THE SKY IS THE LIMIT

Leipzig - (17.05.2014) Mit 16.736 Besuchern hatte RB Leipzig in der Saison 2013/14 einen beachtlichen Zuschauerschnitt - und das in der 3. Liga! Ist die Red Bull Arena perspektivisch zu klein und lohnt sich ein Neubau? Unser Gastautor meint ja!


Aktuell geht ein Gerücht um in der Messestadt: Red Bull will ein neues Stadion am Stadtrand bauen. Nun ist das so eine Sache mit Gerüchten. Sie entstehen entweder, weil Leute, die Dinge für sich behalten sollen, es mit der Geheimhaltung nicht so genau nehmen. Oder, sie werden bewusst gestreut, um ein ganz konkretes Ziel zu verfolgen. So wäre es durchaus denkbar, dass man bei Red Bull zwar die Absicht hat, das bestehende Stadion zu kaufen, sich dabei aber nicht über den Tisch ziehen lassen möchte. Sollte Stadioninhaber Michael Kölmel also einen zu hohen Preis für die WM-Arena von 2006 aufrufen, so könnte man mit dem Argument „Bauen wir eben ein eigenes Stadion!“ massiv Druck aufbauen. Was soll dieser schließlich sonst mit der Schüssel machen? Ein Szenario, welches durchaus in das strategische Denken von Red Bull passen könnte.
Meiner persönlichen Meinung nach, glaube ich dagegen an den Stadion-Neubau. Warum? Nun, gehen wir das ganze doch einmal analytisch Punkt für Punkt durch.
Anbindung/Verkehrswege
Zwar blieb bei den letzten beiden Heimspielen gegen Darmstadt und Saarbrücken das erwartete Verkehrschaos aus, da viele Zuschauer, aufgrund des schönen Wetters, mittels öffentlicher Verkehrsmittel anreisten. Nichtsdestotrotz ist die Verkehrslage unbefriedigend. Vor allem die Fans aus dem Umland müssen für An- und Abreise in vielen Fällen den Großteil des Tages einplanen, um ein Spiel in der Red Bull Arena zu erleben. Schließlich ist der Spieltag meist am Samstag, dem stärksten Einkaufstag der Woche, erst recht in der Shopping-Metropole Leipzig. Darüber hinaus können die Waldstraßenviertelbewohner ein Lied davon singen, wie es an einem Spieltag mit Autos vor und auf ihren Gehwegen aussieht. Hinzu kommt, dass die nahe ARENA LEIPZIG oftmals mit zeitgleichen oder zeitlich nur leicht versetzten Veranstaltungen aufwartet, zu denen dann ebenfalls bis zu 6.000 Gäste erscheinen, was das Chaos perfekt macht. Der wohl wichtigste Punkt in dieser Aufzählung ist allerdings, das Fehlen eines Parkplatzes für Gästefans, was uns zum nächsten Punkt bringt.
Sicherheit
Zu den wichtigsten Sicherheitsprinzipien des deutschen Fußballs zählt die Fantrennung, sprich die räumliche Abtrennung der Fanlager zur Vermeidung von Konfliktpotential. Viele von uns haben die Spiele gegen Lok Leipzig oder Hansa Rostock vor Augen, bei denen 15 Minuten nach Abpfiff die Gästefans gemeinsam mit allen anderen über die Festwiese laufen. Ein Szenario, dass sich aufgrund der Gesamt-Anlage des Stadions einfach nicht vermeiden lässt. Schließlich parken diese, bei individueller Anreise teilweise an den gleichen Stellen wie die Heimfans. Schaut man sich die Bereiche rings um die Red Bull Arena an, so fehlen auch schlichtweg die Flächen, um ausreichend Parkplätze zu schaffen. Eine sehr unbefriedigende Situation, speziell für Red Bull, die den gewaltfreien Familien-Fußball propagieren und sicherlich gern jeden Konfliktherd im Keim ersticken wollen.
Zuschauerkapazität
Es sollte natürlich klar sein, dass auch in der 2.Bundesliga nicht zu jedem Spiel 40.000 Zuschauer ins Stadion kommen werden. Sobald RB Leipzig jedoch in der 1.Bundesliga spielt, wird man wohl ein fast durchgängig ausverkauftes Stadion erleben. Mit einigen Umbauten, zum Beispiel dem Erweitern der Tribünen bis zum Spielfeldrand lassen sich sicherlich einige Tausend Plätze zusätzlich schaffen. Doch mehr als 50.000 Plätze scheinen architektonisch nicht möglich.
Die eigentliche Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist welche Zuschauerzahlen kann man einer durchaus fußballverrückten Stadt wie Leipzig eigentlich zutrauen? Erst recht, wenn RB nicht nur in der ersten Bundesliga „mitspielt“, sondern den Bayern oder Borussia Dortmund im Rennen um die deutsche Meisterschaft die Stirn bieten kann. Eine Frage, die mich regelrecht elektrisiert!
So mag Borussia Dortmund zwar aktuell über das größte deutsche Stadion verfügen, doch die Stadt Leipzig hält immer noch zwei beachtliche Rekorde im deutschen Fußball. Am 27.10.1957 strömten sagenhafte 110.000 Zuschauer (andere Quellen sprechen von 120.000 Zuschauern) zu einem DDR-Länderspiel ins Zentralstadion. Rekord für ein Fußballspiel in Deutschland. Gut ein Jahr zuvor hatte man bereits den deutschen Rekord für ein Ligaspiel aufgestellt. 100.000 Zuschauer waren es seinerzeit.
Zurück in die Gegenwart: die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, an deren zentralster Stelle die Stadt Leipzig liegt, haben seit Jahren keinen Erstliga-Fußball mehr gesehen. In Summe über 8 Millionen Einwohner – ein unfassbares Potential. Wer glaubt angesichts solcher Zahlen noch daran, dass Red Bull sich auf Dauer mit 50.000 Zuschauern zufrieden geben wird.
Für mich ist es nur eine Frage der Zeit bis sich auch in Halle, Chemnitz, Dresden, Erfurt, Jena, Magdeburg und anderen mitteldeutschen Städten die ersten RB Leipzig Fanclubs gründen werden, 14-tägig zum Spiel nach Leipzig fahren, um dann den „Stern des Ostens" nach vorn zu peitschen.
Fazit
Es gibt einige wichtige Punkte aus verkehrs- und sicherheitstechnischer Sicht, die für ein neues Stadion sprechen. Auch ökonomisch macht das ganze Sinn, wenn man bedenkt, was es finanziell bedeuten würde im Schnitt 15 bis 20 Tausend Zuschauer mehr pro Spiel im Stadion zu haben. Nicht zu vergessen, die höhere Anzahl der VIP-Logen, deren Kapazität in der Red Bull Arena bereits jetzt an ihre Grenzen stößt.
Wenn man das Gedankenspiel zum Thema Stadion-Neubau nun mal konkret weiterspinnen möchte, stellt sich die Frage, wo denn eine solche Riesenschüssel entstehen könnte? Im Mittelalter profitierte Leipzig von der Kreuzung der bedeutenden Handelsstraßen via imperii und via regia. Diese Kreuzung hat die Stadt groß und reich werden lassen. Heutzutage gibt es wieder ein bedeutendes Verkehrskreuz, das Schkeuditzer. Praktischerweise liegt der Flughafen Leipzig/Halle auch gleich nebenan, mal ganz perspektivisch gedacht.
Ein Gastbeitrag von Stefan Lorenz, Initiator und Mitglied des offiziellen Fanclubs RED CAMPUS.
Permalink:
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