FORSBERGS TOR FÜR DIE GESCHICHTSBÜCHER

Leipzig - (14.09.2017) Die erste Leipziger Europapokalnacht seit fast 30 Jahren und wie damals endete sie 1:1. Gegen Monaco gingen unsere Leipziger zwar durch Forsberg in Führung, kassierten aber postwendend den Ausgleich durch Tielemans.


Europapokal … Europapokal schallte es schon vor dem Spiel im Umfeld des Stadions. Leipzig war heiß auf die Champions League, wenngleich bei dem einen oder anderen (auch auf dem Feld) noch etwas Lampenfieber zusätzlich das Gemüt erhitzte. Die Red Bull Arena – oder sagen wir das Zentralstadion, oder wie es im UEFA-Sprech hieß: die RB Arena – war schick zurechtgemacht und hatte für den geschichtsträchtigen Abend die Bullen ins kleine Schwarze geworfen.
Die Helden der Vergangenheit
Auf dem Platz gaben sie alte Haudegen die Hand von Hertzsch über Kläse, Schulz und Frahn waren einige der Einladung RBLs gefolgt, um sich anzusehen, wohin auch ihr Anteil die Roten Bullen letztlich geführt hatte. Das Spiel auf dem Feld blieb ihnen jedoch ebenso versagt wie der verbliebenen „alten“ Garde aus Coltorti und Kaiser.
Poulsen bleibt ein Bulle!
Frohe Nachrichten bezüglich eines weiteren „Urgesteins“: Poulsen, immerhin schon seit Drittligazeiten ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Kaders, verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre. Zuletzt hatte der Däne keinen Hehl daraus gemacht, seine fußballerische Zukunft auch weiter in Leipzig zu sehen.
Leipziger Fußballgeschichte(n)
Auf den Rängen auch die alten Helden der untergegangenen Loksche. Scholz und Müller schauten sich gemeinsam mit Winkler das Spiel von der Tribüne aus an. Während die kleinen Lokis also nicht Hand in Hand mit den Rasenballern über den Rasen schlendern dürfen (was lustigerweise zu Zweitligazeiten noch problemlos möglich war (gegen Nürnberg)), ist der Besuch des Spiels auf den Rängen noch erlaubt.
Als die Champions League Hymne erschallte, war es endlich soweit. Ein neues Kapitel in der Leipziger Fußballgeschichte und der Vereinsgeschichte wurde aufgeschlagen – Gänsehaut gab‘s frei Haus. Block B feierte die Ankunft in Europa mit einer heroischen Choreo – die Fans als Atlas tragen die Welt des Rasenballsports durch Europa.
Vorsicht ist die Mutter der Champions League Kiste
Während Monaco auf ihren Superstar Lemar verzichten musste, konnte Hasenhüttl nicht auf Keita zurückgreifen, was für die Spielqualität nicht unbedingt förderlich war. Ein Kampfspiel, bei dem jedes Team zuerst darauf bedacht war kein Tor zu kassieren. Auf Leipziger Seite konnten zudem einige nicht ihre volle Leistungsstärke abrufen. Klostermann hatte defensiv oft seine liebe Mühe mit Diakhaby und Werner hatte mit Glik einen starken Gegenspieler, der ihn weniger zur Entfaltung kommen ließ als zuletzt.
Beide Mannschaften agierten mit frühem Pressing, aus dem sich Monaco eher mit dem schnellen weiten Ball befreite und auf ihre kopfballstarken Zielspieler setzte, die mit dem Rücken zum Tor die Bälle ablegten und für die dribbelstarken Außen auflegten. Das sorgte zumindest in Ansätzen für Gefahr, wurde aber in letzter Konsequenz dann doch von den wachen Innenverteidigern vereitelt.
Im Aufbauspiel gab es bei beiden Mannschaften einige Fehler, wobei unsere Leipziger, da sie es oft auch spielerisch versuchten, sich aus der frühen Umklammerung zu befreien, mehr Ballverluste in gefährlichen Zonen zuließen als gewohnt. Hier stach Ilsanker negativ heraus, der von den Defensivspielern die schlechteste Passquote aufwies. Offensiv ließen die Monegassen Leipzig oft ins Leere laufen und schlugen Poulsen und Werner mit einer gut funktionierenden Abseitsfalle (9) und wenn das nicht half, wurde auch gerne zum Foul gegriffen, mit 20 Foulspielen war Monaco jedenfalls gut dabei.
Forsberg trägt sich ins Geschichtsbuch ein
Nachdem sich die Teams eine Zeitlang abgetastet hatten, nahm das Spiel kurz Fahrt auf. Halstenberg schickte Forsberg auf die Reise, der Schwede drang in den Strafraum ein und knallte die Kugel an Benaglio vorbei ins Tor (33.). Partystimmung in der Arena, nachdem zuvor (24.) Werner aus kurzer Entfernung gescheitert war, sollte es also Forsberg zufallen das erste Champions Leaguetor der Leipziger Fußballgeschichte zu erzielen!
Monaco schlägt zurück
Aber die Freude währte nicht lange (bzw. gerade mal eine Minute), nach einem Einwurf flankte Touré auf Diakhaby der sich vor dem Tor gegen Klostermann in die Höhe schraubte und für Neuzugang Tielemans ablegte, der zwar im ersten Anlauf an Gulácsi scheiterte, doch im Nachsetzen den Ball irgendwie über die Linie bugsierte.
Damit ging es in die Pause – in Sachen Chancenverwertung war das 1:1 zu diesem Zeitpunkt schon fast zu hoch, beide Teams mit einer überschaubaren Chancenzahl (jeweils ca. 3 Torschüsse). Nach dem Seitenwechsel übernahm Leipzig zusehends das Szepter, was am Ende auch am Ballbesitz deutlich wurde (59,2%). Großchancen blieben jedoch Mangelware, beide Teams sollten am Ende nur zweimal aufs Tor geschossen haben.
Leipzig übernimmt das Szepter
Hasenhüttl reagierte erst spät, brachte in der 63. Kampl für Forsberg, der noch mit den Nachwirkungen eines Infekts zu kämpfen hatte und konnte daher mit diesem Wechsel auch nicht zusätzlichen Druck erzeugen. Dafür mussten die Fans bis zur Endphase warten, als Augustin Poulsen ersetzte, der sich wie gewohnt aufgerieben hatte und sich den Extraapplaus nicht nur durch seine erfolgte Vertragsverlängerung verdient hatte. Der junge Franzose brachte nochmal Schwung in die Partie und hatte mit einem Schuss aus spitzem Winkel die Chance zur erneuten Führung, diesmal war Benaglio jedoch auf dem Posten und wehrte den Schuss ab.
Kurze Aufregung dann in der 86. Minute. Werner ging im Strafraum zu Boden, Jemerson hatte ihm im Gerangel mit dem Ellenbogen im Gesicht erwischt. Keine feine Angelegenheit, das sonst eher kleinliche englische Schiedsrichterteam hatte die Szene entweder nicht gesehen oder als normalen Zweikampf gewertet, einen Strafstoß gab es jedenfalls nicht und so blieb es beim insgesamt verdienten Unentschieden.
Fazit: Unsere Rasenballer haben gezeigt, dass sie mit den Granden der Champions League mithalten können. Gegen den französischen Meister im ersten internationalen Spiel der Vereinsgeschichte ein Unentschieden zu erspielen, kann sich durchaus sehen lassen. Ohne Keita und mit einer defensiveren Grundausrichtung fehlte offensiv der letzte Biss, um einen Sieg zu erspielen. Jetzt da die ersten Schritte gemacht sind, wird das Laufen jedoch leichter fallen. Wie es weitergeht, sehen wir in zwei Wochen, wenn RBL zum Tabellenführer in den Istanbuler Hexenkessel reist. Aber zuvor warten Gladbach, Augsburg & Frankfurt: Keine Zeit abzuschalten!
Statistik:
RB Leipzig: Gulácsi – Klostermann, Orban (C), Upamecano, Halstenberg – Demme, Ilsanker – Forsberg (63. Kampl), Sabitzer – Werner, Poulsen (80. Augustin)
AS Monaco: Benaglio – Touré, Sidibé (84. Ghezzal), Jemerson, Glik, Jorge – Fabinho, Moutinho, Tielemans – Diakhaby (74. Baldé), Falcao (C, 89. Carrillo)
Schiedsrichter: Michael Oliver (England)
Tore: 1:0 Forsberg (33.), 1:1 Tielemans (34.)
Torschüsse: 8 / 7
Schüsse aufs Tor: 2 / 2
Gewonnene Zweikämpfe: 47% / 53%
Ballbesitz: 59,2% / 40,8%
Angekommene Pässe: 76% / 64%
Laufstrecke: 112,3 km / 105,8 km
Fouls: 10 / 20
Ecken: 5 / 4
Abseits: 9 / 2
Gelbe Karten: Demme (1), Halstenberg (1) / Tielemans (1), Sidibé (1), Jemerson (1)
Zuschauer: 40.068
Quelle: whoscored, kicker, sofascore, uefa
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20170914-spielbericht-monaco.html
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