, tatsächlich mal eine Analyse zu machen", kritisierte der frühere Nationalspieler: "Unser ehemaliger Bundestrainer hat gesagt, er übernimmt die Verantwortung, ist dann aber erstmal sechs Wochen in den Urlaub gefahren. Es gibt, so glaube ich, heute noch keine richtige Analyse."
Quelle: https://www.sport1.de/news/fussball/dfb ... lt-uberall
Ich kann jede einzelne Aussage unterschreiben.
Nur ein Beispiel bez. Überforderung war mE der Auftritt Sanés. Dieser war schon vor der roten Karte des öfteren sichtlich frustriert und er spielt immerhin bisher eine sehr gute bis überragende Hinrunde bei den Bayern. Aber so wie ihn Nagelsmann positioniert hatte, kamen seine Stärken kaum bis gar nicht zum Tragen.
Die Entscheidungsträger beim DFB, inklusive gefällige Medien, hatten nicht begriffen weshalb die deutsche NM bei der WM 2018 kläglich ausschied und auch bei der EM 2020 ein bescheidenes Bild abgab.
Und Flick setzte die Löw'sche Misere fort: zielloses Rum-Experimentieren, Hohes Stehen der Mannschaft, um - im Idealfall - den Gegner mit dominantem Spiel unter Druck zu setzten, zu Fehlern zu zwingen und Tore zu machen. Ganz wie Bayern beim Champions-League-Sieg 2021.
Allein die Nationalmannschaft hat die Spieler nicht für eine solche Spielweise. Weder einen Knipser wie Lewandowski, der seinerzeit aus 4 Chancen 3 Tore machte, noch ein Eingespieltsein wie eine Clubmannschaft, noch schnelle Verteidiger, die Konterangriffe ablaufen können.
Bei der WM 2018 wurden wir von Mexikanern und Südkoreanern ausgekontert und bei der WM 2022 von den Japanern.
Wenn man Hummels spielen lässt, der immer noch seine Qualitäten hat, dann sollte man erst recht nicht zu hoch stehen und dem Gegner zu viel Raum in Richtung eigenem 16er geben.
Und ich pflichte Magath dahingehend bei, dass offensichtlich bis heute keine richtige Analyse erstellt worden ist über das miserable Abscheiden der letzten Jahre.
Eine solche Analyse hätte dann unter anderem in ein Anforderungsprofil für einen neuen Bundestrainer münden müssen und dann hätte meiner Ansicht nach ein Nagelsmann gar nicht als möglicher Kandidat auftauchen können.
So aber fahren die DFB-Verantwortlichen das Projekt Heim-EM sehenden Auges gegen die Wand.
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Nachtrag: WELT.de hat die Aussagen Magaths ebenfalls aufgegriffen:
https://www.welt.de/sport/fussball/arti ... d-DFB.html