FANBOYKOTT, PLATZVERWEIS, PUNKTVERLUST

Plauen - (20.10.2012) RB Leipzig kommt im Vogtland beim VFC Plauen nicht über ein gerechtes 1:1 hinaus, bleibt damit aber auf jeden Fall weiter an der Tabellenspitze. Doch die Formkurve zeigt im Moment leicht nach unten.


Wie hoch? Es war mal wieder eines dieser Spiele, bei dem im Vorfeld nicht die Frage nach dem Sieg, sondern die Frage nach der Tordifferenz im Raum stand. Der Gastgeber steckt in einer tiefen Krise. Sportlich, weil der letzte Sieg am 1. Spieltag gelang und das vergangene Wochenende das peinliche Pokalaus bei Landesligist Döbeln brachte. Aber auch in Sachen Finanzen und Ultras, die auf eigene Spieler losgegangen sein sollen, scheint es im Vogtland derzeit nicht zum Besten bestellt. Zudem sorgte Cheftrainer Dirk Berger, seit diesem Sommer im Amt, unter Woche mit einem MDR-Interview für Aufsehen, in dem er mit deutlichen Worten mangelnden Einsatz und Grüppchenbildung bei seinen Jungs beklagte und scharf gegen Ex-Trainer Hoßmang schoss.
Dass in Plauen derzeit der Haussegen schief hängt, ließ sich im Stadion schon vor Anpfiff erahnen. Der Fanblock blieb menschenleer, lediglich mit einem riesigen Banner mit der Aufschrift „Danke“ bestückt. Da auch von den Tribünen rein gar nichts in Sachen Stimmung kam, war es den 300 mitgereisten Leipzigern vorbehalten, an diesem Abend Party zu machen. Das gelang ordentlich, insbesondere „Die x-te Reihe tanzt“ machte Laune.
Zum Sportlichen:
Zum ersten Mal gefährlich wurde es in der 8. Minute, als Plauens
Thönelt nach einer Judt-Hereingabe unbedrängt gefährlich Richtung
eigenes Tor, letztlich aber bloß zur Ecke köpfte – der insgesamt
vierten schon zu diesem frühen Zeitpunkt. Fünf Minuten später
wurde es im Leipziger Strafraum erstmals brenzlig, als Müller den
Ball leichtfertig gegen Kai Zimmermann verliert, welcher rechts
vorbei schiebt. Dann wieder RB: Frahn taucht frei vor Person auf,
dreht sich noch einmal um die eigene Achse und schießt letztlich
bloß einen Gegenspieler an. Im Anschluss verflachte die Partie,
wofür jedoch die Phase nach der 30. Minute entschädigte. Nun ging
es Schlag auf Schlag.
32. Minute: Coltorti
leistet sich einen Fehler, nein, eher eine Überheblichkeit, wie man
sie von ihm bislang noch nicht zu sehen bekam. Er will einen Plauener
ausspielen, verliert den Ball, erobert ihn im letzten Moment aber
zurück. 34. Minute: Nun schlägt der VFC zu. Nach einer Ecke kann
ein Roter Bulle zunächst noch auf der Linie retten, doch der
Nachschuss von Kousal sitzt. Auf der Gegengerade machen sich zwei
Dutzend Fans lautstark mit „Scheiß Red Bull“ bemerkbar und die
Frage, wo denn eigentlich die Ultras abgeblieben sind, ist damit
beantwortet. 36. Minute: Frahn dreht sich in 18 Metern Torentfernung
und verwandelt links unten. Natürlich Frahn. Das achte Tor im achten
Spiel und das fünfte Tor gegen Plauen – im fünften Spiel. Die
Plauener Ultras mucken nochmals Richtung RB-Fanblock auf, geben dann
aber bis kurz vor Ende der Partie wieder Ruhe.
Nach der Pause
bekommt Torschütze Kousal, ähnlich wie Frahn in Halbzeit 1,
freistehend den Ball nicht aufs Tor. Es folgt die spielentscheidende
Szene: Der Stadionsprecher, ähnlich namensicher wie einst jener in
Markranstädt, rülpst unter großem Gelächter ins Mikrofon. Von RB
kommt im Anschluss nichts mehr. Ganz mieses Spiel des Gastgebers...
Tatsächlich
taucht kaum mehr ein Leipziger vor dem Plauener Keeper auf, jedoch
bleibt die Abwehr weiterhin anfällig für Großchancen. Kai
Zimmermann ist es, der eine solche kurz vor Schluss fast nutzen kann,
als er haarscharf eine Hereingabe verpasst. Hinten unsicher, nach
vorne einfallslos – die schwächste Saisonleistung der roten Bullen
und in Anbetracht der guten Möglichkeiten für den VFC ist das
Unentschieden am Ende gerecht. Kurz vor Abpfiff gehen Frahn, Kammlott
und Heidinger nacheinander die Nerven durch, wofür die ersten beiden
Gelbe Karten sehen und letzterer direkt vom Platz fliegt.
Vorausgegangen war ein hartes Einsteigen an der Seitenlinie, irgendwo
zwischen taktischem und Frustfoul einzuordnen, aber keinesfalls
rotwürdig. Nachdem Rockenbach gleich zu Beginn der Partie im
Mittelfeld von Recklet weggesenst wurde und dieser dafür bloß Gelb
sah, stimmte am Ende die Verhältnismäßigkeit nicht mehr.
Spielentscheidend war die Rote Karte für Heidi in der 93. Minute
aber sicher nicht. Der Schiedsrichter agierte über die gesamte
Spielzeit wenig souverän, wozu auch der mit dem Schlusspfiff
abgebrochene Nachschuss in der 96. Minute durch Kaiser zählte. RB
wurde sicher nicht verpfiffen, doch eine gerechte Bewertung der
Aktionen seitens des Schiedsrichters war das nicht.
Nach 90 Minuten
lag der Verdacht nahe, dass unsere Spieler den Gegner vielleicht doch
etwas auf die leichte Schulter genommen haben. Zu hilflos wirkte das
Anrennen in der zweiten Hälfte, als man wohl merkte, dass die
Gegenwehr größer war als eventuell erwartet und das Prinzip „Jeder
Schuss ein Treffer“, das noch beim 1:5 in der Saison 2011/12 galt,
diesmal außer Kraft gesetzt wurde – vor allem deshalb, weil es
einfach kaum Schüsse gab. Die Tabelle in der Regionalliga sieht
weiter gut aus, zumal Magdeburg aus Neustrelitz auch erstmal drei
Punkte entführen muss. 20 von 24 möglichen Punkten – da gibt es
wenig zu meckern. Für sich betrachtet waren Leistung und Resultat an
diesem Abend jedoch eine Enttäuschung. Wie hatte es Oral vor zwei
Jahren doch gleich formuliert: „Freitagabend in Plauen, das ist
natürlich kein Highlight“.
Benotet die Spieler im Notenthread!
Statistik:
VFC Plauen: Person - Landgraf, Wolf, Thönelt, Rupf - Kousal, Recklet, Schindler, M. Zimmermann - K. Zimmermann, Sajbidor (60. Schmidt)
RB Leipzig: Coltorti - Müller, Hohenender, Franke, Judt - Schulz (74. Heidinger), Ernst
(58. Röttger), Kaiser - Rockenbach - Kutschke (81. Kammlott), Frahn
Tore: 1:0 Kousal (34.), 1:1 Frahn (36.)
Zuschauer: 1.636 (rund 300 Leipziger)
Schiedsrichter: Jens Klemm (Gröditz)
Gelbe Karten: Recklet, M. Zimmermann, Rupf / Kaiser (1), Kammlott (1), Judt (2), Frahn (2), Ernst (3)
Rote Karte: Heidinger (90.)
Loch
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https://www.rb-fans.de/artikel/20121020-spielbericht-plauen-pre.html