Plastikgipfel zweiter Teil – ausgerechnet Hoffenheim

Es zeugt schon von einer gewissen Ironie, dass unser RBL zum Start der Rückrunde eben gegen jenes Hoffenheim ran muss, welches in der Saison 2008/09 als Aufsteiger die Herbstmeisterschaft feierte und dem FC Bayern im Titelrennen scheinbar ernsthafte Konkurrenz machte, um dann in der Rückrunde bis auf Platz 7 und somit aus dem europäischen Wettbewerb zu fallen. Nur vier Siege konnte das Team von Ralf Rangnick in der zweiten Saisonhälfte damals sammeln. Die Parallelen sind eindeutig. Ein finanzkräftiger Aufsteiger, der die Liga mit frischem Offensivfußball rockt, scharf kritisiert von Traditionalisten, aber immer respektierter durch Leistung. Sogar einige Personalien verbinden die beiden Mannschaften. Ralf Rangnick, unser heutiger Sportdirektor und damaliger Hoffenheim-Trainer, oder auch Marvin Compper, der zum zweiten Mal Teil eines Überraschungsaufsteigers ist.

So offensichtlich diese Zusammenhänge wirken, viele bescheinigen Leipzig eine rosigere Zukunft. Das Team ist trotz des jüngeren Durchschnittsalters schon weiter, die Spielidee besser verankert. Es fällt einem auch schwer zu glauben, dass es nach dieser Rekordhinserie zu einem derartigen Leistungseinfall kommen kann. Außerdem bewies die Mannschaft am vergangenen Spieltag, dass sie nach der Pause nichts verlernt hat. Beim Sieg gegen Frankfurt lief zwar auch alles rund für uns, doch Ralph Hasenhüttl hat die Jungs gut vorbereitet. Der Fußball in der Bundesliga ist ein anderer als noch vor acht Jahren und die grundlegenden Taktiken beider Spielzeiten haben nur noch wenig miteinander zu tun. Um aber gar nicht erst in weitere Diskussionen um Parallelen verwickelt zu werden, wäre es am besten auch in der Rückrunde weiter zu punkten. Idealerweise gleich gegen Hoffenheim.

Zweiter gegen Dritter – ungeschlagene TSG

Besonders die TSG ist mit ihrer acht Jahre zurückliegenden Saison kaum noch zu vergleichen. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann blieb als einziger Bundesligaklub in der gesamten Hinrunde ungeschlagen. 7 Siege und 10 Unentschieden verbuchten die Blau-Weißen und bissen sich so im oberen Tabellendrittel fest. Am Samstag kommt ein Gegner mit starker individueller Klasse und gut greifenden Automatismen in die Red Bull Arena, wie Ralph Hasenhüttl beim Mediengespräch am Donnerstag selbst betonte. Die Offensive ist mit 30 Treffern die viertbeste der Liga, zudem stellen die Kraichgauer mit 17 Gegentoren die fünftbeste Defensive. Eine ausgeglichene Mischung also, die bislang zum Erfolg führt. Wenn man überhaupt etwas kritisieren will bei der TSG, dann, dass zu oft nur ein Unentschieden rausspringt. Nur zwei Siege seit dem 10. Spieltag und vier Unentschieden zu Beginn der Saison.

Das wird Nagelsmann und seine Mannen jedoch kaum stören, spielte Hoffenheim letztes Jahr noch gegen den Abstieg und rettete sich als 15. der Vorsaison nur soeben vor dem Gang in die zweite Liga. Weiterhin spricht Tabellenplatz drei für sich. Der 29-jährige Nagelsmann, welcher die Mannschaft zur Rückrunde der letzten Saison übernahm, hat erfolgreich Feuerwehrmann gespielt und trotzdem schon auf langfristige Verbesserungen geachtet, die bereits ein Jahr später Früchte tragen. Bei der TSG ist alles top statt Hopp – oder andersrum, je nach dem. Das Spiel des Klubs zeichnet sich durch Ballbesitz und die drittbeste Passquote der Liga aus. Auch im Hinspiel gegen uns hielten die Kraichgauer länger den Ball (55%/45%). Ob das in der Red Bull Arena und mit etwas mehr Bundesligaerfahrung unsererseits auch der Fall sein wird, ist fraglich. Doch nicht nur auf den laufenden Ball muss die Leipziger Defensive vorbereitet sein: 8 Standardtore der TSG sind Ligaspitze und eine echte Waffe. So eine ist auch der – selbsternannte – beste deutsche Stürmer Sandro Wagner (10 Tore, 1 Vorlage), der am Wochenende auf den vielleicht wirklich besten deutschen Stürmer trifft: Timo Werner (10 Tore, 4 Vorlagen). Weitere Eckpfeiler im Hoffenheimer System sind sicherlich die zukünftigen Rekordmeister Niklas Süle und Kapitän Sebastian Rudy. Beide eröffnen und organisieren das Spiel von hinten heraus und wechseln nach der Saison nicht umsonst zum Rekordmeister.

Von rotgesperrten Schweden und kranken Schotten – die Personalsituation

Julian Nagelsmann kann am Wochenende etwas entspannter an der Aufstellung basteln als sein Gegenüber Ralph Hasenhüttl. Zwar fallen unserem Trainer nicht wirklich viele Spieler aus, mit Emil Forsberg (Rotsperre) jedoch weiterhin einer der wichtigsten. Der schwedische Grätschenkönig und Mittelfeld-Maestro fehlt als kreative Schaltzentrale für die nächsten beiden Topspiele gegen Hoffenheim und Dortmund. Für ihn rückt entweder Kaiser in die Startelf oder Hasenhüttl schiebt Keita erneut eine Reihe nach vorn und stellt Ilsanker und Demme auf die Doppelsechs. Eine der beiden Varianten sollte es werden, der Rest bleibt unverändert. Ebenfalls ausfallen wird Oliver Burke mit einem grippalen Infekt – so heißt es jedenfalls offiziell beim Trainerteam. Böse Zungen behaupten allerdings der schottische Bulle befindet sich schon auf der Insel, um Verhandlungen mit Leicester City und/oder anderen Premier League-Klubs zu führen. Sollten sich die Spekulationen bewahrheiten, wäre es sehr schade um ihn. Auch wenn es für überschwänglich viel Einsatzzeit noch nicht gereicht hat, zeigte der Junge von der Insel starke Ansätze und Potential für die Zukunft. Zudem kam er erst vor der Saison – geduldig sieht anders aus. Sei es drum. Bis zum Deadline Day sind wir alle schlauer.
Natürlich weiterhin auf der Lazarettliste – aber immerhin schon wieder im Aufbautraining – ist auch Lukas Klostermann nach seinem Kreuzbandriss. Marvin Compper musste am Donnerstag zwar das Training abbrechen (Adduktorenbeschwerden), wird aber bis Samstag fit sein. Auch Marcel Sabitzer ist nach einem Pferdekuss angeschlagen jedoch ebenso spielbereit.

Mögliche Aufstellung: Gulácsi – Bernardo, Orban, Compper, Halstenberg – Demme, Keita – Kaiser, Sabitzer – Werner, Poulsen

Die Kraichgauer können fast aus dem Vollem schöpfen. Nur Toljan (Sehnenanriss) und Lukas Rupp (Entzündung im Knie) fallen aus. Das Fehlen von Rupp schmerzt zwar, allerdings ist die TSG breit genug aufgestellt und kann in der Zentrale mit Amiri, Demirbay und Rudy viel Qualität bieten. Im Vergleich zum Augsburg-Spiel könnten Kramaric und Kaderabek für Ochs und Zuber in die Mannschaft rücken, wobei hinter Uth und auch Kramaric noch ein kleines Fragezeichen steht. Auch hier hat Nagelsmann also eine gute Auswahl.

Mögliche Aufstellung: Baumann – Vogt, Hübner, Süle – Rudy – Kaderabek, Amiri, Demirbay, Kramaric – Uth, Wagner

Wir freuen uns auf einen spannenden Rückrundenstart und ein ähnlich gutes Spiel wie zu Beginn der Saison. Die Paarung verspricht viel: Neben gutem Fußball kann man auch jederzeit mit dem Untergang desselben rechnen. Der „El Plastico“ wird zum zweiten Mal in der Bundesliga ausgetragen – fast schon Tradition. Da Hoffenheim nicht das komplette Gästekontingent abgerufen hat, gibt es noch über 1.000 Heimtickets im Sektor C! Wir erwarten einen ausverkauften Heimbereich in der Red Bull Arena und eine lautstarke Unterstützung für unsere Roten Bullen. Mit RB-Ticket könnt ihr übrigens zum halben Preis zum Europapokalspiel des HC Leipzig am Samstag 19:00 Uhr gegen Krasnodar gehen!

Wer leider keine Karten für Samstag mehr ergattern konnte, für den ist unser Fanticker wieder LIVE dabei und berichtet über alle Ereignisse auf und neben dem Feld. Alternativ bieten sich auch der Bullenfunk oder Sky an. Das RB-Fans.de-Team wünscht unserer Mannschaft um Trainer Ralph Hasenhüttl wie immer alles Gute, viel Erfolg. Lasst den Fußball in Schönheit sterben.

FM7

Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20170127-vorbericht-hoffenheim.html