EX-LEIPZIGER UNTERWEGS IN DEUTSCHLANDS BUNDESLIGEN

Leipzig - (15.10.2015) Zum ersten Mal seit Vereinsgründung tummelt sich eine erquickliche Anzahl ehemaliger Leipziger in den oberen Ligen, während die 3. Liga fast schon überquillt, sind es in den Bundesligen immerhin schon zehn Akteure mit bulleskem Hintergrund.


1. Bundesliga
Alexander Zorniger (VfB Stuttgart – Trainer – 9 Spiele, 2-1-6)
Bis 02/15 bei RB Leipzig, seit 07/15 Trainer beim VfB Stuttgart.
Vom Aufstiegshelden zum Bundesligatrainer, Zorniger hat es einst angekündigt und nun umgesetzt: so oder so würde er in der Bundesliga ankommen – mit oder ohne RB Leipzig, dass es schließlich nicht an der Pleiße sein sollte, konnte damals ja keiner ahnen… Auch wenn Zorniger zuletzt auf der Mitgliederversammlung der Rücken gestärkt wurde, befindet er sich nach dem Negativ-Rekord-Start in Stuttgart bereits in der Kritik. Tabellenletzter, harsche – jedoch genau seiner offenen Art entsprechende – Aussagen gegenüber seinen Spielern und eine "Abwehr" wie es sie in drei Jahren RB Leipzig nur selten zu sehen gab. Aber die Stuttgarter waren in ihren ersten Spielen auch nicht gerade vom Glück verfolgt, schossen meist häufiger als ihre Gegner aufs Tor, allein das Runde wollte nicht ins Eckige. Momentan sitzt Alex in Anbetracht der Tabellensituation noch relativ fest im Sattel, die Verletzung von Ginczek macht die anstehenden Aufgaben jedoch nicht leichter und gegen die bisher sehr stark punktenden Aufsteiger, muss Zorniger nun endlich Zählbares einfahren, will er nicht erneut zum zweiten Mal vor die Tür gesetzt werden.
Thomas Linke (Sportdirektor – FC Ingolstadt)
Bis 05/11 bei RB Leipzig, seit 11/2011 Sportdirektor beim FC Ingolstadt.
Der heimliche Gewinner! Thomas Linke kam in einer der kritischsten Phasen zu RB Leipzig und war nach der Pacult-Einsetzung ein Alphatier zu viel im Bullenstall. Die Folge: Vertragsauflösung nach nur drei Monaten im Amt. Der sympathische und aufgeräumte ehemalige Bundesliga-Abräumer wurde um die Ecke bei Robotron Sömmerda ausgebildet und fand sein Glück nur kurze Zeit nach der Leipziger Eskapade beim FC Ingolstadt, wo er nun bald sein vierjähriges Jubiläum feiern kann. Mutete die Ernennung von Ex-Weggefährte Tomas Oral noch recht seltsam an, gelang ihm vor zwei Jahren mit dem Duo Michael Henke (ihm gut bekannt vom FC Bayern) & Ralph Hasenhüttl ein echter Glücksgriff, welcher den Verein letztlich in die Bundesliga führen sollte, wo es derzeit sehr gut für die Bayern läuft. Linke sollte also wie Zorniger noch vor RB Leipzig die warmen Gefilde der Bundesliga erreichen und macht in Ingolstadt derzeit eine sehr gute Figur.
Joshua Kimmich (FC Bayern München, 293 Min., 0 Scorer)
Bis Sommer 2015 bei RB Leipzig, ab 07/15 beim FC Bayern München.
Kein RB Leipzig Kicker vor ihm hat bisher ähnliches erreicht, jetzt schon viermal so viele Einsatzminuten für den FCB wie "RBL-Legende" Kutschke für Wolfsburg, fester Bestandteil der besten deutschen Vereinsmannschaft sowie der DFB-U21 und von Guardiola bereits zum kommenden A-Nationalspieler hochgelobt. Es läuft für Kimmich, der mit Costa und Coman derzeit das Gesicht des neuen FCB ist und in der CL wie auch in der Bundesliga bereits in der bayrischen Startelf stand. Noch ist Kimmich in der Mittelfeldhackordnung hinter den großen Namen, dass er sich aber bereits nach so kurzer Zeit in Schlagdistanz zu Xabi Alonso und Co befindet, dürfte er einige überrascht haben. Sicherlich profitiert er auch von einigen Verletzungen (Rode, Thiago, Ribéry, Robben), die Guardiolas Möglichkeiten beschneiden, bisher konnte er die sich bietenden Chancen jedoch sehr gut nutzen. Kimmich könnte somit der erste deutsche A-Nationalspieler werden, der zuvor den Dress der Roten Bullen trug (wenn es nicht Selke vor ihm schafft). Eine Bilderbuchkarriere, in der Kimmich bisher alles richtig gemacht hat und in der sein Engagement in Leipzig ein wichtiges, wenn nicht sogar DAS Schlüsselelement war.
2. Bundesliga
Tomas Oral (FSV Frankfurt – Trainer – 12 Spiele, 6-1-5)
Bis Sommer 2011 bei RB Leipzig, 11/11-06/13 Trainer FC Ingolstadt, 02/14-09/14 Co-Trainer FC Fulham, ab 05/15 Trainer FSV Frankfurt.
Fast schon eine Sensation: einen Spieltag vor Saisonende verpflichtete der FSV den alten Aufstiegstrainer Tomas Oral, der mit Waschstraße und Co die Frankfurter in letzter Minute vor einem möglichen Abstieg bewahrte. 2:3 siegte die Oralelf in Düsseldorf und blieb drin. Gleich am ersten Spieltag ging es für Oral gegen RB Leipzig, wobei der Ochsenfurter die Rangnickelf lange in Schach halten sollte. Es folgte ein solider Saisonstart mit Platz acht am achten Spieltag, der besten Platzierung seit rund zwei Jahren. Oral ist nach Ingolstadt und Fulham (Co-Trainer von Magath) wieder in seinem Element. Mit 0:6 Toren und zwei Niederlagen aus den letzten zwei Spielen, befindet sich der FSV nun aber in der ersten Schwächephase - Nürnberg, Bochum und Hertha vor der Brust. Momentan dürften jedoch beide Seiten durchaus zufrieden sein, auch wenn seine Ernennung schon in der Sommerpause zu ersten Verstimmungen im Klub geführt hatte - die komplette medizinische Abteilung gab ihren Job beim FSV auf. Mitte Dezember kehrt Oral dann zurück in die Red Bull Arena, wo er einst gegen Kiel unterging, jedoch auch für den ersten Pokalerfolg gegen den CFC sorgte.
Sören Osterland (SC Paderborn – Co-Trainer – 0 Spiele)
Bis Sommer 2012 U17 Co-Trainer bei RB Leipzig, 07/12-06/13 Co-Trainer FC Bayern München II, 07/13-06/15 Cheftrainer Hannover 96 II, 07/15-10/15 Cheftrainer Ungarn U19, ab 10/15 Co-Trainer SC Paderborn.
Ganz neu in Liga 2 ist Sören Osterland, seines Zeichens 2011/12 Co-Trainer von Olaf Holetscheks RBL-U17, jüngster Fußballlehrer Deutschlands und Lehrgangszweiter hinter einem gewissen Alexander Zorniger. Nach einer Saison als Scholls Assistenztrainer bei Bayern II und zwei Jahren Chefcoach von Hannover II wurde sein Vertrag im Sommer bei den Roten nicht verlängert, so dass er überraschenderweise Ungarns U19 übernahm. Nun wird er also zum zweiten Mal Co-Trainer eines ehemaligen Bayernstars und eines seiner Lehrgangskollegen. Mit Effenberg in Paderborn, ein Wagnis, dass für alle Beteiligten nicht größer sein könnte. Osterland gilt als fokussierter und akribischer Arbeiter, der schon unter Scholl sehr viel Eigenverantwortung hatte, eine durchaus interessante Konstellation nun beim SCP.
Felipe Pires (FSV Frankfurt, 238 Min., 0 Scorer)
Bis Sommer 2014 bei RB Leipzig (U19), 14/15 FC Liefering und RB Salzburg, ab 08/15 TSG 1899 Hoffenheim bzw. FSV Frankfurt (Leihe).
Großes Ex-RB Treffen in Frankfurt, neben Oral und Gugganig (Liefering) spielt nun auch U19 Aufstiegsheld Pires in der Mainmetropole. Nach einer erfolgreichen Saison mit Liefering (18 Scorer), dem Anschluss an den Salzburger Kader und einen Fast-Wechsel nach Leipzig im letzten Winter wurde die TSG Hoffenheim auf den Brasilianer aufmerksam und holte ihn für eine Million Euro ins Kraichgau, nur um ihn anschließend postwendend nach Frankfurt zu verleihen. Hier spielte Pires unter Oral in bisher vier Zweitligaspielen (drei Niederlagen, ein Sieg gegen St. Pauli) mit überschaubarer Durchschlagskraft. Vor seinem Wechsel gelang ihm auch in vier Spielen für Salzburg keine Torbeteiligung. Aktuell befindet sich der flinke Außenbahnspieler also noch in der Anpassungsphase und muss für die zweite Liga weiter körperlich zulegen.
Stefan Kutschke (1. FC Nürnberg, 36 Min., 0 Scorer)
Bis Sommer 2013 bei RB Leipzig, 13/14 VfL Wolfsburg, 14/15 SC Paderborn, ab 07/15 1. FC Nürnberg.
Durchaus überraschend war es, als Kutschke im Sommer langfristig in Nürnberg unterschrieb. Nach Wolfsburg und Paderborn, wo er erfolglos versucht hatte, in der ersten Liga Fuß zu fassen, nun also ein Schritt zurück und kampfbetonter Zweitligafußball für den FCN. Dumm nur, dass sein Engagement auch Chefcoach Weiler überraschte. Wie sich später herausstellte, wollte der Schweizer den Dresdner nicht in seinem Team, kaum Einsatzzeiten und eine Strafversetzung zur U23 waren die Folgen. Sich keiner Schuld bewusst, wollte der Kutschkinator sich zumindest ins Training der Ersten Mannschaft zurückklagen, man einigte sich schließlich ohne Amtmann. Trotzdem stehen die Zeichen auf Trennung, Spielpraxis bekommt der Mann mit dem unbändigen Willen derzeit nur in der Regionalligaelf (178 Min, 0 Scorer), durchaus möglich, dass er im Winter den Verein verlässt. Ein abstiegsbedrohter Zweitligist oder auch diverse Drittligisten könnten Interesse haben, vielleicht geht es ja sogar zurück in die alte Heimat…
Daniel Frahn (1. FC Heidenheim, 492 Min., 1 Scorer)
Bis Sommer 2015 bei RB Leipzig, seit 07/15 beim 1. FC Heidenheim.
Mr. RB Leipzig, der Topgoalgetter nun bei einem anderen Verein, für viele ein ungewohnter Anblick, noch ungewohnter wurde es am 7. Spieltag, als Frahn für Heidenheim sein bisher einziges Tor erzielte – ausgerechnet gegen RB Leipzig. Bei seinem Jubel konnte man durchaus ein wenig die Wut sehen, die sich durch die Ausmusterung aufgestaut hatte. Bisher zeigt Frahn jedoch auch in Heidenheim, warum die Trennung unvermeidlich war. Für ihn ist die zweite Liga das höchste der Gefühle, fast 500 Einsatzminuten und gerade mal ein Elfmetertor, dazu eine recht überschaubare Anzahl von Torschüssen. Den Durchbruch hat "Frahni" bisher noch nicht geschafft, da sich aber auch kein anderer Stoßstürmer (Frahn ist der Einzige, der bisher überhaupt getroffen hat) im Kader von Frank Schmidt angeboten hat, wird es weiter Chancen für Frahn geben, seinen unbestreitbaren Torriecher unter Beweis zu stellen.
Sebastian Heidinger (1. FC Heidenheim, 278 Min., 1 Scorer)
Bis Sommer 2015 bei RB Leipzig, seit 07/15 beim 1. FC Heidenheim.
In Liga 3 noch einer der besten Außenverteidiger, schaffte Heidinger letzte Saison nicht den Anschluss an den Stammkader, sein auslaufender Vertrag wurde daher nicht verlängert und "Heidi" ging wie Frahn nach Heidenheim, erlag dem zarten Werben mittels uringefüllter Becher, so wie es tief im Süden seit langem Brauch ist. Zu Beginn der Saison hinter Strauß und Philp nur die Nummer Drei auf der rechten defensiven Außenbahn, kam Heidinger durch die Verletzungen seiner Kollegen zu ersten Einsätzen, spielte gegen Leipzig solide und konnte beim Sieg gegen Kaiserslautern ein Tor vorbereiten. Nach dem Unentschieden gegen seinen Ex-Verein trat er zugunsten von Philp jedoch wieder ins zweite Glied. Die relativ breit besetzte Außenverteidigerpositon im Team von Frank Schmidt wird es Heidinger nicht gerade leicht machen, derzeit muss er mit der Bank Vorlieb nehmen.
Niklas Hoheneder (SC Paderborn, 777 Min., 1 Scorer)
Bis Sommer 2015 bei RB Leipzig, ab 07/15 beim SC Paderborn.
Privat äußerst erfolgreiche Monate (Hoheneder wurde Vater) und sportlich ist Hoheneder zumindest in Paderborn angekommen. Auch wenn es anfangs nicht so gut für den Österreicher lief (0:6 Klatsche, Gelbsperre, chancenlos gegen den Ex-Klub), spielte er sich in den Stamm und sorgte gegen den KSC für die 1:0 Führung, nun werden die Karten jedoch neu gemischt. Mit Effenberg hat Paderborn den Tigertrainer im Tank und "Nik" muss sich erneut bewähren. Ob er wieder den Sprung in den Stamm schafft, bleibt abzuwarten, allerdings hat er durchaus das Potenzial dazu, der Abwehrchef des Absteigers zu erden. Klar ist, dass die Westfalen bald die Trendwende schaffen müssen, Platz 15 ist deutlich unter den Möglichkeiten des Kaders, wenngleich selbiger nicht unbedingt für die höchsten Meriten gerüstet scheint.
Rodnei (TSV 1860 München, 233 Min. 0 Scorer)
Bis Sommer 2015 bei RB Leipzig, ab 07/2015 beim TSV 1860 München.
Rodnei war zwar nur eine Halbserie in Leipzig, diese Zeit genügte allerdings, um sich wieder in den Fokus der zweiten deutschen Bundesliga zu spielen. In Berlin und Kaiserslautern einst zu einem soliden Innenverteidiger gereift, verlief seine Zeit in Salzburg verletzungsbedingt eher unglücklich, nach seiner Verpflichtung im Winter sollte er bei RBL durchaus ansprechende Leistungen bringen, stach aber gegenüber Compper oder Sebastian auch nicht besonders heraus, die Kaderverjüngung in der Abwehr hinterließ besonders bei den Spielern mit auslaufendem Vertrag ihre Spuren, so dass Rodnei keinen Vertragsverlängerung bekam. Dass man daraus eine besondere Motivation ziehen kann, zeigten Frahn, Heidinger und Rodnei, als es zum Wiedersehen mit der Bullenelf kam. Rodnei räumte mit dem TSV fast alles ab, was sich in Strafraumnähe bewegte – ohnehin ja der direkte Zweikampf seine große Stärke – und kam zu einem verdienten Unentschieden. Plagt sich derzeit mit Oberschenkelproblemen, ist jedoch nun im Stamm der Löwen angekommen.
Rumpelstilzchen
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