Header Image
Im Fokus – Die Achter als Strippenzieher im Hintergrund

Im Fokus – Die Achter als Strippenzieher im Hintergrund

Gegen Stuttgart rückten Kaiser und Röttger in den „Fokus“. Im erneut neu formierten Mittelfeld erwischte unser Taktgeber einen Sahnetag und war maßgeblich am Sieg beteiligt, aber auch Röttger und Schulz mussten sich nicht verstecken.

Die Abstimmung zum "Fokus" gewann die Schaltzentrale im Mittelfeld. Wegen Personalmangels wurde der zum ersten Mal in der Startelf auflaufende Ernst zum "Opfer" und konnte nicht statistisch erfasst werden. Allerdings agierte er äußert auffällig und dürfte sich in dieser Form auch gegen Osnabrück von Beginn an im Team wiederfinden. Defensiv hellwach und offensiv mit einigen Akzenten, zweifelsohne eines der besten Spiele des Ex-Hannoveraners im Dress der Roten Bullen. Er hielt Kaiser und Röttger den Rücken frei, die sich im Gegenzug mehr in die Offensive einschalten konnten und so die zuletzt zu beobachtende Lücke zwischen MIttelfeld und Sturm effektiv schlossen. Auch wenn viel rochiert wurde, so kann man die Aufstellung daher wohl am besten mit einem Sechser (Ernst) und zwei Achtern (Kaiser, Röttger) wiedergeben.

Ballberührungen
Gestern griffen die Rädchen der Offensive gut ineinander, relativ schnörkellos ging es in die Spitze, was sich erneut (trotz deutlicher Feldüberlegenheit) in weniger Ballkontakten als bisher niederschlug. Brach Kaiser letzte Saison noch mit 100 Ballberührungen den Rekord (unter den beobachteten Spielen), so genügten ihm gestern 48 Kontakte, um die Spitzenposition im Mittelfeld zu erklimmen. Die Combo Röttger / Schulz kam auf 37 (14 davon Schulz), übrigens entspricht dies genau der Halbzeitenverteilung 37 vs. 48, damit war also erneut der zweite Durchgang der stärkere, auch wenn sich dies nicht in der Torverteilung niederschlug. Da auch Ernst trotzt seines auffälligen Spiels kein Ausreißer darstellte, dürfte das Mittelfeldtrio um die 20 Ballberührungen weniger aufweisen, als noch gegen Duisburg.

Pässe
Die beiden Achter schlugen 78 Pässe von denen 60 ihr Ziel erreichten, also eine Passquote von 76,9% und damit rund 6% besser als noch gegen Duisburg. Auch im Bereich der langen Bälle auf die Stürmer gab es leichte Verbesserungen, 7 von 19 Pässen erreichten hier ihr Ziel (36,8%, herauszuheben Kaiser mit 50%). Im Kurzpassspiel agierten die Mittelfeldspieler gewohnt sicher, erneut standen über 90% zu Buche (herauszuheben Schulz mit 100% Kurzpassquote). Auch mit dem Kopf fanden die Kicker ihre Mitspieler, so sie die eher rar gestreuten Kopfballduelle für sich entscheiden konnten (83,3%, lediglich Schulz brachte einen Kopfball zum Gegner). Dazu gab es einige Schmankerl zu sehen. So leitete Kaiser mit seinem langen Ball auf Hoheneder das schnellste Tor der Drittligageschichte ein und setzte Morys mustergültig mittels Freistoß zum 2:0 in Szene. Den Lattentreffer Frahns in der 9. Spielminute ermöglichten Kaiser und Röttger via Doppelpass im Stuttgarter Strafraum – Prädikat sehenswert. Dazu leitete Schulz nach seiner Einwechslung zwei Torchancen ein (72. und 74. durch Morys und Frahn). An dem Treffer von Schulz war in der Einleitung erneut Kaiser beteiligt, besonders herauszuheben ist aber der Doppelpass mit Frahn, der Stuttgart auf engstem Raum den Zahn zog. Überhaupt gab es endlich mal wieder ein paar Doppelpässe zu sehen – so kann es weitergehen! Im Einzelnen:
Kaiser: Sicherheitspässe (8/0), Kurzpässe (21/4), Langpässe (6/6), Kopfpässe (2/0) – Quote: 78,7%
Röttger: Sicherheitspässe (4/0), Kurzpässe (8/1), Langpässe (0/3), Kopfpässe (2/0) – Quote: 77,8%
Schulz: Sicherheitspässe (2/0), Kurzpässe (9/0), Langpässe (1/4), Kopfpässe (1/1) – Quote: 69,2%

Zweikämpfe
Von den lediglich 31 Zweikämpfen gingen nur 12 an die Leipziger (38,7%, wobei Röttger den Schnitt der anderen (50%) nach unten zog). Beides dürfte eher im unteren Drittel der Saisonleistungen liegen, war jedoch nicht so dramatisch, wie es sich anhört, denn viele dieser Duelle waren recht weit in der Hälfte der Schwaben. Besonders auffällig und Hauptgrund dieser Bilanz waren die defensiven Zweikämpfe, die nur zu 47,4% an Kaiser und Konsorten gingen (üblich sind sonst deutlich mehr als die Hälfte, wobei hier diesmal auch viel Stellungsspiel in die Bewertung einfloss). Bis auf das Tor der Gäste (gleichzeitig auch ihr einziger Torschuss), gab es jedoch kaum brenzlige Situationen, an denen die Mittelfeldreihe beteiligt war und auch dort kann man allenfalls Kaiser ankreiden im Mittelfeld nicht nah genug am Passgeber zu sein. Nächste Auffälligkeit war, dass kaum versucht wurde ins Offensivdribbling zu gehen. Mit dem Ball am Fuß war man allenthalben in einen Zweikampf verwickelt, wenn man den Ball gerade vom Gegner stibitzt hatte. Passspiel war der Schlüssel zum Sieg, wie wir oben bereits gesehen haben. Auch bei Kopfballduellen gab es für die beiden eher klein gewachsenen Achter nicht viel zu holen, lediglich Röttger entscheid ein Duell für sich, insgesamt 16,7%. Hervorzuheben ist noch, dass man sich in Sachen Foulspiel angenehm zurückhielt, sieht man von Röttgers taktischem Foul ab, gab es kein weiteres Foulspiel der Achter. Im Einzelnen:
Kaiser: offensiv (0/0), defensiv (6/5), Kopf (0/3), gefoult/Fouls (0/2) – Quote: 50%
Röttger: offensiv (0/3), defensiv (2/5), Kopf (1/1), gefoult/Fouls (1/0) – Quote: 23,1%
Schulz: offensiv (0/0), defensiv (1/0), Kopf (0/1), gefoult/Fouls (0/0) – Quote: 50%

Torschüsse
Neben dem Tor von Schulz gab es lediglich zwei Torschüsse der zentralen Mittelfeldspieler. Beide kamen von Kaiser. In der 57. konnte Vlachodimos nach einem Freistoß einen eher verunglückten Schussversuch von Kaiser zur Ecke abwehren (zuvor hätte Kaiser geschossen, wenn er nicht umgetreten worden wäre). 20 Minuten später wurde sein zweiter Torschuss bereits im Ansatz geblockt.

Fazit
Zu Ernst wurde zu Beginn schon einiges gesagt. Durch seine Ballsicherheit und die offensiven Akzente ist er Sebastian im defensiven Mittelfeld überlegen und harmonierte gut mit seinen beiden Vorderleuten. Bleibt er im Team, so sollte er in einem der nächsten Spiele beobachtet werden.

Der Wackelkandidat vor ihm bleibt Röttger. Bei ihm ließ sich gut beobachten, wie die Leistung im Laufe des Spiels nachließ und er nicht mehr die nötigen Wege ging. Die Auswechslung war folgerichtig und Schulz brachte wieder mehr Dominanz aufs Feld. Einer der schönsten Aktionen Röttgers war sein Doppelpass mit Kaiser vor der Chance von Frahn, auch sonst lagen seine Stärken klar in der Offensive, ohne dabei jedoch so spielbestimmend zu sein, wie Kaiser. Die Konkurrenz bleibt weiterhin groß und könnte Röttger auch wieder zurück auf die Bank verweisen. So hinterließ Schulz eine beeindruckende Duftmarke in den verbleibenden 30 Minuten und legte neben seinem Tor auch noch für weitere Torschüsse auf (z.B. die große Chance von Morys).

Wie letzte Saison galt auch gegen Stuttgarts Zweite: Läuft es bei Kaiser, dann läuft es auch bei RB Leipzig. Gegen die kleinen Jungs aus seiner Heimat agierte unser Mittelfeldfürst wieder so stark, wie man ihn besonders in der letzten Hinrunde immer wieder beobachten konnte. Auch wenn sich die Spielanlage geändert hat und wir derzeit viel schneller das Mittelfeld überbrücken, war seine Passsicherheit und Spielübersicht entscheidend. Kaiser war an allen drei Toren beteiligt und auch defensiv meist hellwach, auch wenn er beim Gegentor sehr leicht ausgepasst wird, aber da haben andere deutlich tiefer geschlafen.

Gegen die Walpurgistruppe aus Osnabrück muss jetzt der gleiche Elan und noch etwas mehr Zweikampfeffizienz aufs Feld gebracht werden, dann können die Roten Bullen tief im Westen auch einen Dreier entführen.

Rumpelstilzchen