DER RUMPLIGE STATIST(IKER) – DIE SPIELER IN DER EINZELKRITIK

Leipzig - (03.08.2014) Erstes Zweitligaspiel – Zeit für eine neue Rubrik. An dieser Stelle sollen in der Folge unsere Spieler einzeln beleuchtet werden. Auch aber bei weitem nicht nur unter dem Aspekt der Zahlenwerte.


Das war es also, das erste Zweitligaspiel unseres Vereins. Ganz der Tradition folgend, das erste Ligaheimspiel in der RBA nicht zu gewinnen, spielte die Zornigerelf gegen Aalen 0:0 und war dabei in fast allen Belangen überlegen. Ein Spiel, das einen Sieger durchaus verdient hätte und mit dem trotzdem viele zufrieden waren. Auf Leipziger Seite war man froh mit einer quasi kompletten Drittligaelf der letzten Saison seinen Spielstil erfolgreich durchgebracht zu haben, wenn auch gegen einen nominell eher leichteren Gegner der aktuellen Zweitligaspielzeit und Aalen konnte mit dem Punktgewinn durchaus zufrieden sein, wenngleich sie die größte Chance des Spiels selbst erkonterten (42.).
Spielsystem
Im 4312 hieß es erneut: pressen, pressen, pressen. Allerdings war es durch die defensive Spielanlage der Gäste, die quasi ohne echten Stürmer agierten und sich bei RBL Ballbesitz breit und tief auffächerten, schwer möglich aussichtsreiche Ballgewinne zu erzielen. Trotzdem war das Anfangsdrittel berauschend 13 der 20 Torschüsse gab es bis zur 36. Spielminute. Unter tropischen Bedingungen versuchte Zorniger so mit immensem Krafteinsatz, dem man später noch Tribut zollen sollte, ein frühes Tor zu erzwingen, allein es fehlte an der nötigen Präzision, Frahn und Poulsen hatten die Führung auf dem Fuß. Nach dieser Phase wurden die Beine bei RBL schwerer und Aalen stand nun sicherer und kam besser in die Zweikämpfe. Auf Seiten der Gäste lauerte man auf „den“ Konter, der sich dann in der 42. Spielminute ergeben sollte.
Insgesamt gelang es Aalen durch die defensive Kompaktheit in der Folge immer besser den Leipziger Spielaufbau zu behindern und die Rechtslastigkeit des Leipziger Spiel auszunutzen, um die Räume zu verdichten. Ob es für Aalen in dieser defensiven Ausrichtung reicht auch mal einen Dreier mitzunehmen muss man abwarten, am ersten Spieltag gab Aalen jedenfalls die wenigsten Torschüsse ab.
Einzelkritik
Bellot: Ließ sich nicht zu Schulden kommen, bei den Kontern war für ihn wenig zu machen, sein Pfosten rettete für die geschlagene Abwehr. Sonst kaum von Aalen geprüft. Nur vier von 18 Abspielen (bzw. von zehn Abschlägen) landeten beim Gegner – solide. Bester Freund vom schnellen Yussuf, der von Bellot 7 von 34 Zuspielen erhielt (Teamspitze).
Teigl: Tolle Entwicklung, wie Zorniger zuletzt auch nochmal herausstellte und deren Ansätze auch schon in der letzten Spielzeit deutlich zu sehen waren. Schnellster man auf dem Platz (34,2 km/h, bisher in der Liga nur von WM-Fahrer Leckie mit 34,4 km/h übertroffen) und ausdauerndster Sprinter (28 Sprints). Auch bei Kopfbällen nun sicherer (67% Zweikampfquote) und mit 60% auch insgesamt solide (dazu führte er nach Poulsen gemeinsam mit Hoheneder die zweitmeisten Zweikämpfe). Durch die Rechtslastigkeit des Spiels einer der wichtigsten Spieler auf dem Feld und gemeinsam mit Demme der Antreiber.
Hoheneder: Souveränes Spiel unseres Abwehrchefs. Mit 20 gewonnenen Zweikämpfen bisher Ligaspitze und mit 80% Quote bester im Team. Dazu mit vier Kopfbällen in Richtung gegnerisches Tor auch offensiv mit Power, allerdings ohne Zielwasser. Auch die Passquote ließ sich mit 71,9% sehen. In der Form auch nach der Ankunft Comppers gesetzt.
Sebastian: Beim erwähnten Konter etwas zu langsam mit 70% Zweikampfquote dennoch solide. Im Spielaufbau etwas weniger umtriebig (viele Sicherheitspässe zu Nik, Jung und Bellot) als Hoheneder, dafür mit der besten Passquote des Teams (91,5%). Ein agilerer und spielfreudiger IV wie Compper könnte Sebastian möglicherweise zurück auf die Bank beordern.
Jung: Über seine Seite ging wenig (defensiv wie offensiv), spätestens ab dem Halbfeld ging es Richtung Spielfeldmitte. Dafür war die linke defensive Außenbahn aber auch ein sicherer Hafen, in diesem Bereich ging quasi kein Zweikampf an Aalen. Nach Kaiser mit der größten Laufleistung auf dem Feld.
Khedira: Wirkte ein wenig wie ein Fremdkörper und ließ sich nicht wie von Demme gewohnt zurückfallen, um durch die IVs anspielbar zu sein (nur 3 Anspiele von Sebastian oder Hoheneder kamen im Spielaufbau zu Khedira), die musste Demme übernehmen, was dann zusätzlich zur Rechtslastigkeit des Spiels beitrug und Aalen das Verteidigen erleichterte. Dadurch ungewöhnlicherweise als 6er mit weniger Pässen als die beiden 8er Positionen (39 vs. 52 bei Demme+Palacios und 44 bei Thomalla+Fandrich). Es wird sich zeigen, ob ein fitter Demme und Rückkehrer Kimmich nicht vorerst die beste Wahl sind. Trotzdem mit 52,9% zweitbester Zweikämper im Mittelfeld und bester Passgeber der Mittelfeldstartakteure (66,7%)
Demme+Palacios: Statt Khedira (10 Zuspiele) suchte die Abwehrreihe nun häufiger Demme (41 Zuspiele), wodurch die Räume natürlich enger wurden, was wiederum Demme häufiger zu risikoreichen Pässen zwang bzw. in Zweikämpfe trieb. So war Demme zwar der Spieler mit den meisten Pässen auf dem Feld, brachte aber nur etwas mehr als die Hälfte davon an den Mann (58%, 21 Fehlpässe waren Teamspitze) und war mit lediglich 41,7% Zweikampfquote ungewohnt blass (führte aber die meisten Duelle der Mittelfeldspieler). Neben der ungewohnten Position schien er nach überstandener Virusinfektion auch noch nicht ganz bei 100% zu sein.
Palacios kam spät und konnte das Ruder nicht mehr herumreißen. In seinen 10 Einsatzminuten spielte er nur zwei Pässe, beide zwar erfolgreich, jedoch rückwärtsgerichtet.
Thomalla+Fandrich: Thomalla setzte sich gegen Fandrich, Strauß, Kalmár und Hierländer durch (die letzten drei mussten gar mit der Tribüne Vorlieb nehmen, was in Anbetracht der Kimmich Rückkehr hartumkämpfte Wochen verspricht). Mit nur 18 Pässen lief das Spiel deutlich an ihm vorbei, als LZM kam dies nicht überraschend, trotzdem sollte es Fandrich in der Folge besser machen, interpretierte seine Rolle jedoch auch etwas defensiver und zentraler. Mit 80,8% Passquote war er der passsicherste Offensivakteur (Palacios mit 2/2 ausgenommen) und suchte auch in brenzligen Situationen lieber den Nebenmann denn den Zweikampf (nur 4 Duelle). Insgesamt ein gutes Spiel von Fandrich, der durchaus zeigte, dass er weiterhin eine Rolle im Team spielen will und kann.
Kaiser: Unser Mittelfeldfürst wurde von Aalen recht sauber vom Spiel getrennt und kam wie Demme nicht so recht mit dicht gestaffelten tiefen Abwehr der Gäste zurecht. Dadurch erhielt der Mittelfeldmotor verhältnismäßig wenig Anspiele. Mit 65% Passquote und 47% Zweikampfquote war es eines der schwächeren Spiele von Kaiser, der aber stets versucht war sich anzubieten (11,4 km Laufleistung sind Spielspitze), dazu legte er vier Torschüsse auf, ebenfalls Spitzenwert.
Frahn+Prevljak: Wäre Frahns Schlenzer vom Spielbeginn reingegangen, würde jetzt wohl deutlich weniger über den Kapitän diskutiert werden. Als Prellbockstürmer war unser Goalgetter trotzdem solide. Recht passsicher (78%) versuchte er für die im Rückraum lauernden bzw. anstürmenden Mittelfeldspieler aufzulegen, zumindest die Zusammenarbeit mit Poulsen war jedoch verbesserungswürdig (keine Pässe untereinander). Dazu kamen 19 Sprints in 70 Einsatzminuten und zwei Torschüsse, bei beiden musste Fejzic eingreifen.
Prevljak sah man an, dass er noch ein wenig Zeit braucht, um bei den Großen eine Rolle zu spielen. Sieben Zweikämpfe, keinen davon gewonnen sprechen eine deutliche Sprache. Mit Rebic gibt es nun starke Konkurrenz für beide.
Poulsen: Ohne Frage einer der auffälligsten Akteure des gestrigen Spiels. Er gab die meisten Torschüsse ab (vier, wie auch Demme und Hoheneder), erlief sich quasi sämtliche langen Abschläge von Bellot und führte die meisten Zweikämpfe (29), leider krönte er seine Leistung nicht mit einem Tor. Technisch liegen aber zwischen den ersten Gehversuchen bei RBL im letzten Jahr und dem Aalenspiel Welten, eine Entwicklung deutlich zu sehen. Leider forderten die Hitze und sein kraftraubendes Spiel in den Schlussminuten (etwa ab der 70.) ihren Tribut. Kein Sprint, kein gewonnener Zweikampf am Boden und nur ein angekommener Pass sowie ein Torschuss nach der 71. Spielminute. Vielleicht wäre ein Wechsel hier sinnvoller gewesen.
Fazit: RBL ist in der Liga angekommen. Wenngleich Aalen nicht zu den Schwergewichten zu zählen ist, so ist die Generalprobe in Sachen Systemeignung durchaus gelungen. Nur Heidenheim gegen den FSV hatte mehr Torschüsse, die Überlegenheit offensichtlich. Jetzt gilt es in München etwas Zählbares mitzunehmen, die Anlagen dafür scheint das Team zu haben und mit Kimmich, Compper und Rebic ist nochmal ein ordentlicher Qualitätsschub zu erwarten.
Rumpelstilzchen
Datenquelle: bundesliga.de
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