IM FOKUS - DIE AUSSENSTÜRMER

Leipzig - (08.12.2013) Nach dem Zweimannsturm gegen Hansa standen nun also die Außenstürmer im erneut formierten 4-3-3 im Fokus. Nicht zuletzt, da sie sich im Kampfspiel in Saarbrücken bewährt hatten.


Erneut schien es vom Tabellenstand her ein klares Spiel werden zu können. Aber die Liga schlug uns wieder ein Schnippchen und wartete mit einem eher ausgeglichenen Kick, den unsere Leipziger zwar verdient (besonders in Anbetracht der Ausfälle) gewannen, aber nur selten – hauptsächlich zu Beginn der Halbzeiten – glanzvoll aufspielten. Die drei beobachteten Außenstürmer: Poulsen sowie das Duo Luge/Röttger bildeten da keine Ausnahme und mussten sich am Ende des Spiels auch ein wenig Manöverkritik von Zorniger gefallen lassen, denn besonders nach den Führungstreffern wurde auf Defensivarbeit weitestgehend verzichtet. Auch in der Offensive war die Ausbeute überschaubar: Luges erneutes Führungstor war der einzige Torschuss der drei Offensivdribbler, immerhin stimmte es in Sachen Effizienz.
Ballberührungen
Mit Luge hat Poulsen nun im 4-3-3 endlich einen recht gleichwertigen Flügelspieler an seiner Seite, der ebenfalls im Stande ist Gegenspieler zu binden und sich bietende Abwehrlöcher zu nutzen. Das Duo Luge/Röttger verzeichnete letztlich sogar etwas mehr Ballberührungen (36 vs. 23/15), was besonders an Röttgers umtriebigem Schlussdrittel lag, auch wenn es ihm wie den anderen nicht gelang das Spiel zu beruhigen. Nach den Ausfällen von Frahn und Kaiser hätte man Poulsen eine etwas prominentere Rolle in der Offensive zugetraut, gestern war jedoch nicht sein bestes Spiel im Dress der rot-weißen Rasenballer. In der Halbzeitenverteilung gab es deutliche Unterschiede. Luge besonders zu Beginn der Halbzeiten (also Minuten 1-23 und 46-64) aktiv (19/23 Berührungen), Poulsen eher zum Ende der Halbzeiten (20/33).
Pässe
Wie auch schon gegen Hansa kam Poulsen mit knapp unter 60% Passquote ins Ziel, von 22 Pässen erreichten 13 ihr Ziel – 59,1%. Luge und Röttger agierten etwas sicherer und vollendeten genau 2/3 ihrer 27 Pässe – 66,6% (Luge 73,3%; Röttger 58,3%). Die Unterschiede resultierten fast gesamt aus dem Kurzpassspiel, da lediglich Luge einmal einen langen Pass versuchte. Auch dies eher ungewöhnlich, wenn auch Teil der grundsätzlichen Spielidee (Stichwort Flanken und Torausbeute). In Sachen Beteiligung an Offensivaktionen waren die Flügelstürmer recht umtriebig. Poulsen vor beiden Toren am Ball, beim 1:0 mit dem Kopf, sein Kopfball kommt jedoch erst zum Gegner dann postwendend zurück zu Ernst, der den Spielzug einleitet. Beim 2:1 mit dem Ballgewinn und dem quasi perfekten Flankenlauf, der die Kickersoffensive auseinanderzog wie Käse und Luge letztlich die Freiheiten auf der anderen Seite ermöglichte. Sonst gab es immerhin drei Torschussvorlagen (zweimal Luge und einmal Poulsen) zu beobachten. Bezüglich des Passspiels war es also solide mit der Tendenz nach oben, im Einzelnen:
Poulsen: Sicherheitspässe (1/0), Kurzpässe (9/6), Langpässe (0/0), Kopfpässe (3/3)
Luge: Sicherheitspässe (2/0), Kurzpässe (9/3), Langpässe (0/1), Kopfpässe (0/0)
Röttger: Sicherheitspässe (0/0), Kurzpässe (5/3), Langpässe (0/0), Kopfpässe (2/2)
Zweikämpfe
Kommen wir zum Hauptkritikpunkt von Zorniger nach dem Spiel, den Zweikämpfen bzw. der Bemühung der Offensivreihe auch defensiv mitzuarbeiten. Mit immerhin 59 Duellen (Poulsen 29, Luge 18, Röttger 12) erreichten die Außenstürmer eigentlich solide Werte, trotzdem gab es Phasen im Spiel – maßgeblich nach den Toren, wo ihre Defensivbemühungen deutlich abnahmen. So führte Luge nach dem Tor in ersten Halbzeit lediglich zwei Zweikämpfe (beide gingen verloren) und auch Poulsen war bis zur heißumkämpften Endphase des Spiels eher zurückhaltend und absolvierte in den ersten 68. Spielminuten (also den ersten 3/4 des Spiels) nur 50% seiner Zweikämpfe (15). Bliebe noch die Bilanz: von den 59 Duellen entschieden die drei Spieler 27 für sich (45,8%), lediglich Röttger wies am Ende eine positive Bilanz auf (58,3%). Poulsen erreichte 44,8%, Luge nur 38,9%, wobei ihm seine Fouls (und die Schwalbe) sowie seine Kopfballschwäche die Abrechnung vermiesten. Röttger kam zwar auf gute Zweikampfwerte und war auch in der Anzahl gemessen an der Spielzeit führend. Trotzdem gelang es ihm nicht im fahrigen Schlussdrittel für die gewünschte Ruhe bzw. offensive Befreiung zu sorgen. Im Einzelnen:
Poulsen: offensiv (4/5), defensiv (3/2), Kopf (5/7), gefoult/Fouls (1/2), Abseits (4)
Luge: offensiv (3/4), defensiv (4/3), Kopf (0/1), gefoult/Fouls (0/3), Abseits (2)
Röttger: offensiv (3/9), defensiv (1/2), Kopf (2/2), gefoult/Fouls (1/1), Abseits (0)
Torschüsse
Wie oben geschrieben gaben die Außenstürmer insgesamt nur einen Torschuss ab, der war jedoch drin. Dafür zeigten sie sich jedoch in der Vorarbeit recht engagiert (3 Torschussvorlagen, Poulsen an beiden Toren beteiligt). Insgesamt ist hier aber noch Luft nach oben.
Fazit
Für unseren dänischen Jungstar war es ein durchwachsenes Spiel. Insgesamt blieben seine Leistungsdaten zwar auf einem soliden Niveau, aber es nahm sich zu viele Auszeiten. An den Toren war er trotzdem beteiligt, wenngleich es ihm sonst an offensivem Durchsetzungsgeschick mangelte. Die Rückkehr von Kaiser und Frahn sowie der erhöhte Druck, der auf Münster lastet (um noch irgendwie oben dran zu bleiben) dürften ihm zu pass kommen. Bes. beim 2:1 zeigte er seine kombinatorischen Fähigkeiten weswegen er bisher ein wenig in der Kritik stand. Zum Ende einer schweren Hinrunde muss man einem jungen Kicker wie ihm auch das ein oder andere schwächere Spiel zubilligen.
Luge kassierte wie die gesamte Offensive trotz des schönen und wichtigen erneuten Führungstreffers nach dem Spiel eine saftige Schelte von Zorniger, ob ihrer defensiven Zurückhaltung. Luge fing zwar stark an (und war da auch in der Abwehrarbeit sehr umtriebig), nach den Toren blieb er jedoch wie große Teile des Teams blass. Seine Schwalbe hatte dazu eine Gelbe Karte zur Folge: Kategorie unnötig. Sonst war er offensiv, so er in Szene gesetzt wurde eine enorme Bereicherung und bezüglich der ihm bisher im Weg stehenden Abwehrschwäche zeigte er sich durchaus willig und fähig, wenn auch nur über Teile der Spielzeit.
Röttger bewies erneut, dass er ein guter Joker sein kann, jedoch gelang es ihm trotz guter Leistungsdaten nicht das Spiel entscheidend zu gestalten. Am Ende der fahrigen Partie aber mit wichtigen Szenen an der gegnerischen Eckfahne und insgesamt auch sehr bissig. Wird es gegen die ebenfalls auftrumpfenden Fandrich und Kimmich im Zentrum weiter schwer haben und dürfte am Ende der Saison wohl wieder als der Topeinwechsler der Mannschaft dastehen.
Die neuformierte Dreieroffensive zeigte erneut, dass auch ohne Frahn und sogar Kaiser die Mannschaft über genügend Qualität verfügt, um in der Liga offensiv zu bestehen. Das die Kickers nicht ganz so einfach zu bespielen sein würden, wie es die Auswärtstabelle nahe legte, wurde ja schon in diversen Vorberichten thematisiert. Wieder war es das Zentrum (wo trotz des bärenstarken Kimmich) die Würfel zu oft in die andere Richtung ausschlugen, da Stuttgart dort nach Kopfbällen aus unserer Defensive die Räume gut verengte und einen geordneten Spielaufbau spätestens nach dem 1:0 oft unterbinden konnte. Insgesamt ein verdienter Sieg, noch ein weiterer und RB verbringt das Jahresende auf einem Aufstiegsplatz.
Rumpelstilzchen
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