IM FOKUS – ROCKENBACH UND DAS PRESSING DER OFFENSIVE

Leipzig - (29.04.2013) Mit brasilianisch müheloser Leichtigkeit setzte sich Rockenbach in der "Im Fokus" Umfrage durch. Trotzdem musste er sich ordentlich "strecken", denn nach Neugersdorf landete der "Unterschiedspieler" wieder einmal auf Zornigers Prüfstand, der gestern jedoch mit Sonderlob aufwartete.


Dieses Lob hatte sich Rockenbach mit einer engagierten Leistung durchaus verdient. So sortierte er sich defensiv vorbildlich in die Mittelfeldreihe ein und schuf so eine Mittelfeldviererkette oder presste gemeinsam mit den Stürmern die gegnerische Innenverteidigung. Auch offensiv gab es einiges an Schauwerten, auch wenn ihm ein Tor ungerechtfertigterweise verwehrt blieb.
Ballberührungen
Lediglich 40 Ballberührungen hatte Rockenbach, was in einem offensiv geführten Spiel für einen 10er kein wirklich herausragender Wert ist (zum Vergleich 42 Berührungen beim Hinspiel gegen Hertha BSC II). Die Problematik lag dabei zu gleichen Teilen an der Gesamtspielanlage wie an Rockes Defiziten. So kam es vor, dass er bei den langen Bällen zu weit weg von Standardabnehmer Kutschke war, um den Pass bzw. den zweiten Ball zu gewinnen. Dazu verfügen andere Spieler für solche Situationen aktuell über eine bessere Auffassungsgabe (und auch Laufbereitschaft). Daneben war es Rocke nicht möglich, bei Defensivzweikämpfen selbst den Ball zu gewinnen, obwohl er einige Male im Verbund entscheidend dazu beitrug. Daher lief das Spiel ab und an ein wenig über ihn hinweg, wenn er aber mit dem Ball am Fuß seine Offensivstärke aufblitzen ließ, dann konnte es brandgefährlich werden. So zu beobachten bei seinem ersten Torschuss (4.), vor dem 3:0, oder bei Kutschkes Chance in der 58. Minute.
Pässe
30 Pässe gab Rocke ab und kam dabei auf eine Quote von 70%, was seine Passsicherheit unterstreicht, zumal nur wenige davon Sicherheitspässe waren. Besonderen Schauwert hatten die lange vergessen geglaubten Doppelpässe, z.B. mit Kutschke Mitte der ersten Halbzeit oder mit Fandrich vor dem sehenswerten 3:0. Verbesserungspotenzial besteht weiterhin bei den langen Bällen in die Spitze oder Flanken, hier erreichten nur zwei von sechs ihr Ziel. Im Einzelnen:
Sicherheitspässe (5/0), Kurzpässe (13/4), Langpässe (2/4), Kopfpässe (1/1)
Zweikämpfe
21 Zweikämpfe bestritt unser Edeltechniker, was gemessen an der Zahl der Ballberührungen ein guter Wert ist und maßgeblich auf drei Säulen ruht: 1. Dem Grunddrang Rockes mit dem Ball am Fuß auch mal einen Gegenspieler auszuspielen. 2. Für seine Verhältnisse gutes Pressingverhalten, wenngleich die Defensivzweikämpfe ausbaufähig waren und 3. dem Umstand, dass er recht häufig gefoult wurde (siehe 1.). Mit nur 42,9% gewonnenen Zweikämpfen ist hier der nächste "Step" (O-Ton Zorniger) in der Entwicklung bereits vorgegeben. War die Laufbereitschaft bis auf ein paar Ausnahmen heute gut, so trennen Rocke in der defensiven Zweikampfführung noch Welten von Schulz oder Kaiser, hier muss er noch cleverer werden. Offensiv war dies bei vier gewonnenen Duellen und vier gezogenen Fouls schon recht solide, hier kann sich beispielsweise ein Kammlott einige Scheiben abschneiden. Im Detail waren die Zweikampfwerte:
offensiv (4/4), defensiv (0/5), Kopf (1/3), gefoult/Fouls (4/0)
Torschüsse
Drei Torschüsse, eine direkte Torschussvorlage (für Kutschke, 58.) und die schöne Einleitung des 3:0 standen am Ende hier zu Buche. Seine erste Torchance im Spiel (4.), bei dem er an Tischer scheiterte, hätte bereits ein Tor verdient. Sein Freistoß in der 37. war sogar drin und auch sein Außennetzschuss in Halbzeit zwei war durchaus sehenswert. Hier gibt es wenig auszusetzen und wenn, dann nur, dass Rocke aus dem Spiel heraus ein bisschen mehr Zielwasser benötigt.
Fazit
Zuvorderst muss ich nochmal die Lauf- und Pressingbereitschaft Rockes loben. Hier hat er nach dem erneuten Denkzettel der frühen Auswechslung in Neugersdorf sehr gut gearbeitet und trat genau richtig gegen den FCM auf. Auch in der Offensive gab es brasilianische Momente, wo ihm zu einer sehr guten Vorstellung nur das nötige Glück fehlte. Die Kurzpasssicherheit und die offensive Zweikampfstärke waren ebenfalls ordentlich. Trotzdem gab und gibt es weiter Verbesserungspotenzial: das Pressing muss noch zielgerichteter/intensiver werden und in Defensivzweikämpfen sollte er von der Cleverness seiner Mittelfeldkollegen lernen. Dazu kann er offensiv natürlich noch präsenter werden. Alles in Allem aber eine Vorstellung die Lust auf die anstehenden Spiele macht, wo wir einen Rocke, der sich "streckt", benötigen!
Angriff ist die beste Verteidigung – Der Sturm presst den Saft aus den Magdeburgern
Selten hat diese alte Weisheit besser gepasst als zum gestrigen Kick gegen die Bördestädter. Nachdem ich zwei Tage vor dem Spiel gebeten wurde, doch einmal das Defensivverhalten unserer Stürmer (inklusive Rocke) unter die Lupe zu nehmen, sollen hier nun ein paar Worte dazu folgen. Auch wenn dies dank des sehr guten Spiels gegen den FCM natürlich auch ein wenig "schief" ist, denn gegen Torgelow war diese Art des Spiels nicht nötig und davor haben wir sie in der Rückrunde nicht in dieser Konsequenz abgerufen. Durchaus möglich, dass das Herzschlaghalbfinale in Neugersdorf als neuerlicher Weckruf wirkte, die Attraktivität des FCM und die Mahnungen von Zorniger taten dann ihr übriges.
Auffälligster Punkt war sicher der Dauerdruck, den unsere Offensivkräfte auf das Aufbauspiel des FCM entfachen sollten. Dies begann bereits bei den Innenverteidigern, die oft sehr gekonnt angelaufen wurden, um die Passwege in Richtung Offensive zuzumachen. Im Idealfall gipfelte dies in einen Rückpass zu Tischer, der ohne Anspielstation einen weiten Abschlag auspacken musste, oder gar selbst angelaufen wurde. Hier zeigte Kutschke seine ganze Stärke, da er über exzellente Laufwerte verfügt und als heranrollende Dampfwalze den Gegner schon ohne Zweikampf zu Fehlern zwingen kann. Aber auch Frahn verdient ein Sonderlob. Seine Laufleistung war herausragend und im Vergleich zu Saisonbeginn hat er sich darin auch stetig gesteigert.

Rockenbach, Frahn und Kutschke zwingen den FCM zum Seitenwechsel, Szene aus der 32. Minute
Rockenbach hatte es da schon etwas schwerer. Er presste nicht so konsequent und war natürlich durch seine tiefere Position ab und an auch Teil der Mittelfeldreihe, die den Nutzen aus dem Pressing schlagen sollte, indem sie den zweiten Ball gewinnen sollte (defensiv, wie auch teils offensiv). Dazu war er auch als "freies Radikal" stets bemüht, den freien Raum zwischen den Magdeburgern zu besetzten, der jedoch nicht immer gut bespielt wurde, da im Spielaufbau gern auf Bälle in die Spitze oder Außenbahndurchbrüche gesetzt wurde.

Frahn läuft an, Kutschke lauert auf den Abschlag, Rocke presst nicht mit, Szene aus der 44. Minute
Ein weiterer Punkt, der im Verbund zu einigen Ballgewinnen führte war der Druck, welcher bei Einwürfen der Gäste aufgebaut wurde. Wobei es sich hier um Standards handelt, die bereits früher gut zu sehen waren und zum Repertoire vieler Mannschaften gehören. Erhielt der FCM einen Einwurf, so sorgten der ballnahe Stürmer (dies wechselte dank vieler Rochaden stets) und Rocke für die Doppeldeckung. So ich mich recht erinnere, gingen dem 1:0 zwei solcher Einwürfe voraus, die an der Mittellinie von Frahn und Rocke mit erobert wurden.

Idealformation der Offensive bei Einwurf im Halbfeld (ohne Abbildung eigener Mittelfeldspieler)
Auch wenn der FCM einmal den Ball ins Mittelfeld gebracht hatte, lauerten die Stürmer und Rocke nicht nur auf den Ball. Hier wurde recht konsequent die Mittelfeldreihe unterstützt, indem sich Rocke zurückfallen ließ und der ballnahe Stürmer versuchte Rückpässe zu unterbinden, indem er Gegenspieler in den Deckungsschatten nahm. Auch das grundsätzliche Verschieben klappte meist gut. Andererseits eröffnete gerade dies dem FCM „die“ Möglichkeit RB zu knacken und die hieß diagonale Wechsel. So konnte der FCM einige Male 1:1 Situationen erzwingen, die aber meist bravourös (Judt!) gelöst wurden.
Fazit
Das Dauerpressing zermürbte die Magdeburger, die so zu vielen Fehlern im Aufbauspiel gezwungen wurden. Beispielhaft dafür einer der ersten Zweikämpfe Röttgers, der durch seine bloße Anwesenheit seinen Gegenspieler verunsicherte und so einen Einwurf provozierte. Im Mittelfeld war das Verschieben und die zweikampfstarke Dreierreihe der Schlüssel zu Überzahlsituationen und damit Ballgewinnen und im Sturm waren die Dauerläufer dafür zuständig den FCM nie zur Ruhe kommen zu lassen. Kutschke mit seinen enormen Kopfballfähigkeiten (Antizipation, Sprungkraft) sorgte zudem dafür, dass die eigentlich ebenfalls kopfballstarken Domstädter weder aus eigenen noch aus RBL Abschlägen oder weiten Bällen große Gewinne erzielen konnten.
Rumpelstilzchen
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