IN DER LUFT UNBEZWINGBAR – DIE INNENVERTEIDIGUNG "IM FOKUS"

Leipzig - (07.04.2014) Chemnitz ist das Team, gegen das RBL diese Saison insgesamt die meisten Gegentore kassiert hat! Was läge näher, als die Innenverteidigung in jenem Spiel unter die Lupe zu nehmen?


Leipzig und Darmstadt sind derzeit die besten Verteidiger der Liga, jeweils sechs Gegentreffer kassierten beide Abwehrreihen nach der Winterpause. Mit Chemnitz war nun die Mannschaft zu Gast, die RBL die höchste Saisonpleite zufügte, daher und auch, weil es im Forum gewünscht wurde sowie langsam mal wieder an der Reihe war (letzte Beobachtung gegen den BVB II im Hinspiel), standen diesmal Hoheneder und Sebastian im "Fokus". Auch wenn dem CFC erneut ein Tor gegen RB gelang und sie damit in den letzten 12 Monaten doppelt so viele Treffer gegen die Zornigerelf erzielten wie jede andere Mannschaft (mit dem Sachsenpokalfinale insgesamt sechs, sonst maximal drei), hatte die Abwehr die Südwestsachsen im Griff und ließ besonders in der Luft die Chemnitzer Angreifer verzweifeln.
Ballberührungen
Mit 113 Ballberührungen wiesen die Innenverteidiger auf, was fast 20 Kontakte mehr sind als noch in der Hinrunde gegen Kiel (96) oder den BVB II (99). Diese Steigerung lag an der Chemnitzer Spielweise das kompakte Leipziger Mittelfeld durch hohe Bälle zu überspielen, insgesamt gab es nämlich 43 Ballberührungen mit dem Kopf, während gegen Kiel lediglich 12 und gegen den BVB immerhin schon 24 Kopfbälle zu verzeichnen waren. Dagegen gab es am Boden mit 70 Ballberührungen sogar weniger zu tun als noch in den beiden Hinrundenspielen (84/75), hier zeigt sich bereits die Angriffsschwäche der Südwestsachsen. Im ersten Durchgang war mit 60 Kontakten etwas los (2. Hälfte 53), wobei der Unterschied quasi durch vermehrte Sicherheitspässe in der Abwehr zustande kam (13 - Sebastian, siehe unten). Hoheneder hatte dessen ungeachtet mehr vom Spiel, da er deutlich häufiger ins Luftduell musste (er gewann alle) und auch für die Spieleröffnung zuständig war.
Pässe
88,5% der Ballberührungen mündeten in einen Pass, was rund 5% weniger sind, als noch in den Hinrundenspielen, dafür lag die Passquote mit 72% gute 5% höher, wobei dies besonders auf Sebastian zurückzuführen war. Zusammengefasst klärte die Innenverteidiger also etwas häufiger und schlugen dafür aber lieber sicherere Pässe. Meister der sicheren wie auch der Sicherheitspässe (also zum ungedeckten Nebenmann bzw. zum Torhüter) war Sebastian, der mit 80,9% mehr als 10% besser war als Franke gegen den BVB (mit 70,8% bisher der Topwert der beobachteten Spiele). Stütze waren seine 16 Sicherheitspässe sowie ein gutes Köpfchen (71,4% angekommene Kopfbälle, eine Bilanz die selbst Kutschke neidisch werden ließe), dafür schlug er deutlich weniger lange Bälle in die Spitze und spielte den einzigen flachen Fehlpass der drei Innenverteidiger. Mit 53 Pässen hatte Hoheneder zwar 11 Versuche mehr als Sebastian, erreichte jedoch nur eine Passquote von 66%. Dies hatte seine Ursachen in der Vielzahl an Spieleröffnungen mit weiten Bällen in die Spitze (13 im Vergleich zu Sebastians 5, wobei 46,2% hier eine starke Quote sind!) sowie den lediglich 56% Kopfballquote im Gegensatz zu Sebastians fabelhaften 71,4%. Franke hatte am Ende wenig zu tun und brachte 3 seiner 5 Pässe an den Mann (60%). Im Einzelnen:
Hoheneder: Sicherheitspässe (6/0), Kurzpässe (9/0), Langpässe (6/7), Kopfpässe (14/11) – Quote: 66%
Sebastian: Sicherheitspässe (16/0), Kurzpässe (8/1), Langpässe (2/3), Kopfpässe (10/4) – Quote: 80,9%
Franke: Sicherheitspässe (0/0), Kurzpässe (1/0), Langpässe (0/1), Kopfpässe (2/1) – Quote: 60%
Zweikämpfe
Wenn nicht schon das laufstarke Mittelfeld den CFC zur Verzweiflung trieb, so doch die fast bombensicheren Innenverteidiger, die 39 ihrer 48 Zweikämpfe gewannen und somit stattliche 81,3% der Zweikämpfe für sich entschieden. Zum Vergleich: der Bestwert eines Innenverteidigers in den anderen beiden Partien lag bei 64,7% (Hoheneder gegen Kiel). Dies war besonders der Kopfballstärke geschuldet, denn von 29 Luftkämpfen ging nur eines verloren (Sebastian). Insgesamt führte Hoheneder den Reigen an (17 Kopfballduelle!) und ging mit 85,2% voran, wobei Franke durch seine lediglich 3 gewonnenen Luftduelle (kein Bodenzweikampf) natürlich die volle Punktzahl hatte (100%). Sebastians 72,2% ließen sich ebenfalls noch sehen, er führte (besonders im zweiten Abschnitt) jedoch weniger Luftduelle und dazu gingen seine letzten rund neun Spielminuten im defensiven Mittelfeld nicht in die Wertung ein. Am Boden nahmen sich die beiden Innenverteidiger zwar statistisch gesehen nichts (5/4 Sebastian und 4/3 Hoheneder Bodenzweikämpfe), dafür führten die beiden verlorenen Defensivzweikämpfe Hoheneders zu den besten Chancen des CFC. Beim Ausgleich war er sich nicht mit Bellot einig, läuft er durch, kann er den Ball ohne Probleme klären, er verlässt sich jedoch darauf, dass unser Ur-Leipziger das Spielgerät aus dem Fünfmeterraum fischt und in der Nachspielzeit führt sein Ausrutscher dazu, dass Fink nochmal durchbrechen kann, Heidinger klärt (sauber) in höchster Not. Im Einzelnen:
Hoheneder: offensiv (0/1), defensiv (4/2), Kopf (17/0), gefoult/Fouls (2/1) – Quote: 85,2%
Sebastian: offensiv (0/1), defensiv (5/3), Kopf (8/1), gefoult/Fouls (0/0) – Quote: 72,2%
Franke: offensiv (0/0), defensiv (0/0), Kopf (3/0), gefoult/Fouls (0/0) – Quote: 100%
Fazit
Vom CFC war nicht viel zu sehen, die lediglich 14 Defensivzweikämpfe (Kiel 17, BVB II 22) der Innenverteidiger am Boden sind sicherlich einer der niedrigsten Saisonwerte und zeigen, dass es dem CFC kaum gelang das kompakte Mittelfeld zu durchbrechen. Aber auch mit langen Bällen in die Spitze war an diesem Tag nichts zu holen, denn in der Luft waren Hoheneder und Sebastian quasi unschlagbar und räumten alles ab, was in ihre Richtung flog. Ein wenig Schade bleibt das Gegentor, das dritte nach einem Einwurf. Die Hereingabe nicht zu verhindern (Kaiser), ist eine Sache, aber mit Hofrath eigentlich in der Zange und einem Spielgerät, welches mitten durch den Fünfmeterraum geht, muss diese Halbchance eigentlich abgewehrt werden. Dass sie es nicht wurde, ist der "nimm du ihn, ich hab ihn sicher Absprache" von Hoheneder und Bellot zu verdanken, die uns letztlich mal wieder lange Zittern ließ, auch wenn dies die einzige Chance des CFC blieb.
Hoheneder war in der Luft eine Bank, klärt aber immer noch etwas zu ungenau, die Bälle erreichten anders als bei Sebastian häufiger einen Chemnitzer als wünschenswert wäre. Dazu kommen die beiden dicksten Abwehrschnitzer des Spiels, das Gegentor sowie sein Ausrutscher zu Beginn der Nachspielzeit, der letztlich von Heidinger kompensiert wurde. Es bleibt also dabei, Hoheneder ist im Luftkampf fast unbezwingbar und ein sehr solider Verteidiger, hat aber gerne einmal pro Spiel einen kleinen Aussetzer drin. A ngesichts der Dominanz gegen den CFC ist dies natürlich auch Jammern auf hohem Niveau, nur findet der Kampf um Platz 2 derzeit auf eben jenem statt, ein Aussetzer im Entscheidungsspiel gegen die Lilien könnte die Begegnung entscheiden, Stand heute ist kein Torfestival zu erwarten. Offensiv zeigt Hoheneder jedoch eine weitere Stärke: die Spieleröffnungen aus der Innenverteidigung heraus sind meist seine Sache und haben eine niedrige Fehlerquote.
Sebastian sieht man die ganze Klasse und Erfahrung an, kaum Fehler und dann eher dort, wo sie kaum ins Gewicht fallen. Er ist der Ruhepol der Abwehr, spielt die Bälle jedoch auch lieber zum Nebenmann, als dass er einen Angriff einleitet. Ohne Frage ist sein Name an vorderster Stelle zu nennen, wenn es um die Steigerung der Defensive nach der Winterpause geht. Auch in der Hinrunde war er bereits der Innenverteidiger mit den wenigsten Gegentoren pro Spielminute. Nach vielen Versuchen hat Zorniger also nun sein Verteidigerpärchen gefunden und es steht bombensicher. Die Zündung der nächsten größeren Sprengladung wird in zwei Wochen erfolgen und kann über Wohl und Wehe in der Relegationsfrage entscheiden.
Franke blieb in der Luft ebenfalls ungeschlagen, wird aber Stand heute auch den Rest der Saison nicht über den Part des Späteinwechslers hinauskommen.
Rumpelstilzchen
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