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30. Spieltag 1. Bundesliga
Samstag, 20.04.2024, 15:30 Uhr
Ort: Voith-Arena
1. FC Heidenheim
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DIE PREISERHÖHUNGEN ZUR KOMMENDEN SAISON - EIN KLASSISCHES EIGENTOR

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Leipzig - (07.06.2013) RB Leipzig erhöht die Ticketpreise und schafft Ermäßigungen dabei ab. Das ist nicht zu Ende gedacht, schlecht getimt und sozial ungerecht.

RB erhöht zur kommenden Saison die Preise, sowohl für Dauerkarten als auch für Tagestickets. Das ist aus mehreren Gründen berechtigt. Zum einen spielen wir nach dem so herbeigesehnten Aufstieg nun eine Liga höher, was bei jedem anderen Verein der Welt ebenfalls zu höheren Ticketpreisen führen würde. Zum anderen waren die bisherigen Preise extrem zuschauerfreundlich - bei den Vollzahlern hat sich RB den anderen Drittligavereinen angepasst (siehe unten). Man hätte die "Anpassung", wie es so schön heißt, sinnvoll erklären können. Stattdessen feuert die Marketingabteilung der roten Bullen nur drei Tage nach dem Aufstieg eine lieblose Erklärung heraus, die wie ein Schnellschuss wirkt, nicht weiter begründet wurde und in manchen Details gewaltig stinkt.

Stichwort: Ermäßigungen

Dass RB Leipzig ermäßigte Tickets - selbst für die günstigste Kategorie - abschafft, dürfte im deutschen Profifußball einmalig sein. Ein Vergleich mit den anderen Drittligisten zeigt jedenfalls, dass es dort mindestens für die Stehplätze, in der Regel aber auch für die Sitzplätze, Ermäßigungen gibt. Die günstigste Dauerkarte bekommt man bei RB daher für 136 Euro. Das toppt nur ein Verein: Die Stuttgarter Kickers liegen noch einen Euro drüber. In Halle geht's zwar bei 150 Euro los - allerdings greift hier ein spezielles System: Je mehr Fans sich eine Dauerkarte zulegen, desto weniger bezahlt der Einzelne. Die 150 Euro sind daher lediglich ein Anfangswert, der sich noch nach unten bewegen kann.

Nun argumentiert RB ja damit, dass es sich um ein modernes Stadion mit Sitzplätzen handelt. Das ist beides richtig und insbesondere die Größe des Stadions mit den damit einhergehenden Betriebskosten sind ein nur schwerlich von der Hand zu weisendes Argument. Aber wie werden die Sitzpläte im Fanblock denn in der Praxis genutzt? Richtig. Im Prinzip erleben wir bei RB nun das, wovor die Fans zahlreicher anderer Vereine stets warnen, wenn Politiker nach irgendwelchen Pyroshows mal wieder mit populistischen Forderungen nach einer Abschaffung der Stehplätze in den Ring treten. Dass Vereine dies zum Anlass nehmen, an der Preisschraube zu drehen und dies mit der Existenz von vermeintlich höherwertigen Sitzplätzen zu rechtfertigen, ist dabei die Befürchtung. Ich vermute mal, mindestens der halbe Sektor B würde lieber heute als morgen die Sitzschalen aus dem Stadion werfen.

Stichwort: Soziale Verantwortung

RB ist ein Marketingkonstrukt - keine Frage. Das sollte die Handelnden jedoch nicht davon abhalten, in gewissen Bereichen Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch der soziale. Schön, wenn man immer wieder betont, wie sehr einem die Stadt und die Menschen am Herzen liegen. Schön, dass in Kindergärten und sozialen Einrichtungen Freikarten verteilt werden. Schön all die anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen, seien es Benefizspiele oder Bekenntnisse gegen Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung. In all diesen Bereichen hat sich RB in den vergangenen Jahren gut positioniert. Zyniker vermuteten dahinter die bloße Absicht, sich das eigene Image gewaltig aufpolieren zu wollen. Und leider scheint ihnen die aktuelle Preispolitik in die Karten zu spielen.

Wie kann man nur auf die Idee kommen, Ermäßigungen abzuschaffen, in allen Bereichen? Abgesehen vielleicht von einigen "liberalen" Kreisen gehört es ja wohl zum grundlegenden Gerechtigkeitsempfinden, dass Menschen, die (deutlich) weniger besitzen als andere - also zum Beispiel Arbeitslose, Schüler, Studenten, Leipzig-Pass-Inhaber und und und - nicht ganz so tief in die Tasche greifen müssen, um an gesellschaftlichen Veransaltungen, wozu Fußball trotz aller Kommerzialisierung im Profibereich zweifelsfrei zählt, partizipieren zu können. Beim HCL sagt man offen, dass dort die Besserverdienenden die Geringverdiener in Sachen Eintrittspreisen subventionieren. So läuft das eigentlich immer. In welchen Ausmaßen so etwas noch als gerecht empfunden wird und wie man eigentlich die Grenze zieht, ab wann ein Mensch ermäßigungsberechtigt sein sollte, ist eine andere Frage. Ermäßigungen komplett abzuschaffen, dürften jedoch nur die wenigsten als gerecht empfinden. Und das in einer Stadt wie Leipzig, die bundesweit als "Armutshauptstadt" des Landes verschrien ist. Gerade für die Einkommenssituation vieler Menschen in dieser Stadt scheint RB gerade jegliches Gespür abzugehen. Oder noch schlimmer: Es ist den Verantwortlichen vielleicht einfach egal.

Stichwort: Mieses Marketing

Bundesligavereine verkaufen am Tag nach einem großen Triumph schon Meister-T-Shirts oder ähnliches an ihre Anhänger, um Kasse zu machen, RB nutzt die Aufstiegseuphorie, um die Preise für die Dauerkarten der kommenden Saison bekannt zu geben. Aus Marketingsicht ist das verständlich, man könnte auch sagen: Professionell. Die Ausführung jedoch ist dilettantisch. Wie eingangs erwähnt ist eine Anhebung nachvollziehbar und bewegen sich die Preise generell nun auf Drittliganiveau. Das kann man jedoch nicht isoliert betrachten, weder von den bisherigen Preisen noch von einem psychologischen Aspekt, den Marketingexperten eigentlich mit einkalkulieren sollten. Wenn man die Leute in der Saison zuvor noch für zehn Euro auf die Haupttribüne lässt, dann aber verdoppelt; wenn man Ermäßigungen, insbesondere auch auf Dauerkarten, komplett abschafft, wodurch sich gar Steigerungen von mehr als 100 Prozent ergeben - dann muss man das erstens überhaupt erstmal begründen und zweitens auch gut. Bei RB scheitert es dieser Tage leider schon am Ersten. Die Fans bekommen eine exorbitante Anhebung ihrer Tickets hingeworfen - natürlich reagieren diese zunächst mit Frust, Unverständnis, Wut. Auch weil damit scheinbar ausgehandelte Vereinbarungen mit den OFCs über den Haufen geworfen werden (was genau da dran ist, zeigen hoffentlich die nächsten Tage).

Wäre es so schwer gewesen, von Anfang an darauf hinzuweisen, dass man in den Sektoren B und D noch immer günstig Fußball in einem modernen Stadion sehen kann? Oder eben, dass sich die Preise nun auf Drittliganiveau bewegen? Stattdessen hofft man, vermutlich in einem Anflug maßloser Naivität, dass der gemeine Konsument das in all der Vorfreude auf die dritte Liga schon einfach so schlucken wird. Doch wenn insbesondere die vergangenen Wochen eines gezeigt haben, dann ja wohl, dass sich die Fans von RB nicht wirklich von denen anderer Vereine unterscheiden - und man sich auch von einem Verein, in dem es an Mitbestimmungsrechten durch Mitgliedschaft mangelt, nicht alles gefallen lassen wird. RB mag das Konstrukt von Red Bull sein, doch würden wir Leipziger Fans dieses nicht annehmen, wäre es zum Scheitern verurteilt. Und das gibt auch uns eine gewisse Macht, auch wenn sie formal nicht existieren mag. In den Köpfen der Verantwortlichen scheint das aber noch nicht angekommen zu sein. Und noch einmal: Acht Euro für das günstigste nicht ermäßigte Ticket in diesem Stadion in dieser Liga sind okay. Ebenso verhält es sich mit den Preisen für die Haupttribüne. Dass man jedoch gefühlt vor einer Woche noch supergünstig ins Stadion kam und nun - was die günstigsten Tickets angeht - mehr blechen muss als bei fast jedem anderen Drittligisten - das kann man nicht einfach mal so durchziehen, sondern muss man gut begründet kommunizieren. Dass man Fans nicht täglich als die "besten der Welt" bezeichnet und ihnen kurz darauf das - sei es nun berechtigte oder unberechtigte - Gefühl gibt, die Melkkuh zu sein, das hätte einem angeblich so professionell geführten Verein wie RB Leipzig doch eigentlich klar sein müssen.

Stichwort: Fans

Was haben wir uns alle darüber gefreut, wie gut die Stimmung an manchen Spieltagen in unserem Stadion war, wie die Fanszene stärker zusammenwächst, und was hat uns nicht zuletzt der Aufstieg für einen Schub an Euphorie beschert. Die Aufstiegseuphorie und die Freude auf kommende Gegner sind mit Blick auf die neuen Preise für manche nun erst einmal dahin. Wobei hier wie gesagt eher psychologische sowie marketingdesaströse Gründe denn wirklich rationale eine Rolle spielen. Viel gravierender könnten die Auswirkungen auf die Fanszene bei RB Leipzig sein.

In Spielen wie gegen Lok, aber auch in der Relegation gegen Lotte hat man es immer wieder gemerkt. Füllt sich Sektor B besonders stark, treibt es jene Leute dahin, die sonst vielleicht überhaupt nicht im Stadion vorbeischauen, und leidet die Stimmung spürbar unter dieser ungewohnten Zusammensetzung. Jeder im Stadion ist für die Atmosphäre darin verantwortlich, aber ganz besonders kommt es nun einmal auf das Zentrum an, welches sich in Block 28 direkt hinter dem Tor befindet. Dort müssen sie stehen, die enthusiastischen Anfeuerer, die 90 Minuten Gas gaben, sei es beim Spielstand von 2:0, 0:0 oder 0:2. Gerade bei den genannten Spielen hat man jedoch unzählige Zuschauer dort erblickt, selbst nah am Capopodest, die nicht gewillt waren, sich am Support zu beteiligen. Das ist ihr gutes Recht, damit waren sie in Block 28 jedoch schlicht fehl am Platze.

Wären wir auf der Südtribüne in Dortmund, würden zehn stille Genießer auch nicht weiter ins Gewicht fallen. Wir befinden uns jedoch bei RB Leipzig, wo die Fanszene auf einem guten Weg ist, jedoch noch immer erst am Anfang ihrer Entwicklung steht. Wo der Anteil derer, die wirklich bedingungslos supporten, gemessen an der Gesamtzahl der Zuschauer - sowohl im Stadion als auch speziell in Sektor B - noch ziemlich gering ist. Und werden diese relativ wenigen Supporter dann auch noch räumlich stark voneinander getrennt, dann funktioniert es noch weniger. In den drei Jahren in der Red-Bull-Arena haben sich gewisse Strukturen entwickelt. Wenn man von einer Saison zur anderen die Ticketpreise dermaßen anzieht, dann drohen diese gewachsenen Strukturen jedoch beschädigt zu werden. Zahlreiche Besucher, die das Spiel bislang in Sektor A verfolgt haben, werden sich nun - verständlichermaßen - in Richtung B orientieren. Dass sich die meisten von ihnen aktiv und dauerhaft am Support beteiligen, ist eher unwahrscheinlich. Und so droht Sektor B nun zu einem Ort zu werden, an dem sich dauerhaft Zuschauer einnisten, die auch in einigen Jahren noch lieber sitzend und schweigend das Spiel verfolgen werden als dass sie stehen und schreien. Das ist kein Vorwurf an sie, aber eine ernüchterte Betrachtung hinsichtlich der Funktion, die insbesondere Sektor B während des Spiels einnehmen muss: laut sein und unsere Jungs antreiben.

Hätte die absehbare Völkerwanderung noch ein, zwei Jahre auf sich warten lassen, wären die Strukturen in Sektor B, insbesondere Block 28, vermutlich gefestigter. Dort, wo die Musik spielt, wären dann vielleicht ausschließlich Leute anzutreffen, die laut mitsingen. Es hätte sich überhaupt zu einer größeren Selbstverständlichkeit entwickelt, dass diejenigen, die hinters Tor gehen, auch diejenigen sein müssen, die supporten. Wer dann in Sektor B wechselt, würde schon allein aus Rücksicht darauf wohl eher äußere Plätze bevorzugen, sofern er nicht plant, selbst außerordentlich aktiv zu werden. Doch aktuell ist diese Selbstverständlichkeit noch nicht präsent, wie eben die Spiele gegen Lok oder teilweise auch Lotte gezeigt haben. Und so droht selbst Block 28 in der kommenden Saison zu einem Sammelbecken von fanatischen Supportern, bereitwilligen Mitklatschern und böse drein blickenden Sitzplatzhelden zu werden. Man kann nun daran appellieren, die zentralen Bereiche in Sektor B den Supportern zu überlassen. Aber das allein wird vermutlich nicht ausreichen. Vielleicht schon allein aus Platzgründen.

Würde man bei RB langfristig denken, insbesondere auch hinsichtlich solcher Aspekte, wäre die aktuelle Preisrunde anders ausgefallen. Jeder, der mit RB zu tun hat, profitiert von einem stimmgewaltigen Fanblock. Die Spieler, die Supporter selbst, aber natürlich auch das Publikum auf der Haupttribüne, das grundsätzlich nicht bloß zum Champagnertrinken ins Stadion kommt, sondern sich bei entsprechend guter Stimmung auch immer wieder gern anstecken lässt. All das hätte einem in den Sinn kommen müssen, wenn man die Eintrittspreise für die kommende Saison nicht wie eine Maßnahme für ein Wirtschaftsunternehmen denkt, sondern mit all seinen konkreten und absehbaren Auswirkungen auf die Fanszene eines Fußballvereins. Formal ist der Verein im Profifußball angekommen. Fans und Mannschaft sind schon längst auf diesem Niveau. Wäre schön, wenn alle anderen nun nachziehen.

In Sachen Ticketpreise und deren Auswirkungen ist das Kind nun wohl leider in den Brunnen gefallen. Schönheitsreparaturen bezüglich der Ermäßigungen sind wohl nicht mehr zu erwarten. Das Vertrauen in diesen Verein ist nun ein Stück weit erschüttert - im Hinblick darauf, dass Zuschauer trotz aller vereinsseitigen Liebesbekundungen der vergangenen Wochen scheinbar tatsächlich nicht als leidenschaftliche Anhänger, sondern primär als hoffentlich zahlungswillige Kunden betrachtet werden. Und das Gefühl, dass wir gemeinsam - Vereinsführung, Trainerstab, Mannschaft, Fans - an einem Strang ziehen, das sich spätestens mit den entscheidenden Aufstiegsspielen eigentlich tief eingebrannt hatte, schwindet nach ziemlich kurzer Zeit schon wieder. Bleibt zu hoffen, dass die Fans von RasenBallsport Leipzig, insbesondere die organisierten, diese Entwicklung nicht unkommentiert lassen.

Abschließend noch der bereits angekündigte Vergleich der Ticketpreise mit einigen Ligakonkurrenten (die Kategorien lassen sich natürlich nicht 1:1 vergleichen, daher lediglich grobe Werte in Sachen günstigste und teuerste Plätze):

Verein     Stehplatz (voll/ermäßigt/Kinder)     Sitzplatz Haupttribüne (voll/ermäßigt/Kinder)

Leipzig     136/-/- Euro     340/-/- Euro

Chemnitz (Saison 2011/12)     162/90/85 Euro     360/216/204

Erfurt     145/120/40 Euro     250/215/150 Euro

Halle     180/150/- Euro     360/295/- Euro

Heidenheim     140/55/10 Euro     340/270/110 Euro

Münster     160/128/80 Euro     340/305/195 Euro

Osnabrück     160/120/70 Euro     380/310/310 Euro

Rostock     160/112/- Euro     416/-/224 Euro

Saarbrücken     150/110/- Euro     350/-/- Euro

Stuttgarter K.     153/137/107 Euro     445/350/305 Euro

Unterhaching     100/78/- Euro     235/195/- Euro

Wehen-Wiesbaden     111/74/- Euro     285/214/- Euro

Loch


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