FREITAG IST FREUTAG – REVANCHE FÜR DIE POKALSCHLAPPEN?

Leipzig - (02.03.2017) Am Freitag gehts nach Augsburg! Über das Band, dass beide Vereine seit der Gründung von RBL verbindet, Pokalschlappen, Urgesteine, Comeback-Teams und des Hasenhüttls liebsten Tag: Freitag!


Rache ist ein Gericht das am besten kalt serviert wird
Es war einmal ein kleiner Regionalligist, der alle Wölfe der Umgebung aufheulen ließ und mit Taschentüchern sowie schnieken Pokalschlappen bedacht zurück in die ferne Autostadt schickte. Der kleine Regionalligist war ob dieses Erfolgs sehr stolz und hoffte derartige Gastgeschenke noch an viele andere Fußballklubs ausgeben zu können. Dann kamen jedoch die Fugger mit ihrem dreimal so teuren Luxuskader und versenkten alle Hoffnungen mit geballter Erstligaeffizienz in der Pleiße. Als wäre das nicht genug, kamen sie wie die Perser zwei Jahre später wieder und zertrampelten mit ihrem dann schon siebenmal so teuren Kader jegliche Pokalhoffnungen eines fast ebenso kleinen Drittligaaufsteigers. Eine traurige Mär, aber der gehörnte Recke naht…
Aus dem zarten Pflänzchen des Rasenballismus ist in den folgenden vier Jahren ein gar gewaltiger Stier gewachsen, der sich nun anschickt zum ersten Mal die Felder der Fuggerstadt zu zerpflügen. Schon im Hinspiel war der Bulle den Fuggern überlegen und zum ersten Mal konnten die Leipziger einen Sieg gegen den FCA bejubeln, vorbereitet vom umtriebigen Sabitzer trafen Forsberg und Poulsen beim 2:1 Sieg. Die Fuggerstädter zeigten sich zwar effizient wie eh und je, aber Jis zwischenzeitlicher Ausgleich reichte nicht. Nun ist RBL an der Reihe das fußballerische Verderben (je nach Ansichtspunkt in mehreren Dimensionen – siehe unten) nach Augsburg zu tragen! Übrigens war der Kick der Start der ligaweit längsten Siegesserie der Saison – bigger than Bayern! – ein gutes Omen?
Jedem Anfang wohnt eine eigene Schönheit inne
Dabei hatte alles so schön angefangen… In den Tagen der Altvorderen, als unsere Rasenballer noch die Äcker der Umgebung umpflügten, war es ausgerechnet der FCA, dessen Kicker den Grundstock für den ersten Leipziger Aufstieg bilden sollten. Ein Oberligateam ohne Hertzsch, Müller, Kläsener und Neuhaus wäre zwar möglich gewesen, aber sinnlos (auch der Bicker hatte eine kurze FCA Vergangenheit)! Ob dieses Zustroms von ehemaligen Fuggerstädtern gab es in der Anfangsphase sogar eine zarte und kurzlebige Fanfreundschaft. Diese ist jedoch auch längst Geschichte und wenn man der Fanszene Fuggerstadt glauben darf, dann werden demnächst die Hunnen oder die Ungarn plündern und fußballmordend in Augsburg einfallen – Lechfeldschlacht reloaded oder so ähnlich. Jedenfalls will man sich in Sachen Choreo und Banner vom Verein nicht reinreden lassen, kündigte unwirsch die freundschaftliche Zusammenarbeit auf. Aber das soll die Bullen nicht stören, wir sind nur zum Feiern und wegen der Punkte am Lech!
So richtig beliebt!
Wenn am Freitag angepfiffen wird, stehen zur Abwechslung mal nicht die Leipziger Österreicher im Fokus sondern die der Gegenseite. Teigl, der vor der Saison zum FCA gewechselt ist und Hinteregger waren schon im Hinspiel die Kicker an denen sich die Geister schieden. Hinteregger wurde ob seiner neu gefundenen RBL-Ablehnung (füher war alles besser!) vom Leipziger Publikum mit Pfiffen bedacht (an sich schon recht ungewöhnlich) und könnte papaeske Revanchegelüste hegen, also aufpassen bei den Ecken… Teigl auf der anderen Seite feierte nach dem Kick ausgelassen seine Rückkehr nach Leipzig mit der geraden Heimkurve und musste in der Folge den Gang nach Canossa antreten. Nach überzogenen Anfeindungen hat sich das Thema aber wieder beruhigt, diesmal wird er wohl nicht mit den Gästen feiern, aber vielleicht heißt es ja: "Teigl wink einmal" (am besten während eines RBL Angriffs…).
Hasenhüttl und die „Freutagskicker“
Freitag ist Freutag, jedenfalls in dieser Saison. Bei RBL stehen drei Siege in drei Freitagsspielen zu Buche. Auch wenn es früher die ein oder andere unbedeutende Niederlage an einem Freitag gab (Kiel, Sandhausen, Aue, Augsburg – oha…), so ist Hasenhüttl nicht nur ein echtes Freitagskind (obwohl er an einem Mittwoch geboren ist – Sachen gibt’s…) sondern kann auch gut mit der Puppenkiste. So ist Hasenhüttl vereinsübergreifend seit 12 Freitagsspielen unbesiegt (verlor auswärts weder mit dem FCI noch mit dem RBL an einem Freitag) und siegte mit seinen Teams in allen drei bisherigen Spielen gegen den FCA. Auf der anderen Seite warten die Augsburger noch auf einen Freitagspunkt in dieser Spielzeit und haben in ihren 16 Bundesligafreitagsspielen bisher nur einmal gewonnen (10 Niederlagen). Nur im DFB Pokal, da läuft es für die Fugger auch am Freitag – wissen wir ja selbst – aber morgen ist Liga!
433 ist das neue 4222?
So eine Poulsenverletzung muss erfinderisch machen. Nachdem Burke solide bis unauffällig versucht hatte, Poulsen zu ersetzen und Selke momentan nicht in der Verfassung ist, dies erneut zu versuchen (O-Ton Hasenhüttl), setzte unsere Trainer gegen Köln erfolgreich auf ein 433. Großer Vorteil – keiner aus Demme, Ilsanker und Keita muss hier draußen schmoren, wahrscheinlich die beste Zentrale die RBL momentan aufbieten kann. Insofern könnte es auch gegen den FCA erneut dazu kommen, eine ähnliche Aufstellung wählte Hasenhüttl Anfang der letzten Saison mit dem FCI bei seinem Gastspiel am Lech und siegte in einem hart umkämpften Spiel mit 1:0. Sicher ausfallen werden jedenfalls Poulsen, Burke und Klostermann. Hoffnungen auf die Startelf kann sich ggf. noch Bernardo machen, wobei Schmitz zuletzt zu überzeugen wusste, was zeigt, wie kurz der Weg in den Stamm sein kann.
Jung wie ein Baum
Mal ein leicht abgewandelter Puhdys Song (gratis Ohrwurm zum Donnerstag): Unter Baum, dem zweitjüngsten Trainer der Liga (Nagelsmann ist ja eh auf Jahre hin unschlagbar), läuft es wieder bei den Augsburgern. Satte 13 Punkte hat er mit seinen Kickern einfahren können. Im selben Zeitraum gelangen RBL und BVB 15 Punkte – Augsburg unter Baum fast so etwas wie ein Spitzenteam. Fast, denn die Punkte wurden vornehmlich gegen die kriselnden Teams eingefahren: Gladbach vor der Winterpause, Werder, Wolfsburg und Darmstadt danach. Die Lilien sind zudem das absolute Lieblingsteam der Augsburger (gegen keinen Verein haben sie mehr Punkte eingefahren) und das einzige Team, was sie in Sachen xGD Wertung (erwartete Tordifferenz anhand der Torschüsse) in der Liga klar beherrscht haben. Dafür waren die Fuggerstädter auch kaum richtig unterlegen, sind insgesamt nicht leicht zu bespielen.
Spielt auch ein Chinese mit?
Naja, nein, aber bei so vielen Koreanern und Japanern müssen Statistiken ja aussagekräftiger denn je sein… Selbst unter Baum bleiben die Augsburger eines der ältesten Teams der Liga, RBL naturgemäß laut Rangnick-Doktrin auf der anderen Seite dieser Wertung. Auch sonst unterscheiden sich die Teams teilweise stark. So ist der FCA das Team, das prozentual am häufigsten von außerhalb des 16 abzieht und am seltensten von innerhalb des Fünfmeterraums – auch dem steht RBL diametral entgegen. Während die RAsenballer gemeinhin als Frühstarter der Liga gelten dürfen, kommt der FCA eher langsam in Tritt: nur 5 der 21 Tore des FCA fielen vor der Halbzeit, dafür trifft der FCA überdurchschnittlich oft in der Schlussphase des Spiels (9 Tore bis zur 60., 12 Tore ab der 61.).
Die Comeback-Elf
Gegen den FCA ist ein umkämpftes Spiel mit einigen Zweitligaanleihen zu erwarten, die Augsburger sind zwar nicht gerade weit vorne in der Zweikampfwertung, aber bei Tacklings und Interceptions in der Spitzengruppe. Überhaupt sollte sich RBL trotz Frühstarterbonus nicht zu sicher sein, denn die Augsburger sind „das“ Comebackteam der Liga. Zwar lagen die Fuggerstädter häufig hinten, kein Team erkämpfte sich indes mehr Punkt nach Rückstand (14). Auf der anderen Seite gaben unsere Rasenballer auch kaum ein Spiel ab, wenn man erstmal in Front lag (15 Sieg, 2 Unentschieden), aber auch der FCA ist – erstaunlicherweise und als einziges Team der unteren Tabellenhälfte – nach Führung noch ungeschlagen.
Fazit
Augsburg ist derzeit gut in Schuss und muss sich momentan deutlich weniger Sorgen um den Abstieg machen als noch in der Hinrunde. Die direkten Duelle gegen die Abstiegs-"Konkurrenz" konnten gewonnen werden, gegen die Topmannschaften und mit ähnlicher Spielanlage wie RBL kickenden Leverkusener, Mainzer und Hoffenheimer sah man allerdings weniger Stiche und war teils relativ deutlich unterlegen. Insofern rücken die Rasenballer als klarer Favorit an. Einen Schönheitspreis wird es indes bei einem zu erwartenden umkämpften Kick wohl kaum geben.
Den über 1000 Mitfahrern wünscht RB-Fans eine gute Reise und dem Team um Ralph Hasenhüttl den maximalen Erfolg am Lech, möge auch der morgige Freitag ein Freutag werden und RBL über die magische 50 Punkte Marke katapultieren. Wer nicht in die Fuggerstadt reisen kann, der hat die Möglichkeit dem Spiel via Fanticker, Bullenfunk oder sky zu folgen.
Rumpelstilzchen
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