Dieser Auswärtsbericht wird Ihnen präsentiert von Red Bull.

Wie fühlt sich das an, den totalen Kommerz zu erleben? So ziemlich ganz Fußballdeutschland würde wohl meinen, dass wir Leipziger das am Besten wissen. Aber das ist natürlich Quatsch. Genau wie in den meisten anderen Stadien gibt’s bei uns ein paar Werbebanden und auf der Leinwand ein paar Spots. Red Bull mag allgegenwärtig sein, mischt sich aber nicht aufdringlich in die 90 Minuten ein, die ein Fußballspiel meistens dauert. Man sollte meinen: Das ist ja das Wichtigste.

Red Bull verleiht Flügel. Es ist Freitag, der 19. Dezember.

Anders ist die Situation in Aalen. Dass hier der Vereinspräsident gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des gleichnamigen Hauptsponsors ist, 2008 das Stadion nach sich benennen und darin noch ein paar Werbebanden für seine Firma aufstellen ließ sowie im vergangenen Jahr den Verein mit einer Bürgschaft von mehr als sechs Millionen Euro rettete, mag man als Leipziger in Anbetracht des erneuten Boykotts der Ultragruppierung Crew Eleven amüsiert zur Kenntnis nehmen. Zusätzlich zu dieser totalen Verscholzung des VfR gibt’s aber auch noch Werbetexte auf die Ohren, und das – etwas überspitzt formuliert – ohne Unterbrechung.

Red Bull präsentiert die offizielle Leserzahl: mindestens einer.

In Aalen präsentieren Sponsoren die Zwischenstände aus anderen Stadien, die Ecken, die Restspielzeit in den Halbzeiten (Noch 15, 10, 5 Minuten), die Zuschauerzahl und manchmal nutzt der Verein auch einfach eine Verletzungsunterbrechung, um vom Fußball abzulenken. Man mag sich gar nicht ausmalen, was losgewesen wäre, hätte irgendjemand ein Tor geschossen. Im Prinzip kann man Aalen diese Dauerwerbeshow nicht zum Vorwurf machen, wir reden immerhin vom durchkommerzialisierten Profifußball. Aber dass jede Werbeeinblendung mit ohrenbetäubendem Lärm daherkommt, besitzt eine Penetranz, die in dem Ausmaß auch noch nicht zu erleben war. Auch nicht schön: die Halbzeitshow, in der wohl sämtliche Sponsoren verlesen wurden, die sich keinen „Klingelton“ leisten wollten. Schon erstaunlich, wie viel Phantasie Vereine besitzen, wenn es darum geht, Dinge zu finden, die ein Sponsor präsentieren kann.

Noch drei Absätze. Kauft mehr Red Bull.

Anhänger des VfR würden nun vielleicht gegenhalten: Diese Vielzahl an kleinen Sponsoren sei nötig, um sich die zweite Liga leisten zu können. Nun, dann folgende Frage: Benötigt die laut Wikipedia 126stgrößte Stadt Deutschlands, die zudem keinerlei nennenswerte Fußballtradition aufweist, so zwingend einen Zweitligisten? Man könnte wohl einfach die Zuschauerzahlen sprechen lassen, die im Vergleich zu (deutlich) kleineren Städten wie Heidenheim und Aue hinterher hinken. Schade eigentlich, dass es einigen in Aalen ein wenig am Durchblick fehlt, denn die sportlichen Erfolge der letzten Jahre nötigen ordentlich Respekt ab.

Noch zwei Absätze. Trinkt mehr Red Bull.

Dazu zählt im Übrigen auch die Partie am Mittwoch gegen unsere liebsten Fußballer. Die erwischten mal wieder einen gebrauchten Auswärtstag und brachten insbesondere im Spiel nach vorne wenig auf die Reihe. Anders der in Schwarz-Weiß spielende Verein für Rasenspiele, der teilweise auf miesem Untergrund sehenswert kombinierte und einen bemerkenswerten Drang aufs Gehäuse von Coltorti verspürte. Jener, das Torgehäuse oder pures Glück (beziehungsweise Unvermögen auf Seiten der Aalener) sorgten dafür, dass diese Partie 0:0 endete. Normalerweise hätte Aalen mit zwei oder drei Toren Unterschied gewinnen müssen.

Noch ein Absatz. Red Bull zu Weihnachten.

Am Ende war es ein total gebrauchter Tag. Beschissene Anstoßzeit, lausige Stimmung im gesamten Stadion (und ein lausiger TV-Kommentator für die Daheimgebliebenen, der keinen unserer Spieler korrekt aussprechen konnte), Werbung ohne Ende, schlechtes Spiel unserer Jungs, Dauerregen und zu allem Überfluss mussten wir noch mit ansehen, wie kurz vor Abpfiff ein paar Meter neben Coltorti ein Böller explodierte. Auf Twitter war zudem zu lesen, dass einige unserer Fans auf der Hinfahrt auf einer Raststätte unangenehmen Gegnerkontakt hatten. Auch dieses Duell endete angeblich 0:0. Möge das letzte Spiel des Jahres am Montag für einiges entschädigen.

Dieser Auswärtsbericht wurde Ihnen präsentiert von Red Bull.

Loch

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