DAS ERSTE SAISONDRITTEL – EIN TEAM BEIM NÄCHSTEN SCHRITT

Leipzig - (14.11.2017) Länderspielpause – ein Drittel der Saison ist vorüber und RBL steht erneut auf Platz 2. Wie hat sich das Team bisher entwickelt? Ein Rückblick auf die bisherigen Fortschritte.


November – und ein gutes Drittel der Saison ist schon wieder vorüber. Nach der unglücklichen Niederlage auf Schalke ist unsere junge Leipziger Mannschaft in den folgenden Ligaspielen gut in die Gänge gekommen und grüßt erneut vom zweiten Tabellenplatz. Dabei entwickelt sich die Hasenhüttl-Elf ständig weiter. Trotz des jüngsten Rasenballerteams aller Zeiten befindet sich Leipzig mitten im Transformationsprozess von einem Gegenpressingteam hin zu einer Ballbesitzmannschaft. Ein Prozess, durchaus vergleichbar mit dem der Dortmunder Kloppelf.
Hasenhüttls Jünglinge
Während die Mannschaft reift, ist es umso erstaunlicher, dass die Aufstellungen immer jünger werden. An 10 von 11 Bundesligaspieltagen schickte Hasenhüttl die jüngste Startelf der Liga ins Feld. Nur gegen Augsburg, bei Comppers einzigem Einsatz, war dies nicht der Fall. Dazu belegt er nun die ersten fünf Plätze der jüngsten Rasenballeraufstellungen aller Zeiten. In den RBL-Top-10 steht nach Hasenhüttl nur noch Rangnick mit seinen Startelfs in Berlin und Duisburg.
Auch in der Liga gab es selten jüngere Mannschaften als die, welche Hasenhüttl zuletzt ins Topspiel gegen Hannover schickte. Selbst in den glorreichen Tagen der kloppschen "Jugend forscht"-Aufstellungen nur einmal und insgesamt gab es seit der Wende nur fünf jüngere Aufstellungen. Dreimal von Fürth, je einmal von Schalke (Magath) und BVB (Klopp).
Enge Spiele – wenig Kontertore
Trotz der Niederlagen gegen Schalke und Augsburg holte RBL bisher fünf Punkte mehr gegen die gleichen Gegner, wie im Vorjahr (Aufsteiger und Absteiger getauscht). Nicht zuletzt durch den Mangel an Leipziger Kontertoren sind die Spiele nun jedoch häufig enger, stehen die Gegner zuvorderst, typisch Deutsch, defensiv sicher. Eine echte eigene spielerische Linie, um den Takt der Begegnung vorzugeben, entwickeln nur wenige Mannschaften. Zu diesen wenigen gehören indes auch die Roten Bullen. Letztes Jahr sorgte RBL als Aufsteiger mit dem Spiel gegen den Ball für Furore – elf Kontertore waren die Folge, in der aktuellen Spielzeit steht der Zähler erst bei einem Kontertor.
Die Folge dieser Metarmophose von Umschaltspiel zu Ballbesitz und kontrollierter Offensive sind derzeit viele zähe Abnutzungsduelle. Gegen defensiv gut organisierte Mannschaften verlassen sich die Rasenballer nun weniger auf das schnelle Umschaltspiel als auf Schnittstellenpässe, Standards und individuelle Klasse. Letztere kommt immer noch oft von Keita und Forsberg sowie zuletzt häufig Sabitzer, dem im ersten Saisondrittel möglicherweise besten, bissigsten und stabilsten Leipziger.
RBL ist weder bei geschossenen Toren noch bei den wenigsten Gegentoren Spitze. In der Defensive fehlt es noch an Stabilität. In lediglich zwei Spielen (Dorfmerkingen mal außen vor) stand die Null. Während es in der Champions League oft der ruhende Ball war, der Leipzig vor Probleme stellte, praktizieren die Gegner in der Liga nun selbst das Umschaltspiel gegen die Rasenballer und zwingen die hochaufgerückte Defensive in Eins-gegen-Eins-Duelle. Hier ist besonders Upamecano eine echte Lebensversicherung. Dennoch lässt RBL derzeit im Schnitt mehr Torschüsse zu, als im letzten Jahr.
Dies hat die Hasenhüttl-Elf jedoch nicht daran gehindert nach dem fünften Spieltag, der (abgesehen von den ersten Spieltagen) schlechtesten Tabellenplatzierung Leipzigs nach der Niederlage in Augsburg, durchzustarten und seitdem mit 15 Punkten die beste Ausbeute aller Bundesligisten hinzulegen. Dazu spielte RBL bereits gegen alle bisherigen Top-Mannschaften mit Ausnahme von Hoffenheim. Aber auch der kommende Gegner Leverkusen ist nur knapp hinter dieser Phalanx und daheim noch ungeschlagen.
Lehrgeld in der Champions League
In der Königsklasse bezahlten die Rasenballer Lehrgeld. Auch hier stellt RBL (natürlich) die jüngste Mannschaft, Gruppengegner Besiktas die älteste. Jene Türken waren es dann aber auch, die RBL am Bosporus die Grenzen aufzeigten. Gegen Monaco agierte man im Debüt zu zaghaft, in Porto blieben die Rasenballer punktlos, kamen wie im Hinspiel nicht gut mit ruhenden Bällen zurecht und kassierten am Ende einen Konter. Dafür konnte RBL daheim gegen Porto dominieren und deutete an, zu was das Team auch in der Königsklasse fähig ist. Nun stehen mit dem Gastspiel in Monaco und dem Endspiel in der RBA gegen Besiktas noch zwei echte Herausforderungen bevor. Noch ist alles möglich, dazu müssen sich die Rasenballer auf die eigenen Qualitäten besinnen und besonders Standards besser verteidigen.
Veränderter Spielstil
Neben der gesunkenen Anzahl von Kontertoren macht sich der veränderte Spielstil besonders in der Passstatistik bemerkbar. Gut fünf Prozent mehr Ballbesitz und angekommene Pässe als im Vorjahr. Gut 15% weniger lange und gut 10% mehr kurze Bälle pro Spiel. Defensiv bewegt sich RBL in Sachen abgefangene Bälle und Tacklings weiter in der Ligaspitze und trotz des bad-boy-Images begeht RBL unterdurchschnittlich viele Foulspiele, hier gehörte man in der letzten Saison noch zur "Spitzengruppe". Bedrohlich wirkt die Tatsache, dass Leipzig die meisten Ballverluste der Liga produziert – sowohl aus eigenen Fehlern (Ballkontrolle), wie auch aus verlorenen Zweikämpfen.
Während die Rasenballer gut zwei Torschüsse pro Spiel mehr kassieren als im letztjährigen Vergleichszeitraum, ist die Anzahl entsprechender Offensivaktionen auch um zwei Chancen pro Partie gestiegen. Die Steigerung ergibt sich jedoch fast vollständig aus Fernschüssen. Besonders Sabitzer tut sich hier hervor.
Bemerkenswert auch die Tatsache, dass die Einwechslungen bisher nur selten für mehr Dynamik sorgten. Das Hannoverspiel ist hier eher die Ausnahme, denn die Regel. Lediglich ein Jokertor und drei Vorlagen hat Hasenhüttls im letzten Jahr noch so güldenes Händchen bisher produziert. Auch die Frühstarterattitüde hat man in dieser Saison nur selten gezeigt (ein Tor innerhalb der ersten Viertelstunde). Dafür erspielte kein anderes Team mehr Punkte nach Rückständen.
Ausblick
Leipzig setzt den Weg vom Gegenpressing- zum Ballbesitzteam fort. Trotz Tabellenplatz 2 ist jedoch noch nicht alles Gold, was glänzt. Die Balance zwischen Offensive und Defensive ist nicht immer stimmig, die Torausbeute eher unterdurchschnittlich. Die individuelle Klasse ist nochmal angestiegen und die Integration der Neuen verläuft bisher zufriedenstellend. Das Team ist schwer zu schlagen und kann an guten Tagen sogar den Bayern Paroli bieten.
Bedauerlich, dass die Akademie weiterhin keine Talente für die erste Mannschaft abwirft. Die Ergebnisse der U19 legen nahe, dass auch dieser Jahrgang bei RBL (wohl) keine Chance haben wird – ein Gefühl, was sicherlich auch bei den Jungs nicht gerade leistungsfördernd wirken dürfte.
Bereits gegen Herrlichs daheim ungeschlagene Leverkusener muss RBL wieder alles abrufen. Ein ähnlich aufreibenden Spiel wie vor einem Jahr dürfte zu erwarten sein.
Rumpelstilzchen
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