"DEN LEITSATZ 'MENTALITÄT SCHLÄGT QUALITÄT', DEN LEBEN WIR BRUTAL!"

Leipzig - (01.10.2015) Eine Beschriebung durch Peter Niemeyer die zutreffender nicht sein könnte, wenn es um die Gründe des Erfolgs der Lilien geht. Auf der anderen Seite scheinen es Rangnick's Rasenballer mit genau dem entgegengesetzten Konzept zu versuchen. Sollte man "Noch ein bisschen mehr Darmstadt wagen?"


„Den Leitsatz ‚Mentalität schlägt Qualität‘, den leben wir brutal!" so Darmstadtspieler Peter Niemeyer nach dem erfolgreichen Punktgewinn in Dortmund, braucht auch die Leipziger Talenteelf mehr Mentalitätsmonster und wer bietet sich da überhaupt im Kader an? Wie kann es sein, dass die Niederlage der Darmstädter in Leipzig die Lilien nicht zurückgeworfen hat, während die Leipziger in die schlimmste Niederlagenserie gefallen sind? Fehlt den Jungs derzeit immer noch die “jetzt erst recht”-Mentalität. Muss RBL daher: "Noch ein bisschen mehr Darmstadt wagen?" Fraglos gibt es Kicker mit großartigen Anlagen im Rasenballerkader, beim Unentschieden gegen 1860 war in der Endphase jedoch kein Aufbäumen zu spüren, keiner ging voran, wie auch, wenn selbst der Kapitän ersatzlos in der Halbzeitpause gestrichen wurde.
Ebenjener Kapitän wies die Bürde des Aufstiegsfavoriten im Nachgang des Spiels von sich. Eine Aussage wie gemacht für eine Platzierung unterhalb der Aufstiegsränge? Befremdlich auch ein wenig die glorreiche Bezeichnung “Remis-Hattrick” auf dem offiziellen Twitterkanal. So recht scheint der nötige Einstellung, sich durch alle Widerstände durchzubeißen noch nicht bei allen angekommen zu sein. Ist sie überhaupt gewollt? Die Kaderzusammenstellung und auch die fast schon konsequente Nichtbeachtung von bestimmten Spielertypen im Sinne des Wortes. Diese scheinen bei Rangnick eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.
Aber vielleicht braucht es genau solche Spieler, um die berüchtigten 20-30% mehr herauszukitzeln, die unsere geschätzten Gegner angeblich immer wieder aufs Feld bringen. Die eigentliche Frage bei dieser gern gemachten Aussage ist doch: Warum halten wir dann nicht ebenso mit 20-30% mehr dagegen?
Ein Blick auf die derzeitige Stammelf genügt, um ein Teil des Problems zu benennen. Mit dem Amtsantritt Rangnicks blieb kein Stein auf dem anderen. Ein Umbruch auch in der Teamhierarchie, der größer wohl in noch keiner RBL-Spielzeit war. Während Vogel sich auf den Augsbuger-Block verlassen konnte, Oral junge Spieler in diese Hierarchie integrierte und Pacult das Team punktuell weiter verstärkte, übernahm Zorniger eine gut gewachsene Elf, die sich gerade in den ersten zwei Spielzeiten auch intern sehr gut pushen konnte, eine ausgewogene Altersstruktur aufwies und in der auch gewisse “Führungsstrukturen” heranwuchsen. Ähnlich wie es bei den Darmstädtern der Fall ist, um den Bogen zum Eingangssatz zu schlagen. Insgesamt kam die Mannschaft erst in Liga 2 teilweise an ihre Grenzen und konnte zudem im Sommer 2014 auch nicht mit den durchschlagenden punktuellen Verstärkungen aufwarten, wie noch in Liga 3 zuvor. Der Umbruch den Rangnick jedoch nun eingeleitet hat, hinterlässt momentan kaum gewachsene Strukturen. Neuen Führungsspielern wie Orban oder Ilsanker scheint das Standing zu fehlen, um in den entsprechenden Momenten zum verlängerten Arm des Trainers zu werden, die Schlussphase gegen 1860 spricht da Bände. Technisch sieht das teilweise sehr gut aus und das Zusammenspiel funktioniert auch so lange, wie es zu keinem erhöhten Gegnerdruck kommt, jedoch ist dies der hohen individuellen Klasse geschuldet. Ein echtes Team muss daraus jedoch erst noch geformt werden und richtige Ansatzpunkte zeichnen sich momentan nicht unbedingt ab.
Insofern werden die nächsten Wochen, mit dem Hop-oder-Top-Spiel gegen Nürnberg, der erneuten Länderspielpause und dem folgenden Spiel bei den starken Bochumern auch zur Bewährungsprobe der jungen Elf. Bei einem etwaigen Misserfolg kann sie sich nämlich nicht so leicht am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen. Insofern muss es Rangnick gelingen auch abseits der weiter ansteigenden spielerischen Qualität eine Mannschaft zu formen, die diese Bezeichnung auch verdient. Da helfen letztlich wohl nur gemeinsame Erfolge, denn die Bekundungen aus dem Twitterversum oder die Teambuilding Prozesse der Sommerpause hatten bisher noch nicht den erhofften Effekt.
Die Lautsprecher sind rar geworden, Ilsanker bleibt weiterhin jemand mit dem größere Hoffnungen verbunden werden können, Demme in der aktuellen Form wohl auch. Kaiser war hingegen immer schon der analytischere Typ Kapitän, als einer, der seine Mitspieler mit seiner Art mitreißen kann. Während Spieler wie Selke und Bruno eher ruhigere Typen sind, beschäftigt sich Poulsen immer noch am meisten mit sich selbst, ähnlich wohl auch Sabitzer, wohingegen Forsberg hier noch die größte potenzielle Außenwirkung auf seine Teamkollegen hat. In der Abwehr ist Coltorti zu weit ab vom Schuss, um direkt einzuwirken und während Orban zwar quasi als Abwehrchef bezeichnet werden könnte, fehlt derzeit die gewachsene Struktur, deutlich angezeigt dadurch, dass es bisher keine drei Spiele mit der gleichen Hintermannschaft gab, hier braucht es definitiv deutlich mehr Kontinuität um Automatismen zu verbessern.
Rumpelstilzchen
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