DIE SPIELER IN DER EINZELKRITIK – PADERBORN

Leipzig - (20.08.2014) Ein aufreibender Pokalabend ist zu Ende. Unsere Leipziger gingen als verdiente Sieger vom Platz und mussten erst mal die müden Beine ausschütteln. Unsere Pokalhelden in der Einzelkritik.


RBL geht in die zweite Runde! Was für ein aufreibender Pokalabend, dafür aber mit einem wunderschönen Ende. Gemessen am Auftreten hatte der neutrale Zuschauer etwas Schwierigkeiten, zu unterscheiden, wer hier wohl der höherklassigere Verein war. Paderborn mit einem defensiv ausgerichteten 4141 attackierte erst auf Höhe der Mittellinie und verlegte sich auf Konter sowie lange Bälle auf Aufstiegsheld Kutschke. RBL gewohnt dominant und diesmal auch im Ballbesitz klar überlegen, aber mit Schwierigkeiten die Defensive der Ostwestfalen zu durchbrechen. Die erinnerten in ihrem Auftreten eher an einen mauernden Dritt- oder Viertligisten, leider gepaart mit der defensiven Qualität eines Zweitligisten. Aussichtsreiche Ballgewinne im Spielaufbau waren somit für die Zornigerelf schwer zu erzielen. Mit 57% Ballbesitz auch deutlich mehr als gegen Aalen und München, was zeigt, wie sehr Paderborn unserem frischgebackenen Zweitligisten das Spiel überließ. Der Erfolgscoach beließ es bei der Elf, die in der Liga souverän durchstartete, Khedira blieb der einzige Neuzugang, der den Pokalerfolg mitfeiern durfte. Wie auch in München sorgten die Einwechselspieler für einen Treffer, diesmal gar den entscheidenden.
Bellot: Unser Urgestein. Der Mann mit der Ungeschlagenserie. Bellot zeigte wieder ein solides Spiel. Streitpunkt sicher das Tor sowie 1-2 Aktionen, in denen er nicht etwas unsicher wirkte. Darüber hinaus mit starken Reflexen und als perfekter Mitspieler für die Innenverteidiger (45 Pässe gegen Paderborn – 48 gegen Aalen und München insgesamt). Während Zorniger die Schuld des Gegentores auf die Abwehrreihe schob, nahm Bellot den Fernschusstreffer auf seine Kappe. Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen. Zwar fehlt es Teigl und Hoheneder am Zweikampfverhalten, aber beim gegnerischen Spielaufbau muss Bellot auch nicht zwingend so weit vorne stehen. Ein paar Zentimeter mehr und er hätte ihn haben können, aber die Größe war schon immer ein Kritikpunkt, wenn es um unseren "Benni" ging. Die Zahlen sprechen trotzdem eine deutliche Sprache. Von 23 Torschüssen ging bisher erst einer ins Netz. Von über 50 Pflichtspielen mit den beiden RBL Herrenteams hat Bellot bisher nur eines verloren und gerade mit der ersten eine herausragende Gegentorquote. Nächste Bewährungsprobe: Aue!
Hoheneder: Hatte als Umschaltstation viel zu tun und war erneut der etwas offensivere Innenverteidiger. In der Defensive bei den schnellen Vorstößen der Gegner nicht immer glücklich, wobei über die linke Abwehrseite mehr Betrieb gemacht wurde. Mit 50% Zweikampfquote schlechter als noch gegen Aalen (80%) oder München (68%). Dafür mit guter Passquote: 75% und den meisten Ballberührungen im Spiel. Beim Gegentor zu weit weg von Koc. In der Luft eine Bank, hatte aber meist nicht Kutschke gegen sich.
Sebastian: Hatte das Vergnügen gegen Kutschke antreten zu dürfen. Verlor zwar einige Duelle (insgesamt lediglich 38% Zweikampfquote, siehe die 20% gegen München), machte danach aber einiges durch gutes Stellungsspiel wett. Da Paderborn nur selten geschlossen nachrückte war sein Gegenspieler auch oft isoliert, was den Zugriff auf den zweiten Ball erleichterte. Wird, wie schon gesagt, eine spannende Angelegenheit, wer für Compper weichen müsste. Aktuell funktioniert das Duo Sebastian/Hoheneder sehr gut. Im Spielaufbau war Sebastian erneut das beruhigende Element.
Teigl: Wieder der auffälligere der beiden AV, der Vorsprung war jedoch nicht nur wegen des Tores von Jung diesmal nicht so augenscheinlich. Mit 53% Zweikampfquote dazu zweikampfstärkster Defensivakteur. Die Umschulung von Teigl zum Außenverteidiger ist eine der größten Erfolgsgeschichten der letzten Monate, auch wenn es ihm gegen die tief stehenden Gäste deutlich schwerer fiel, Torgefahr zu entwickeln (nur eine Torschussvorlage). Beim Gegentor zudem nicht gut mit Hoheneder abgestimmt, es gibt also immer noch Luft nach oben für den Österreicher, der derzeit kaum aus dem Team wegzudenken ist.
Jung: Der Mann für den ruhenden Ball. Den wichtige Ausgleichstreffer wenn auch mit ein wenig Glück erzielt. Dazu auf Links mit einem guten Spiel, defensiv diesmal jedoch ordentlich gefordert und gegen den starken Wemmer ab und an auch nur zweiter Sieger. 44% Zweikampfquote waren sein bisher schlechtester Wert. Dafür mit mehr Spielanteilen und solider Passquote von 70%. In der Form schwer von Heidinger zu verdrängen und nach den Rückschlägen der letzten Saison ebenfalls eine positive Überraschung im Stamm.
Khedira: Wächst weiter in die Rolle des defensiven Ballverteilers und situativ aufrückenden bzw. sich fallen lassenden Spielers hinein. Erneut mehr Spielanteile und trotz der gerade an seiner Umschaltstation lauernden Paderborner mit der bisher besten Passquote (73%). Im Zweikampf dagegen nur mit 44% Quote. Die wenigen Vorstöße sollten jedoch ungestraft bleiben.
Demme: Wirkte teils etwas übermotiviert (4 Fouls) im Kampf gegen seine ehemaligen Mitspieler (sogar Kutschke war da ruhiger und dass will bekanntlich was heißen…), brachte solide 42% Zweikampfquote aber nur 58% Passquote auf den Rasen. Trotzdem wieder der gewohnte Tausendsassa, der überall zu finden war. Sein Ballgewinn leitete das Siegtor ein und damit war er erneut an einem Treffer beteiligt (wie auch an zwei Toren gegen München). Muss noch ein wenig in die Rolle als offensiver Sechser hineinwachsen, mit zwei Torschussvorlagen und einem Torschuss jedoch auch schon auf einem guten Weg.
Kimmich: Wieder ein hervorragendes Spiel. Mittelfeldakteur mit den meisten Ballkontakten und bester Zweikämpfer im Team (62%). Sein Durchbruch und anschließende Flanke machte das 2:1 erst möglich. Starkes Spiel des frisch gebackenen U19 Europameisters, der zweimal mit Strafraum zu Boden ging, zweimal blieb die Pfeife des Schiedsrichters stumm, nach Ansicht der Fernsehbilder zu Recht. Dies wäre jedoch schon fast der einzige Kritikpunkt in diesem Spiel. Kann seine Dominanz aber durchaus noch in mehr Torgefahr ummünzen.
Kaiser: Weiterhin noch nicht in der Aufstiegsform. Wirkte wie gegen Aalen und München etwas überhastet in seinen Offensivaktionen. Dazu hatte er durch die tief verteidigenden Paderborner schwer den nötigen Platz für sein Kreativspiel zu finden und blieb auch im Zweikampf unter seinen Möglichkeiten (25%). War trotzdem der Startspieler mit den meisten Torschüssen.
Frahn: Erneut nur 14 Ballberührungen und damit gemessen an der Einsatzzeit schlechtester Spieler. Dazu nur ein Torschuss. Nur selten konnte er sich in Szene setzen und hatte am Boden wie auch in der Luft zu kämpfen, wobei 36% seine beste Zweikampfquote der noch jungen Saison waren. Umtriebig in der Defensive, fehlt es ihm offensiv an Bindung zum Spiel. Fraglich inwiefern der defensive Nutzen das offensive Fehlen kompensieren kann. Braucht dringend ein Erfolgserlebnis und war bei seinem Foul in der 60. schon mächtig angefressen.
Poulsen: Nicht die ganz große Poulsenshow wie noch in München, aber wieder der auffälligste Offensivakteur – stattliche 62 Ballkontakte sind gut 20 mehr als gegen 1860 oder Aalen. Wirkt im Kopfballspiel und der Spielhärte deutlich reifer als noch vor einem Jahr, bekommt dafür langsam den Kutschkefaktor zu spüren, wenn es um die Foulentscheidungen geht. Bekam deswegen auch sechs Foulspiele gegen sich und einige nicht für sich gepfiffen, was den jungen Dänen etwas frustrierte – Resultat 29% Zweikampfquote. War deutlich im Fokus der Paderborner Abwehrarbeit, was beim 2:1 sehr praktisch wurde, als keiner sich auf den nebenher anlaufenden Kimmich warf.
Morys: Brennt derzeit bei jeder Einwechslung, auch wenn nicht alles Gold war (Rückpass-Schussversuch). Entwickelt deutlich mehr Zug zum Tor als Frahn, war aber auch defensiv ungebunden. Stoppte den Ball mit den Podex für Fandrich und legte förmlich alles zur Absicherung in die Waagschale.
Fandrich: Kam, sah und pickte. Matchwinner, auch wenn die Bank wie ein Damoklesschwert weiter über ihm schwebt. Aktuell trotzdem vor den Neuzugängen Hierländer und Kalmár, könnte seine Belohnung ggf. gegen Aue abholen, sollten Demme oder Kimmich wirklich ausfallen.
Willers: Kam rein und wurde gleich zu dem Abwehrchef, den er davor teils schon von der Seitenlinie aus mimte, was sogar den Schiedsrichter zu einem kurzen Plausch verleitete. Ließ am Ende nichts mehr anbrennen. Versprühte echten Teamgeist!
Kutschke: Die Rückkehr des Aufstiegshelden hätte sich der ein oder andere Anhänger der schreibenden Zunft wohl unter anderen Umständen ausgemalt. Breitenreiter ließ sich von der Antrittsaussage Zornigers (lang ist es her) inspirieren und wählte die diesmal stumpfe Waffe "lange Bälle auf Kutschke". Die zu zaghaft nachrückenden Paderborner ermöglichten kein geordnetes Ablegen und Sebastian hatte oft guten Zugriff auf den zweiten Ball. Einmal klingelte es dann doch, bei der typischen Kutschkevorlage für Kocs Sonntagsschuss. Wirkte nicht mehr ganz so bissig wie vor etwas mehr als einem Jahr. Trotzdem viel Glück beim Projekt Klassenerhalt – gemessen am Auftreten hier werden es die Ostwestfalen dringend brauchen.
Rumpelstilzchen
Datenquelle: kicker.de
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