Zorniger hatte die Qual der Wahl: Entweder den Spielern nach dem aufreibenden Pokalfight gegen den CFC eine Pause gönnen und sie zeitgleich vor Verletzungen schützen, oder in voller Montur Jena Paroli zu bieten, um für die kommenden Aufgaben in Form zu bleiben. Er entschied sich für die Pokalsiegerelf und damit dafür, das Aufstiegssüppchen weiter auf heißer Flamme kochen zu lassen – es sollte ein rassiger Sommerkick werden.

Der Anpfiff war noch nicht ganz auf dem Ernst Abbe Sportfeld verhallt, da klingelte es schon im Kasten der Leipziger. Coltorti verschätze sich beim Herauslaufen und Trytko konnte die Kugel unbedrängt im Tor unterbringen. Aber mit Rückständen haben unsere Bullen ja so ihre Erfahrungen und starteten sogleich wilde Angriffe. Bereits in der fünften Spielminute führte eine Kombination der Ex-Erfurter Rockenbach und Kammlott zum verdienten Ausgleich – Chippys drittes Saisontor, alle in der Rückrunde. Beide Teams schenkten sich nichts, blieben jedoch defensiv eher ausbaufähig. Offensiv gab es aber ein Feuerwerk für die XXX Zuschauer.

In der 25. Minute war es Schulz, der RB in Front bringen sollte. Ein Jenenser rutschte weg, Schulle konnte unbedrängt in den Strafraum ziehen und Berbig ausschauen. 1:2 und der Beweis für die fantastische Saison des Hannoveraners. Zehn Minuten später krönte Kammlott frühzeitig seine Leistung im "Privat-Derby" und erzielte nach ganz starker Vorarbeit von Röttger das 1:3. Wer an eine Vorentscheidung glaubte, der sollte sich getäuscht sehen. Beide Teams mit eher sommerlichen Abwehrreihen. So auch bei RB in der 41. Spielminute, als der FCC frei kombinieren konnte und Shalas Flanke den Kopf von Peßolat fand, so ging es mit einem verdienten 2:3 für RB in die Pause, es hätte aber auch durchaus 4:5 stehen können.

Ohne Wechsel ging es aus der Kabine – dafür aber vielleicht mit dem Wissen um die Führung von Lotte. Die Messestädter blieben spielbestimmend, in Sachen Tore war es aber nicht ganz so aufreibend im Paradies. Trotzdem war es Jena, das nach einer schlafmützigen Einlage unserer Abwehr dem Spiel die erneute Wende gab. Der starke Shala legte für Trytko auf, der Coltorti erneut keine Chance ließ (60.). Beide Teams blieben gefährlich, Kutschke setzte einen Kopfball denkbar knapp über das Tor, Riemer zielte unbedrängt über Coltortis Kasten.

In der 73. Minute gab es dann Elfer für unsere Leipziger, natürlich hatte ihn der agile Kammlott herausgeholt. Rocke griff sich die Kugel und behauptete sie gegen Kutschke, der ebenfalls antreten wollte. Der Brasilianer schickte Berbig ins falsche Eck, verwandelte sicher und ging promt für Morys vom Feld. Der Winterneuzugnag ließ sich nicht lange Zeit, um ins Spiel zu finden und zirkelte nur sechs Minuten später einen 30 Meter Schuss gekonnt über den zu weit vorn stehenden Berbig zum 3:5 für die Rasenballer. Wer dachte, das wäre die Entscheidung hat wohl den bisherigen Verlauf des Spiel verschlafen. Nach ein paar sinnfreien Karten war es Heidinger (mit seiner fünften Verwarnung), der dem FCC eine gute Freistoßchance ermöglichte. Der anschließende Klärungsversuch von Müller ging über Coltorti ins Netz - 4:5. Gleich im Anschluss hatten die Thüringer sogar die Chance zum Ausgleich. Es sollte jedoch beim knappen Sieg des Meisters bleiben, wobei die Nachspielzeit ohne Heidinger stattfand, der mit Gelb-Rot den Platz in der 90. verlassen musste.

Fazit: Mit einem Unentschieden hätten beide Serien halten können. RB trat jedoch zumindest offensiv in Relegationsform auf und bereitete Jena die erste Heimniederlage in der Liga seit Dezember 2011. Damals durch den späteren Relegationsaufsteiger aus Regensburg - was wir durchaus als gutes Omen auffassen dürfen. Die Ex-Erfurter und besonders Kammlott wirbelten in diesem "Privat-Derby" ordentlich durch die Abwehr von den Kernbergen, aber auch Jena hatte zu oft leichtes Spiel in der Bullenhälfte. Ein Sommerkick, der jedoch den richtigen Ausgang fand und offensiv gut in das Bild der letzten Wochen passt. Defensiv muss man gegen Lotte natürlich deutlich sicherer auftreten als in den letzten zwei Spielen.

Derweil führt Lotte in der Regionalliga West, mit einem Sieg gegen Essen würden sie als Meister und somit Relegationsteilnehmer feststehen. Alles ist angerichtet für das Hinspiel in zehn Tagen in unserer Arena. Bis dahin wartet im Ligafinale noch der Berliner AK mit dem neuen U19 Trainer Jens Härtel auf unsere Jungs!

Morgen folgt ein Augenzeugenbericht aus dem Paradies.

Statistik zum Spiel:
FC Carl Zeiss Jena:  Berbig (C) – Giebel, Dvorschák, Grösch (78. Brinkmann), Schulte – Schmidt, Riemer, Schlosser (66. Six) – Peßolat – Trytko, Shala
RB Leipzig: Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Heidinger – Röttger (C) (66. Fandrich), Kaiser, Schulz (82. Ernst) – Rockenbach (75. Morys) – Kammlott, Kutschke
Tore:  1:0 Trytko (01.), 1:1 Kammlott (05.), 1:2 Schulz (25.), 1:3 Kammlott (34.), 2:3 Peßolat (41.), 3:3 Trytko (60.), 3:4 Rockenbach (74.) FE, 3:5 Morys (81.), 4:5 Müller (85.) ET
Zuschauer: 5.544 (ca. 600 Leipziger)
Gelbe Karten: Giebel, Shala, Berbig, Riemer / Franke (6), Kutschke (4), Schulz (3)
Gelb-Rote Karten: Heidinger (90.)

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Rumpelstilzchen

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