KOMMERZ SCHLÄGT KARNEVAL

Grimma - (17.11.2013) In Grimma kam es am Samstag vor 2.000 Zuschauern zum ungleichen Pokalduell. David gegen Goliath. BSV Gelenau gegen RB Leipzig. Karneval gegen Kommerz.


Wenn ein Verein den Karneval feiert, lässt sich auch die Partytruppe von RB nicht lange bitten. In der Woche des 11.11. schenkte Rasenballsport dem in Grimma gastgebenden BSV Gelenau passende elf Tore ein. Damit steht Leipzig im Viertelfinale des Landespokals, wo eher unangenehme Lose wie Auerbach, Bautzen und Neugersdorf, interessante Konstellation wie Markranstädt oder Chemnitz oder zumindest nahe gelegene Partien in Eilenburg oder Zwenkau warten. Gelost wird am Montag.
Egal, gegen wen es geht – wünschenswert wäre es, dass es eine genau so unterhaltsame Partie wird wie die gestrige gegen den Ballsportverein aus dem Erzgebirge (2. Kreisoberliga). Schon weit vor Anpfiff war für gute Stimmung gesorgt, als Mitglieder des örtlichen Karnevalclubs (1. GCC) in entsprechender Kleidung den Rasen betraten und dort eine Rede an das Publikum richteten. Auf die Stichelei, wo denn der Leipziger Oberbürgermeister sei – jener aus Gelenau war schließlich mit vor Ort – reagierte der Anhang aus der Messestadt mit „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“. Davon abgesehen scheinen die Einwohner Gelenaus wohl ein anderes Verhältnis zu ihrem Oberhaupt zu pflegen als dies in Leipzig der Fall ist – vermisst haben Herrn Jung beim Pokalspiel sicher die Wenigsten.
Immer wieder kam die Rede des GCC ins Stocken, weil sich die RB-Fans schon warmsangen. Hörte man zu, erfuhr man beispielsweise auch, dass die Gelenauer Karnevalisten bei Red Bull ein paar gratis Dosen angefragt hatten und diese wohl auch bekamen – Kommerz und Karneval quasi Hand in Hand. Zum Abschluss gab's noch eine Gelenau-Hymne auf die Ohren. Nach einer dem „Kulturprogramm“ geschuldeten Verspätung von 15 Minuten ging es schließlich endlich um Fußball.
Während die Gästefans ihr Team über 90 Minuten mit Gesängen unterstützten, reagierte der Gelenau-Anhang auf der Haupttribüne eher situativ. Als Sebastian in der 4. Minute einen Katastrophenpass spielte, kochte die Stimmung das erste Mal hoch. Lockere Sprüche wie „Die schwimmen“ waren keine Seltenheit. Sebastian war es auch, der seinen Fehler mit einem langen Pass auf Kammlott korrigierte, welcher in der 13. Minute den Ball ins Tor wühlte. Die Rasenballer waren schon zu diesem Zeitpunkt drückend überlegen, weshalb das Spiel nun den zu erwartenden Gang zu gehen schien. Für Aufsehen sorgte dann jedoch ein Freistoß von Gelenau aus 25 Metern, der in der 16. Minute ans linke Lattenkreuz knallte. Vielleicht hätte ein Ausgleich zu diesem Zeitpunkt das Spiel ja tatsächlich spannend gemacht, so wie sich das der Stadionsprecher vor Anpfiff permanent gewünscht hatte.
Denn RB tat sich nun schwer, nachzulegen. Erst ein von Kammlott herausgeholter und von Schulz verwandelter Strafstoß in der 32. Minute sorgte dann gewissermaßen schon für die Entscheidung. Rockenbach und Röttger (nach schöner Einzelaktion von Luge) schraubten das Ergebnis kurz vor der Pause weiter nach oben, weshalb man so langsam Richtung Pflichtspielrekordsieg schauen durfte. Der BSV hatte mit dem Lattenknaller sein gesamtes Pulver verschossen.
In der zweiten Halbzeit folgten einige, nun ja, Torschüsse aus weiter Entfernung, die das Ziel aber deutlich verfehlten. Aus dem Spiel heraus hätte sich Gelenau einen Ehrentreffer nicht verdient gehabt. Die roten Bullen hingegen warfen nun die Tormaschine an und schenkten dem Achtligisten Tore am laufenden Band ein. Mit Blick auf ein zweistelliges Ergebnis schallte es beim Stand von 0:9 „Nur noch eins“ aus der Gegengeraden. Röttger war es schließlich in der 79. Minute, der den Wunsch erfüllte. Eine besondere Genugtuung, nachdem ein Besucher auf der Haupttribüne permanent verbittert äußerte, jemand möge ihn doch mal „weghauen“.
Die Anzeigetafel war dem Spielstand nicht gewachsen und schaltete auf 0:0 zurück. Darauf der RB-Block spontan: „Wo bleibt denn das 1:0?“ und „Nur noch zehn“. Ein von Fandrich verwandelter Elfer in der 83. Minute setzte den Schlusspunkt unter den mit Abstand höchsten Pflichtspielsieg in der Geschichte von RB Leipzig. Dass das nochmal überboten werden kann, scheint fraglich. In einem Ligaspiel wohl kaum. Und dass RB noch sehr viele Jahre Landespokal spielt, scheint eher fraglich. Auch wenn der Gegner nicht den Hauch einer Chance hatte, kann man das durchaus lobend anerkennen, dass die B-Elf der Leipziger das souverän gelöst, weitere Tore erzielt und seinem Anhang somit einen rundum gelungenen Ausflug nach Grimma beschert hat.
Loch
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