MEINUNGEN ZUR WIEDEREINFÜHRUNG DER FREIEN PLATZWAHL IN SEKTOR B

Leipzig - (26.05.2014) Sommer 2012 - RB Leipzig führt platzgebundene Karten im Fanblock ein. Der Aufruhr ist groß. Jetzt, zwei Jahre später wird die freie Platzwahl im Sektor B wieder eingeführt - und wird kontrovers diskutiert. Die Meinungen der rb-fans-Redakteure zum Thema.


Roter Brauser (Fanblock-Steher, keine Dauerkarte):
Ich begrüße die Wiedereinführung der freien Platzwahl in Sektor B. Da ich arbeits-/urlaubsbedingt nicht jedes Heimspiel sehen kann, lohnt sich eine Dauerkarte finanziell gesehen für mich nicht (diese Saison war ich bei 14 von 19 Heimspielen anwesend). Ich bin dementsprechend auf Tagestickets angewiesen. Da ich meist mit einer Gruppe von 5-10 Leuten ins Stadion gehe, war es selbst im Vorverkauf schwierig zusammenhängende Plätze in den zentralen Bereichen (Blöcke 27-29) zu finden. Zudem verhinderte die Platzbindung - theoretisch - das Zusammenstehen mit anderen Freunden, die ihre Dauerkartenplätze im zentralen Bereich von Block 28 hatten.
Durch die freie Platzwahl erhoffe ich mir persönlich mehr Flexibilität im Block. Soll heißen: Wenn wir am Spieltag in einer größeren Gruppe zusammenstehen wollen, müssen wir nur rechtzeitig da sein, um auch Plätze im mittleren Blockbereich zu bekommen. Wenn ich dagegen am Spieltag Bock habe die Sau rauszulassen, kann ich mich zu meinen anderen Freunden in die 28 stellen. Oder wenn ich mal mit einem weniger eingefleischtem Fan das Spiel in relativer Ruhe beobachten möchte, gehe ich in die Randbereiche. Und bei jeder Standposition im Block muss ich mir nicht schon Tage vorher im Vorverkauf Gedanken machen, sondern am jeweiligen Spieltag flexibel entscheiden - freier Platzwahl sei Dank.
Jupp (Fanblock-Steher, teilw. auch in anderen Sektoren, keine Dauerkarte):
Auch ich bin für die Rückkehr zur freien Platzwahl im Sektor B, die es bereits in der ersten Regionalligasaison gab. Ich kenne das auch aus anderen Stadien und habe es dort immer sehr angenehm gefunden. Letztlich haben sich da immer Stammplätze herausgebildet, die aber bei zusätzlichen Mitkommern bei besonderen Spielen etwas ausgedehnt werden konnten. Für Fanklubs sollte es bei weiterem Wachsen deutlich einfacher sein zusammen im Block zu stehen. Viele Plätze würden bei einer Platzbindung ansonsten von anderen Besuchern genutzt. Auch diese haben jetzt eine höhere Flexibilität, weil sie bspw. bei Fahnen im Sichtbereich (ich erinnere an die damalige Fahnendiskussion) leicht in andere Bereiche vom Block wechseln können. Weiterhin rechne ich damit, dass sich die Stimmung und die Kommunikation unter dem Fans vor dem Spiel verbessert. Im Gegensatz zur Platzbindung wird sich der Fanblock damit wohl deutlich eher füllen. Wer weiterhin Präferenz für die Sitzplatzbindung hat, hat im Gegensatz zur letzten Saison die Möglichkeit zum gleichen Preis immer im Sektor D das Spiel zu verfolgen. Ich rechne damit, dass die Stimmung aus Sektor D sich besonders positiv entwickeln wird.
Loch (Fanblock-Steher, keine Dauerkarte):
Endlich keine Platzbindung mehr! An unzähligen Spieltagen in der vergangenen Saison musste ich mich darüber ärgern, nicht mitten im Stimmungspulk in Sektor B stehen zu können, sondern teilweise fernab. Was eben nicht einfach nur „Pech“ ist, sondern beim Blick in Block 28, wo zahlreiche „Supportverweigerer“ stehen, echt frustrierend. Jeder sollte grundsätzlich dort stehen dürfen, wo er möchte (allein deshalb schon pro freie Platzwahl). Aber bislang war es vermutlich so, dass Leuten, denen es vermutlich egal war, wo genau sie stehen, beim Ticketverkauf automatisch ein zentraler Platz zugewiesen wurde. Für jemanden, der einfach nur günstig das Spiel sehen möchte, macht es keinen Unterschied, ob das in Block 28 oder 31 geschieht (und falls es eine Rolle spielt, dann sind das egoistische Motive). Jemand, der es sich jedoch auf die Fahne geschrieben hat, die Mannschaft über 90 Minuten mit aller Kraft zu unterstützen, für den ist es schon etwas anderes, inmitten jener Menschen zu sein, die genau so handeln, ober um sich herum Leute zu haben, die nicht wirklich begeisterungsfähig sind – und dann auch demotivierend wirken.
Ich kann jeden verstehen, der günstig ins Stadion, sich gleichzeitig aber auch nicht am Support beteiligen möchte. Die bisherige Regelung hat jedoch eine sinnvolle Aufteilung innerhalb des Fanblocks verhindert. Dass der Support nun in Block 28 hängen bleibt, ist extrem unwahrscheinlich, da sich die Fanclubs (und auch weiterhin sicherlich fanblockunabhängige, supportende Stadionbesucher) quer über den Sektor verteilen. Doch wer hüpfen und singen möchte und drauf scheißt, ob ihm eine Fahne im Blick ist oder Bier auf die Jacke fliegt, der weiß nun, wo er einen Platz findet. Und wer das nicht möchte, weiß ebenfalls, wo er seinen Platz (nicht) findet. Alle Bedenken bezüglich möglicher Schwierigkeiten, einen Platz zu finden, oder Streitigkeiten zwischen Leuten, die einen bestimmten Platz beanspruchen, sollte man ernst nehmen – aber unter vernünftigen Menschen darf das doch kein ernsthaftes Problem sein. In den anderen Fankurven dieser Welt funktioniert es im Großen und Ganzen doch auch.
F-Lion (Fanblock-Steher, Dauerkarte)
Der freien Platzwahl sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Die größere Flexibilität, wodurch kurzfristig auch Freunde und Bekannte mit ins Stadion genommen werden können, ist irgendwie Fluch und Segen zu gleich. Mehr und mehr Zuschauer in Sektor B haben mittlerweile ihren Stammplatz. Ob dieser durch eine Dauerkarte festgelegt war oder nicht, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. In der Vergangenheit hat man seine Nachbarn immer besser kennengelernt und zusammen geflucht und gejubelt. Natürlich werden die meisten Zuschauer auch ohne Platzbindung an ihren Stammplätzen festhalten. Ob das allerdings immer möglich sein wird, wird die Zukunft zeigen. In der neuen Saison dürfte das ein oder andere Heimspiel Freitag- bzw. Montagabend stattfinden, wodurch es nicht allen Berufstätigen möglich sein wird, Stunden vorher im Stadion zu sein, um das Spiel in gewohnter Umgebung verfolgen zu können. Es wird sicher ein komisches Gefühl sein, jemanden auf dem Platz zu sehen, der in den letzten vier Jahren ausschließlich von mir besetzt war.
Rumpelstilzchen (Fanblock-Sitzer/Steher, Zwei Dauerkarten / mit Kind)
Seit der Oralsaison sitze ich gemütlich in Sektor B, erst in 27 die letzten zwei Spielzeiten in 26. Ließ mich und meinen Jungen auch mal von der Stimmung mittragen und wie in den letzten Spielen der Saison auch mal 90 Minuten auf beiden Beinen unsere Mannschaft anfeuern. Die Rückkehr zum alten System sehe ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits wäre es mir nun eher möglich erneut zwei Dauerkarten für den Sektor zu erwerben, weil ich flexibler auch für etwaige Begleitung einen Platz bekommen könnte bzw. wenn der Kleine lieber sitzen will auch leichter in die Randbereiche ausweichen könnte. Andererseits stellte sich mir sowieso die Frage, ob ich in der aktuellen Konstellation (90 Minuten Stehen bedeutet bei einem Fünfjährigen auch oft Hochheben um etwas zu sehen und der Schrittweisen Ausweitung der Dauersteher in Richtung Block 26 bzw. 30) nicht lieber nach D ausweichen würde, dass nächste Saison sowieso auch nicht aus den Nähten platzen wird, was die Mitnahme von spät kaufenden Freunden erleichtert. Andererseits habe ich die räumliche Nähe zum Stimmungskern immer genossen und ließ mich gern auch mal mitreißen. Grundsätzlich sehe ich erst mal keine Horrorszenarien auf den Block zukommen. Die Gros der Personen sind Stammzuschauer, die wissen wo sie hinwollen bzw. auch weiter so stehen und sitzen werden wie zuvor und Probleme kommunikativ lösen werden.
Die Diskussion im Forum zeigt, dass die Einführung der freien Platzwahl in Sektor B durchaus kontrovers gesehen wird. Wer ebenfalls gern seine Meinung dazu äußern möchte, findet hier das entsprechende Thema.
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