Nachdem unser Trainer Ralf Rangnick ankündigte, den Kader für die nächste Saison so schnell wie möglich komplett haben zu wollen, kochte die Gerüchteküche über. Die sozialen Netzwerke diskutierten heiß über viele Namen, besonders für die Offensive schien es zahlreiche Kandidaten zu geben. Der erste fixe Transfer für die Profi-Mannschaft ist nun jedoch ein Defensiv-Allrounder geworden. Für viele kam der Transfer überraschend, doch wer ist eigentlich dieser Neue, der ab der Saison 16/17 unser Leipziger Trikot überstreift?

Benno Schmitz – über Umwege in die Bundesliga

Der gebürtige Münchner fand schon früh – mit 7 Jahren – den Weg zur Jugend des FC Bayern München und durchlief alle Jugendmannschaften des deutschen Rekordmeisters. In der Saison 2013/14 schaffte er es schließlich sogar einmal in den Profikader des FCB, saß in der Partie gegen Eintracht Braunschweig jedoch 90 Minuten auf der Bank. Zuvor machte Benno mit 3 Toren und 5 Vorlagen bei 35 Einsätzen in der Regionalligamannschaft des Ligakrösus auf sich aufmerksam und wurde U20-Nationalspieler. Aufgrund der überschaubaren Perspektive folgte zur Saison 14/15 der ablösefreie Wechsel zu unserem Schwesternverein aus Salzburg. Dort arbeitete er sich nach einigen Einsätzen in der 2. Mannschaft zuerst in den Profikader der Österreicher und in der zweiten Saisonhälfte dann sogar in die Stammformation. Eingesetzt wurde Schmitz dabei zumeist auf den Außenverteidiger-Positionen, sowohl rechts als auch links. Der Münchner legte den Ball in 21 Einsätzen dreimal vor und konnte außerdem zwei Spiele europäische Luft in der EL schnuppern. In der vergangenen Saison gehörte unser Neuzugang ebenfalls meist zum Stammpersonal, kam aber vermehrt im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, wobei er wiederrum drei Vorlagen gab. Nach dem Trainerwechsel der Salzburger in der Winterpause wurde es jedoch schwer für Schmitz. Unter Óscar García verlor der Deutsche seinen Stamm-Status und blieb des Öfteren nur auf der Bank. Dies ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum Benno die Mozartstadt nun verlässt und sich unserer Mannschaft anschließt. Über die Ablösemodalitäten ist bisher weder in den Medien noch von Vereinsseite etwas bekannt. Sein Marktwert wird derzeit auf 900.000 Euro taxiert.

Qualität oder Quantität – auf was können wir uns freuen?

Der gelernte Rechtsverteidiger ist in der Defensive flexibel einsetzbar und hat bei Salzburg schon fast alle hinteren Positionen – bis auf das Tor – eingenommen. Sowohl links, rechts als auch zentral in der Viererkette hat er schon gespielt, dazu im defensiven und im zentralen Mittelfeld. Zu uns stößt also ein Allrounder, der dort arbeitet, wo er am meisten gebraucht wird. Nach dem Abgang von Georg Teigl scheint dies bei uns vor allem die Rechtsverteidiger-Position zu sein, wo Schmitz wohl als Backup zu Klostermann eingeplant ist. Das macht auf den ersten Blick Sinn, da man einen Abgang somit qualitativ ähnlich ersetzt. Doch wie klug ist diese Entscheidung? Schmitz ist ein Spieler, der in der deutlich schwächeren österreichischen Liga nicht eben herausstach. Der Schritt in die erste Bundesliga ist deshalb ein sehr großer, der eine Eingewöhnungsphase nach sich ziehen könnte. Klar, im Prinzip gilt das ja bisher fast für jeden unserer Spieler. Denkt man aber an andere Neuzugänge aus Österreich zurück, spielten nur Sabitzer, Ilsanker und Gulácsi auf dem nötigen Niveau in Liga 2 – alles absolute Leistungsträger in Salzburg. Sollte Klostermann aber ausfallen, brauchen wir einen RV, der funktioniert – und das in der 1. Bundesliga. Inwiefern Schmitz diese Rolle übernehmen kann, bleibt das wohl größte Fragezeichen bei diesem Transfer. Besonders wenn man bedenkt, dass es Benno unter García schon in Salzburg schwer hatte. Ebenso unsicher ist, inwieweit der Münchner dem bisher konkurrenzlosen Klostermann Druck machen kann, was schon Teigl gegen Ende nicht mehr gelang. Sollte Schmitz hingegen auch fürs defensive Mittelfeld eingeplant sein, ist die Konkurrenz mit Ilsanker, Demme und Khedira groß – hier wünschen sich die meisten Fans ein qualitatives Upgrade, das Benno auf den ersten Blick ebenfalls nicht darstellen dürfte.
Auf der anderen Seite bekommt man ein 21-jähriges Talent, mit reichlich Erfahrung im Profibereich und großer Flexibilität. Noch dazu besetzt RBL eine Position, auf der es quantitativ, nach dem Abgang von Teigl und der Versetzung von Gipson in die U23, nicht rosig aussieht. Auch wenn konkrete Zahlen nicht vorliegen, sollte der Münchner nicht allzu teuer gewesen sein – das Risiko ist also überschaubar.

Ob unser Neuer sich in der Bundesliga beweisen kann und Akzente setzen wird oder ob der erste Transfer der Debüt-Saison im Oberhaus am Ende nur eine Randnotiz bleibt, wird sich zeigen. Wir wünschen ihm jedenfalls viel Glück und eine erfolgreiche Zeit beim besten Klub und in der schönsten Stadt der Welt. Überrasch uns, Benno!

FM7

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