WAS MACHT EIGENTLICH…? – DER LEIHSPIELERREPORT

Leipzig - (25.03.2018) Wir nutzen die Länderspielpause, um einen Blick auf unsere Leihspieler bei anderen Klubs und ihren Werdegang zu werfen. Erwarten uns bald ein paar aufgeblühte Rückkehrer?


Die Länderspielpause sorgt derzeit mal wieder für Bundesliga-Entzug in den Wohnzimmern der Bundesrepublik. Als Leipziger kann man es jedoch entspannt angehen lassen. Der Sieg gegen den FC Bayern München ist noch frisch in den Köpfen und unsere Mannschaft kann – abgesehen von den Nationalspielern – etwas den Tank füllen. Ein guter Zeitpunkt, um das Geschehen abseits unserer turbulenten Saison zu betrachten. Wir haben zur Zeit neun Spieler an andere Vereine verliehen. Wie schlagen sich unsere Weltenbummler in ihren Mannschaften und wer hat sich eine zweite Chance in der Messestadt verdient?
Massimo Bruno – RSC Anderlecht
Der mittlerweile 24-jährige Belgier wechselte 2014 für 5mio € vom RSC Anderlecht nach Leipzig. Anschließend wurde er sofort für ein Jahr nach Salzburg verliehen. Dort absolvierte er wettbewerbsübergreifend 39 Spiele (8 Tore, 8 Vorlagen). 2015/16 kehrte er zurück und kam in der 2. Bundesliga auf 24 Einsätze (2 Tore, 3 Vorlagen) in unserer Aufstiegssaison. Danach wurden ihm noch vier Minuten Einsatzzeit in unserem ersten Bundesligaspiel gegen die TSG Hoffenheim gegönnt, bevor es vor Ende der Transferperiode als Leihgabe zurück nach Anderlecht ging. Nach der Saison 2016/17 verlängerten Anderlecht und Leipzig die Leihe um ein weiteres Jahr, wodurch er sich nun in seinem zweiten Leihjahr in der belgischen Heimat befindet. In der Messestadt besitzt er noch einen Vertrag bis zum 30.06.2019.
Der belgisch-italienische Offensivspieler wurde einst als großes Talent gehandelt und wechselte mit vielen Vorschusslorbeeren nach Sachsen. In seiner Zeit im rot-weißen Trikot deutete er zwar mehrmals seine vor allem technischen Vorzüge an, konnte jedoch nicht annähernd die Effizienz aus seiner Zeit in Belgien bestätigen. In den zwei Jahren vor seinem Wechsel – von 2012 bis 2014 - absolvierte er für Anderlecht 86 Partien und erzielte dabei 24 Tore und 18 Vorlagen. Die wohl beste Zeit seiner nichtsdestotrotz noch jungen Karriere.
Auch durch seine Rückkehr nach Anderlecht hat Bruno nicht die alten Zahlen und vor allem die alten Leistungen wiederfinden können. In der Saison 2016/17 lief er 23 Mal in der Liga (3 Tore, 4 Vorlagen), 9 Mal in der Europa League (2 Tore), 5 Mal in den belgischen Playoffs (1 Tor) und 2 Mal im belgischen Pokal (eine Vorlage) für den Royal Sporting Club auf. Überwiegend kam er als Einwechselspieler zum Einsatz (17 Starts, 22 Einwechslungen). Trotzdem Bruno schon bessere Zeiten in Belgien erlebte, wollte der Rekordmeister ihn nach der Saison halten. Zum Teil, weil er gegen Ende der Saison aufdrehte und sich einen Stammplatz eroberte, jedoch auch, weil die "Mauves" Probleme bekamen die Mindestanzahl von sechs in Belgien ausgebildeten Spielern zu stellen.
Auch in diesem Jahr ging sein Einfluss auf das Spiel von Anderlecht eher etwas zurück. So kommt er auf 20 Einsätze, 2 Tore und 3 Vorlagen in insgesamt nur 829 Minuten. Nur dreimal spielte er über die vollen 90 Minuten. In den letzten 10 Ligaspielen verzeichnet er nur drei Einsätze. Wie es mit dem einstigen Top-Talent weitergeht ist unklar. Für die in kurzer Zeit sehr gewachsenen Leipziger Ansprüche sind die Leistungen Brunos höchstwahrscheinlich zu wenig. So wird es wohl keine Rückkehr in die Messestadt geben, aber auch ein Verbleib in Anderlecht ist unsicher. Man kann ihm nur wünschen, dass nach der Saison eine zufriedenstellende Lösung gefunden wird, um seine Karriere vielleicht bei einem kleineren Verein nochmal in Schwung zu bringen.
Omer Damari – Maccabi Haifa
Der israelische Stürmer wechselte im Winter der Saison 2014/15 als große Sturmhoffnung für 7 Millionen Euro von Austria Wien nach Leipzig. In den anderthalb Jahren zuvor hatte er erst für Hapoel Tel Aviv 31 Tore in 38 Spielen erzielt und anschließend in seinem halben Jahr in Wien 10 Tore und vier Vorlagen in nur 15 Spielen. Nach seinem Wechsel zu uns sollte allerdings kein einziger Treffer im Leipziger Trikot folgen. In 10 Zweitliga-Matches legte er zwar immerhin viermal für andere auf, konnte dennoch nicht einmal selbst verwerten. Im Anschluss wurde er erst zu Salzburg verliehen, wo er zumindest wieder das Tornetz zum Wackeln bringen konnte (4 Tore, 4 Vorlagen, 16 Spiele). Dann ging es über den großen Teich zu den New York Red Bulls (6 Einsätze, 1 Tor). Sein Glück sollte er in der Red Bull Familie aber nicht mehr finden. Die nächste Leihe folgte im Winter 2017, als er zu Maccabi Haifa wechselte. Dort erzielte er seitdem in 21 Spielen vier Tore und eine Vorlage. Eine Rückkehr in die Leipziger Mannschaft ist so gut wie ausgeschlossen, außerdem läuft sein Vertrag in der Messestadt im kommenden Sommer aus und dürfte nicht verlängert werden.
Atinc Nukan – Besiktas Istanbul
Nukan wechselte als 21-jähriges Talent im Sommer 2015/16 für mittlerweile 6 Millionen Euro (1mio € Bonuszahlung nach Aufstieg) nach Leipzig. Den Beginn der Saison verpasste er durch Patellasehnenprobleme, wodurch er die meisten seiner 12 Einsätze erst in der Rückrunde sammelte. In bester Erinnerung bleibt wohl sein 3:2 Führungstreffer am 17. Spieltag gegen den MSV Duisburg per Kopf, als wir in einer hitzigen Partie nach Rückstand noch spät 4:2 gewinnen konnten. Trotz seiner imposanten Statur wirkte der junge Türke oftmals zu steif in seinem Bewegungsablauf und offenbarte schnell fußballerische Defizite. Nach dem Aufstieg wurde er deshalb zum Abschluss der Transferperiode des Jahres 2016 zurück zu Besiktas verliehen, nachdem mit Papadopoulos ein Ersatz verpflichtet wurde. Zurück in der Türkei kam er wettbewerbsübergreifend auf 16 Einsätze (ein Tor), wobei er besonders im türkischen Pokal über die volle Spielzeit eingesetzt wurde.
Unser CL-Gegner verlängerte die Leihe zur Saison 2017/18 und sicherte sich eine Kaufoption in Höhe von drei Millionen Euro. Allerdings fällt Nukan die komplette Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses aus und konnte noch keine Einsatzminute sammeln. Somit ist es unwahrscheinlich, dass der Istanbuler Klub die Summe bezahlen wird, aber auch eine Rückkehr nach Deutschland ist beinahe ausgeschlossen. Auch wenn Nukan noch einen Vertrag bis 2020 in der Messestadt besitzt, mangelt es uns schon so nicht an talentierten Innenverteidigern, die ihr Talent auch schon unter Beweis gestellt haben. Ein Verbleib in der Türkei ist wohl die beste Option, es wird aber ziemlich sicher nachverhandelt werden müssen – oder es findet sich ein anderer Klub als Abnehmer.
Marius Müller – 1. FC Kaiserslautern
Müller wechselte im Sommer 2016 als Lauterer Nummer eins für 1,7 Millionen Euro nach Leipzig. Der junge Keeper genoss die berühmte Torwartschule von Gerry Ehrmann, aus der unter anderem auch Tim Wiese, Kevin Trapp und Roman Weidenfeller stammen. Er sollte sich in Leipzig einem Zweikampf mit Pete Gulácsi um die Nummer eins im Kasten stellen, kam jedoch am starken Ungarn nicht vorbei und in unserem ersten Bundesligajahr so auch gar nicht zum Einsatz. Nachdem zu dieser Saison mit Yvon Mvogo und Philipp Köhn gleich zwei weitere Torwarttalente verpflichtet wurden, verlieh man Müller zurück an seinen Ausbildungsverein. Dort setzte sich wohl Gerry Ehrmann persönlich dafür ein, den Keeper zurück in die Pfalz zu holen. Bei Kaiserslautern eroberte sich Müller auch prompt einen Stammplatz zwischen den Pfosten zurück und verpasste erst ein Spiel aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre.
Bei den Roten Teufeln ist Müller nach seinem Wechsel zum Klassenfeind aus Leipzig nicht unumstritten, bringt aber wieder ordentliche Leistungen. Trotz der undankbaren Aufgabe beim Tabellenletzten der zweiten Liga, welcher mit 45 Gegentreffern die drittschlechteste Defensive stellt, ist Müller noch eine der wenigen Konstanten. So kann er seine Mannschaft mit starken Paraden ab und an im Spiel halten. Nichtsdestotrotz spricht vieles für einen Lauterer Abstieg am Ende der Saison. Derzeit trennen acht Punkte die Pfälzer vom Tabellensechzehnten aus Aue. Das hat eine unklare Zukunft für den gebürtigen Heppenheimer zur Folge. An sich könnte man dafür argumentieren, Müller noch eine Chance in Leipzig zu geben, jedoch ist an unserem ungarischen Kraken im Kasten einfach kein Vorbeikommen. Ebenso hat man wie erwähnt schon weitere Talente wie Mvogo oder Köhn in der Hinterhand. Auch ein Verbleib bei seinem pfälzischen Heimatverein darf bei einem Abstieg in die dritte Liga bezweifelt werden. Am wahrscheinlichsten ist hier ein Wechsel zu einem anderen Zweitligisten nach Ablauf dieser Saison. Müller hat noch Vertrag bis 2019 in Leipzig.
Zsolt Kalmár – Dunajska Streda
Der ungarische Rotschopf wechselte im Sommer 2014 für eine Millionen Euro vom ETO FC Györ nach Leipzig. In seinen zwei Jahren in der Messesatdt absolvierte er 22 Partien für die erste Mannschaft (eine Vorlage) und 14 Partien für die zweite Mannschaft (6 Tore, 4 Vorlagen). In der Rückrunde der Saison 15/16 wurde er ein halbes Jahr zum FSV Frankfurt verliehen (12 Spiele, 1 Tor, 1 Vorlage). Es folgte ein Intermezzo bei Bröndby IF (19 Spiele, 2 Tore, 2 Vorlagen), bevor es vor dieser Saison per Leihe in die Slowakei zu Dunajska Streda ging, wo er in 24 Einsätzen auf vier Tore und drei Vorlagen kommt. Kalmár ist wohl eines der Opfer des raschen sportlichen Aufstiegs unseres Teams. Der Ungar zeigte durchaus gute Anlagen und spielerische Qualitäten in seiner Zeit bei uns, für mehr reichte es aber nie. In der Slowakei bringt der offensive Mittelfeldspieler zwar gute Leistungen und konnte seinen Marktwert wieder erhöhen, doch eine Rückkehr in ein Bundesligateam mit unseren Ansprüchen ist nahezu ausgeschlossen. Sein Vertrag läuft noch bis 2019.
Vitaly Janelt – VfL Bochum
Janelt kam 2014 als großes Talent von der Jugendmannschaft des Hamburger Sportvereins nach Leipzig. Er etablierte sich in den Jugendmannschaften der Roten Bullen mit ansprechenden Leistungen, für einen Einsatz in der ersten Mannschaft hat es aber nie gereicht. Im Winter der Saison 2016/2017 folgte dann die erste Leihe zum VfL Bochum, wo er jedoch vorerst nur auf sieben Zweitligaspiele kam. Nach dem Auflösen der zweiten Mannschaft in Leipzig vor der Saison wurde Janelt erneut nach Bochum ausgeliehen. Der Klub aus dem Ruhrgebiet sicherte sich dieses Mal eine Kaufoption. Der defensive Mittelfeldspieler kam in dieser Saison bedingt durch Verletzungsprobleme bislang auf 12 Einsätze (zwei Vorlagen). Der VfL würde den 19-jährigen wohl gern langfristig halten, laut dem ehemaligen Sportvorstand der Bochumer Christian Hochstätter ist die Kaufoption stemmbar. Eine Rückkehr nach Leipzig ist unwahrscheinlich, wenn auch nicht komplett ausgeschlossen. Janelt hatte in der Vergangenheit auch neben dem Platz für etwas Unmut gesorgt, besitzt aber durchaus Talent und ist noch jung genug. Allerdings sind auch hier wieder die gestiegenen Leipziger Ansprüche zu nennen. Ob ein Spieler, der solide Leistungen in Liga zwei bringt – aber mehr eben auch nicht – einem international spielenden Bundesligisten helfen kann und genügend Perspektive vorhanden ist? Tendenz auf Abschied.
Anthony Jung – Bröndby IF
Anthony Jung dürfte den meisten Leipziger Fans noch in bester Erinnerung sein. 2013 vom FSV Frankfurt in die Messestadt gewechselt, beackerte der in Spanien geborene Jung die linke Abwehrseite in 84 Partien im rot-weißen Trikot (4 Tore, 5 Vorlagen). Nachdem er gegen Halstenberg seinen Stammplatz verlor, zog es ihn zur Saison 2016/17 per Leihe zum FC Ingolstadt. Dort absolvierte er 17 Partien (ein Tor, eine Vorlage), jedoch reichte es besonders zum Ende der Saison nur noch zu Kurzeinsätzen für die Bayern. Vor der aktuellen Saison zog es Jung dann zum Klub unseres ehemaligen Trainers Alexander Zorniger, Bröndby IF. Beim dänischen Tabellenführer entwickelte sich der Linksverteidiger zum Stammspieler und kommt derzeit auf 24 Einsätze (4 Vorlagen). Sein Vertrag läuft 2018 aus, ein Verbleib in Dänemark ist wohl die wahrscheinlichste Variante.
Agyemang Diawusie – SV Wehen Wiesbaden
Der 20-jährige, welcher im Sommer 2015 aus der Nürnberger Jugend nach Leipzig wechselte, ist derzeit an den SV Wehen Wiesbaden ausgeliehen. In Leipzigs A-Juniorenteam machte der schnelle Offensivspieler zuvor mit 19 Toren und 11 Vorlagen in 48 Spielen auf sich aufmerksam. Auch in der dritten Liga, wo er hauptsächlich auf den Außenpositionen zum Einsatz kommt, beweist er sein Talent. In 30 Spielen für Wehen Wiesbaden erzielte er vier Tore und bereitete 10 weitere vor. Der Vierte der dritten Liga besitzt außerdem die Option die Leihe im Fall eines Aufstieges um ein weiteres Jahr zu verlängern. Die Hessen liegen aktuell nur einen Punkt hinter dem dritten Tabellenplatz und haben ein Spiel weniger als der Karlsruher SC auf dem Konto. Diawusie besitzt noch einen Vertrag bis 2020 bei uns, entwickelt sich aber gut bei Wehen-Wiesbaden. Ein weiteres Jahr in Liga zwei könnte dabei auf jeden Fall von Vorteil sein. Sollte seine Entwicklung stetig voranschreiten, können wir uns durchaus vorstellen den Deutsch-Ghanaer nochmal in Leipzig begrüßen zu dürfen.
Felix Beiersdorf – BSG Chemie Leipzig
Der gebürtige Leipziger machte in der U17 und U19 unseres Klubs mit Talent auf der zentralen Mittelfeldspieler-Position auf sich aufmerksam, schaffte aber wie so viele andere bislang nicht den Sprung in die erste Mannschaft. Nachdem er zwischenzeitlich an Wiener Neustadt in die zweite österreichische Liga ausgeliehen war, spielt er nun bei Chemie Leipzig in der Regionalliga Nordost, kam aber erst auf einen Einsatz gegen Budissa Bautzen. Eine Rückkehr zu RBL ist auch hier sehr unwahrscheinlich.
FM7
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20180325-special-leihspieler.html
- Agyemang Diawusie
- Anthony Jung
- Felix Beiersdorf
- Kader
- Kaderplanung
- Länderspielpause
- Leihspieler
- Marius Müller
- Massimo Bruno
- Omer Damari
- Vitaly Janelt
- Zsolt Kalmár