HINRUNDENANALYSE – DIE SPIELER

Leipzig - (10.01.2015) Ein halbes Jahr zweite Bundesliga ist vorbei. Wer waren die Gewinner und Verlierer unserer Leipziger Elf, wer war Leistungsträger und für wen war es eher eine gebrauchte Hinrunde? Unsere Kaderanalyse gibt Bewertungen und Ausblicke.


Abteilung: Leistungsträger
Auch wenn nicht alles Gold war, so glänzte die Zornigerelf vor allem zu Saisonbeginn. Einige Spieler lieferten jedoch konstantere Leistungen als andere ab.
Yussuf Poulsen
Der Offensivgarant der Zornigerelf und mit acht Toren der einzige Spieler, der herausragende Torgefahr ausstrahlte. Startete stark in die Saison, schoss nach dem 7. Spieltag allerdings nur zwei weitere Tore. Körperlich stets präsent und der Spieler, der die meisten Zweikämpfe des Teams bestreitet. Luft nach oben bleibt in der spielerischen Übersicht und sauberen Zweikampfführung sowie bei der bereits verbesserten aufbrausenden Kritik an Schiedsrichterentscheidungen.
Fazit: Note 2 - weiterer Entwicklungssprung im Vergleich zum Vorjahr, Ende nicht abzusehen, sehr gute Anpassung an die neue Liga.
Ausblick: Ruft als einer der auffälligsten Spieler der Liga bereits Großklubs auf den Plan. Im Winter unverkäuflich, sollte am Saisonende der Aufstieg verfehlt werden, könnte der nächste logische Schritt folgen, auch wenn RBL in einer guten Verhandlungsposition ist. Insgesamt einer der Spieler im Kader, denen bereits heute die Bundesligatauglichkeit anzusehen ist.
Fabio Coltorti
Als Torhüter nicht zuletzt für die exzellente Abwehrbilanz verantwortlich. Benötigte ein paar Spiele, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen und zeigte sich auch im Torwartspiel und Herauslaufen verbessert. Ebenfalls den Sprung in die zweite Liga sehr gut geschafft und trotz Verletzung schnell wieder in der Spur.
Fazit: Note 2 - dürfte noch 2-3 gute Jahre vor sich haben, derzeit unumstrittene Nummer 1.
Ausblick: Aktuell sieht Rangnick zurecht keinen Handlungsbedarf auf der Torhüterposition. Ein souveräner Coltorti und ein sehr guter Ersatzmann Bellot haben die Sommergerüchte um einen Neuzugang zum Erliegen gebracht. Wird wahrscheinlich auch nächste Saison im Kasten stehen, so er verletzungsfrei bleibt.
Benjamin Bellot
Vertrat Coltorti in den ersten 10 Spielen souverän und spielte vier mal zu Null. Zeigte er zu Beginn noch etwas Zurückhaltung so wuchs er mit den Aufgaben und machte dadurch eine Neuverpflichtung überflüssig. Das RBL "Urgestein" war bisher immer dann da, wenn er gebraucht wurde und daher soll sein Vertrag wohl auch verlängert werden. Fußballerisch sogar etwas besser als Coltorti fehlt es Bellot eher an den physischen Voraussetzungen (Gardemaß, Statur) sowie der Abgeklärtheit (die nur über einen Stammplatz wirklich zu erreichen ist), um ganz groß rauszukommen.
Fazit: Note 2 - Zwar weiter hinter Coltorti jedoch konnte er diesmal zeigen, dass er den Ansprüchen durchaus gewachsen ist.
Ausblick: Vertragsverlängerung steht laut Bild an, ein weiterer Verbleib in Leipzig ist wahrscheinlich. Ob es jemals für die Nummer 1 reichen wird, ist trotzdem fraglich, aber mit ihm verfügt Leipzig über eine tadellose Alternative.
Tim Sebastian
Der Dauerbrenner unter den Innenverteidigern wurde nur am Ende verletzungsbedingt aus dem Kader katapultiert. Vielseitig, abgeklärt, fair und mit einem guten Stellungsspiel war Sebastian nur an wenigen Gegentoren direkt oder indirekt beteiligt. Seine Wahl in die Kategorie "Herausragend" durch den Kicker daher kaum überraschend. Gute Zweikampfwerte und Passbilanz, einzig sein Einfluss aufs Aufbauspiel und Torgefahr bei Standards (aber dies ist ein teamweites Problem) lassen Luft nach oben. Zweiter Frühling für den von Pacult abgesägten Ex-Kapitän. Sebastian galt schon in der damaligen Zweitligaabstiegssaison von Hansa als einer der besten IVs der Liga, daran hat sich nichts geändert.
Fazit: Note 2 - Durch seine Konstanz leicht vor seinen ebenfalls soliden Kollegen einzuordnen.
Ausblick: Vertrag läuft aus. Problem ist die grundsätzlich recht "alte" (im Vergleich zum restlichen Kader) Innenverteidigung, die wohl auch demnächst einen Neuzugang nach sich ziehen wird. Eine stabilen und erfahrenen IV wie Sebastian, der noch dazu eine der Integrationsfiguren des Teams ist, abzugeben, wäre trotzdem fahrlässig. Eine Verlängerung um ein Jahr mit Option nicht unwahrscheinlich.
Niklas Hoheneder
Der Mann mit dem Herzschlagmoment der Hinrunde, dazu hat er sich trotz Trainingsrückstand beim erneuten Wurf ins kalte Wasser bewährt. Von den reinen Daten her der beste IV: Anzahl und Bilanz der Zweikämpfe, Passquote, Torschussbeteiligungen, dazu kopfballstärkster Abwehrspieler. Hätte ihn die schlimme Verletzung nicht zurückgeworfen, könnte er jetzt ebenfalls unter "Herausragend" geführt werden.
Fazit: Note 2 - Am Boden noch mit Luft nach oben, in der Luft kaum zu schlagen, gerade durch die kleinen Mittelfeldspieler braucht es starke IVs bei gegnerischen Standards.
Ausblick: Vertrag läuft wie bei Sebastian aus, zwar der jüngste der drei IVs, trotzdem könnte Rangnick in diesem Mannschaftsteil Umbruchbedarf sehen. Insgesamt spricht trotzdem wenig dagegen mit den aktuellen drei Stamm-IV + Klostermann oder Talent-X auch die nächste Saison anzugehen.
Marvin Compper
Musste sich nach Willers Abgang und der Verletzung Hoheneders sehr schnell ins Team einfinden. Gemessen an diesen Umständen ist die grundsätzliche (und insgesamt auch eher unerwartete) Defensivstärke sehr hoch einzuschätzen. Trotzdem der Innenverteidiger mit der aktuell höchsten Fehleranfälligkeit und an mehr Gegentoren beteiligt als seine Kollegen/Konkurrenten. Dafür im Kurzpassspiel auch mit der Fähigkeit, mit flachen Vertikalpässen die erste Reihe der Gegner zu knacken und - in diesem Sinne - spielstärkster IV. In Anbetracht von Comppers Vita insgesamt auch nicht zu überraschend.
Fazit: Note 2,5 - Muss seine kleinen Fehler noch abstellen, aber nicht von ungefähr Teil der besten Ligadefensive.
Ausblick: Durch seine Vertragslänge und "Rangnickvorgeschichte" sicher der IV, der uns am ehesten noch länger begleiten wird. Dazu bei weiterer Anpassung noch Luft nach oben.
Anthony Jung
Das Lob von Zorniger und Rangnick kann nur bestätigt werden. Die Entwicklung Jungs - gerade vom Ausgangstiefpunkt Chemnitzniederlage - ist beeindruckend. Jung ist der aktuell stabilste und ausgewogenste AV im Kader, der oft die Rechtslastigkeit (Teigl/Poulsen - aber auch die Gegner spielen lieber über unsere rechte Seite) durch kluges Einrücken ausgleicht. Dies auch ein Grund für den einzigen Kritikpunkt: offensiv schaltet er sich noch zu selten ein, lediglich eine Vorlage und dies trotz der meisten Einsatzzeit im Kader. Das Potenzial dazu hat er.
Fazit: Note 2,5 - Offensiv darf er noch eine Schippe oder zwei drauflegen, defensiv gab es nur selten Schwierigkeiten.
Ausblick: Stabile Linksverteidiger, dazu mit einem starken Schuss, wachsen nicht auf Bäumen, Jungs Entwicklung ist noch nicht am Ende, dazu könnte die mögliche Umstellung auf ein 433 mit einem starken Forsberg vor ihm seinem Einfluss aufs Offensivspiel durchaus zu Gute kommen.
Rani Khedira
Der einzige Neuzugang, dem der Sprung ins Team auf Anhieb gelang und seitdem als Stabilisator zwischen Abwehrreihe und Angriff unverzichtbar, gerade auch weil physisch (und kopfballerisch) starke Alternativen fehlen. Daher auch nicht zu Unrecht zu einem der Typen der Hinrunde gewählt, in den Kader der U21 aufgestiegen und zuletzt mit einigen Berichten geadelt. Was ihm fehlt, um bei den ganz großen Mittelfeldakteuren der Liga mitzumischen ist einerseits die Dynamik und andererseits ein stärkerer Einfluss aufs Offensivspiel: Passqualität, öffnende Vertikalpässe, Antritte, Torschüsse, hier kann Khedira noch zulegen. Die Entwicklung ist gemessen an den ersten Einsätzen positiv, könnte aber noch mehr Fahrt aufnehmen.
Fazit: Note 2,5 - Defensiv ein aktuell unverzichtbarer Stabilisator, dessen Fehlen man sofort gesehen hat, offensiv mit Luft nach oben.
Ausblick: 20 Jahre, noch 2,5 Jahre Vertrag, Entwicklungspotential im Offensivbereichen, defensiv aktuell bereits Kaderspitze (Zweikampfbilanz), gute Karten, bei einer Umstellung auf 433 oder bei Neuzugängen, weiter zum Stamm zu gehören.
Joshua Kimmich
In seine verletzungsbedingte Auszeit (bzw. auch schon da, wo er angeschlagen kaum trainieren konnte) fielen einige der schwächsten Spiele der Zornigerelf, das zeigt letztlich, wie unersetzbar er derzeit für RBL ist. Gerade seine Passsicherheit und Antizipation sorgten für eine Mittelfeldübergewicht, das wichtig war, um die Gegner zu kontrollieren. Schwächen bleiben wie auch schon letzte Saison die direkte wie indirekte (Vorlagen) Torgefahr, auch wenn er Demme und Khedira in diesem Bereich abgehängt hat.
Fazit: Note 2,5 - Gemessen am Anspruch, der an ihn nach seinem Wechsel gestellt wird, sicher noch mit Luft nach oben. Aber die Ansätze (Passbilanz, Geniestreiche, Übersicht, Zweikampfverhalten, Bewegungsmotorik) sind klar zu erkennen, jetzt wartet die deutsche Fußballwelt auf eine Rückrunde von pep(p)igen Ausmaßen.
Ausblick: Wechselt im Sommer zum FCB. Eine, teils in Fankreisen thematisierte, Rückleihe eher unwahrscheinlich. Wird sein Glück in der Weltspitze suchen, die Anlagen dafür bringt er mit, trotzdem noch ein weiter Weg für den Überflieger.
Abteilung: Luft nach oben
Einige Spieler konnten nur bedingt an die sehr gute Drittligarückrunde anknüpfen oder lieferten schwankende Leistungen.
Dominik Kaiser
Der (wenn auch "nur" fangewählte) beste Spieler der abgelaufenen Drittligasaison und absoluter Dreh- und Angelpunkt der Leipziger Drittligaoffensive (immerhin die beste der Liga) kam eher schwer in Tritt, hatte danach einige gute Spiele und fiel am Hinrundenende wie einige andere ab. Dabei hatte er mit Spielanlage (Pässe über ihn in die Spitze), stärkeren Gegenspielern (siehe Zweikampfbilanz) und geringeren Spielanteilen zu kämpfen. Seine Stärke bei Standards konnte er zwar zeigen, aus dem Spiel heraus gelangen ihm - für einen Zehner - jedoch nur wenige zählbare Impulse, auch wenn er mit Abstand der Mittelfeldspieler mit den meisten Torschussbeteiligungen bleibt.
Fazit: Note 3,5 - Die Erwartungen bei Kaiser liegen bedingt durch seine früheren Erfolge immer etwas höher. Er bleibt auch weiterhin zweitbester Scorer des Teams und bester Vorlagengeber, trotzdem war er selbst mit dem Verlauf der Hinrunde nicht wirklich zufrieden - zurecht.
Ausblick: Ein Team ohne DEN Zornigerspieler schlechthin und das Gesicht des Leipziger Mittelfelds der letzten Jahre, ist kaum vorstellbar. Sollte es eine Hinwendung zum 433 geben oder Kalmár den Turbo anwerfen, könnte es für den Vizekapitän trotzdem eng werden.
Diego Demme
Der Dauerläufer und Wadenbeißer des Teams. Keiner (außer Poulsen vielleicht) wetzt so über den Platz, keiner führt im Mittelfeld so viele Zweikämpfe, keiner spult so viele Kilometer runter wie das Kampfschwein vom Dienst, der einzige Spieler, der in jedem Hinrundenspiel auf dem Feld stand. Was ihm derzeit abgeht, sind die aufbrechenden Pässe, die sein Spiel in der letzten Rückrunde geprägt haben und zu einer hohen Zahl von Vorvorlagen führten, dazu natürlich auch direkte Torschussbeteiligungen (gerade im Vergleich zu seinem Nebenmann auf der Acht: Kimmich). Zum einen liegt dies, wie bei Kaiser, an der Spielanlage, die in der Hinrunde zu vermehrten langen Bällen in die Spitze führte, zum anderen aber auch an einer gesunkenen Passqualität bedingt durch bessere und tiefer stehende Gegner.
Fazit: Note 3,5 - Defensiv (meiste Zweikämpfe im MF) und vom Einsatz her sind Demme kaum Vorwürfe zu machen, sieht man von gelegentlichen Fehlern ab. Offensiv bleibt er derzeit wie Kaiser hinter den Leistungen der Drittligarückrunde zurück.
Ausblick: Demme ist ein extrem unangenehmer Gegenspieler und wichtig für die Absicherung der Offensivaktionen von Kaiser, Kimmich oder Teigl, dazu bringt er Steigerungspotential mit. Der Konkurrenzkampf im ZM wird sich verschärfen, Demme wird ihn verbissen annehmen und sich hoffentlich dadurch auch verbessern.
Georg Teigl
Starker Start in die Saison, als er zu Beginn mit Poulsen die Abwehrreihen durcheinander wirbelte. Das Sahnehäubchen sein Auftritt als Konterstürmer in Düsseldorf mitsamt der zwei Saisontore. Defensiv nicht mehr so anfällig wie noch zu Beginn seiner RBL-Zeit, aber immer noch von den gegnerischen Trainern als Schwachstelle ausgemacht (siehe die vermehrten Angriffe über unsere rechte Seite). Sein größtes Manko bleibt jedoch, dass es ihm bisher nicht gelungen ist, seine Schnelligkeit, Antritt und Technik in Vorlagen und Tore umzumünzen.
Fazit: Note 3/3,5 - Fraglos einer der spektakulärsten Spieler, allerdings fehlt ihm immer noch etwas die Ausgewogenheit und die Umsetzung der Offensivaktionen in zählbare Erfolge.
Ausblick: Aktuell bleibt er der Konkurrenz mit Klostermann und Heidinger voraus, auch weil es ihm immer wieder gelingt, den Gegner im 1:1 zu knacken. Defensiv (Stellungsspiel) und Offensiv (Vorlagen) aber mit Luft nach oben. Sein Vertrag hat sich bereits verlängert, in der Rückrunde momentan erste Wahl als RV.
Abteilung: Leistungsgrenze?
Leipzig trat die Saison mit der Prämisse an, wie auch schon im Jahr zuvor, den Spielern die den Aufstieg geschafft haben auch in der neuen Liga ihre Chance einzuräumen. Dass nicht allen Kickern der Sprung in die zweithöchste Spielklasse gelingen würde, war durchaus zu erwarten, dass es gemessen an der Ausgeglichenheit der Liga und den vorhandenen Aufstiegschancen nun bereits im Winter einen Umbruch geben würde, war ebenfalls eine vorhersehbare Entwicklung.
Daniel Frahn
Das aktuell prominenteste "Opfer" des möglichen Durchmarschs. Geht mit dem Capitano "die" Identifikationsfigur der ersten Jahre von Bord? Frahns Problem ist neben der eher auf Poulsen zugeschnittenen Spielanlage, dass er als Allrounder (solide Kopfballstärke, solide Technik, guter Abschluss) den meisten Innenverteidigern der Liga (Spezialisten) unterlegen ist und sie im 1:1 nicht überwinden kann. Da er aber im Zentrum meist allein ist bzw. als aktiv Mitpressender überhaupt erst mal wieder in Ballnähe kommen muss, geht das Spiel oft an ihm vorbei. Spiele mit um die 20 Ballberührungen daher keine Seltenheit und daraus ergibt sich ein schlechtes Torschuss/Spielminuten Verhältnis. Trotzdem, das muss auch gesagt werden, ist Frahn zweitbester Goalgetter des Teams und hat einen erstaunlich positiven Einfluss aufs Spiel (Tore mit ihm auf dem Feld vs Tore ohne ihn).
Fazit: Note 4 - Schlechteste Halbserie im RBL-Dress, zu wenig Einfluss aufs Spiel, zu wenig Torschüsse und Torbeteiligungen. Schafft Frahn noch den Sprung in die zweite Liga? Das Ergebnis ist offen und wird vielleicht auch nicht bei uns zu sehen sein.
Ausblick: 15 Interessenten gibt es laut LVZ für den Capitano. Ein Verbleib zumindest bis Sommer scheint trotzdem die realistischste Variante. Zum einen hat Frahn einen gut dotierten Vertrag, zum anderen steht er voll im Saft (im Gegensatz zu Rebic, Boyd oder auch einem möglichen Damari) und verfügt über genügend Selbstbewusstsein, um einen Konkurrenzkampf anzunehmen (siehe Wallner vs. Kutschke).
Sebastian Heidinger
Von einem der besten Drittligaaußenverteidiger zuerst ins dritte Glied gerückt, erhielt Heidinger zum Ende der Hinrunde mehr Einsatzzeiten. Während er bei seinen ersten Einsätzen noch deutliche Anpassungsschwierigkeiten offenbarte (Zweikampf- und Passbilanz), stabilisierte er sich, blieb aber fehleranfällig und ohne entscheidende Offensivaktionen, von einer Tendenz zu Weitschussversuchen abgesehen.
Fazit: Note 3,5/4 - Zu schwankende Leistungen und in der Abwehrkette eher ein Unsicherheitsfaktor. Auch wenn Heidinger seine Leistung stabilisieren konnte, war ein echter Angriff auf Teigl und Jung nicht auf der Agenda.
Ausblick: Derzeit Nr. 3 in der AV-Hierarchie, ein Durchbruch aktuell nicht abzusehen, aber die Geschichte zeigt, dass man Heidi nicht abschreiben sollte. Gemessen an den Zielen des Vereins trotzdem einer der Verteidiger, die am ehesten "Opfer" eines Sommerpausenumbruchs wären.
Matthias Morys
Aktuell so etwas wie der Buhmann der Fanszene. Der von Zorniger oft als Spieler mit Zweitligaanlagen gelobte Morys blieb letztlich oft hinter diesem Lob zurück. Lieferte einzig in München ein wirklich überzeugendes Spiel ab (von dem er statistisch auch zehrt) und verzettelte sich sonst oft. Gerade im Bereich Ballbehandlung und Passeffizienz einer der schwächsten RBL Akteure. Das war gemessen an der bereits eher durchwachsenen Drittligasaison nicht so überraschend. Trotzdem mit quasi der Hälfte der Einsatzzeit Frahns gleich viele Scorerpunkte (1 Tor, 3 Vorlagen), wirkte er aber auf dem Feld oft wie ein Fremdkörper.
Fazit: Note 4,5/5 - Wohl der Spieler im Kader, bei dem der Begriff Leistungsgrenze am ehesten angebracht ist. Zu wenig gelang ihm und gerade in der zweiten Hinrundenhälfte noch weniger, wenn er auf dem Platz stand. Ein Wechsel wäre schon im Sommer keine Überraschung gewesen.
Ausblick: Wird nach den Winterzugängen RBL wohl verlassen. Eine Leihe nach Großaspach ist im Gespräch, eine Rückkehr danach eher unwahrscheinlich.
Abteilung: Schwer bewertbar
Nur 15 Spieler erhielten über 400 Minuten Einsatzzeit (darunter zwei Torhüter), der Konkurrenzkampf um die Stammplätze letztlich unerwartet überschaubar. Zum einen lag dies an Verletzungen, zum anderen auch an Kickern die deutlich hinter den an sie gesetzten Erwartungen zurückblieben.
Terrence Boyd
Musste lange warten, um nach seiner Verletzung endlich wieder Anschluss zu finden und wurde kurze Zeit später durch den vereinseigenen Rumpelacker jäh ausgebremst. Während er einsatzfähig war, etablierte er sich als Nummer Zwei im Sturm, ob ihm das nach seiner Verletzung wieder gelingt, ist nicht abzusehen (Damari?, Neuzugänge, 433 Umstellung). Als Wandspieler im Kader aber konkurrenzlos.
Fazit: Sehenswerte Ansätze, Frohnatur, gut integriert, ohne Verletzung wohl Stammspieler.
Ausblick: Mit ihm ist frühestens am Saisonende zu rechnen, ein zweifacher Kreuzbandriss kann eine Karriere auch beenden, bleibt nur, ihm Glück für seine Genesung zu wünschen.
Clemens Fandrich
In der Drittligarückrunde noch überraschend zum Stammspieler aufgestiegen, fiel er verletzungsbedingt zurück und konnte sich im neuen, recht breit besetzten Mittelfeld nicht mehr dauerhaft in den Kader spielen. Immer noch deutlich ist jedoch sein Talent, offensiv für Unruhe zu sorgen, einer der spielstärksten Mittelfeldakteure, dazu hat er sich in den letzten zwei Jahren defensiv deutlich gesteigert.
Fazit: Hinter den Stammspielern bleibt es auf überschaubarem Niveau eng, Fandrich noch der Mann mit den meisten Einsatzzeiten, um sich zu steigern braucht er jetzt Spielpraxis, die in Leipzig derzeit nicht möglich scheint.
Ausblick: Eine Leihe ist derzeit das einzig richtige, Aue ist im Gespräch und wäre eine gute Wahl, um Fandrichs Zweitligaqualitäten weiter zu prüfen. Einer der wenigen Spieler, denen nach einer Leihe auch eine erfolgreiche Rückkehr zuzutrauen wäre.
Stefan Hierländer
Kam mit den Vorschusslorbeeren, in Salzburg zum erweiterten Stamm gehört zu haben und das System zu kennen, gemessen daran war es für Hierländer ein "gebrauchtes" Halbjahr. Kam eher als offensive Mittelfeldvariante zum Einsatz, defensiv dagegen mit überschaubaren Leistungen und Torbeteiligungen gab es letztlich auch kaum.
Fazit: Eine der Enttäuschungen der Transferzeit, konnte sich nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen.
Ausblick: Eine Steigerung der Einsatzzeiten ist gemessen an der Transferoffensive, den anderen Mittelfeldspielern und einer möglichen Umstellung auf 433 nicht zu erwarten. Eine Trennung im Sommer nicht unwahrscheinlich.
Zsolt Kalmár
Das ungarische Toptalent kam mit großen Erwartungen nach Leipzig, auch unter den Fans waren und sind die Hoffnungen groß, dass er eine ähnliche Entwicklung wie Kimmich und Poulsen nimmt. Allerdings ist dies bisher nicht eingetreten. Selbst hinter Fandrich und Hierländer blieb er in Bezug auf Einsatzzeiten zurück. Konnte sich im OM auch nicht an Frahn vorbeitrainieren. Dabei gehören die Ansätze, die er bei seinen Kurzeinsätzen zeigte zu den vielversprechendsten unter den Ersatzspielern (Antritt, Handlungsgeschwindigkeit, Übersicht).
Fazit: Wenig zufrieden stellende Halbserie für Kalmár, der wie alle Talente Einsatzzeit benötigt, an Demme, Khedira und den Säulenheiligen Kimmich und Kaiser aber nicht vorbeikommt.
Ausblick: Ändert sich bis zum Sommer nichts, muss gehandelt werden, denn ohne Spielzeit droht eine vergleichbare Entwicklung wie bei Palacios.
Ante Rebić
Der Ausgewechselte. Die Wechselspitzen der Hinrunde brachten Zorniger und Rebić auf Konfrontationskurs, zur Zeit haben sich die Wogen geglättet, aber Rebić verletzte sich just, als er für die Stammelf in Frage kam. Das Ende einer Hinrunde, die sich vermutlich alle Beteiligten anders ausgemalt hatten. Mit dem Ball am Fuß ist Rebić durchaus sehenswert, allerdings auch nicht der Schnellste, sein fehlendes Umschaltspiel ließ ihn zusammen mit Trainingsrückstand und den anderen Problemen hinten an stehen.
Fazit: Die Verstärkungen im Sturm und das erneute Verpassen der Vorbereitung lassen Rebić sicher nicht in der besten Position in die Rückrunde gehen. Über die Hinrunde breiten wir besser den Mantel des Schweigens.
Ausblick: Schafft er schnell den Anschluss, dann könnte er in der Rückrunde noch mal angreifen. Das grundsätzliche Talent ließ er ab und an aufblitzen, gemessen an der im Raum stehenden Ablöse von ca. 6 Mio Euro, müsste jedoch schon ein gewaltiger Sprung her.
Federico Palacios
Der nicht Verliehene. Palacios wurde im Sommer eine Leihe nahe gelegt und gemessen an der Situation im Sturm, wäre dies auch nicht die schlechteste Idee gewesen. Leider lehnte er eine Leihe ab und so versauerte Palacios hinter Frahn, Poulsen, Boyd und Morys auf der letzten Position im Sturm.
Fazit: Für eine halbe Million als Supertalent von Wolfsburg gekommen, erweist sich dieser Wechsel bisher als schlechte Entscheidung. Palacios benötigt wie andere Spielpraxis, um überhaupt im Männerbereich Fuß fassen zu können.
Ausblick: Interessenten für eine Leihe sollen aktuell nicht Schlange stehen, bleibt zu hoffen, dass man eine Lösung findet, um Palacios endlich Wettkampfpraxis zu ermöglichen. Aktuell sieht es für den einstigen A-Junioren Torschützenkönig nicht rosig aus.
Lukas Klostermann
Auch für Klostermann hat sich der Wechsel bisher nicht rentiert. Wie von vielen Bochumer Fans befürchtet, konnte er sich nicht in den Kader spielen und kam auch in U19 und U23 verletzungsbedingt nur sporadisch zu Spielminuten. Sein Eigentor im Pokal überschattete einen sonst recht ansehnlichen Einsatz.
Fazit: Spielpraxis Fehlanzeige, in Bochum hätte Klostermann vielleicht jetzt einen ordentlichen Batzen Einsatzminuten sammeln können.
Ausblick: Greift Klostermann nach der Winterpause noch mal an, oder spielt er weiterhin eher in den Nachwuchsmannschaften? Letzteres ist wahrscheinlicher, auch wenn Klostermann bei seinen Einsätzen recht souverän wirkte, so fehlen ihm zu den IV und AV Positionen noch ein paar Prozente zum Stammpersonal.
Abteilung: nicht gespielt / verliehen / verletzt
Patrick Strauß
Strauß gilt als ein hochveranlagter und variabel einsetzbarer Spieler. Derzeit in der U19 unverzichtbar, wird er wohl auch in der Rückrunde keine nennenswerten Einsätze in der Ersten bekommen, im Sommer muss dann Bilanz gezogen werden, ob der jüngste RBL Profi in die Fußstapfen Kimmichs treten kann (ggf. auch AV), oder lieber verliehen werden sollte.
Mikko Sumusalo
Sumusalos Geschichte ist eine voller Verletzungen, dazu auch in den wenigen Einsätzen kaum herausragend. Eine Leihe oder gar ein Wechsel zurück nach Finnland durchaus wahrscheinlich. Ein Sprung danach zurück nach Leipzig dagegen nicht.
Henrik Ernst
Endlich wieder zurück auf dem Trainingsplatz, nach schier endloser Verletzungspause trainiert Henne erneut mit seinen Kollegen. Positiv: Mit ihm steht nun endlich ein passender Ersatz für Khedira zur Verfügung. Negativ: Eine Verlängerung des Vertrags über den Sommer hinaus ist unwahrscheinlich (mögliches Ziel: Drittligist), ebenso wie größere Einsatzzeiten, wenngleich Ernst als hoch gewachsener Mittelfeldspieler im Kader natürlich Seltenheitswert besitzt.
Fabian Franke
Auch Franke dürfte diese Saison wohl keine Einsätze mehr bekommen, eine erneute OP wirft den fast schon wieder Genesenen um drei Monate zurück. Sein im Sommer auslaufender Vertrag dürfte zugunsten eines neuen Innenverteidigers wohl nicht verlängert werden, mögliches Ziel: Drittligist.
Erik Domaschke
Torhüter Nummer fünf, das dürfte für Domaschke wohl zu wenig sein, ein Wechsel, ggf. sogar noch im Winter ist vorstellbar.
Thomas Dähne
Mit dem Ziel nach Leipzig gewechselt den Konkurrenzkampf im Tor zu befeuern, gelang es Dähne nicht, Coltorti und Bellot ernsthaft zu gefährden und dies trotz guter Saisonleistungen für Liefering im Jahr zuvor. Die Ansprüche des ehemaligen deutschen U-Nationalkeepers dürften andere sein.
Tom Nattermann
Quasi das Anhängsel des Profiteams. Der Spieler der aus der U23 am nächsten dran ist (was einiges über den aktuellen Wert der U23 verrät). Nattermann wurde letzte Saison zum besten Sachsenligaspieler gewählt und diese Saison ins Hinrundenteam der Oberliga. Ein konstanter Leistungsträger der Vogelelf, auch in der Rückrunde dürfte er im Zornigerteam keine großen Einsatzzeiten erhalten und sich nach dem erhofften Aufstieg einem ambitionierten Regionalligisten oder gar Drittligisten anschließen.
Smail Prevljak
Nach anfänglichen Verletzungsproblemen in Liefering gesetzt und nach fünf Toren in sieben Spielen durfte er bereits in Salzburg reinschnuppern. Prevljaks Werdegang sollte weiter im Auge behalten werden, auch wenn sein Weg ihn durchaus auch erst mal nach Salzburg führen könnte.
André Luge
Nach Elversberg verliehen und dort sehr schnell angeeckt und in die zweite Mannschaft abgeschoben, wird er jetzt wohl wieder nach Zwickau gehen. Die Geschichte eines großen Missverständnis.
Denis Thomalla
Der Stürmer mit der besten Tor/Minuten Bilanz. Thomalla blüht in Ried auf und kommt bereits auf acht Scorerpunkte (leider auch ein Hinweis auf die "Stärke" der Ösi-Bundesliga). Selbst bei weiterhin konstant guten Leistungen ist im Sommer eher nicht mit einem happy end zu rechnen.
Rumpelstilzchen
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