NÄCHSTE BEGEGNUNG

3. Spieltag 1. Bundesliga
Samstag, 13.09.2025, 15:30 Uhr
Ort: Mewa Arena
1. FSV Mainz 05
RB Leipzig
Spielplan RB Leipzig

1. LIGA QUICKTABELLE

1
Bayern München
6
2
Eintracht Frankfurt
6
3
1. FC Köln
6
4
Borussia Dortmund
4
5
St. Pauli
4
6
Wolfsburg
4
7
FC Augsburg
3
8
VfB Stuttgart
3
9
1899 Hoffenheim
3
10
1. FC Union Berlin
3
11
RB Leipzig
3
12
Bayer 04 Leverkusen
1
13
1. FSV Mainz 05
1
14
Mönchengladbach
1
15
Hamburger SV
1
16
Werder Bremen
1
17
1. FC Heidenheim
0
18
SC Freiburg
0

RB-FANS.DE BLUESKY

RB LEIPZIG FANCLUBS

Offizieller Fanclub

RB-Fans.de

 
RB Leipzig Liveticker Tippspiel Spielplan Apps Fanchat

PATENAKTION FÜR FLÜCHTLINGE – ERFAHRUNGSBERICHTE VOM GEMEINSAMEN ABEND

Titelbild
Medien DiskussionBilderVideoAudioDiskussion

Leipzig - (14.09.2015) Tomsen hatte auf 30 Paten gehofft und es wurden knapp 200! Diese konnten gemeinsam mit ca. 750 Flüchtlinge das siegreiche Spiel gegen Paderborn verfolgen. Tomsen gibt einen Einblick in den Ablauf und wir haben einige Beiträge aus dem Fanforum zusammengetragen, die den tollen Abend sehr emotional beschreiben!

Anfangs wurde das Thema im Forum durchaus kontrovers diskutiert. Doch irgendwann kam der Stein ins Rollen, wie tomsen berichtet: „Mir kam in diesen Tagen vor Augen, was sich im Umfeld mancher Flüchtlingsunterkünfte abgespielt hat. Ich habe mich so abgrundtief geschämt. Und auf der anderen Seite die Bilder, Schicksale und Tragödien der Flüchtenden. Sicher, man kann nicht die ganze Welt retten. Jedoch gibt es kleine Sachen, die sie zumindest besser machen. Ideen sollte man wälzen, aber irgendwann auch zur Tat schreiten. Und da niemand weiter da war, hab ich das einfach mal gemacht“.

Wenige Tage später saß er mit dem RB-Fanbeauftragten Enrico Hommel und der Sprecherin des Flüchtlingsrates Leipzig, Frau Brogiato, an einem Tisch. „Danach war ich etwas desillusioniert, weil mir klar wurde, welche Hürden zu nehmen sind und welche Brisanz in dem Thema steckt. Und war kurz davor, alles hinzuschmeißen. Denn zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade mal 3 Hanseln aus dem Forum, die sich aktiv einbringen wollten. Am nächsten Tag dann der Anruf von Enrico ´Jawoll, der Verein ist dabei. Aber wenn, dann nicht nur einige Flüchtlinge sondern alle in Leipzig!´. Das hat gesessen.“

Plötzlich nahm die Aktion eine andere Dimension an. „Nach ein paar Stunden habe ich aber nicht mehr nachgedacht ob, sondern nur noch wie es ablaufen könnte. Und ab da täglich mit Enrico telefoniert. Die Forumsleitung bot spontan Unterstützung an, setzte einen Artikel auf und streute ihn bei Facebook. Das verlieh der Sache Flügel (kleiner Scherz am Rande), noch am selben Tag boten sich die ersten Unterstützer an. Am Ende waren es 157. Enrico hat selbst auch noch akquiriert, so dass am Spieltag über 200 RB-Fans die Flüchtlinge begleitet haben.

Und gab es Gegenwind? „Zum Glück nicht wirklich. Dennoch waren wir vorsichtig. Meine Angst war von Anfang an, dass es Boykotte und Störer geben könnte. Deshalb habe ich in Egon-Olsen-Manier den „Paten“ erst in der Nacht vor dem Spiel unseren Treffpunkt, den quietschgrünen Imbisswagen „Zierlich Manierlich“ in Stadionnähe, mitgeteilt. Und es hat funktioniert, wir waren unter uns. Dorthin hatte ich auch 2 Mitarbeiterinnen des Flüchtlingsrates mit Spendendosen bestellt. Die sie allerdings umsonst dabei hatten. Denn nach meiner kurzen Dankesrede und der Kartenverteilung wurden 535,00 € gespendet, die nur noch in einen Pappkarton passten, der zum Glück vor Ort war. Ich glaube Florian vom Flüchtlingsrat bin ich im Stadiongetümmel noch 3x begegnet und er hat sich jedes Mal freudestrahlend bedankt.

Die beiden Mitarbeiterinnen des Flüchtlingsrates gaben auch Flyer zum Patenschaftsprogramm aus und es wäre fantastisch, wenn sich in der Folge einige „echte“ Patenschaften entwickeln würden. Welche natürlich viel mehr bedeuten und nachhaltiger wirken, als unsere Aktion es zu leisten im Stand wäre. Infos hier:
http://www.fluechtlingsrat-lpz.org/inde ... tsprogramm

17 Uhr zogen wir gemeinsam vom Treffpunkt los und was dann passierte, war einfach ergreifend und wundervoll. In den Nachberichten kann man lesen, dass es viele Besucher ähnlich empfunden haben.

Ja, ich bin ein bisschen stolz, dass ich vielleicht der war (wie ein Forumsteilnehmer schrieb) „der den entscheidenden Schritt weiter gegangen ist“. Allerdings wurde alles erst möglich, indem der Verein bereit war, einen solchen Löwenanteil (darf man Löwen sagen?) zu leisten. Für diese Großzügigkeit bin ich sehr dankbar. Der Flüchtlingsrat mit seinen vielen Helfern, das Forum, die „Paten“, alle haben an einem Strang gezogen und sind einen Schritt weiter gegangen. Eine runde Sache für alle Beteiligten.

Wie und wann es weiter geht, weiß ich im Moment nicht. Dass es in Zukunft Aktionen und soziales Engagement vom Verein geben wird, ist aber ziemlich sicher. Über eine Zusammenarbeit würde ich mich natürlich freuen.

Damit auch der Flüchtlingsrat Leipzig von der Aktion profitiert, möchte ich nochmals auf deren Website verweisen. Dort findet ihr immer die neues Informationen, wie ihr helfen könnt. Auch ist dort ein Spendenkonto angegeben, was sich über Zahlungseingänge freuen würde."

Jetzt lassen wir aber die Paten und Stadionbesucher sprechen:


tortor_et:
Was für ein Erlebnis. Ein Fußballtag mit RB, der wohl immer in Erinnerung bleiben wird.

Tomsen hat es an unserem Treffpunkt in der "ersten" Rede seines Lebens richtig gesagt: "Welche Ursachen und Gründe es auch immer politisch gibt: Die Menschen sind hier. Jetzt müssen wir gemeinsam etwas Gutes draus machen."

Ich bin fest davon überzeugt: Je besser sich die Flüchtlinge hier willkommen fühlen, umso besser wird die Integration gelingen. Abschottung und Feindlichkeit wird genau das Hervorbingen, wovor sich Legida etc. so fürchten … !

Schön, dass sich für die Idee aus dem RB-Forum nach und nach so viele und so bunt gemischt, junge und ältere, angemeldet haben.

Das Aufeinandertreffen mit den Wartenden auf der Festwiese war kurz und entgegen meinen ersten Gedanken ging man sofort und offen aufeinander zu. Gemeinsam auf dem Weg zum Stadion gab es die ersten Gespräche. Wir hatten Kontakt zu einer jungen Familie, deren Eltern einst aus Palästina nach Syrien flohen und nun sind die Kinder wieder mit ihren Kindern 2 und 6 Jahre alt, als Flüchtlinge auf dem Weg. Die Erleichterung bald angekommen zu sein, war so berührend in den Augen ablesbar, auch wenn noch Unsicherheit über den weiteren Weg besteht. Allein in Europa, in Deutschland. Wir haben unsere Kontaktdaten gegeben. Vielleicht entsteht daraus etwas. (Und ich habe einige gesehen, die das ähnlich gemacht haben...)

Im Block 23 war schnell gute Stimmung. Trommel und Tanz ließen ahnen, dass wir heute unseren Platz im Sektor B nicht vermissen werden. Es wird laut hier!! Da waren wir uns mit den umstehenden LeCrats schnell einig. Und so sind wir auch schnell mitten rein. Unsere Nachbarn links und rechts kamen aus Syrien. Mit vielen Gesten, einzelnen deutschen und englischen Worten haben wir ein Stück Geschichte erfahren. Unser Nachbar war allein unterwegs. Familie mit 3 Töchtern ist in Syrien. Ob er Kontakt hat fragen wir. Na klar: über Skype, WhatsApp, Telefon … Und sofort beginnt eine Fotoaktion um uns herum. Und wir sind immer mit dabei. Den Leipzig Schal will jeder mal um sich legen ... Das war sehr herzlich.

Als er Bibiana Steinhaus sieht fragt er erstaunt mit einer Geste in die Hand pfeifend "woman"? Wir nicken und ich erzähle ihm, dass sie als Polizistin arbeiten. "In Syrien gibt es keine einzige Polizistin" und das war mit so viel Anerkennung im Gesichtsausdruck, dass ich mir sicher bin, dass dies für ihn Europa und Deutschland ausmacht.
Diese Szene ging mir noch lange durch den Kopf. Eine perfekte Schiedsrichterin Ansetzung für diesen Tag. ;-) Und sie hat überzeugend gepfiffen.

Das Spiel war dann wie erwartet sehr emotional. Es hat um uns herum alle von den Stühlen gerissen. Die Spielzüge wurden kommentiert: Nice Nice oder einfach nur mit einem Aufschrei. Man war mittendrin. Ist sich bei den Toren in die Arme gefallen. Die Leipzig, Leipzig Rufe kamen aus vollem Herzen und waren besonders laut.

Ein Blick in die Gesichter der Helfer von Johannitern etc. hat alles gesagt. Die sahen so erleichtert und froh aus. Es war eine mehr als gelungene Aktion. Die gute Mischung im Block 23, die ausgelassene Stimmung, die vielen Gespräche vor dem Spiel, in der Pause. Und die Umarmungen nach Spielende. Es war ein großer Erfolg!

In der Spielpause ging mein Blick zu "Tomsen". Der stand oben ganz gedankenversunken in seiner Reihe. Das beiderseitige „Daumen hoch“ für eine gelungene Aktion war ganz schön rührend. Ich bin „stolz“ (und mir fällt wirklich kein anderes Wort ein) auf diese Forum hier, dass bei all den verschiedenen Standpunkten, so eine Aktion mit anstoßen konnte. Danke an Tomsen, der den wichtigen Schritt weiter ging als alle anderen ... !

tomsen:

Tortor_et hat es sehr treffend beschrieben, meine Eindrücke waren ganz ähnlich. Ich hatte mich etwas höher gesetzt und konnte die Sache recht gut überblicken.

Meinen ersten Gänsehautmoment hatte ich aber beim Betreten der Festwiese. Wir kamen mit unserer Gruppe von ca. 130 Leuten um die Ecke und beide Seiten haben sich 1 Sekunde fragend angeguckt. Da ich ganz vorne ging, war es mir spontan wie Klatschen. Und plötzlich klatschten und jubelten ca. 300 Menschen hüben wie drüben. Das Eis war mit einem Schlag gebrochen, ich habe noch nie so viele Hände an 1 Tag geschüttelt. Ich kann es schlecht abschätzen, auf der Festwiese waren viele Hundert oder vielleicht sogar Tausende Menschen versammelt und es herrschte Volksfeststimmung. Enrico (RB-Fanbeauftragter) stand mit einem breiten Grinsen mittendrin.

Mit „Fanblock-Gänger“ habe ich dann zusammen die Stadiontreppen erklommen, wobei mein Hemd nun endgültig durchgeschwitzt war. Fanblock-Gänger, hast Du eine Ahnung? An unseren Astralkörpern kann das nicht liegen…

Im Block dann genau das, was tortor_et beschrieben hat. Ich hab mich wie alle, mitten ins Getümmel begeben, in eine der oberen Reihen. Rechts neben mir ein Vater mit seinen 3 Söhnen mit denen ich mich mit Händen und Füßen verständigt habe. Links ein ca. 16 Jahre alter Bursche, der beachtlich gut Deutsch sprach. Oben und unten buntes Durcheinander.

Lustigerweise hatte ich genau das gleiche Erlebnis wie tortor_et. Der Junge links neben mir sagte irgendwann "Der Schiedsrichter ist gut!", woraus ein kurzer Dialog entstand. "Das ist eine Frau!" "Waaas, eine Frau?" "Ja, Bibiana Steinhaus, die ist ziemlich bekannt!" Ein kurzer ungläubiger Blick noch mal aufs Spielfeld… zum Schluss ein respektvoller Blick und anerkennendes Nicken. Genial.

Im Augenwinkel habe ich wahrgenommen, wie mich der ca. 8 Jahre alte Junge rechts neben mir immer mal verstohlen gemustert hat. Deshalb musste ich zur Pause die Kinder mit 3 Limos bestechen. Ab da war ich integriert. Puh, das ist gerade noch mal gut gegangen! :-)

Unten im Block sorgten die Mitglieder verschiedener Fanclubs für bombastische Stimmung. Ich konnte irgendwie keinen Unterschied zu einem „normalen“ Fanblock feststellen, es war ein Hexenkessel, in dem alle mitgingen. Diese Rufe „Leipzig, Leipzig!“... ich weiß, das galt in dem Moment der Mannschaft, aber trotzdem, ergreifend.

In der Pause dann die Minuten, wo mich tortor_et erwischt hat und wir uns „Daumen hoch!“ signalisiert haben. Ich hatte mal so den Blick in die Runde schweifen lassen. Eltern mit ihren Kindern, manche ningelnd, manche klapsig, Gruppen, einzelne Männer, Paare, kaspernde Teenager, Schüchterne, Laute, Ernste, Lustige. Zwar Männerüberschuss (wie bei den meisten Fußballspielen), aber auch sehr viele Frauen und Mädchen. Es war irgendwie alles völlig normal. Ja was sollte es auch anderes sein, habe ich mich gefragt. Und mich ziemlich wohl gefühlt. Nach zweiten Tor und dem 3. Radler sogar sehr wohl. :-))

Auf dem Heimweg hat mich noch etwas beeindruckt. Und zwar die Red Aces, die sich mit einem Banner "Refugees welcome!" auf der Festwiese mitten in den Strom der Nachhausegänger gestellt haben. Mann, haben die ein Selbstbewusstsein!

Ich werde in Kürze noch allen Beteiligten (Verein, Flüchtlingsrat, Paten, Fanclubs, und viele andere) hier meinen Dank aussprechen. Wir haben dem Flüchtlingsrat eine tolle Spende machen können, dazu später mehr. Vielleicht kommt auch noch das ein oder andere Feedback von den Paten direkt.

Fazit:
Als ich im Dunkeln nachhause geradelt bin, dachte ich: Wow!
DAS IST MEINE STADT!

Fanblock-Gänger:
Tja tortor_et: Was soll ich da noch sagen.

Außer dass, wenn es keine neue Info gibt, in der rumgehenden Spendenbox an unserem Treffpunkt von rund 120-130 Anwesenden 535 Euro gelandet sind, dass ich es berührend fand, wie wir auf der Festwiese mit Gesängen begrüßt wurden, wie glücklich die Gesichter waren, dass die Lecrats (und auch Red Aces?) für Support gesorgt haben, der mind. die Hälfte des 23er Blocks ergriffen hat, dass unsere Gäste zwar die Gesänge nicht mitsingen konnten, dafür aber auch ohne Deutsch und Englisch "Leipzig" gerufen haben, dass mind. die Hälfte des Blocks richtig gefeiert hat, dass viele unsereiner den Kleinen bspw. Basecaps, Schals, Limo u.ä. gekauft haben, dass die ganze Truppe bunt zusammen gewürfelt war, dass die Abteilung Grubehalle auch singend und freudig wieder gen Halle zogen, dass Ingo Hertzsch genauso freudig war wie die Helfer des Flüchtlingsrats, dass tomsen ordentlich viel um die Ohren hatte und einiges geopfert hat, um das alles zu ermöglichen - ein "einfacher" Fan.


schnattertasch:

Ich bin nachhaltig beeindruckt von dieser Erfahrung gestern! Danke Tomsen, dass du den Anstoß gegeben hast!

Wir haben eine Familie (Vater und 4 Söhne - 15, 13, 8 und 4) aus Afghanistan begleitet. Und ich muss sagen, dass sie mir in dieser kurzen Zeit irgendwie wahnsinnig ans Herz gewachsen sind.

Wir haben für uns entschieden, dass wir das Ganze wiederholen werden und "unsere" Patenfamilie erneut einladen werden.


RB-Fans de bedankt sich bei allen Paten, Helfern, dem Verein sowie dem Flüchtlingsrat. Mögen aus den geknüpften Beziehungen auch zukünftige Aktionen erwachsen.

mmleipzig:
Es ist, so denke ich, nicht nötig darzustellen, was die aktuelle Flüchtlingssituation bedeutet. Ich selbst gehöre zu denen, die sich immer wieder gesagt haben: „Verdammt, da MÜSSTE MAN doch bei Gelegenheit mal was tun.“ Am Donnerstag, 3. September, ändert sich alles komplett für mich: „DAS BILD“ taucht in meiner Timeline auf – Aylan Kurdi am Strand von Bodrum angespült. Ein Bild so friedlich, was mich aber zugleich so wütend machte. Wenn ein Photosop-versierter die Haare blond färbt, könnte das ein Bild meines Sohnes sein. „Verdammt, ICH WERDE was tun.“ Die Frage nach dem „Was konkret?“ war schnell beantwortet: Bei RB-Fans.de startete Forenmitglied tomsen (ja, ich kenne seinen Realnamen, aber er möchte gerne in dem Zusammenhang „tomsen“ genannt werden) eine Flüchtlingseinladungsaktion. Der „Haken“ an der Sache: ausgerechnet an dem Tag sollte ein Kindergeburtstag im Stadion gefeiert werden. Billige Ausrede – Töchterchen ist groß genug und es waren genügend Eltern da, so dass ich definitiv dabei war!

Das Zusammenkommen: Ein bunter Haufen traf sich am Elsterflutbecken. Neben dem Treffpunkt: Ein erfreulich entspannter Flüchtlingsalltag auf der Wiese. Wären die Ethnien in Leipzig so durchmischt wie in einer normalen US-amerikanischen Großstadt, würde man nicht merken, dass 50 Meter weiter eine Flüchtlingsunterkunft ist. Tomsens erste Rede verläuft richtig gut und so konnte es nach Verteilung unserer Eintrittskarten und dem obligatorischen Spendensammeln (das Gros der Teilnehmer hat den üblichen B-Sektor-Eintritt in die Johanniter-Spendenbox geworfen) Richtung Festwiese gehen.

Bild

Bild

Bild

Auf der Festwiese angekommen gab es erst mal Schweigen und „Und nun?“-Blicke. Tomsen – Mann der Stunde – tat, was ihm die Intuition gebot: er fing an zu klatschen. Der Rest ist einfach: 1000 Hände (plusminus x) klatschten mit, Fremde fanden zueinander und gingen in kleinen Grüppchen in Stadion. Ich traf auf Malik, der sich vor drei Monaten auf dem Weg über Land von Syrien aus nach Deutschland machte, wo er vor wenigen Tagen ankam. Seine Familie ist bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn in einem türkischen Flüchtlingscamp gelandet – soviel dazu, dass „die“ alle ihre Familien im Krieg zurück lassen. Seit drei Jahren studiert Malik Jura. Sein Traum: Das Studium beenden, welches er vor vier Jahren begonnen hat. Seit Malik auf der Flucht ist lernt er deutsch, Sprachschwierigkeiten gab es kaum, und die wenigen, die es gab, konnten wir anderweitig lösen.

Bild

Im Stadion angekommen, ging es schnell zur Sache: Block 23 und umliegende Bereiche, in die uns RB Leipzig eingeladen hat, waren schnell in Beschlag genommen. Der B-Sektor staunte nicht schlecht – wie laut es außerhalb ihres Wohnzimmers so früh war. :-) Malik und ich gingen in die erste Reihe (übrigens da, wo ich zur WM 2006 beim Spiel Frankreich – Südkorea gesessen habe), wo ich dann aber von Regulärkartenbesitzern „vertrieben“ wurde. Macht nix. Die Syrer in der Reihe hinter mir machten Platz (auch für meinen Patenkollegen Steffen), so dass ich nun richtig mitten drin war. Die Stimmung war großartig. Der Support dem B-Sektor ebenbürtig. Die Lieder wurden mitgesungen (auf deutsch – die Texte konnten wir unseren Gästen schnell beibringen), Block 23 hüpfte – Danke an unseren B-Sektor Capo und ich habe NUR zufriedene Gesichter gesehen. Und kurz vor Schluss bedankten sich die Gäste: statt „We Will Rock you“ hieß es „We Will Leipzig“ – Gänsehaut und Pippi in den Augen :-) Schönes Abfallprodukt des rundum gelungenen Abends: Die Begleiterinnen der Johanniter konnten 2 Stunden lang die Beine lang machen und konnten selbst rundum zufriedene Gesichter machen – und das haben sie sich redlich verdient.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Ein Spiel gab es übrigens auch noch. Die Roten Bullen kamen endlich in Tritt. Und als Deutscher bin ich natürlich in der Pflicht, das Haar in der Suppe zu suchen. Tim Sebastian blieb auf der Bank – Schade! Aber das Endergebnis passte!

Bild

Rund um die Aktion gab es auch ein wenig Schatten, aber der geht mir dermaßen am Arsch vorbei, dass ich ihn nicht weiter thematisiere.

DANKSAGUNG

Ich danke:
  • Allen, die sich tag für Tag den Arsch aufreißen, damit die Flüchtlinge in Deutschland ankommen, ein Dach über dem Kopf und ein wenig Menschenwürde erhalten
  • meinen Freunden, die sich im Stadion um meine Tochter gekümmert haben, so dass ich als Pate im Block 23 dabei sein konnte
  • Person X, deren Facebook-Posting mir dermaßen in den Arsch getreten hat, so dass aus dem „man sollte“ ein „ich werde“ wurde
  • den Roten Bullen, die die Aktion tatkräftig unterstützten
  • der Security im Stadion, die keinen Dienst nach Vorschrift schoben, sondern die Menschen auf den Treppen feiern und supporten ließen
  • TOMSEN, der ein klein wenig tun wollte, und dem letztlich eine Riesensache geglückt ist


koeckse:
Danke allen Organisatoren und RBL. Wir sind sehr froh, dass wir Teil dieser Aktion sein durften.
Hoffentlich konnten wir vielen im Stadion ein wenig der doch bestehenden Ängste nehmen. Ich glaube jeder konnte sehen wie unbegründet diese doch sind.
Tomsen hat eine wirklich sehr treffende Rede gehalten. Vielen Dank für das Engagement.
Während dessen erhielten wir per Whats App schon die Nachricht von einer beeindruckenden Stimmung auf der Festwiese. Die auf uns wartenden Flüchtlinge waren schon dabei sich einzustimmen.
Bei unserem Eintreffen war die Stimmung erst ein wenig verhalten. Wie Tomsen beschrieben hat. Danke, dass du begonnen hast zu klatschen. Es folgte eifriges Händeschütteln. Einige Mädels verteilten an die Kinder kleine Gummibärchentüten.
Und schon ging es los. Beim Weg über die Festwiese hatte ich Pippi in den Augen. Die Jungs hatten scheinbar geübt, haben schon dort eine tolle Stimmung gemacht. Einfach nur ansteckend.
Der Einlass verlief soweit ich sehen konnte Reibungslos. Danke auch an die Security. Zum Glück wurde auch ein „Neufan“ mit einer kleinen Trommel durchgelassen. Ich habe gehört so etwas muss normalerweise angemeldet werden. Gut das so etwas einmal keine Rolle spielte.
Oben angekommen ging die Party weiter. Ich hatte ein Gefühl einer Euphorie wie 1989 nach dem Mauerfall. „Leipzig, Leipzig“ habe ich nicht nur als Jubel für RBL empfunden. Vielmehr die Freude auf eine hoffentlich neue, freie, friedliche Heimat.
Habe dann über unsere Bull United 09 Gruppen versucht dafür zu sorgen, dass in B die Bitte ankommt uns hier mit einzubauen. Motto: Block 23 hüpft ! Irgendwie ist das auch angekommen, oder Andere hatten die gleiche Idee. Toll! Der Block war dafür auch perfekt gewählt.
Hinter uns standen 2 Jungs (ca. 17-18 Jahre) aus Eritrea, seit 2 Wochen in Deutschland. Vor uns ein Familienvater mit 3 Söhnen. Der Kleinere versuchte auf seinem Schoß zu schlafen. Er sah auch etwas übermüdet aus.
So mancher Schal wechselte den Besitzer. Hinter mir konnte ich sehen, wie Flüchtlinge Knabberzeug an die Paten verteilten. Klar, wer wenig hat teilt gern!
Wer ist eigentlich Leipzig? Was rufen die da? Viele Fragen waren zu beantworten. Leider ging auch Englisch nicht wirklich. Trotzdem konnten alle Fragen geklärt werden.
Schön, dass die Jungs von Red Aces zwischen Bloch 23 und 24 das Zepter in die Hand genommen haben. Super! Auch alle anderen haben das Beste gegeben. Viele waren da. Ich kenne die Anmeldelisten nicht, habe aber auch Lecrats, Holy Bulls, Bull United 09 (also viele--keine Ahnung wer noch, sorry an die Nichtgenannten) und jede Menge Leute die ohne OFC Zugehörigkeit dem Aufruf gefolgt sind.
Vielleicht kann man die Leute ja auch zusammenführen. Wir sollten hier über unsere jeweiligen Gruppen hinaus sehen. Integration unter den OFC’s quasi. Die Daten werden sicher für weitere Aktionen gespeichert? Das war doch sicher nicht das letzte Mal?
Ich will jetzt nicht politisch werden, aber ein Gefühl muss noch raus.
Diese Euphorie kennen wir, leider haben es zu viele vergessen. Wir hatten 1989 eine Perspektive. Wir wussten es geht nach vorn. Klar kam zwischenzeitlich auch ein wenig Ernüchterung, aber wo stehen wir heute? Aber haben diese Flüchtlinge auch eine Perspektive? Wie lange wird es z.B. dauern, bis die 2 jungen Eritreer eine Ausbildung beginnen? Bis der Junge der jetzt meinen Schal trägt, die Schule besuchen darf?
Wenn das nicht schnell funktioniert, kann es schnell vorbei sein mit der guten Stimmung. Es liegt an uns, ob wir die Leute ewig isolieren oder die Sache beschleunigen. Hier ist die Politik gefordert. Insofern ist unsere Aktion nur ein ganz, ganz, mickriger, bescheidener Beitrag.


bild 2.PNG


Ausgewählte Rückmeldung per Mail 1:
… vielen Dank für die ganze Organisation etc.

Es war ein toller, bunter, lauter und schlussendlich auch ein siegreicher Abend. Ich hatte einen tollen und zu gleich emotionalen Kontakt zu verschieden Refugees. Es war eine unglaublich positive Erfahrung. Wir haben gemeinsam gejubelt, geklatscht und die Jungs auf dem Rasen angefeuert.

Selbst die Leute aus Block B sollen wir mit unsere Lautstärke ziemlich überrascht haben 

Einer der schönsten Szenen kam ziemlich am Ende, als viele Fans ihren vermutlich heiß geliebten Fanschal mit Freude an die Refugees verschenkten. Das ist doch ein wirklich toller Moment und ein schönes Zeichen.

Sehr gut fand ich auch, dass es Getränke und Essensmarken für die Refugees gab (auch wenn das Essensangebot ziemlich schweinlastig ist.

Zum Ende nochmal ein herzliches Dankeschön an dich und eine Bitte.. Bleib dran! Sowas muss es unbedingt öfter geben!

Liebe Grüße und ein hoffentlich stressfreies Wochenende …


Ausgewählte Rückmeldung per Mail 2:
… tausend Dank für diesen Abend. Mein Mann und Sohn waren schon oft in eurem Stadion. Diesmal jedoch waren wir zu viert, inklusive meiner Person und Töchterchen. Und unsere Neu-Leipziger Freunde waren komplett aus dem Häuschen. Man kämpft so oft, in der Hoffnung, dass endlich alles gut wird für diese Menschen. An diesem Abend war alles vergessen, einfach nur ein Fußballspiel schauen. Ein Stück Alltag erleben, wonach sich diese Menschen so sehnen. Und zu sehen, es sind viele hier in einer ähnlichen Situation. Sie trafen Menschen wieder, die sie in Chemnitz oder Leipziger Gemeinschaftsunterkünften kennenlernten. Oder Landsleute, die sie einfach an der gleichen Muttersprache erkannten, toll! Danke, dass ihr uns dieses weitere kleine Puzzleteil geschenkt habt, Menschen auf der Flucht hier in Leipzig ankommen zu lassen und willkommen zu heißen. Und täglich auf ein neues. Zusammen ist es einfacher und macht mehr Spaß.

Forenuser / Paten / Jupp

Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20150914-special-patenaktion.html

    RB LEIPZIG FANFORUM

    FORUM RB LEIPZIG

    OFFIZIELLE RBL-WEBSITE

    Offizielle RB Leipzig Website

    #4FANS PODCAST

    RB-FANS.DE FACEBOOK

    RB-FANS.DE TWITTER

    Twitter RBL