DIE FANBEAUFTRAGEN VON RB LEIPZIG IM INTERVIEW - TEIL 2

Leipzig - (12.10.2014) Neben den sportlichen Angelegenheiten, muss sich ein Verein auch um seine Fans kümmern. Bei RB Leipzig übernehmen Enrico Hommel und Ingo Hertzsch diese Aufgabe. Im zweiten Teil des Interviews mit RB-Fans.de sprechen die beiden über das Entwicklungspotential der Fanszene, weltweite RBL-Fanclubs und die Kategorisierung der RBL-Fans.


Was sind eure Wünsche für die Zukunft, gerade beim Thema Fanentwicklung? Wo seht ihr noch Aufholbedarf bzw. Entwicklungspotenzial?
Ingo: Bisher können wir eigentlich sehr stolz auf unsere Fans sein. Wir bekommen diesbezüglich auch viel Feedback von anderen Vereinen und Kollegen, die lobend herausstellen, dass unsere Jungs sich nicht auf die Gegner einschießen, sondern vorrangig ihren Verein unterstützen. Das ist etwas was uns auszeichnet und es wäre schön, wenn dies lange so bleiben würde. Viele Fans anderer Vereine konzentrieren sich deutlich mehr auf das gegnerische Team und das hat mit dem Support des eigenen Teams wenig zu tun. (zu Enrico) Du bist glücklich, ich weiß. (lachen)
Enrico: Egoistisch betrachtet wäre mein Wunsch, so lange wie möglich Fanbeauftragter zu bleiben. Weil es ein Hammerjob ist: Im Dienste des Vereins und im Dienste der Fans. Ansonsten hoffe ich auf viele schöne Spiel und bin am meisten auf das erste internationale Spiel gespannt.
Ohhh - da wird schon von der Champions League geredet... wie könnte das dann euerer Meinung nach sein?
Enrico: (lacht)
Ingo: Ich glaube nach Manchester fahren schon ein paar mit.
Enrico: Aber da bin ich wirklich gespannt, wie sich die Fanbase bis dahin entwickelt und wie viele dann mitkommen.
Wie ist das mit der Terminierung der Spieltage seitens der DFL? Könnt ihr bzw. der Verein da auch irgendwelche Wünsche äußern?
Ingo: Wir können Wünsche äußern, die kommen aber in der Bewertungsskala ziemlich weit hinten. Da gibt es andere Prioritäten, zum Beispiel die Vermarktung der Spiele, wie gerade jetzt bei den vielen Montagsspielen.
Fürchtet ihr da einen Einbruch der Zuschauerzahlen?
Ingo: Für Familien mit Kindern ist das nicht optimal. Das wird wohl für einige jüngere Zuschauer zu spät sein. Es wird uns wohl ein paar Zuschauer kosten.
Enrico: Aber Abendspiele haben schon etwas, ich freue mich auf die Flutlichtspiele.
Thema Zuschauer, macht ihr zur Zusammensetzung bzw. Herkunft Erhebungen?
Ingo: Umfragen machen wir nicht, aber wir sehen anhand der Dauerkarten bzw. Kartenverkäufe allgemein, wo es hingeht.
Enrico: Und an den Fanclubgründungen. Das ist jetzt so ein wenig mein Steckenpferd. Da sieht man, dass wir nicht nur in Sachsen gut vertreten sind. Wir haben jetzt Fanclubs in San Francisco - Exilleipziger - , Marbella (Familie Coltorti wahrscheinlich (lacht)), Tirol, in Deutschland selbst sind wir in Thüringen, Hessen, Bayern und auch Hamburg angekommen. Man merkt es wächst.
Wie viele gibt es jetzt insgesamt?
Enrico: 45 Fanclubs insgesamt, davon fünf in der Gründungsphase, darunter 16 OFCs und eine Interessengemeinschaft - die Rasenballisten. Es wächst und wächst und wächst.
Wie seht ihr das, wenn sich ein FC gründet, der quasi aus einer Familie besteht? Sind euch da große Fanclubs lieber?
Ingo: Da sind wir völlig offen, jeder der ein Interesse hat, so eine Gemeinschaft zu gründen soll es machen.
Ganz am Anfang war ja die Tendenz eine andere.
Enrico: Ja, damals gab es zuerst nur die LE Bulls und den Bulls Club, und kurz später die Delitzscher-Fans. Also zu den Fanclubgründungen ist zu sagen: Ich kümmere mich da aktuell drum, wenn jetzt wie zuletzt eine Anfrage aus dem Altenburger Land kommt, dann biete ich da meistens an: ruft mich zurück, dann bieten wir Hilfestellungen bei den wichtigen Fragen an: Wo soll es hingehen mit dem FC? Wie kann man sich intern aufstellen? Will man ein e.V. werden, oder später auch den OFC Status? Und sage dann auch meistens, ich würde mich mal freuen, wenn ihr mich zu einer Mitgliederversammlung einladet, um mir das alles mal anzusehen.
Gibt es da irgendeine Marschroute - wie wird man vom FC zum OFC?
Ingo: Ja - die sollen erstmal machen. Erstmal den FC gründen und dann später kann man immer noch OFC werden.
Enrico: Deswegen auch das Kennenlernen, da kann ich Ingo, er kümmert sich um die OFC Belange, gleich Feedback geben. Wie zuletzt in Nordthüringen: Geile Leute und sie wollen auch OFC werden! Die wollten mich ja gar nicht mehr weglassen. Da kann ich Ingo sagen: Habe ich kennengelernt - passt. Aber es ist grundsätzlich wichtig für mich die Beziehungen zur Basis zu pflegen und so vielen wie möglich persönlich zu begegnen. Aber nach San Francisco durfte ich nicht. (lacht)
Wir kennen alle die berühmten Polizeikategorien A, B und C. Wie sieht es diesbezüglich bei RB Leipzig aus?
Ingo: Ganz viel A. Ich weiß jetzt nicht, was sind die Becherwerfer? B?
Enrico: Wir haben jetzt 20-30 die von der Polizei in B einsortiert wurden. Ganz leichtes B.
Ingo: A- oder B+.
Kann man diesen Status auch wieder "verlieren"?
Enrico: Also das macht ja nicht der Verein. Das läuft über die szenekundigen Beamten. Die kategorisieren das und geben uns das dann bei einer Sicherheitsbesprechung weiter.
Ingo: Für uns heißt das vor allem, dass wir wachsam sein müssen, wobei wir bei den meisten ja wissen, was die Hintergründe waren und wie schwer die Vorfälle, die zu dieser Einschätzung führten, gewesen sind.
Enrico: Man braucht ja nur einen Rauchkörper in Sichtweite der Polizei zu zünden, um da reinzurutschen. Außerhalb des Stadions hatten wir so etwas ja schon.
Torsten Schultze (Polizei Einsatzleiter bei RBL Heimspielen) sagte: "Auch im Bereich der Kategorie B gibt es keine besorgniserregende Entwicklung. Der Verein RB Leipzig ist weit davon entfernt Fans in seinen Reihen zu haben, die aktiv die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Fangruppen suchen. Durch den Verein wird alles dafür getan, dass das auch so bleibt." Wie sehen diesbezüglich die Maßnahmen des Vereins aus?
Enrico: In erster Linie ist der Kontakt wichtig. Gerade, wenn man weiß, wo Probleme lauern könnten, geht nichts über den persönlichen Kontakt. Zu schauen, wo kann man präventiv tätig werden. Es ist situationsbedingt.
Ingo: Wichtig das unsere Fanszene da gefestigt ist. Dass sie auch selbst schauen, wenn etwas passiert und es uns oder den Ordnern zurückmeldet. Dann haben es Problemfans auch schwer bei uns Fuß zu fassen.
Enrico: Auf diese Selbstreinigungskräfte des Blocks legen wir viel Wert.
Gibt es da einen festen Platz wo man euch antreffen kann?
Enrico: In den Pausen bin ich meist am Infostand in Sektor B. Während des Spiels bin ich in allen Heimbereichen des Stadions zu finden. Ingo ist ja für den Gästebereich zuständig.
Abschließende Frage: Was landet denn bei euch alles so im Emailpostfach?
Beide: Alles. (lachen)
Ingo: Sämtliche Anfragen die Fanfragen betreffen werden von unserer Service-Stelle an uns weitergeleitet. Von der Quantität kommt es sehr auf die Zeit an, als ich vor kurzem zwei Wochen im Urlaub war, hatte ich anschließend über 50 Emails im Postkasten. Da ist alles dabei - langweilig ist uns jedenfalls nicht.
Noch eine persönliche Frage Ingo: Wenn du das laufintensive Spiel unter Zorniger siehst, bist du dann froh, deine aktive Karriere bereits beendet zu haben?
Enrico: (lacht)
Ingo: Da ich keine Comebackwünsche habe, bin ich wirklich froh. Aber es ist schon ein Unterschied, wenn du aktiv bist und mit dem System groß wirst, dann läufst du auch automatisch, du wirst dahingehend trainiert, dass du laufen kannst. Früher gab es andere Prioritäten.
Wir bedanken uns für eure Geduld und wünschen euch auch weiterhin viel Spaß und Freude bei eurer Tätigkeit als Fanbeauftragte.
F-Lion & Rumpelstilzchen
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