45 MINUTEN-STIMMUNGSBOYKOTT GEGEN LEVERKUSEN – BOYKOTT ODER TREUKOTT?

Leipzig - (07.04.2018) Auf einer einberufenen Fanversammlung haben sich die anwesenden Fanklubs nach Abstimmung für einen Stimmungsboykott in den ersten 45 Minuten zum Montagsspiel gegen Leverkusen entschieden, um für fanfreundlichere Anstoßzeiten ein Zeichen zu setzen. Wir haben die Argumente für und gegen einen Boykott zusammengefasst.


Pro Stimmungsboykott in der 1. Halbzeit:
Die Zuschauerzahlen von RB-Fans in Frankfurt und auch jetzt wieder zu Hause gegen Leverkusen sprechen eine deutliche Sprache. Letztes Jahr war das Heimspiel gegen Leverkusen extrem schnell ausverkauft und das Spiel gegen Hoffenheim im Verkauf eher zäh. In dieser Saison ist es genau andersherum. Die Begründung ist einfach, da es für viele Stadionbesucher insbesondere auswärts schwierig ist die Mannschaft an einem Montag zu unterstützen. Die Ticketbörse gegen Leverkusen ist entsprechend voll.
Wie in der 2. Liga bereits Banner hochzuhalten, kann dabei keine sinnvolle Form des Protests sein, weil diese kaum bis gar nicht wahrgenommen werden, oder erinnert sich noch jemand daran? Es muss also eine Protestform her, die mehr Aufmerksamkeit erzeugt und damit zu öffentlichen Diskussionen rund um die Montagsspiele führen. Die Proteste von Frankfurt und des BVB sind damit als Erfolg zu werten (einzelne Punkte wie Tennisbälle sind sicherlich kritisch zu sehen), da es nie zuvor so eine ausgeprägte Diskussion um die Montagsspiele gab.
Es ist dabei natürlich nicht ideal, auf die Unterstützung des Teams in der 1. Hälfte zu verzichten, aber wenn jetzt kein Zeichen auch von unserer Seite gesetzt wird, ist es vor dem Hintergrund der TV-Vermarktungschancen nochmal wahrscheinlicher, dass Spieltage weiter zerpflückt werden.
Sportliche Argumente zählen übrigens nicht, wenn wir nach dem Montag gegen Leverkusen bereits am Donnerstag in Marseille ran müssen, weil wir zwar einen Tag mehr
Vorbereitung für Leverkusen haben, aber auch einen Tag weniger für das
Rückspiel in Marseille.
Sportlich wäre es sinnvoll hingegen beim nächsten Spiel in Bremen gewesen, da in dieser Woche kein Europapokal ist, aber bisher spielten bei der Auswahl der Spiele sportliche Kriterien leider keine Rolle.
Zuletzt hat sich gezeigt, dass Fanproteste auch bei DFB/DFL reflektiert werden. Zu erinnern ist an das Pfeifkonzert gegen Helene Fischer, was dazu führen wird, dass ähnliche Show-Acts wohl erstmal nicht zu sehen sein dürften. Nach den Protesten zur Vereinheitlichung der Bestimmung der Fanmaterialien gibt es jetzt eine Pilotphase. Nicht zuletzt wird die Aktion auch bei den Vereinen selbst Beachtung finden, die sie ja letztlich für die Montagsspiele abgestimmt haben. Insofern ist die Aktion auch ein Zeichen an unsere Verantwortlichen.
Lieber jetzt mal unser Team einmal 45 Minuten lang nicht unterstützen, dann aber zukünftig öfter die Chance haben sein Team zahlreich und lautstark nach vorn zu treiben. Ansonsten nennt es sich nicht mehr Boykott, sondern einfach keinen Urlaub mehr/keine Zeit, was gerade bei unseren aktuellen internationalen Spielen noch schwerer wird.
Contra – Volle Unterstützung für unser Team über 90 Minuten, Treukott!
Der Fangesang "Rasenballsport Lipsia, wir sind immer da, egal wie weit, egal welche Zeit, wir sind immer da" beschreibt sehr klar, warum es am Montag heißt wie immer unser Team über das gesamte Spiel zu unterstützen. Dieser Gesang ist keine leere Worthülse, sondern gerade in so einer Situation sollte dieser mit Leben gefüllt werden. Wir haben noch 6 Spiele, stehen auf Platz 4, der einen direkten Platz für die Königsklasse bedeuten würde. Mit Leverkusen kommt der Fünftplatzierte mit einem Punkt Rückstand nach Leipzig und dieses Spiel ist deshalb besonders wichtig. Gewinnen wir gegen Leverkusen, wäre das ein Meilenstein im Kampf um die Champions League. Damit verbunden sind hohe Mehreinnahmen und eine höhere sportliche Attraktivität, so dass die Wahrscheinlichkeit deutlich steigen würde, unseren tollen Kader zusammenzuhalten bzw. nochmals zu verstärken.
Letztlich kann doch unser Team auch nichts für die Montagsspiele. Unterstützen wir in den ersten 45 Minuten nicht unsere Mannschaft, bestrafen wir letztlich die Falschen und es würde wohl auch wenig Verständnis dafür geben.
Davon abgesehen, was sollen die Proteste überhaupt bringen? Als würde irgendjemand vom DFB/DFL oder den Vereinen auf die Proteste der Fans im Stadion hören, wenn man mit den höheren TV-Geldern durch zusätzliche Montagsspiele vielmehr Geld verdienen kann? Der Fußball ist mittlerweile so weit durchkommerzialisiert, dass es völlig egal ist, ob nach Frankfurt 1.000 oder 2.000 Leipziger Fans fahren bzw. ob in Leipzig gegen Leverkusen das Stadion ausverkauft ist oder 5.000 oder mehr Plätze frei bleiben.
Insofern Vollgas von den Rängen über 90 Minuten! Es heißt wie bereits in den unteren Ligen: Treukott!
Auch RB Leipzig hat sich mittlerweile in der Frage positioniert und einen offenen Brief an die Fanszene verfasst:
Liebe Fans von RB Leipzig,
wir haben wahrgenommen, dass einige
Fanclubs und Gruppen, insbesondere aus Sektor B, am Montag gegen die
Terminierung von Montagsspielen durch die DFL protestieren wollen. So
soll es insbesondere in der ersten Halbzeit keinen organisierten Support
der Mannschaft geben, eine Reihe von Transparenten, die sich in
verschiedener Form gegen die Terminierung von Spielen am Montag richtet,
wurde bei den Fanbeauftragten angemeldet. Ihr wisst, dass wir uns beim
RB Leipzig nicht hinter irgendjemandem verstecken. Und dass wir zu dem
stehen, was wir sagen oder gesagt haben. Und wir stehen auch dazu, wenn
wir für irgendetwas abgestimmt haben. Nicht nur wir, sondern alle
Vereine der Bundesliga haben darüber abgestimmt, in der laufenden Saison
aus sportlichen Gründen fünf Montagsspiele einzuführen, um die
Europa-League-Starter zu entlasten.
Betroffene Clubs und
Sportdirektoren hatten zuvor immer wieder - auch öffentlich - darum
gebeten, nach internationalen Spielen am Donnerstag nicht bereits wieder
am Samstag antreten zu müssen. Vor diesem Hintergrund wurden pro Saison
insgesamt 10 Ausweichtermine beschlossen, davon fünf am Sonntag und
fünf am Montag. Dies geschah mit Blick auf einen Interessensausgleich
zwischen Amateurfußball einerseits sowie mitreisenden Fans andererseits.
Kommerzielle
Gründe waren dabei nicht entscheidend, auf die fünf Montagsbegegnungen
entfällt weniger als 1% der Medienerlöse. Wir bitten zu bedenken, dass
wir tatsächlich von lediglich 5 von 306 Spielen sprechen, auch wenn uns
bewusst ist, dass wir aufgrund der erfolgreichen "Europa-Expedition"
bereits zum zweiten Mal an einem Montagabend spielen und einige von euch
vor einigen Wochen über 800km nach Frankfurt hin-und zurückgefahren
sind.
Wir haben uns am vergangenen Freitag mit den Vertretern
der 1.Liga getroffen, um uns über die nächste Rechteperiode
auszutauschen. Grundsätzlich haben wir uns darauf geeinigt, den
laufenden Vertrag nicht aufzukündigen und Montagsspiele aus sportlichen
Gründen beizubehalten.
Wir sagen euch aber auch ganz deutlich:
Diese fünf Spiele öffnen nicht die Tür für weitere Spiele an einem
Montag. Auch in der neuen Rechteperiode werden keinesfalls mehr als
diese fünf Spiele vertraglich vereinbart werden. Wir sind uns sicher,
dass auch ihr den Grund der sportlichen Entlastung für die
Europa-League-Teilnehmer sehr gut verstehen könnt. Das Montagsspiel
gegen Leverkusen ist immens wichtig für uns. Wir wollen den nächsten
Schritt machen und dazu brauchen wir vor allem euch. Ohne Euch und Eure
Unterstützung wird es natürlich schwer für die Mannschaft.
Wir
möchten in unserer zweiten Bundesliga-Saison das großartige Schaffen und
uns wieder für das internationale Geschäft qualifizieren. Dafür muss
die Mannschaft in diesen wichtigen, aber auch harten Wochen alles geben.
Und wir hoffen, dass wir ALLE die Mannschaft so unterstützen, wie Sie
es verdient hat.
Oliver Mintzlaff und Ralf Rangnick
Aus einem offenen Brief an die Fanclubs von RB Leipzig.
Quelle: Forum
Unser Wunsch an beide Seiten: Gegenseitiger Respekt und Toleranz für die jeweilige Sichtweise! Dann kann man trotz unterschiedlicher Meinung gemeinsam gestärkt aus der Diskussion gehen, für die es beiderseits gute Argumente gibt!
Jupp
Permalink:
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