DRITTE LANDESPOKALRUNDE: LOKOMOTIVE LEIPZIG GEGEN RB LEIPZIG

Leipzig - (12.10.2013) Die Chancen waren minimal, die Umstände merkwürdig - die Losung der Partie in der dritten Sachsenpokalrunde wirft Fragen auf. Trotzdem treffen am Samstag die zwei großen Leipziger Rivalen aufeinander und kämpfen um den Einzug ins Achtelfinale.


Wie immer kann dieses Spiel im Liveticker und Franradio verfolgt werden. Zudem bietet der MDR einen Livestream an.
Man kann sagen, dass es eine typische Pokalauslosung des Sächsischen Fussballverbandes war, wieder schien irgendetwas nicht zu stimmen. War es vor ein paar Jahren noch eine harmlose Sonnenbrille im Lostopf, so sollten dieses Jahr die Zuschauer mit einem Bierkrug als eben solchen überrascht werden. Es war ein Bild, das jedem Notar die Zehennägel kräuseln lassen hätte (bzw. sollte): Ein undurchsichtiger Behälter aus dem ganz zufällig als letzte Partie das große Leipziger Derby gezogen wird. Man kann ja an den Fussballgott glauben, aber rein mathematisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Partie in der Konstellation als Letztes von den insgesamt 16 Zusammensetzungen gezogen wird, bei rund 0,2%.
Kaum stand die Partie fest, war auch klar, dass das Spiel in der Red-Bull-Arena stattfinden wird, obwohl Lok als Viertligist das Heimrecht hätte. Die Bemühungen und Ideen die Partie doch im heimischen Bruno-Plache-Stadion austragen zu lassen, wurden sehr bald und völlig zu recht durch Sicherheitsbedenken fallen gelassen. Das musste man wohl auch im Probstheidaer Präsidium so hinnehmen und kurzerhand stellte man sich auf die Seite der “Zentralstadion”-Befürworter. Das Beharren auf eine Anstoßzeit von 19 Uhr wurde ebenfalls schnell von Polizei und SFV kaltgestellt.
Aber was sagen die RB-Fans denn überhaupt dazu? Ein Gegner, den man eigentlich nie wieder sehen wollte oder doch endlich mal wieder ein Stadtderby? Die Meinungen gehen hier auseinander und so wird ein größerer Teil der rot-weißen Fans das Spiel im Livestream verfolgen. Möchte man doch nicht schon wieder Geld in die Taschen des eher unbeliebten Probstheidaer Klubs spülen. Und so kann auf die erhofften 20.000 Zuschauer nicht wirklich gebaut werden, die den 1. FC Lok für ein paar Monate wieder ein wenig vom finanziellen Fiasko gerettet hätten. Es sieht eher danach aus (Boykott und geringe Vorverkaufszahlen), dass sich die ganze Sache nicht so wirklich lohnen wird.
So viel zur Vorgeschichte und zum Drumherum, sportlich gesehen wird die Sache schon etwas "uninteressanter". Auf der einen Seite steht mit RB Leipzig eine Top3-Mannschaft der dritten Liga, die zuletzt ihre beste Saisonleistung zeigte, auf der anderen Seite der Träger der roten Laterne der Regionalliga Nordost, der kürzlich das erste Ligaspiel gewann. Auf dem Papier ist die Partie also schon entschieden, aber da wir hier wir gleichzeitig von einem Derby und einem Pokalspiel reden, sind Statistiken und Zahlen eher nur anschauliches Beiwerk. Lok Leipzig sportlich einzuschätzen ist momentan auch eine sehr gewagte Sache. Wenn der Verein ausführlicher in Medien vertreten ist, liegt das vor allem an Negativ-Schlagzeilen. Da wären die Krawalle in Potsdam, die Auseinandersetzung mit dem Berliner AK, Rechteverlust am Logo für Merchandising-Zwecke und zuletzt die Beurlaubung von Trainer Carsten Hänsel. Dieser, als Anführer eines Neustarts gefeierter Mann, musste nach nur sieben Spieltagen und einem gewonnen Punkt vom Zug springen. Kurz darauf gewann Lok mit Interimscoach Eiselt das erste Spiel und steht seit Beginn der Woche unter der Leitung vom Görlitzer Heiko Scholz. Dieser war zuletzt erfolgreich Trainer beim FC Viktoria Köln, setzte die Mannschaft nach 14 Spieltagen auf den ersten Platz der Regionalliga West fest und überraschte kurz darauf mit seinem Rücktritt aufgrund von “unterschiedlichen Auffassungen” der Zukunftsausrichtung mit dem Klub. Dass am Ende dann nicht Köln sondern Lotte Meister wurde, sollte jedem RB-Fan bekannt sein.
Die dritte Hauptrunde ist für Scholz also gleich die Feuerprobe und wirft für Zorniger die Frage auf, ob es spielerisch bei Lok so weitergeht wie bisher (Co-Trainer Eiselt behält immerhin sein Amt) oder ob Scholz von Beginn an eine neue Richtung angibt. Auch der große Umbau des Kaders in der Sommerpause hilft nicht dabei. Der umfasste 15 Abgänge (u.a. Gäng, Brodkorb, Theodosiadis und Spahiu) und 14 Zugänge, welche zumeist aus dem eigenen Nachwuchs und den zweiten Mannschaften von Halle und Chemnitz kamen. Nur Torwart Latendresse-Levesque von Energie Cottbus kam aus einer höheren Liga, ist aber nur die zweite Wahl hinter Steven Braunsdorf, der vom Ligakonkurrenten CZ Jena nach Leipzig wechselte und in der laufenden Saison schon 16 Mal hinter sich greifen musste. Für die Tore auf der Gegenseite sorgten dagegen die “vereinstreuen” Spieler Engler und Rolleder. Letzterer muss aber aufgrund einer Rotsperre aus der zweiten Hauptrunde gegen Kamenz (9:8 nach Elfmeterschießen) pausieren. Er könnte von Christoph Schulz, Rico Engler (zuletzt im Mittelfeld) oder auch dem 19-jährigen Jorgo Nika vertreten werden. Keine leichte Aufgabe für den Ersatz, ist Rolleder doch mit vier Toren der beste Torschütze im blau-gelben Dress.
Aber auch bei RB gibt es Probleme mit dem Sturm. Morys (Muskelfaserriss) und Poulsen (Einsatz bei Dänemarks U21) fehlen. Kamlott, Thomalla aber vielleicht auch Luge werden so ihre Chancen bekommen. Auch Coltorti bleibt dem Spiel fern und besucht seine Familie in Spanien. Am wenigsten Übel wird dies ihm Domaschke nehmen, der voraussichtlich dadurch zum Einsatz zwischen den Pfosten kommt. Im Mittelfeld wird sich gegenüber dem Spiel in Heidenheim nicht viel ändern und in der Abwehr wird eventuell Jung Heidinger ersetzen, der wie Fandrich wegen einem Infekt ausfällt.
Es ist zwar nur ein Pokalspiel gegen einen vermeintlich schwachen Gegner, aber Zorniger wird trotzdem die beste Auswahl auf den Rasen schicken, immerhin ist bis zum Spiel gegen Regensburg wieder eine ganze Woche Zeit. Die voraussichtliche Aufstellung sieht also so aus:
Domaschke - Müller, Hoheneder, Franke, Jung - Kimmich, Ernst, Kaiser - Thomalla, Frahn, Kammlott
Es ist gerade ein mal etwas mehr als fünf Monate her als RB das letzte mal gegen den Stadtrivalen spielte und für viele kommt dieses Spiel viel zu früh wieder. Die bisher nur 6000 vorverkauften Karten, die sich wohl beide Fanlager zu Hälfte teilen, zeugen nicht gerade von einer riesigen Euphorie in der Stadt. Es ist ein Derby, über das viel geredet wurde, aber wahrscheinlich eher unspektakulär über die Bühne gehen wird. Für die blau-gelben Fans sicherlich ein Highlight und die erneute Chance sich als angebliche Nummer Eins Leipzigs präsentieren zu können. Für die Fans von RB Leipzig ist es zum Teil ein lästiges Pflichtprogramm, vor allem auch weil man auch durch die Ligaplatzierung sich den Einzug in den DFB-Pokal sichern kann, und zum Teil ein Spiel, in dem man endlich wieder mal wieder den “Lokis” zeigen kann, wo der Hammer hängt. Ob man den Vergleich nötig hat, da ja die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen, ist fraglich, trotzdem sollte es in erster Linie um den Support der eigenen Mannschaft gehen. Ob man ins Stadion geht oder nicht ist jedem selbst überlassen, beide Meinungen sind verständlich. Am Ende zählt nur der Sieg unserer Mannschaft - nicht um des Weiterkommen Willens, sondern um die Ersparnis einer Blamage und der darauffolgenden Häme.
Dabei wünschen wir dem Team viel Erfolg und allen RB-Fans im Stadion ein rassiges Spiel mit dem richtigen Ende. Allen, die dem Spiel fernbleiben wollen oder einfach keine Zeit haben, wünschen wir dennoch viel Spaß beim Verfolgen der Partie auf die gewählte Art und Weise.
DrSchuh
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