IM FOKUS – ROCKE UND DER K&K STURM

Leipzig - (30.10.2012) Die eigentlichen Gewinner (die zentralen Mittelfeldspieler) der „Im Fokus“ Umfrage mussten aus aktuellem Anlass zurückstecken und für Kammlott das Feld räumen.


Zeitgleich war es dadurch möglich, auch den bereits schon häufiger an Zwei gesetzten Rockenbach unter die Lupe zu nehmen. Selbiger ähnelte in der Spielposition (hängend und rochierend) sogar etwas mehr dem gut aufgelegten Kammlott als sein seltener rochierender Sturmpartner Frahn. Im Schlussdrittel wurden zusätzlich die Daten zu Sturmtank Kutschke erfasst.
Ballberührungen
Schon anhand dieser recht einfachen Daten lässt sich gut die Entwicklung des Spiels an sich, als auch der Mannschafts- und Systementwicklung erkennen. Zum einen lässt sich sehr gut verfolgen, wie druckvoll das Spiel der Leipziger im Schlussdrittel wurde, zum anderen spricht der Vergleich der Gesamtwerte mit dem Derbyzahlen Bände, zumal dieses Spiel damals Bestnoten einheimste. Die Durststrecken, die die Rasenballer gegen Lok nach den Toren hinlegten, gab es diesmal (auch) mangels früher Tore nicht und so lässt es sich auch erklären, dass Kammlott mit satten 48 (zur Halbzeit 20) Ballkontakten den Derbybesten Kutschke (damals 33) klar schlagen kann. Dass diese Werte kein Einzelfall sind, zeigen Rockenbach (42 Kontakte in 82 Minuten, zur Halbzeit 22) und auch der eingewechselte Kutschke (20 Kontakte in 28 Minuten), wobei letzterer von der starken Endphase des Spiels und seiner Kopfballstärke profitierte, denn mit dem Kopf hatte Kutschke (8) in seinen 28 Einsatzminuten genauso viele Ballberührungen wie Rockenbach (4) und Kammlott (4) gemeinsam.
Pässe
Wiederum lohnt sich ein Blick aufs Lokspiel. Damals bester Stürmer war Kutschke mit 15 Pässen, kurioserweise gelang es selbst dem spät eingewechselten Dresdener, diesen Wert zu schlagen. Führend unter den Beobachteten war Rockenbach mit 32 Pässen (8 Fehlpässe), wobei er besonders auf kurze Distanz sehr passsicher war und sich dort nur ein Fehlpass leistete. Trotz der höheren Kontaktzahl, kam Kammlott auf „nur“ 28 Pässe (7 Fehlpässe) und damit auf die gleiche Passquote von guten 75%. Die Gründe für die geringere Anzahl an Pässen liegen in Kammlotts Spielstil begründet, der deutlich mehr auf Zweikämpfe aufbaut (siehe dazu unten). Auch Kutschke reihte sich in die 75% Passquote ein und kam auf 16 Pässe (4 Fehlpässe), einer leitete das 2:0 ein. Besonders hervorzuheben sind Kammlotts Torschussvorlagen, gerade in der ersten Halbzeit gab es kaum einen potenziellen Torversuch, der nicht über ihn lief, wenngleich die folgenden Abschlüsse oft verbesserungswürdig waren. Eine der schönsten Schussvorlagen des Spiels geht ebenfalls auf seine Kappe, als er in der 54. mit der Hacke für den heran rollenden Rockenbach auflegte.
Zweikämpfe
Auch hier wurde die recht hohe Latte (29) des umkämpften Derbys gerissen. Die damals schon gemachte Beobachtung, dass Kammlott kein Duell scheute, galt auch gegen die Herthaner. 32 Zweikämpfe führte der Ex-Erfurter, wobei er in der Zweikampfquote noch Luft nach oben hat, denn 18 verlor er. Viermal war er nur durch ein Foul zu stoppen, wodurch nicht nur zwei Karten für die Hertha resultierten, sondern auch zwei schöne Freistöße. Gänzlich anders zog Rockenbach sein Spiel auf. Mit nur 17 Zweikämpfen (11 verloren) agierter er gewohnt dirigierend und versuchte seine Gegner eher mit einem Pass (siehe oben) zu überwinden. Somit waren quasi beide Ausführungen einer zweiten Spitze auf dem Feld. Kammlott der Wühler, der versuchte aufzulegen oder durchzubrechen und Rockenbach der Dirigent, der das Spiel ordnete und sich zentral für Torschüsse anbot. Gewohnt zweikampfstark: Kutschke, der mit 13 Duellen (3 verloren) absolut im Rahmen war, gestützt natürlich durch seine Kopfballstärke (7/1).
Torschüsse
Durch seine hohe Anzahl von Torschussvorlagen kam Kammlott nicht dazu viel selber auf den Kasten von Sprint zu schießen, garniert mit Abseits und einer haarscharf verpassten Hereingabe von Rockenbach kam er auf lediglich zwei Torschüsse. Der Brasilianer hielt sich indessen gerne anpassbar im Rückraum auf, wodurch er auf insgesamt fünf Torschüsse kam. Besonders in der zweiten Halbzeit ließ er jedoch fast fahrlässig beste Chancen ungenutzt. Kutschke kam rein, schoss jedoch nicht aufs Tor.

Fazit
Kammlott Aufstellung stand auch im Zeichen einer spielerischen Entwicklung der Mannschaft. Die Daten zeigen, dass wir im Bereich Spielstärke deutlich zugelegt haben und Hertha zu fast allen Zeiten fest im Griff hatten. Nur selten wurde der Angriffsdruck gelockert, was zu großen Teilen auch am immens laufstarken und einsatzfreudigen Ex-Erfurter lag. Kann man ihm in Bezug auf die Generierung von Torchancen kaum Vorwürfe machen, so kann er in der offensiven Zweikampfführung und dem Zug zum Tor durchaus noch zulegen. Alles in allem sicher der auffälligste Offensivakteur, wenngleich seine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren, was aber auch an der Zielungenauigkeit von Frahn und Rockenbach lag. In Sachen Laufwege war das bereits sehr gut, besonders wenn man bedenkt, dass diese Sturmkombination unter Wettkampfbedingungen kaum Praxis hat. Hätte die Abseitsfalle der Berliner nicht so oft zugeschlagen bzw. der Mann an der Linie nicht so einen winkfreudigen Tag erwischt, hätte es durchaus schon früher klingeln können.
Rockenbach hat insgesamt einen soliden Tag erwischt. Die Anzahl der Torschüsse war beeindruckend, deren Verwertung eher weniger. Insgesamt würde ihm wohl etwas Konkurrenz nicht schlecht zu Gesicht stehen, um sein Maximum herauszukitzeln. Zeitweise fühlte man sich im Verbund mit Kammlott jedenfalls an ihre gemeinsame Zeit in Erfurt erinnert. Schade, dass sie ihre gegenseitigen Vorlagen nicht nutzen konnten.
Kutschke kam zu einem Zeitpunkt als die Leipziger die Schlagzahl nochmals erhöhten. Die totale Offensive, die man in der Folge entfachte führte letztlich zu dem mehr als verdienten Sieg. Insgesamt fiel es der Hertha schwer die zusätzlichen Offensivkräfte alle unter Kontrolle zu halten. Gut zu sehen am 2:0, wo man Frahn nicht mehr doppeln konnte, was dieser eiskalt ausnutzte. Kutschke mag ein unauffälliges Spiel gemacht haben, statistisch gesehen war er jedoch der einzige der Beobachteten, der an einem Tor beteiligt war und hatte (auch Dank der späten Drangphase) nicht nur die meisten Ballkontakte pro Minute, sondern auch die besten Zweikampfwerte und die meisten Pässe pro Minute der drei „im Fokus“ befindlichen Spieler.
Rumpelstilzchen
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