GEILER KAMPF IN DER 2. HALBZEIT NICHT BELOHNT - INGOLSTADT GEWINNT 0:1

Leipzig - (07.12.2014) Es gibt viele Arten, wie man verlieren kann, die heutige gehört zu den sehr guten. Fans und Mannschaft verwandelten das Stadion in der 2. Hälfte in einen Hexenkessel. Mit Herz und Leidenschaft wurde Ingolstadt auf dem Feld und auf den Rängen bekämpft.


Trainer Alexander Zorniger brachte für den angeschlagenen Yussuf Poulsen Matze Morys und für den an einem grippalen Infekt leidenden Georg Teigl spielte Sebastian Heidinger. Obwohl Zorniger nach dem Spiel gegen St. Pauli betonte, dass Frahn als 10er nur für das eine Spiel von Beginn an auflaufen sollte, brachte er ihn erneut hinter den Spitzen, was sich als Fehler herausstellen sollte.
So fehlte in der 1. Halbzeit jegliche Spielkultur durch die fehlenden Kreativspieler im Mittelfeld. Khedira und Demme haben im Abräumen ihre Stärken und Kaiser wurde von Ingolstadt gut bewacht. Frahn wurde in den letzten vier Jahren in Leipzig nicht als Spielgestalter auffällig, sondern hat seine Stärken klar im Strafraum. Die Ausfälle von Kimmich und Poulsen konnten in dieser Aufstellung somit nicht kompensiert werden. Lag Zorniger in vielen Personalentscheidungen wie gegen St. Pauli richtig, hat er heute leider die falschen Entscheidungen getroffen, die er spätestens in der Halbzeitpause durch die Kreuzbandverletzung von Terrence Boyd (Gute Besserung auf diesem Weg!) und den Wechsel von Rebić für Morys behob.
Ingolstadt trat von Beginn an selbstbewusst auf und unserem Team fehlte die Aggressivität im Spiel, was bei unserer Spielweise tödlich ist. So hatte Ingolstadt die erste Torchance nach einem Freistoß von der Mittellinie. Der Lupfer von
Hübner ging allerdings knapp über das Gehäuse. In der 10. Minute dann ein Tor mit Ansage. Der australische Nationalspieler Leckie schoss eine Flanke volley
an den Pfosten, den Abpraller verwandelte Groß aus 8 Metern zur bis hierhin verdienten Führung. Die Ingolstädter Spieler rannten jubelnd zur RBL-Haupttribüne und provozierten erstmals unsportlich das Publikum. Fortan entwickelte sich ein Spiel im Mittelfeld. Weder Ingolstadt noch Leipzig konnten Torchancen kreieren. Immer stärker rückte dabei Schiedsrichter Patrick Ittrich in den Vordergrund, welcher nicht nur überfordert wirkte, sondern überfordert war. So wurde jede kleine Berührung abgepfiffen, Freistöße und Karten teilweise per Zufallsprinzip mit Tendenz pro Ingolstadt verteilt. Einzig erwähnenswert noch vor der Pause die schlimme Verletzung von Terrence Boyd. Der US-Nationalspieler blieb im Rasen, der in keinem zweitligawürdigem Zustand war, hängen und verletzte sich ohne Gegnereinwirkung schwer am Knie. Der Schmerzensschrei war bis auf den Oberrang zu hören. Mittlerweile steht die Diagnose: Das bereits in der Vorbereitung lädierte rechte Kreuzband ist dieses Mal nicht nur angerissen, sondern komplett durch. Zudem ist der Meniskus angerissen. Die Saison ist damit für ihn gelaufen. Es stellt sich die Frage, ob er zu früh zurückgekommen ist. Mit lautem Pfeifkonzert und Schieberrufen wurde das Schiedsrichtergespann in die Kabine geschickt. Das war aber nur ein Vorgeschmack zur 2. Hälfte.
Mit dem Wechsel auf Ante Rebić und den ebenfalls starken Fandrich änderte sich das Spiel komplett. Bereits nach 60 Sekunden strahlte der kroatische Nationalspieler mehr Gefahr aus als seine Vorgänger im Sturm in der 1. Hälfte. Mit starker Technik und Aggressivität gegen den Ball ging er voran und steckte damit das gesamte Team an. Fortan entwickelte sich ein Sturmlauf auf ein Tor, der leider immer wieder vom Schiedsrichter und schauspielenden Ingolstädtern unterbrochen wurde. Sicher mag das der ein oder andere als clever bezeichnen, wenn man einen überforderten Schiedsrichter mit solchen Aktionen zu weiteren falschen Entscheidungen verleitet, mit Sportsgeist hat das aber wenig zu tun, wenn man immer wieder die Temperatur der Rasenheizung prüft. Offensichtlich war sie bereits stark eingeschaltet. Nicht anders sind die ständigen Liegewiesenaktionen der Bayern nachzuvollziehen. Die Stimmung heizte sich dann immer weiter auf, so dass das gesamte Stadion am Ende stand und jeder gewonnene Zweikampf gefeiert wurde. 56 Fouls und 9 gelbe Karten sind Beleg für die härter werdende Spielweise und für eine unterirdische Schiedsrichterleistung. Was man unserem Team allerdings erneut vorwerfen musste, dass aus dem Dauerdruck zu wenige Großchancen erspielt werden. Gab es in der 1. Hälfte keine einzige Torchance, waren in der 2. Hälfte viele gefährliche Aktionen dabei, die nur selten zwingend waren. Als Großchancen können ein Kopfball von Frahn nach einer Ecke in der 62. Minute und ein Freistoß in der 66. Minute von Dominik Kaiser gewertet werden. Der Schuss von Rebić wurde geblockt und Compper verpasste den Abpraller um Zentimeter. Eine zweite Großchance hatte Anthony Jung in der 72. Minute. Sein Hammer mit links konnte der österreichische Nationaltorhüter Ramazan Özcan durch übergreifen aus dem Winkel lenken. Starke Aktion von beiden! Vorher hatte Zorniger bereits Topstürmer Yussuf Poulsen für Kapitän Daniel Frahn gebracht, dem allerdings die Verletzung unterhalb der Woche noch anzumerken war. Ingolstadt konnte mit Glück, Geschick und weiteren Schauspielaktionen durch Roger, Morales und Co. das (Schau-)Spiel über die Bühne bringen. Die übliche Zahl von 50 Auswärtsfahrern feierte unter einem Pfeifkonzert den Sieg. dem Schiedsrichtergespann um Herrn Ittrich dürfte nach dem Abgang in den Kabinentrakt wohl Tinitus diagnostiziert werden.
Fazit: Wenn die beiden besten Abwehrreihen aufeinander treffen, entscheidet meistens das erste Tor. So auch heute. Insofern sind die Fehler in der Aufstellung und die verschlafene Anfangsphase sehr ärgerlich. Auf der 2. Hälfte kann man allerdings mehr als aufbauen. Ein Punkt gegen den Spitzenreiter aus Ingolstadt wäre verdient gewesen. Unser eigentlicher Topneuzugang Ante Rebić konnte heute zeigen, warum Rangnick ihn geholt hatte. Bitte mehr davon. Ansonsten bleibt weiterhin die Erkenntnis, dass uns die Qualität im Spiel mit dem Ball fehlt. Dies ist aber nicht verwunderlich. Nach dem Ausfall von Terrence Boyd in der 1. Hälfte standen sieben! Spieler auf dem Platz, die bereits in der Regionalliga dabei waren. Dieser Weg wurde vor der Saison als sympathisch und gut bewertet, weshalb wir Fans Niederlagen wie heute gegen den Spitzenreiter der 2. Liga sachlich einordnen sollten.
Statistik:
RB Leipzig: Coltorti - Heidinger, Hoheneder, Compper, Jung - Kaiser, Khedira, Demme - Frahn (67. Poulsen) - Morys (46. Rebić), Boyd (37. Fandrich)
Ingolstadt: Özcan - Engel (24. Levels), Matip, Hübner, Soares - Groß, Roger (89. Mijatovic), Morales - Hinterseer, Hartmann (63. Bauer), Leckie
Zuschauer: 23.985
Tor: 0:1 Groß (10.)
Torschüsse: 12 : 7
Ecken: 7 : 0
Flanken: 5 : 1
Ballbesitz: 57% : 43%
Laufleistung: 122km : 112km
Sprints: 190 : 191
Fouls: 35 : 21
gew. Zweikämpfe: 46% : 54%
gelbe Karten: Demme (3.), Boyd (1.), Frahn (5.), Compper (4.), Rebic (1.), Poulsen (3.) / Groß, Hartmann, Morales
Jupp
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