IM FOKUS - MORYS UND SCHULZ: DIE AUSSENPOSITIONEN DER RAUTE

Leipzig - (04.03.2013) Nach der Beobachtung von Karikari gegen Neustrelitz war es nun an der Zeit einen Blick auf die offensiveren Außenpositionen des Mittelfels zu werfen. Im Vergleich zur Hinrunde, bedingt auch durch den Ausfall Kaisers agieren die Außenmittelfeldspieler nun offensiver als ihr zentraler Partner.


Getreu dem lateinischen Sprichwort an der Leipziger Rathausuhr war es sicher, dass Mor(y)s irgendwann spielen würde, nur die Stunde war ungewiss. Das es nach Röttgers Auflaufen gegen Neustrelitz und Fandrichs mutmaßlicher Poleposition für das Derby nun ihn treffen sollte, war dennoch ein wenig überraschend. Daneben gab es wie gewohnt Schulz zu sehen, der solide auftrat, ohne herauszustechen.
Ballkontakte
Hier lagen die beobachteten Kicker über den Werten vom Saisonbeginn, jedoch deutlich unter denen vom Topspiel gegen Cottbus. Wobei die rechte Seite etwas stärker war (auch ein wenig bedingt durch das gemeinsame Auflaufen von Morys (dann im Sturm) und Röttger zwischen der 70. Und 78 Spielminute, wobei Morys in dieser Zeit 4 Ballkontakte hatte), was seinen Ursprung in der kombinationssicheren und offensivstärkeren rechten Seite hatte. So kamen Morys und Röttger zusammen auf 73 Kontakte (59+14), während Schulz und Ernst nur 63 (57+6) für sich verbuchen konnten. Dies liegt gut zwischen Kaisers Eckdaten (59 gegen Union – 98 gegen Cottbus) und passt durchaus auch auf die Leistung der Rathenower, die besonders in der ersten Halbzeit defensiv solide standen.
Pässe
Auffällig in der neuen Marschrute waren die versuchten Steilpässe, um die massiert stehenden Rathenower zu knacken, meist über die Köpfe hinweg (zumal auch im gesamten Spiel deutlich war, dass die Leipziger die Lufthoheit inne hatten). Einer dieser Pässe führte dann auch zum Ausgleich, als Morys nach einem Einwurf an der Mittellinie den immer wieder sehr offensiv agierenden Müller einsetzte. Insgesamt spielen die Positionsinhaber 113 Pässe (Morys 48, Röttger 11, Schulz 51, Ernst 3), davon waren 24 Fehlpässe, was eine Passquote von 78,8% (Morys 75%, Röttger 81,8%, Schulz 82,4%, Ernst 66,6%) bedeutet. Morys etwas abfallende Quote lag besonders an der ersten Hälfte, in der er einige recht unpräzise öffnende Pässe spielte (5), während nur ein Pass dieser Art sein Ziel erreichte, dafür aber zu besagtem Ausgleich führte. Dazu standen Morys und Röttger in Halbzeit zwei höher als ihre linksseitigen Partner und waren deutlich offensiver eingestellt. Deutlich wird dies am geringeren Anteil von Sicherheitspässen (also Horizontal- bzw. Rückpässe ohne Gegner in Ballreichweite), während Morys und Röttger nur 23,7 % ihrer Pässe so spielten, waren es bei Schulz/Ernst 33,3%. Die eingangs erwähnten Steilpässe (zzgl. einiger Flanke und anderer Vertikalpässe) machten 20,4% aller Pässe aus (23 – Morys 12, Schulz 8, Röttger 3), also ein deutlich höherer Anteil im Vergleich zum Spiel gegen Cottbus, wo es lediglich 26 von 214 Pässen waren (12,1%). Trotzdem bedarf es bei dieser Strategie, noch besserer Abstimmung im Team, da sie nicht nur von der Passgenauigkeit (8 von 23), sondern auch maßgeblich vom Verständnis mit der Offensive lebt.
Zweikämpfe
51 Zweikämpfe (22 verloren, 56,9%) bestritten die beobachteten Spieler, wobei Morys mit 25 und Röttger mit 9 Zweikämpfen herausragten (Schulz 13, Ernst 4). In Sachen Zweikampfbilanz dreht sich jedoch dieses Bild, während Morys lediglich 48% gewonnene Zweikämpfe aufweist, waren alle anderen erfolgreicher: Ernst 50 %, Röttger 66,6%, Schulz 69,2%. Dies lag nicht zuletzt an den vielen Offensivduellen (6/7), die Morys führte, wobei einige seiner Vorstöße am jeweils zweiten Rathenower scheiterten.
Weitere Auffälligkeiten waren die geringe Anzahl von Defensivzweikämpfen (insgesamt 4/3, zum Vergleich 33/11 gegen Cottbus, bei insgesamt drei Positionen), was der defensiven Ausrichtung der Rathenower geschuldet war. Sowie die weitestgehende Kopfballhoheit im Mittelfeld (insgesamt 6/3), welche auch bei den beiden Toren zur Geltung kam und auch auf die geringe Körpergröße der Optiker zurückzuführen ist. Im Detail waren die Zweikampfwerte:
Morys defensiv (3/2), Kopf (1/2), offensiv (6/7), gefoult/Fouls (2/2)
Schulz: defensiv (0/0), Kopf (5/1), offensiv (3/3), gefoult/Fouls (1/0)
Röttger: defensiv (0/0), Kopf (2/0), offensiv (2/3), gefoult/Fouls (2/0)
Ernst: defensiv (1/1), Kopf (1/0), offensiv (0/0), gefoult/Fouls (0/1).
Torschüsse
Auch hier tat sich besonders Morys hervor, der sich an vier Torschüssen versuchte, wovon jedoch drei geblockt wurden, ein weiterer ging drüber. Zudem versuchten die Einwechsler Röttger (1) und Ernst (2) aufs Tor von Subke, jedoch mit dem gleichen Resultat. Einzig der diesmal sonst offensiv recht unauffällige Schulz konnte zählbares für sich verbuchen und köpfte vor dem Ausgleich an die Latte, den Abpraller verwandelte Rocke. In Sachen Torschussvorlagen tat sich besonders der offensivere Morys hervor, der mehrfach auflegte. Seine Vorlage für Rockenbach in der 56. Hätte auf alle Fälle ein Tor verdient.
Fazit
Noch läuft nicht alles rund, nach der Umstellung von Dreierreihe auf echte Raute, aber im Vergleich zum Neustrelitzkick war eine Entwicklung sichtbar. Wobei nicht vergessen werden sollte, dass Rathenow stark ersatzgeschwächt anreiste und die Defensive kaum forderte (und trotzdem ein Tor erzielte). Während Karikari sich weiter ins Team fand, wurde auf anderen Positionen ordentlich rotiert, was ein Offensivspiel mit deutlicher Rechtsauslage zur Folge hatte. Die beobachteten Außenpositionen der Raute hatten mit dieser schiefen Schlachtordnung manchmal ihre Probleme, teils wurde versucht, auf zu engem Raum zu kombinieren, teils liefen die Steilpässe reihenweise ins Leere. Für Morys war die Position im rechten Mittelfeld ebenso ungewohnt wie einst für Kammlott, mit teilweise ähnlichen Folgen (recht offensive Spielanlage, zu viele Abwehrspieler, um einen 1:1 Durchbruch erfolgreich zu gestalten). Schulz kam mit der Grundordnung besser zurecht, hatte jedoch durch die Rechtsauslage geringere Spielanteile. Röttger fügte sich gut ein, kam aber zu einem Zeitpunkt als Rathenow schon die Puste ausging. Sein kurzes Zusammenspiel mit Morys war durchaus ansehnlich, könnte Zukunft haben. Ernst kam dann spät und sollte das Ergebnis absichern, was ihm keine große Mühe bereitete, so dass er sogar kurz offensiv in Erscheinung trat.
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