QUO VADIS FRAHN?
Leipzig - (04.07.2014) Mit Daniel Frahn und Dominik Stroh-Engel spielen die beiden erfolgreichsten Torschützen der vergangenen Drittliga-Saison ab August in der 2. Bundesliga. Skeptiker bezweifeln, dass sie ihre Erfolgsquote bestätigen können.
Jahr für Jahr stellen sich viele RB-Fans dieselbe Frage: Kann der Daniel Frahn auch höherklassig? Nach dem Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga und 20 Toren im Gepäck bezweifelten viele Fans, dass unser Kapitän auch in der 3. Liga erfolgreich Tore schießen kann. Zu wenig Bewegung, technische Mängel beim Spiel mit dem Ball und ansonsten sei der „Frahner“ eh nur ein Strafraumstürmer, der zumeist „einfach nur richtig steht“.
Dass der mittlerweile 27-jährige Kapitän unseres Vereins oft „richtig stand“ und seine Kritiker eines Besseren belehrte, bewiesen seine 19 Tore (inkl. sechs Elfmeter) in der abgelaufenen Spielzeit. Natürlich schwingt Frahn nicht dieselbe versierte Klinge wie ein Dominik Kaiser, Marc Schnatterer oder Marvin Duksch. Doch Frahn ist mehr als nur ein Strafraum-Stürmer, ließ sich in der letzten Saison weit nach hinten fallen und arbeitete deutlich mehr für die Mannschaft als noch in der Vergangenheit.
Und dennoch: Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga verweisen erneut einige Fans darauf, dass die spielerische Qualität eines Daniel Frahns in der zweithöchsten Liga nicht ausreichen wird und sein Zenit mittlerweile erreicht ist. Die „Bild“ fragte den Torjäger vor einer Woche während eines Interviews, ob Frahn auch in der 2. Bundesliga Tore schießen kann. Seine Antwort: „Werden wir sehen. Letztes Jahr gab es genug Leute, die gezweifelt haben, ob ich in der dritten Liga genug Tore mache. Die 19 Buden waren ja nicht so schlecht.“
Auch beim anderen Zweitliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98 gibt es leichte Zweifel, ob der Top-Torjäger Dominik Stroh-Engel (27 Treffer) in der 2. Bundesliga bestehen kann. Dieser würde eigentlich gerne seinen bis Juni 2015 laufenden Vertrag vorzeitig verlängern. Die Vereinsbosse in Hessen zögern allerdings mit einem Kontrakt, wollen seine Torquote in der 2. Bundesliga erst abwarten. Im „Kicker“ verweist man diesbezüglich auf den Einbruch von Marcel Reichwein, der einst in der 3. Liga Tore am laufenden Fließband schoss und in der 2. Bundesliga kaum noch einen Fuß auf den Boden bekam.
Ist die Skepsis angebracht? Tun sich Torjäger der 3. Liga, die anschließend in der 2. Bundesliga spielen, wirklich schwerer? Sinkt also die Erfolgsquote der Angreifer erheblich, sobald es eine Spielklasse höher geht?
Die Statistik der letzten drei Spielzeiten zeigt: Es gibt genügend Belege dafür, welche die These wiederlegen. Simon Zoller, Dominik Kumbela oder Hakan Calhanoglu haben zuletzt gezeigt, dass sie auch in höheren Spielklassen vor dem Tor erfolgreich „knipsen“ können. Allerdings ist das keine Selbstverständlichkeit wie die Beispiele von Oliver Glasner oder Marcel Reichwein zeigen.
2012/2013
Anton Fink (Chemnitzer FC) und Fabian Klos (Arminia Bielefeld) teilten sich
Platz 1 der Torschützenliste mit jeweils 20 Toren. Während Fink den „Himmelblauen“
in Liga 3 treu blieb, ging Klos zusammen mit den Ostwestfalen in die 2.
Bundesliga und schoss in der abgelaufenen Spielzeit neun Tore. Hakan Çalhanoğlu (17 Treffer) war maßgeblich für den
Aufstieg des Karslruher SC verantwortlich und überzeugte nun auch beim
Hamburger SV in der 1. Bundesliga (11 Tore). Koen van der Biezen (Kalrsuher SC,
15 Tore) und Simon Zoller (VfL Osnabrück, 14 Tore) gingen ebenfalls in die 2.
Bundesliga und waren mit acht (van der Biezen) und 13 Toren (Zoller) überaus
erfolgreich.
2011/2012
17 Treffer erzielte der Erfurter Marcel Reichwein für die Thüringer und
wechselte nach der Saison zum Zweitliga-Aufsteiger VfR Aalen. 2012/2013 konnte
er immerhin noch fünfmal einnetzen, in der letzten Saison kam er auf lediglich
zwei Treffer für die Baden-Württemberger. In der neuen Spielzeit wechselt
Reichwein in die 3. Liga zu Preußen Münster. Nur etwas besser erging es Robert
Lechleiter beim Wechsel von der 3. Liga in die 2. Bundesliga. Mit 14 Treffern
hinter Reichwein erfolgreichster Torschützer gewesen, kam er in den
darauffolgenden Zweitliga-Spielzeiten beim VfR nur noch auf neun und sechs
Treffer. Auch Sebastian Glasner (damals Wacker Burghausen) wusste trotz seiner
zwölf Tore später in der 2. Bundesliga nicht mehr zu überzeugen (2 Tore für
Energie Cottbus). Einzig Frank Löning (12 Treffer für Sandhausen) konnte seine
Form zunächst auch in der 2. Bundesliga bestätigen und traf 2012/2013 elf Mal
ins gegnerische Gehäuse für den SV Sandhausen. In der letzten Saison kam er für
Aue allerdings nur noch auf fünf Tore.
2010/2011
Dominik Kumbela (Eintracht Braunschweig, 19 Tore), Alexander Esswein (Dynamo
Dresden, 17 Tore), Dennis Kruppke (Eintracht Braunschweig, 16 Tore) und Oliver
Occean (Kickers Offenbach, 16 Tore) gingen nach einer erfolgreichen Spielzeit
den nächsten Schritt in eine höhere Spielklasse. Kumbela bewies in den drauffolgenden
Spielzeiten seine Torjägerqualitäten (2011/2012: 10 Treffer, 2012/2013: 19
Treffer) und war selbst in der 1. Bundesliga mit neun Treffern torgefährlich.
Auch sein Sturmkollege Kruppke konnte in der zweithöchsten Spieklasse in etwa
an seine Torquote der 3. Liga anknüpfen (2011/2012: 10 Tore 2012/2013: 11 Tore). Occean wechselte
2011/2012 zur SpVgg Greuther Fürth und war in der 2. Bundesliga sogar noch
erfolgreicher: 17 Treffer standen am Ende zu Buche. Anschließend wagte er mit
Eintracht Frankfurt den Schritt in die Bundesliga und traf nur noch einmal. Der
Ex-Dresdner Esswein ließ die 2. Bundesliga aus und versuchte sich sofort in der
höchsten Spielklasse Deutschlands – mit mäßigem Erfolg. Sechs Erstliga-Treffer innerhalb
von drei Spielzeiten für den 1. FC Nürnberg und dem FC Augsburg sind für den
einstigen Top-Torjäger deutlich zu wenig.
Fazit: Allein anhand von Statistiken kann man natürlich
nicht vorhersagen, ob erfolgreiche Drittliga-Torjäger auch in der 2. Bundesliga
viele Tore erzielen können. Da spielen Vereinswechsel, die Kaderzusammensetzung
(Konkurrenz im Sturm), das Spielsystem und mögliche Verletzungen sicherlich
noch eine viel prägnantere Rolle. Allerdings gibt es mehr Beispiele dafür, dass
die Top-Toptorjäger auch in höheren Ligen erfolgreich sein können als das das
Gegenteil der Fall ist. Demzufolge ist es auch Daniel Frahn zuzutrauen, dass er
uns in der neuen Spielzeit noch mehrfach zum Torjubel veranlassen wird.
Rojiblanco
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