Original vom 2.2.2012

RB Leipzig - Von Ansprache bis Anspruch
Du hast ausgiebig Kontakt zur Führungsriege - wie machen sich die Neuen: Pacult, Loos und Shoukry?
Peter Pacult ist ein anderer Typ als sein Vorgänger Tomas Oral.
Er delegiert viel: Lässt Canestrini allein arbeiten, die Medizinabteilung arbeitet auch selbstständig, aber er wahrt den Gesamtüberblick. Und er redet nicht soviel wie Oral. Als Spieler geht dir das irgendwann auf den Keks, wenn du aller zwei Ballkontakte im Training unterbrochen wirst. Von daher macht das Pacult schon besser, aber besseren Fußball spielt die Mannschaft bisher auch noch nicht in jedem Spiel.

Hast du schon Kontakt zum neuen Vorstandsvorsitzenden Florian Müller gehabt?
Ja, habe ich schon kennen gelernt. Da wurden ein paar Journalisten nach Salzburg eingeladen und wir haben ihn getroffen. Ist ein guter, junger, dynamischer Typ. Macht einen guten Eindruck. Bilder oder Zitate von ihm wird’s aber nicht geben. Begründung: Es sollen nur wenige Köpfe aus dem Verein rausschauen und seiner gehört nicht dazu.
Mit welchem Pressesprecher bist du am Besten zurechtgekommen?
Ich komme mit allen klar!

Peter Pacult ist für seinen Wiener Schmäh bekannt. Hast du Angst, dass es dich auch mal erwischt?
Ach, das ist auch schon vorgekommen. Als ich den Artikel zur Lizenz geschrieben habe, gab’s Liebesentzug.
Aber im Vergleich zu den legendären youtube-Videos aus seiner Wiener Zeit ist er hier in Leipzig noch sehr zurückhaltend, vielleicht auch weil ihm ein paar Leute gut zugeredet haben, dass es neben Peter Pacult auch noch andere Menschen gibt, die Ahnung vom Fußball haben.

Tomas Oral war auch nicht immer gut auf dich zu sprechen?
Tommy mochte es überhaupt nicht, wenn man kritische Worte über seine Spielweise und -ausrichtung findet. Er meinte immer, dass man nicht durchblicken würde.

Wie würde sich Tino Vogel heute als Trainer der Ersten machen?
Das weiß ich nicht. Den Verein nach der ersten Saison zu professionalisieren, war eine richtige Entscheidung, trotz der 22 Punkte Vorsprung in der Oberliga. Die Punktausbeute von Vogel wäre wahrscheinlich nicht schlechter gewesen als die von Oral.

Was würde der Trainer Guido Schäfer (aktuell) anders machen?
Ich habe die A-Lizenz als Trainer, dürfte die also trainieren. Wird aber nicht passieren, denn Pacult hat mehr Ahnung als ich von Fußball und beschäftigt sich viel intensiver damit.
Ich hätte viel weniger Geduld mit einigen Spielern. Wenn einer fünfmal hintereinander Mist zusammenspielt, wäre er bei mir erstmal draußen egal was für ein Name auf dem Trikot steht. Pacult ist bei einigen Spielern unheimlich treu und bei manchen hat er gar keine Geduld. So hat jeder seine Eigenarten.

Welche Spieler würdest du jetzt holen?
Ein richtig guter Spieler kommt in der Winterpause nicht zu RB Leipzig.Warum soll er auch kommen? Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt.
Röttger war ein Glücksfall, wobei er auch noch Luft nach oben hat.

Wie schätzt du die Konkurrenten von RB Leipzig ein?
Kiel macht mir wirklich Sorge. Gegen die hat man zwar zu Hause nicht ganz unverdient gewonnen, aber die sind homogen. Eine gute Truppe, von der ich nicht denke, dass sie viele Spiele in der Rückrunde verlieren werden.
Die Mannschaften, die von Pacult und Canestrini trainiert wurden, haben in der Rückrunde immer viel dynamischer und besser gespielt als in der Hinrunde, weil dann erst das Training richtig greift.
Bei Rapid war es wohl so, dass im Februar/März die Mannschaft richtig in die Gänge kam, die zweite Luft bekommen hat und die Gegner förmlich überrollt hat.
Hoffen wir das mal.
Und wenn sie es nicht schaffen, dreht sich die Welt, zu aller Überraschung, auch weiter.

Kloppo bei RB - würde das passen?
Kloppo passt überall hin. Aber er wird nicht in Leipzig landen.
Davon abgesehen finde ich die Konstellation mit Peter Pacult gut. Er redet zwar nicht viel mit den Spielern, aber von der Grundidee, also schnell nach vorn auch schon im Training.

Freie Assoziation - Wir lassen die Säfte fließen

Wäre aus mir was geworden, wäre ich heute…
…Millionär und würde mit vielen Katzen und Hunden auf dem Land leben.

Zur monotonen Pressekonferenz gehe ich, weil…
…die nicht monoton ist, denn Schäfer bringt Stimmung rein! Wir machen dann eine Comedynummer draus mit wunderschönen Fragen von mir und sehr kurzen, meist trockenen Antworten vom Coach.

Meine interessantesten Momente als Sportjournalist waren...
…immer wieder die Interviews mit Klopp, obwohl man da auch nicht mehr alles abdrucken darf worüber wir quatschen. Und die WM in Südafrika, wo man von wildfremden Leuten nach den Siegen über England und Argentinien auf offener Straße beglückwünscht wurde nur weil man Deutscher ist.

Wenn ich mal groß bin, werde ich...
noch ein Buch schreiben über meine Erfahrungen als Mensch, Fußballer und Sportjournalist, was hoffentlich nicht nur meine Verwandten, Bekannten und Freunde kaufen.

RB Leipzig spielt 2012 gegen Chemnitz, weil...
Chemnitz die Klasse hält in Liga 3.

In fünf Jahren spielt RB...
Bundesliga.

Meine Vorsätze 2012:
Den Schlaf vor Mitternacht finden. Den hatte ich zum letzten Mal als ich fünf Jahre alt war.

Wir danken für das Interview.

Carsten, Roter Brauser und Arrmaniac

Teil 1: Tautologe Guido Schäfer im Interview

Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20120202-Guido-Schaefer-Interview-Teil2.html