2:1-SIEG NACH VERRÜCKTEM FINALE

Fürth - (21.12.2015) Im letzten Spiel des Jahres bekamen die Fans von RB Leipzig nochmal so einiges geboten: Öl im Fanblock, eine schöne Fahnen-Choreografie, viele rot-weiße Mützen und eine dramatische Schlussphase inklusive eines Bierbecherwurfs auf das Trainertrio.


Im Stadion am Laubenweg von Greuther Fürth begrüßten die RBL-Fans ihre Spieler vor Anpfiff mit einem Fahnenmeer und einem Spruchband mit der Aufschrift "Fly High On Rasenball" (Rot-Blau sind unsere Trikotfarben, Blau-Gelb die Farben der Stadt Leipzig). Knapp 2.000 Leipziger hatten sich im Gästeblock eingefunden und machten diesen somit nicht nur voll, sondern brachten auch gute Stimmung ins Stadion (Video). Auf der Gegenseite begrüßten auch die Ultras der Spielvereinigung die RBL-Spieler und bekundeten mittels Banner die Absicht, die Bullen aufs Eis legen zu wollen. Abgesehen von den tonangebenden Horidos blieb der Heimbereich bei den meisten Fangesängen ziemlich stumm, vermochte sich aber sehr energisch zu beschweren, wenn er die eigene Mannschaft benachteiligt sah – was sehr häufig der Fall war.
Das Spiel verlief intensiv, war nicht besonders gut anzuschauen, aber dennoch interessant. In der ersten Halbzeit erspielten sich die Rasenballer ein deutliches Chancenplus von 8:1, kamen jedoch zu keiner klaren Gelegenheit. Am Gefährlichsten wurde es in der 12. Minute, als ein Ball nach Mielitz-Intervention von Sabitzer ins Toraus abprallte, und 20 Minuten später bei einem abgefälschten Schuss von Kaiser im Strafraum. Die beste Chance hatten die Kleeblätter mit ihrem einzigen Torschuss – diesen kassierte Coltorti jedoch aus kurzer Distanz, indem er sich förmlich auf den Ball setzte.
Die zweite Halbzeit gehörte zunächst ganz klar den Gästen. Scheiterten diese noch mit einer Dreifachchance in der 47. Minute (Forsberg und Sabitzer per Fuß; Poulsen per Kopf), brachte schon der nächste Angriff den Erfolg: Nach einem Steilpass von Forsberg konnte Poulsen den Fürther Keeper Mielitz umkurven und locker zum 1:0 einschieben.
Fürth trat vollkommen ungefährlich auf und hätte in dieser Partie normalerweise kein Tor mehr schießen dürfen. Doch in der letzten Viertelstunde geriet die Defensive der Leipziger zunehmend ins Wanken und lud den Gegner förmlich dazu ein, sich einen schönen Jahresabschluss zu verschaffen – was diese in der 91. Minute beim Ausgleichstreffer durch Röcker scheinbar auch taten. Wie bereits die letzten Spiele gezeigt haben, verfügt die Rangnick-Truppe mittlerweile jedoch über ausgesprochen starke Nerven und ein großes Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten. Und so war es Ilsanker, der in der 93. Minute zurückschlug und die RBL-Fans jubeln ließ (Video, Audio-Ton von Sport1fm).
Diese feierten noch ausgiebig mit der Mannschaft, während die Fürther Spieler sich mit einem Banner für die Unterstützung ihrer Fans bedankten. Die wenigen, die noch im Stadion waren, spendeten tröstenden Applaus.
RB Leipzig geht somit als Spitzenreiter in die Winterpause und besitzt deutlichen Vorsprung vor einem nicht-direkten Aufstiegsplatz. Man müsste schon mit einem ordentlichen Fehlstart aus der Pause zurückkehren, damit es in Sachen Aufstieg nochmal knapp werden sollte. Gewinnt man hingegen auch die beiden nächsten Spiele gegen die "Verfolger" Braunschweig und St. Pauli, dürften die Planungen für die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte deutlich an Fahrt aufnehmen.
Öl im Fanblock, versuchter Fahnenklau, Bierbecherwürfe und RB-Mützen
Getrübt wurde der Auswärtssieg durch unschöne Szenen abseits des Spielfeldes. Als die ersten Fans am Samstag den Gästeblock betraten, herrschte akute Rutschgefahr. Anhänger der Gastgeber hatten vor dem Spiel 20 Liter Pflanzenöl im Block verteilt, welche das Begehen der Treppenaufgänge zu einem gefährlichen Wagnis machte. Erst nach Intervention unseres Fanbeauftragen Enrico Hommel schritten die Ordner ein, sperrten den Block und setzten Winterstreu ein, um die Gefahr zu bannen. Allerdings: Während unsere Fans das Stadion für einige Minuten verlassten mussten, bemühte sich eine Gruppe von Fürther Anhängern (Sieben bis acht Personen), bereits aufgehängte RB-Banner am Gästezaun zu stehlen. Nur dank dem beherzten und zügigen Eingreifen von Mitgliedern der Red Aces, die zu diesem Zeitpunkt den Block noch nicht verlassen hatten und selbst noch mit dem Aufhängen ihrers Banners beschäftigt waren, konnte die Aktion vereitelt werden – auch wenn die betroffenen Banner sichtliche Schäden davon getragen haben.
Derzeit prüfen einige RB-Fans, ob sie nach der Öl-Aktion Strafanzeige wegen versuchter Körperverletzung stellen. Schließlich wurde bewusst in Kauf genommen, dass unsere Anhänger auf den Treppen ausrutschen und sich verletzen könnten. Es ist daher nicht auszuschließen, dass auf die Gastgeber noch ein juristisches Nachspiel auf sie zukommt.
Auch die Trainerbank bekam diesmal den Hass der Gastgeber am eigenen Leib zu spüren. Anders als in einigen anderen Stadien saßen Rangnick, Löw und Beierlorzer auf einer unüberdachten Bank nur zwei Meter von der Haupttribüne entfernt. Neben ständigen Pöbeleien und Anfeindungen flog nach dem vielumjubelten 1:1 Ausgleichstreffer sogar ein Bierbecher in Richtung der Verantwortlichen, dessen Inhalt sich zum Teil auf dem Rücken und Kopf des Trainertrios entleerte. Rangnick beschwerte sich daraufhin beim Schiedsrichter und dem Vierten Offiziellen, die den Vorfall ins Spielprotokoll aufnahmen. Nach Spielende tobte unser Coach beim Fernsehsender Sky: "Als in der 91. Minute der Ausgleich fiel, ist ein voller Bierbecher auf uns geworfen worden. Da hört für mich der Spaß auf. Ich wundere mich, dass die Fürther lieber einen Becher auf uns werfen, als ihr Tor zu bejubeln. Doch so etwas lassen wir uns nicht bieten."
Heute entschuldigten sich dann die Fürther mit einem offenen Brief für die Vorkommnisse vor und während des Spiels.
Zum Abschluss noch etwas Positives: Neben der ansehnlichen Choreografie sowie der Banner-Verteidigung konnten die Red Aces auch mit der Wintermützen-Aktion einen Erfolg vermelden. Vor dem Gästeblock verkauften sie 500 rot-weiße Kopfbedeckung zum Preis von 5 Euro, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren. Es war das erste Mal, dass eine derartige Motto-Aktion mit erwerbbaren Fanutensilien durchgeführt wurde, weswegen die Red Aces auch aufgrund des finanziellen Risikos bei diesem Probelauf nur eine geringe Stückzahl produzieren ließen. Aufgrund des großen Erfolgs will man aber in Zukunft eine ausreichende Menge zum Verkauf anbieten.
Loch / Rojiblanco
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