SAARBRÜCKEN ZWISCHEN ABSTURZ UND HOFFNUNG

Leipzig - (30.04.2014) Fernab des täglichen Hypes um ständig neue Vorverkaufszahlen gilt es am Samstag auch noch, 90 Minuten einen Gegner zu bespielen und am Ende möglichst drei Punkten einzufahren. Der 1. FC Saarbrücken wollte zu Saisonbeginn in die 2. Bundesliga aufsteigen - und steigt jetzt ab.


Der 1. FC Saarbrücken hat sportlich die Qualifikation für die 3. Liga verpasst und muss – falls nicht noch einem anderen Verein die Lizenz entzogen wird – den bitteren Gang in die Regionalliga antreten. Zu Saisonbeginn gab der damals noch amtierende Präsident der Saarländer, Paul Borgard, das Ziel ‚Aufstieg in die 2. Bundesliga‘ aus. (Liga3-Online). Zur Realisierung wurden erfahrene Zweitligaspieler wie Timo Ochs, Raffael Korte oder Kim Falkenberg verpflichtet. Nach verpatztem Saisonstart wurde jedoch Jürgen Luginger entlassen, der den 1. FCS zuvor drei Jahre lang trainierte. Für eine Woche durfte sich anschließend Bernd Eichmann als Interimstrainer beweisen, ehe mit Milan Sasic ein neuer Coach für das ambitionierte Team gefunden wurde. Nur wenige Wochen nach Beginn der Rückrunde trennte sich der Verein auch vom 55-jährigen Kroaten, der die erhoffte Wende trotz 15 (!!!) Neuzugängen (darunter auch Juri Judt von RB Leipzig) im Winter verpasste und mit dem Team im Abstiegskampf feststeckte. Fuat Kilic, unter Sasic noch Co-Trainer, übernahm den Trainerposten und ist vertraglich bis zum Sommer 2016 an den 1. FC Saarbrücken gebunden. Ob der 40-jährige Deutsch-Türke allerdings so lange im Amt bleibt, darf bezweifelt werden.
Denn beim Drittliga-Absteiger ist die Stimmung seit Wochen im Keller. Bereits vor dem zuletzt entscheidenden Duell gegen Wacker Burghausen kritisierte Saarbrückens Coach Fuat Kilic den fehlenden Rückhalt im Verein: „Ich war in Duisburg und Lautern. Beides heiße Pflaster. Aber was hier für eine negative Grundeinstellung herrscht, habe ich so noch nie erlebt. [...] Auch intern wird immer wieder gezündelt. Es ist einfach nur schade, dass das Positive nicht gesehen wird, sondern immer nur das Negative gesucht wird.“ (Bild)
Kilics Kritik zielt auch in Richtung der sogenannten „Internet-Trainer“, die in diversen Foren immer wieder unreflektiert gegen die eigene Mannschaft hetzten und die große Keule schwangen. Damit geht der FCS-Coach zwar medial in die Offensive, dürfte aber das angespannte Verhältnis zu den eigenen Fans nicht gerade verbessern. Auch sportlich hat Kilic nur wenige Argumente vorzuweisen – drei Siege und ein Remis aus zwölf Spielen sprechen nicht gerade für den Trainer.
Gegen RB Leipzig will Kilic „dem ein oder anderen, der sich bislang noch nicht so präsentieren konnte, die Möglichkeit geben, sich zu zeigen“. (Saarbrücker Zeitung). Möglicherweise stehen auch Spieler in der Startelf, deren Verträge zum Saisonende auslaufen (betrifft 14 Akteure) und die sich für andere Vereine präsentieren wollen. Die Leipziger tun also gut daran, die (sportlich) bereits abgestiegenen Saarländer nicht zu unterschätzen. Denn der 1. FC Saarbrücken wird nicht als Sparringspartner zur Verfügung stehen und am Ende zusehen wollen, wie wir vor über 40.000 Zuschauer den Aufstieg feiern. Jeder Fußballer, der noch ein bisschen Ehrgeiz in dieser (durchaus schwierigen) Situation besitzt, zieht seinen Reiz genau aus diesen Begebenheiten. Und selbst wenn die Ausgangssituation mittlerweile ein andere ist – gegen Wacker Burghausen zum Rückrundenauftakt ging es quasi auch nur noch um die Höhe des Sieges.
Ob man aber beim 1. FC Saarbrücken wirklich die richtigen Lehren aus dem Abstieg ziehen wird, ist noch fraglich. Jedenfalls plant man im Hintergrund bereits den Wiederaufstieg in die 3. Liga um dann mit wenigen, punktuellen Verstärkungen den Angriff auf die 2. Bundesliga zu starten (Saarbrücker-Zeitung). Täglich grüßt das Murmeltier...
Rojiblanco
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