THE TREND IS (NOT) YOUR FRIEND!

Leipzig - (13.02.2017) Kaum ein Spieler verkörpert die fußballerischen Werte der Rasenballer besser als Yussuf Poulsen. Doch auch mit ihm wandelte RBL zuletzt oft abseits der Pfade, die den hervorragenden Saisonstart ermöglichten. Nun wird er vorerst fehlen und in Leipzig stellt sich die Trendfrage.


Es war läuferisch die schwächste Saisonleistung. Hamburg schlug RBL mit den ureigenen Waffen des Rasenballsports. Die Elf von Rangnick-Schüler Gisdol war bissiger, lauffreudiger und vor allem zielstrebiger. Ein Trend der sich seit dem Beginn des zweiten Saisondrittels andeutete, auch wenn die Heftigkeit, in der RBL dem HSV läuferisch unterlegen war, durchaus überraschte.
Angeführt von Papadopoulos, der wie vom heiligen Zorn beseelt aufspielte und den HSV letztlich auf die Siegerstraße brachte, spulten die Elbstädter 2,5 Kilometer mehr runter als RBL (Negativsaisonrekord), sprinteten 54 Mal häufiger als die Messestädter (Negativsaisonrekord) und legten 132 mehr intensive Läufe hin (ebenfalls Negativsaisonrekord), dazu foulten sie 18 Mal, RBL jedoch nur 10 Mal – nie war der Abstand zum gegnerischen Team größer. Obendrein schoss bzw. köpfte der HSV fünf Mal aufs Gehäuse von Gulácsi, RBL feuerte indes nur vorbei, ein Unterschied der nur bei der Niederlage in München größer war. Am Ende stand ein 0:2 Pausenrückstand (der erste zwei Tore Rückstand daheim seit dem Kielspiel, seinerseits das bis dato einzige Mal) – quasi historisch!
Die Kilometerfresser
Wenn etwas das stilbildende Mittel der Rasenballer zu Beginn der Saison war, dann, dass sie regelmäßig mehr Kilometer aufs Feld brachten als ihre Gegner. In der ersten zehn Spielen insgesamt 45 Kilometer, in den folgenden 10 jedoch nur noch 25 und dies, obwohl Dank der Roten Karten auch mehrfach in Überzahl gespielt wurde. In fünf Spielen gab es diesbezüglich kaum Überlegenheit, nur gegen Hertha und Dortmund fand RBL in diesem Bereich zur Form des Saisonbeginns, gegen Hoffenheim und besonders Frankfurt war RBL durch Überzahl begünstigt.
Immer feste druf!
Zuletzt klagte Nagelsmann sein Leid über die ungestüme Herangehensweise der Leipziger, vermeldete Zahlen ungeahnter Höhe vom gar schrecklichen Keita. Aber derzeit tritt RBL bei weitem nicht mehr so resolut auf wie noch zu Saisonbeginn. In den ersten 10 Spielen hatte RBL 16 Fouls mehr als die Gegner, in den folgenden 10 Spielen 17 Fouls weniger. Gegen Hamburg fand man nicht immer in den Zweikampf, am Ende hieß es 10/18 Fouls. Auch wenn die Rasenballer bei Leibe nicht körperlos spielten, so fehlte ihnen der letzte Biss.
Lauf Poulsen, Lauf!
Ist es ein Zug? Ist es ein Flugzeug? Nein es ist ein Rasenballer! Satte 114 Sprints mehr als der Gegner legten Hasenhüttls Windhunde in den ersten 10 Spielen hin, seitdem sprinteten die Gegner 107 Mal häufiger als unser Leipziger. Gisdol fürchtete zwar vor dem Spiel, dass sich seine Kicker durch den Luftzug der vorüberrasenden Leipziger einen steifen Hals einhandeln könnten, am Ende schauten aber eher die Rasenballer steif hinterher – und das nicht zu knapp… Ein bedenklicher Trend mit einem hoffentlich nicht vorläufigen „Höhepunkt“ gegen den HSV.
In der Dauer liegt die Kraft
Auch in der zweiten wichtigen läuferischen Kategorie fallen die Leipziger nach einem starken Saisonbeginn langsam auf Normalmaß zurück. Hechelten die Rasenballer in den ersten 10 Spielen noch 342 Mal häufiger in einem intensiven Lauf über das Feld, so kamen die Gegner in den folgenden 10 Spielen – nicht zuletzt bedingt durch die starken Hamburger – auf 84 mehr intensive Läufe und dies trotz Überzahlspiele und dem Gastspiel in München bei den notorisch weniger lauffreudigen Lederhosenträgern.
Nicht alle aber die wichtigen
Hieß es zu Saisonbeginn oft: Die Leipziger gewinnen nicht alle ihre Duelle (nur 7 Zweikämpfe mehr als der Gegner entschied RBL in den ersten 10 Spielen für sich), aber die wichtigen, so scheint sich diese Aussage zuletzt zu drehen (70 Zweikämpfe mehr als der Gegner in den zweiten 10 Spielen). Gerade gegen Hamburg gewann die Hasenhüttl-Elf zwar mehr, aber nicht die entscheidenden Duelle. Umhin gehörte gerade das Verteidigen von Standardsituationen zu den Stärken der Hasenhüttl-Elf.
Zielwasser, wir brauchen Zielwasser!
Effizient, erbarmungslos, tödlich! Die RBL Offensive war zu Saisonbeginn nicht ohne Grund gefürchtet. Nachdem in den letzten sieben Spielen viermal die Null stand (leider auf der falschen Seite), ist auch hier ein kritischer Blick angebracht. In den ersten 10 Spielen schoss kein Gegner häufiger aufs Tor als die Rasenballer. Insgesamt 36 Schüsse mehr als die Gegner standen damals zu Buche. In den folgenden 10 Spielen waren es indes insgesamt nur drei!
Am Sonntag steht mit Mönchengladbach ein extrem schwerer Gegner an. Die Fohlenelf hat sich unter Hecking (der sicher ähnliche Revanchegelüste wie Papadopoulos hegt, wurde er doch nach der Pleite gegen RBL in Wolfsburg freigestellt) gefangen und bläst wie die anderen Hinrundenunderperformer zu Angriff auf die Fraktion der Hinrundenüberperformer. Mittendrin: RB Leipzig. Will man bei den heimstarken Borussen bestehen, müssen sich die Rasenballer wieder auf ihre Kernqualifikationen besinnen. Dumm nur, dass mit Poulsen ein Spieler fehlen wird, der selbige wie fast kein Zweiter im Team verkörpert. Die Angst vor der Hoffenheimisierung der Rückrunde ist nicht gänzlich unbegründet, auch wenn klar ist, dass Teile der obigen Statistiken nicht zuletzt deswegen rückläufig sind, weil auch bei RBL die Wandlung von einem Team mit Gegenpressingfokus zu einem mit Qualitäten im Ballbesitzspiel eingesetzt hat. 14 Spiele noch bis zum Saisonende – Am Ende kackt die Ente!
Rumpelstilzchen
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