TRAINER RANGNICK – WAS HABEN WIR VOM NEUEN CHEF ZU ERWARTEN?

Leipzig - (21.06.2015) Heute ist ein großer Tag für RB Leipzig. Nichts Geringeres wurde von Olaf Mintzlaff verkündet, als Ralf Rangnick das Amt des Trainers bei RB Leipzig übernahm. Ob nun auch die angekündigte neue Zeitrechnung beginnt?


Am Montag ist es also soweit. Nach seinem Rückzug und der Tätigkeit als doppelter Sportdirektor betritt Ralf Rangnick wieder die Fußballbühne als Trainer. Zugegeben nicht ganz freiwillig, aber das macht es nicht minder spannend. Mit Assistenztrainer Achim Beierlorzer und sehenswerten Transfers wird der Fußballprofessor Lösungen präsentieren müssen, die seine Vorgänger nicht fanden.
Ein Absolutheitsanspruch in der Spielphilosophie ist der Tod. (Alexander Zorniger Dezember 2014 in der FAZ)
Die abgelaufene Saison warf ein paar Fragen über den Fußball, welchen Rangnick immer wieder anpreist, auf. In Salzburg brach mit Sadio Manés Abgang ein wichtiger Nadelspieler weg und schon lief es bei Österreichern nicht mehr. Gepaart mit Verletzungspech führte dies sogar zu einer 1:4 Heimniederlage gegen Aufsteiger Altach. Ralf Rangnick wird später bemängeln, dass Salzburg zu viele Gegentore fängt. In der 2. Bundesliga begannen sich die Gegner ebenfalls auf das Spiel von Alexander Zorniger einzustellen. Als gerngenommene Zäsur darf das Heimspiel gegen Heidenheim gelten. Der Ballbesitz vermehrte sich, die Torchancen und vorallem Tore wurden weniger. Die Spiele nahmen nach und nach einen typischen Verlauf. Ballbesitz Leipzig, der Gegner lauert tief und am Ende gibt es kaum Torchancen, dafür aber eine Menge Aufwand.
Mit dem Wechsel auf Achim Beierlorzer kam dann der Versuch das gepflegte Spiel mit dem Ball einzuführen. Ein Versuch, ohne Erfolg. Die Mannschaft spielte zwar mehr Fußball und kreiierte auch wieder mehr Chancen, aber das auf Kosten einer inakzeptablen defensiven Instabilität.
Ralf Rangnick darf nun zeigen, wie er eine Spielphilosophie definiert, die flexibel genug ist, die Balleroberung in den Fokus zu stellen, aber auch andere Mittel, findet Tore zu erzielen. Ein Balanceakt an dem seine Vorgänger scheiterten. Auf der einen Seite steht der hohe Ballgewinn, wodurch der Gegner ständig angelaufen wird und dann das schnelles Spiel nach vorn. Eigentlich ein Spielstil, der nicht viel Breite im Spiel und lange Ballzirkulationen zulässt, sondern auf Schwarmintelligenz setzt und viele Spieler auf engen Raum in Ballnähe fordert. Die Frage also: Wird Rangnick diesen Spielstil noch konsequenter anwenden, die Spieler weiter mit hohem Aufwand gegen den Ball arbeiten lassen und damit riskieren, dass wieder die Probleme aus der Vorsaison auftreten? Ist ein Szenario mit Tempo-, Intensitäts- und Rhytmuswechseln denkbar oder gibt es einen anderen Ansatz, welcher trotzdem dem 8-Sekunden Mantra genügt? Eine der spannendsten Frage der Saison.
Wie vermittelt Ralf Rangnick eigentlich seine Idee vom Pressing und Gegenpressing? Im Rahmen eines Vortrages auf der Internationalen Trainerkonferenz stellte der Schwabe einige Praxisbeispiele vor. Damit die fleißigen Trainingskiebitze am Cottaweg auch wissen, was da passiert, hier einmal drei Beispiele aus dem zugehörigen Vortrag.
Das Ping Pong Spiel.
Das Ping Pong Spiel ist die leichte Variante. Für das Aufwärmen oder in einer regenerativen Einheit. Die neutralen Spieler an den Stirnseiten sind die Zielspieler. Die neutralen Spieler in der Breite geben dem Team mit Ball das Überzahlverhältnis. Das Spiel kann mit unterschiedlichen Kontaktvorgaben gespielt werden. Wobei mehrere Kontakte häufig bei einem so engen Korridor dazu führen, dass die Unterzahlmannschaft sich schneller positioniert. Das Chaos ist gewollt, fordert und fördert es doch Schwarmintelligenz, Tempo und Präzision.
Das Trapezspiel.
Die Überzahlsituation auf engen Raum vor dem gegnerischen Tor. Auch hierbei gibt es Kontaktvorgaben. Zum Beispiel 2-1. Also hat ein Angreifer zwei Kontakte benötigt, dann darf der nächste Spieler nur direkt Spielen. Ausnahmen können für den Stürmer gelten, der den Verteidiger erst ausspielt. Die Angreifer müssen schnell einen Weg in die Spitze finden, wo auf engen Raum der Abschluss gesucht werden muss. Verliert der Angreifer den Ball, dann muss sofort in das Gegenpressing gegangen werden. Im Gegensatz haben die Verteidiger bei Ballgewinn keine Möglichkeit die Breite zu bespielen und suchen sofort die Anspielstation in der Tiefe.
Das Bananenspiel.
Ein selbsterklärendes Spiel, der den Spielern die Möglichkeit des horizontalen Spieles nehmen soll. Dazu sagt Rangnick: "Die Spielerverlagerung ist im heutigen Fußball ohnehin vollkommen überschätzt, sie führt zur Spielverschleppung und bei weitem nicht zu so vielen Torgelegenheiten wie das schnelle vertikale Spiel". Die Linien über und unter der Mittelinie sind Abseitslinien, womit verhindert werden soll, dass der Ball zu lang gespielt wird.
Natürlich gibt es noch mehr Trainingsspielchen und Formen. Dennoch verdeutlichen diese schon, worauf es ankommt. Schnell und vertikal. Es gibt darüber hinaus natürlich noch Konditionstraining, Koordinationstrainer, Teambuilding und vieles mehr. Wer über weitere Spielformen diskutieren möchte oder über Einheiten etwas zu sagen hat, der kann sich gern im Forum mit einbringen.
Ralf Rangnick startet in eine lange Saison. Eine Spielzeit in der er viele Lösungen liefern muss. Das Spielsystem, die Menschenführung, die Drucksituationen und die Wirkung von Außen. Wir dürften gespannt sein, was das Mastermind (O-Ton Mintzlaff) liefert. Wir von RB-Fans.de wünschen viel Erfolg!
crank
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