HASENHÜTTL EIN PORTRÄT UNSERES NEUEN ÜBUNGSLEITERS

Leipzig - (13.07.2016) Lange hat Sportdirektor Ralf Rangnick an Ralph Hasenhüttl gebaggert, nun wurde er endlich offiziell in Leipzig vorgestellt. Ralph Hasenhüttl wird unseren Verein in der 1. Bundesliga coachen. Der 48-jährige unterschrieb einen 3-Jahresvertrag in der Messestadt und hinterließ an seinem ersten Arbeitstag einen sympathischen Eindruck.


Hasenhüttl die 1a-Lösung?
Als RB-Chef Oliver Mintzlaff im Wintertrainingslager den anwesenden Journalisten erklärte, Ralf Rangnick und er haben eine Shortlist mit potenziellen Trainerkandidaten erstellt, fing die Gerüchteküche an zu brodeln. Wer würde auf der Shortlist stehen? Welche Kandidaten kämen für RB Leipzig und Ralf Rangnick überhaupt in Frage? Die Medien spekulierten daraufhin monatelang über mögliche Kandidaten: Sandro Schwarz (FSV Mainz 05 II), Lucien Favre (arbeitslos), Markus Weinzierl (FC Augsburg), André Breitenreiter (Schalke 04), René Weiler (1. FC Nürnberg), Roger Schmidt (Bayer 04 Leverkusen) und Markus Gisdol (arbeitslos) waren in der Verlosung. Ralph Hasenhüttl vom FC Ingolstadt hatte lange Zeit niemand auf dem Schirm, der 48-jährige wurde maximal als Nachfolger von Weinzierl in Augsburg gehandelt.
Als jedoch die Favoriten auf den Trainerposten Roger Schmidt und Markus Weinzierl absagten bzw. eine Absage erhielten (so genau weiß man das ja nicht...) und der FC Ingolstadt in der Liga für Furore sorgte, wurde der Name Hasenhüttl plötzlich doch in Verbindung mit Leipzig gebracht. Als Mitte April noch bekannt wurde, dass sich die beiden "Ralf(ph)s" über Ostern zu einem kleinen Pläuschen trafen, wurde er über Nacht zum Top-Kandidaten auf den Trainerposten der Roten Bullen. Die Ingolstädter fanden das alles andere als witzig, schließlich hatte ihr Coach noch einen Vertrag bis 2017 und kritisierten die Messestädter für die Kontaktaufnahme deutlich. Die Art und Weise der Kritik überraschte zu diesem Zeitpunkt, zumal Hasenhüttl den Verein bereits mehrere Wochen zuvor darüber informiert hatte, dass er mit anderen Vereinsvertretern über seine Zukunft sprechen möchte. Am 26. April gab der Ingolstädter Coach bekannt, dass er seinen Vertrag bei den "Schanzern" nicht verlängern wird und den Club zum Saisonende verlässt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch dem Letzten klar, dass Hasenhüttl neuer Coach in Leipzig werden würde. An der geforderten Ablösesumme von zwei bis drei Millionen Euro sollten die Verhandlungen nicht scheitern (letztlich wohl 1,5 Milllionen Euro). Es war daher nur noch eine Frage der Zeit, wann sich beide Seiten zueinander bekannten. Ralf Rangnick betonte auf der Pressekonferenz auch noch einmal, dass man bereits in der letzten Saison an Hasenhüttl interessiert und er der Favorit gewesen sei. Er war letztendlich sogar derjenige, der Rangnick trotz weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Begründung absagte, seine Mannschaft in der aktuellen Situation nicht im Stich lassen zu wollen. Daraufhin übernahm unser Coach selbst das Zepter.
Hasenhüttls Werdegang
Der gebürtige Österreicher verbrachte seine fußballerische Laufbahn größtenteils in seiner Heimat bei Vereinen wie Austria Wien und Austria Salzburg und ging 1996 für ein zweijähriges Intermezzo nach Belgien. 1998 wechselte der Stürmer zum 1. FC Köln und stieg mit dem Verein in die 1. Bundesliga auf. Er blieb jedoch in der 2. Bundesliga bei der SpVgg Greuther Fürth und beendete 2004 anschließend seine Karriere bei den Amateuren von Bayern München. In der österreichischen Bundesliga traf Hasenhüttl in 267 Spielen 77 Mal, in Deutschlands 2. Bundesliga 16 Mal in 93 Spielen. In der österreichischen Nationalmannschaft kam er auf acht Einsätze und drei Tore.
Seinen ersten Fußabdruck in der Trainerlandschaft hinterließ Hasenhüttl bei der SpVgg Unterhaching. 2007 wurde er als Cheftrainer der notorisch klammen Bayern benannt, nachdem er zuvor die A-Junioren trainierte und unter Werner Lorant als Co-Trainer agierte. Nach einem guten sechsten Platz in der ersten Saison steigerte sich die Mannschaft in der darauffolgenden Spielzeit und verpasste den Aufstieg in die 2. Bundesliga nur um Haaresbreite mit zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenzweiten. In der Saison 2009/2010 lief Unterhaching den eigenen Ansprüchen hinterher und Hasenhüttl wurde entlassen. 2011 unterschrieb er einen Vertrag beim Drittligsten VfR Aalen, mit dem er in der ersten Saison die Klasse halten konnte und in der zweiten Saison überraschenderweise den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte – trotz eines geringen Etats und eines großen Kaderumbruch mit 14 Abgängen. In seiner ersten Zweitliga-Saison konnten die Aalener den Klassenerhalt sichern und belegten einen ausgezeichneten neunten Tabellenplatz. Im Sommer 2013 bat Hasenhüttl seinen Verein um eine vorzeitige Vertragsauflösung – die Gründe dafür waren u.a. Unstimmigkeiten mit dem Sportchef Markus Schupp, der neue Sparkurs des Vereins und die persönliche Bitte um eine Auszeit.
Im Oktober 2013 übernahm der Österreicher als Nachfolger von Marco Kurz den abstiegsbedrohten Zweitligisten FC Ingolstadt. Nachdem er den Verein vor dem Abstieg bewahrte, führte er die Rot-Schwarzen bereits in seiner zweiten Saison zum direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Obwohl viele Fachleute im FC Ingolstadt gemeinsam mit dem SV Darmstadt den ersten Absteiger der Bundesliga sahen, sorgte die Mannschaft mit aggressiven Pressing und schnellen Umschaltspiele für Furore in Deutschlands höchster Spielklasse. Am Ende sprang ein überragender 11. Platz heraus.
Kick it like Zorniger?
In Aalen spielte Hasenhüttl lange Zeit ein 4-4-2, ehe er in der ersten Zweitliga-Saison auf ein 4-5-1 System mit schnellem Umschaltspiel vertraute. In seiner letzten Station variierte er zwischen einem 4-3-3 und einem 4-2-3-1. In Ingolstadt beschreibt man die Spielweise Hasenhüttls mit drei Adjektiven: aggressiv, unangenehm und pragmatisch. Kennzeichnend ist ein äußerst aggressives Pressing vor allem im Mittelfeld, so dass viele Gegner kaum gefährlich in Tornähe kommen. "Eklig" nennen es dagegen die gegnerischen Mannschaften, da sie permanent in Zweikämpfe verwickelt und ihnen durch das konsequente Pressing die Räume zugestellt werden. Der Angriffsfußball beruht auf zumeist hohen Bällen in die Spitze und dem Versuch, sich den zweiten Ball, also den Abpraller, zu sichern und anschließend konsequent aufzurücken. Viele Angriffe werden über die Mitte eingeleitet, um anschließend die Außenbahnen freizuspielen.
Die Spielweise erinnert also stark an die von Alexander Zorniger, der damit über einen langen Zeitraum von Erfolg zu Erfolg eilte und viele Mannschaften vor fast unlösbare Probleme stellte. Doch wir erinnern uns auch schmerzhaft an die letzten Spiele unter "Alex", in der er sicherlich auch bedingt durch die damals begrenzte Kaderqualität starr an seiner defensiven Spielweise festhielt und keinen Plan B parat hatte. Zudem traten zwischenmenschliche Probleme bei Trainer und Sportdirektor zu Tage, welche letztlich zum Abgang von Zorniger führten. Hasenhüttl wiederum hat schon des Öfteren in Ingolstadt bewiesen, dass er während eines Spiels flexibel auf spezielle Herausforderungen reagieren und Anpassungen am Spielsystem vornehmen kann.
Fazit: Wir können getrost davon ausgehen, dass Rangnick seinen Wunschtrainer bekommen hat. Hasenhüttls Bekenntnis, selbst in der 2. Bundesliga das Traineramt zu übernehmen, zeugt von großer Überzeugung und Vertrauen, hier in Leipzig den nächsten Karriereschritt zu gehen. Mit dem FCI hat er wohl das Maximum herausgeholt, eine Wiederholung des Erfolgs mit Platz 11 in der Liga ist nur schwer vorstellbar. Wirtschaftlich und strukturell dürfte bei den "Schanzern" damit auch das Limit erreicht sein. Bei den Roten Bullen dagegen sind die Perspektiven mit der Teilnahme am internationalen Geschäft sowie mit Top-Leuten zusammen zu arbeiten, deutlich besser.
Die Voraussetzungen für Hasenhüttl sind allerdings anders als zuvor in Unterhaching, Aalen und Ingolstadt. Dort kam es darauf an, aus wenig viel zu machen. Nun muss er beweisen, dass er aus viel noch mehr machen kann. Eine reizvolle Aufgabe, die allerdings auch schnell zum Stolperstein werden kann. Interessant wird zu sehen sein, wie er mit möglichen Star-Allüren im Team umgehen wird und ob er aus der Ansammlung von Top-Spieler eine funktionierende Mannschaft formen kann.
Uns erwartet jedenfalls in der kommenden Saison eine körperlich topfitte Mannschaft, die Zornigers aggressives Pressing wiederbeleben wird und spielerisch sicherlich den einen oder anderen Gegner in der 1. Bundesliga beherrschen kann.
Rojiblanco
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