DIE SPIELER IN DER EINZELKRITIK – FORTUNA DÜSSELDORF
Leipzig - (01.10.2014) Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren? Bis zur 86. Minute führte RBL, der Ausgleich für die Gastgeber war zwar verdient, jedoch vermeidbar. Erneut verpasste die Zornigerelf den Sprung an die Spitze.
Schwierige Vorzeichen, mit denen Zorniger zu kämpfen hatte. Poulsens Ausfall löste er mit dem taktischen Kniff des Vorziehens Teigls jedoch souverän. Das RBL in Sachen Kaderbreite aber auf dem Zahnfleisch geht, sollte sich in der zweiten Halbzeit zeigen, als die Wechsel verpufften und RBL das Zepter des Handelns an die Düsseldorf verlor, die ihrerseits eines ihrer stärksten Saisonspiele ablieferten (Torschüsse, Zweikämpfe, dazu einen Sahnetag von HSV-Leihspieler Tah). Weder Rebić noch Hierländer gelang es, an die Leistungen der ausgewechselten Teigl und Khedira anzuknüpfen, wohingegen Pohjanpalo und Bolly voll einschlugen. Fraglich, ob andere Wechsel den Verlauf verändert hätten, große Optionen gab die Bank nicht her. Mit Frahn hätte Zorniger einen defensiv deutlich aktiveren Spieler als Rebić bringen können. Ein Ersatz für den physisch starken Khedira im Mittelfeld gab es jedoch von Vorneherein nicht.
Trotz dieser problematischen Bedingungen lieferte das Team insgesamt eine gute Vorstellung ab. Legte gar knapp 100 Sprints mehr hin, als noch am ersten Spieltag gegen Aalen. Auch dies vielleicht ein Faktor für den späten Einbruch, die Mannschaft schien platt. Dafür war die Zweikampfbilanz mit 42,9% eher negativ, gewann die Elf absolut nur einmal weniger Zweikämpfe (FSV) und auch in der Foulstatistik führen unsere Leipziger weiterhin einsam die Tabelle an.
Bellot: 16 Torschüsse gab Düsseldorf ab, ihre bisherige Saisonbestmarke. Für Benni war nur der Arbeitstag in Frankfurt (19) beschäftigungsreicher. Mit fünf Gegentoren kommt unser Urgestein nun aus der englischen Woche, davor war es lediglich eines. Es zeigt sich damit ein kleiner Abwärtstrend, der auch, aber nicht nur, verteidigungsbedingt ist: Während der ersten fünf Spieltage gaben die Gegner 44 Torschüsse ab, von denen Bellot 9 halten musste, zwei klärte das Gestänge und einer ging ins Tor. In der englischen Woche gab es insgesamt 30 Torschüsse, acht musste Bellot halten, 5 gingen ins Netz. Zum einen wurden die Torschüsse bzw. die Situationen die zu ihnen führten also gefährlicher, zum anderen musste Bellot auch deutlich häufiger hinter sich greifen. Zugegeben waren die meisten Torschüsse schwer zu halten, wirklich unhaltbar bzw. vermeidbar jedoch nicht. Sicher bleibt Bellot ein guter zweiter Keeper, die Glückssträhne von Saisonbeginn (nur 3 zu haltende Schüsse in den ersten drei Spielen) scheint aber vorbei. Leider komt zu mangelndem "fortune" auch noch eine absinkende Passquote - gegen den KSC und Düsseldorf zum ersten Mal in dieser Saison unter 60%, was sicher nicht zu zur Stabilisierung seiner direkten Vorderleute beiträgt. Coltorti scharrt mit den Hufen und dürfte bald wieder seinen Platz übernehmen. Ob die "Paradenquote" dann wieder steigt und ob Coltorti auch die anderen Qualitäten Bellots (im allgemeinen ein gutes Zusammenspiel mit der Abwehr) aufs Feld bringt, wird sich zeigen müssen.
Sebastian: Beste Zweikampfquote des Teams (66,7%, besser nur Kalmár, der seine beiden Duelle gewann) und einer der wenigen (Jung, Demme), die in dieser Beziehung auf Augenhöhe mit Düsseldorf agierten, verlor nur einen Luftkampf. Dazu seine beste Laufleistung in der noch jungen Saison: 11 km, 28 Sprints, 32,8 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dafür aber die schlechteste Passquote der bisherigen Saison: 53,6%, gerade im Spielaufbau ineffizient. An den Gegentoren schuldlos, Jung und er die beiden Abwehrspieler in Normalform.
Compper: Zwar sicherer im Spielaufbau (66,7% Passquote) als Sebastian, dafür sonst selbigem in allen Belangen unterlegen: Laufstärke, Zweikampfquote (40%). Dazu sah er bei beiden Gegentoren nicht gut aus. Beim 1:1 lässt er sich zu leicht von Tah verdrängen, kann den Pass auf Pohjanpalo so nicht verhindern, obwohl er besser positioniert war. Beim 2:2 ist er der einzige Abwehrspieler, der nicht in den Zweikampf findet, agierte insgesamt zu zögerlich. Die fehlende Abstimmung macht sich hier noch bemerkbar, bis zu Niks Verletzung gab es pro Halbzeit knapp 2 gegnerische Torschüsse, danach knapp 6.
Heidinger: Ersetzte den vorgezogenen Teigl als rechten Verteidiger. War im ersten Durchgang sehr aktiv und defensiv stabil, baute aber im zweiten Abschnitt deutlich ab, in dem er in der Schlussphase keinen (!) Zweikampf mehr gewinnen konnte und auch seine Pässe nicht mehr für Entlastung sorgten, da sie postwendend zurück kamen. Zwar wie alle laufstark (31 Sprints, 11,6 km) aber mit lediglich 38,5% Passquote und 38,9% Zweikampfbilanz. Dazu an beiden Gegentoren beteiligt, beim 1:1 verliert er den Zweikampf mit dem Torschützen Pohjanpalo, beim 2:2 lässt er sich in der Entstehung leicht verladen, hätte den Ball am ehesten klären können. In dieser Form, trotz seiner bärenstarken letzten Saison, nur Außenverteidiger Nr. 3.
Jung: Neben Sebastian bester Abwehrspieler. Ließ über seine Seite wenig zu, wenn man von der besten Fortuna-Chance in Halbzeit 1 absieht. Gewann nach Demme die meisten Zweikämpfe (61,9%), dafür läuferisch mit durchschnittlicher Leistung (11 km) und mit ausbaufähiger Passquote (56,7%), verlor aber vor dem 1:1 den Zweikampf gegen Liendl und hatte Pech, dass sein abgefälschter Ball direkt bei Benschop landete. Gute Leistung, die trotzdem noch Luft nach oben lässt, dafür aber in den letzten Minuten auch noch auf der Höhe.
Khedira: Im ersten Durchgang noch der schwächste Mittelfeldakteur (nur 30,8% Pass- und 33,3 % Zweikampfquote), dazu mit Gelb vorbelastet, seine Auswechslung daher nachvollziehbar. Danach agierte Demme auf der 6, Hierländer rückte auf die 8 vor, konnte aber ebenfalls wenig überzeugen. Khedira im ersten Durchgang aber mit starken Laufwerten und auch im Kopfballspiel solide, letzteres ein Umstand der uns im zweiten Abschnitt, mit Ausnahme Sebastians, fast vollständig abging.
Demme: Starke Leistung des Mittelfeldkraftpakets. 2:1 wunderbar vorbereitet, dazu einziger Offensivspieler mit positiver Zweikampfbilanz (53,1%), absolut auch mit den meisten gewonnenen Duellen, guter Laufleistung (11,9 km) und den meisten Ballkontakten in der Offensive (52). Wie bei anderen Spielern mit durchschnittlicher Passquote (46,4%), was an der Spielanlage mit langen Bällen auf Teigl und Morys sowie der guten Düsseldorfer Defensive lag.
Kimmich: Wurde rechtzeitig fit und war bester Passgeber im Team (67,7%), dazu mit der schönen Einleitung des 1:0 via Stichpass auf Morys. Durchschnittliche Laufleistung und schwindender Zugriff aufs Spiel (in den 30 Minuten vor seiner Auswechslung nur 5 Zweikämpfe, davor 19) ließen Zorniger ihn auswechseln, Kalmár brachte dann aber auch nicht viel mehr aufs Feld. In Sachen Zweikämpfe mit lediglich 37,5% Quote, was aber an den vielen Offensivduellen lag, im Abwehrdrittel mit ca. 50%. Braucht zwischen den Spielen und dem Gesundkneten mal eine Pause, blöd nur, dass er in der Länderspielpause wohl in der Nationalmannschaft ran muss.
Kaiser: Offensiv auffällig, aber ohne die entscheidenden Momente wie noch gegen Karlsruhe. Gute Passquote von 60%, ausbaufähige Zweikampfquote von 38,1%. Bei defensiven Zweikämpfen aber meist sicher. Auffällig wenig Sprints (14, auch nur zwei Defensivsprints), in der zweiten Hälfte schienen die Nachwirkungen der langen Pause im Verbund mit der englischen Woche deutlich spürbar. Mit 12 km trotzdem laufstärkster Spieler und auch im zweiten Durchgang in vielen Zweikämpfen aktiv.
Teigl: Der Matchwinner, zwei starke Tore, wobei besonders das 2:1 herausragend war. Seine Versetzung in die Offensive genau richtig, seine Auswechslung eher nicht, auch wenn Teigl, wie viele andere, ausgepowert war. Hatte trotz lediglich 70 Minuten Einsatzzeit die meisten Sprints auf dem Feld (35) und die höchste Geschwindigkeit. In dieser Form eine ernsthafte Alternative - und warum nicht einmal im Sturm, auch wenn er demnächst vermutlich wieder als offensiver AV eingesetzt werden wird. Starkes Spiel!
Morys: Sehr gute Vorlage zum 1:0, daneben war jedoch vieles Stückwerk, in fast allen Belangen seinem Sturmkollegen unterlegen: 41,2% Passquote, 30,8% Zweikampfquote. Entschied in einigen Situationen falsch, war aber von der Gesamtanlage kein einfaches Spiel. Hatte das 2:0 auf dem Fuß, vergab die Großchance in der 33. jedoch.
Hierländer: Kam für Khedira und besetzte in der Folge die Demmeposition. Konnte offensiv jedoch nur wenig Akzente setzen und brachte keinen Pass zum Mitspieler. Mit bescheidenen 35,7% Zweikampfquote und nur wenigen Duellen (14), fühlte er sich jedoch, trotz guter Laufleistung (6,2 km), noch immer wie ein Fremdkörper im Leipziger Team an.
Rebić: Fremdkörper ist derzeit auch die richtige Bezeichnung für Rebić. Während er bis zur 80. Minute auch Zweikämpfe in der eigenen Hälfte führte und offensiv zumindest für ein wenig Entlastung sorgte, kam er in der hektischer werdenden Schlussphase nicht zurück, um dem Team zu helfen. Muss sich in Zukunft mehr dem System unterordnen, sonst wird er es schwer haben. Trotz später Einwechslung übrigens der Spieler mit dem geringsten Topspeed auf Leipziger Seite (28,1 km/h).
Kalmár: Durfte die letzten 10 Minuten statt Kimmich mitspielen, hatte aber kaum Einfluss auf das Spiel, da auch offensiv keine Entlastung mehr kam. Gewann immerhin beide Zweikämpfe, fand aber beim späten Ausgleich keinen Zugriff auf den Ball.
Rumpelstilzchen
Datenquelle: bundesliga.de, sport1.de
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