DER "MUSTERPROFI" KEHRT ZURÜCK

Leipzig - (14.08.2013) Vom Stammspieler in der Bundesliga zum Bankdrücker in der Regionalliga. Tim Sebastians Karriere verlief in den vergangen Jahren alles andere als optimal. Nun soll es wieder aufwärts gehen.


„Niemals aufgeben“, lautet das Lebensmotto von Tim Sebastian. In seinen inzwischen drei Jahren bei RB Leipzig lebte der Blondschopf diese Weisheit beispielhaft wie kein Zweiter vor.
Sebastian absolvierte 58 Bundesligaeinsätze für den Karlsruher SC und Hansa Rostock. Für die Norddeutschen lief der Abwehrspieler zudem 92 mal in der 2. Liga auf. Als der gebürtige Leipziger im Sommer 2010 in die Messestadt wechselte, war er „Königstranfer“ und Hoffnungsträger zugleich. Unter Trainer Oral übernahm er die Kapitänsbinde von Ingo Hertzsch und wurde Stammspieler. Die in ihn gesetzten Erwartungen konnte Tim jedoch nur selten erfüllen. Er sei in 1:1-Situation gegen schnelle Gegenspieler zu langsam und aufgrund seiner häufigen Querpässe für einen raumgewinnenden Spielaufbau nicht zu gebrauchen, so die Vorwürfe. Ganz von der Hand zu weisen sind diese Behauptungen bis heute nicht. Allerdings muss Sebastian zugute gehalten werden, dass er in der Vergangenheit ausschließlich bei tiefstehenden Mannschaften unter Vertrag stand, bei denen andere Eigenschaften gefragt waren. So zählen Antizipation, Kopfballspiel und Zweikampfverhalten zu seinen ganz großen Stärken.
In der Saison 2011/12 verlor der Ex-Rostocker unter Trainer Pacult seinen Stammplatz. Kämpfte er in der Hinrunde zunächst mit Ernst und Hoffmann um den freien Platz neben Franke, kam in der Winterpause durch den Transfer von Hoheneder ein weiterer Konkurrent um die Position in der Innenverteidigung dazu. Darüber hinaus warfen den Abwehrspieler grippale Infekte und ein Muskelfaseriss zurück. Alles in allem war es für Sebastian ein gebrauchtes Jahr.
Unter dem neuen Trainer Zorniger sollte alles besser werden und es sah zunächst auch ganz danach aus. Zu Saisonbeginn war unsere Rückennummer 8 gesetzt, ehe er sich einen Nasenbeinbruch zuzog und seinen Stammplatz daraufhin an Hoheneder verlor. Als Sebastian wieder einsatzbereit war, fand er sich auf der Bank wieder, da seine Teamkollegen die Ungeschlagen-Serie immer weiter ausbauten und Zorniger deshalb wenig Grund zum Wechseln hatte. Durch eine starke Rückrundenvorbereitung kämpfte sich Sebastian nach der Winterpause wieder in die Startelf, bevor er sich im Frühjahr einer Arthroskopie im Knie unterziehen musste, die ihn zu einer mehrwöchigen Pause zwang. Am Saisonende war der Abwehrspieler zwar wieder fit, die Stammplätze von Hoheneder und Franke aber in Stein gemeißelt.
Auch in der aktuellen, noch jungen Spielzeit musste sich der Leipziger erneut hinten anstellen. Durch Neuzugang Willers scheinbar noch weiter hinten als ohnehin schon. Am vergangen Samstag in Burghausen war Tims Zeit dann aber gekommen. Nach dem Platzverweis von Willers wurde Sebastian eingewechselt und wusste zu gefallen. Er sorgte für Stabilität in der Defensive, organisierte seine dezimierte Mannschaft und war in der Luft – wie gewohnt - nicht zu bezwingen. Die zwei Spiele dauernde Sperre von Willers könnte die Chance für Sebastian sein, den verloren gegangenen Stammplatz zurückzuerobern. Besinnt er sich auf seine Stärken und untermauert in den kommenden Wochen seine Leistung von Burghausen und bleibt er von Verletzungen verschont, stehen die Chancen hierzu gar nicht schlecht.
Tim Sebastians Weg bei RB Leipzig soll auch für die derzeitigen Ersatzspieler eine Motivation sein. Der Abwehrspieler ließ sich trotz Rückschlägen wie Verletzungspausen oder seiner Reservistenrolle zu keinem Zeitpunkt hängen. Der ehemalige Bundesligaprofi ertrug den Verlust vom Kapitänsamt sowie Stammplatz ohne schlechte Stimmung zu machen, zog in den Trainingseinheiten stets voll mit und stellte sich jederzeit in den Dienst der Mannschaft. Durch sein beispielhaftes Verhalten, bezeichnet ihn nicht nur Trainer Zorniger als „Musterprofi“. Und so sollten die derzeitigen (Dauer)Reservisten wie Heidinger und Luge nicht den Kopf in den Sand stecken. Vielmehr sollten sie sich ein Beispiel an Tim Sebastian und seinem Lebensmotto nehmen. „Niemals aufgeben.“
F-Lion
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