EIN LETZTER TANZ FÜR EUROPA – SAISONABSCHLUSS IN BERLIN

Berlin - (10.05.2018) Am Samstag (15:30 Uhr) gastieren unsere Leipziger zum 34. Spieltag der Bundesliga in der Hauptstadt. Dabei geht es für die Mannschaft um die Zukunft – Europa League, Champions League oder der Super-GAU? Über 7.300 Karten sind für den Gästeblock bereits weg, es wird noch Karten für den Gästeblock geben! Alle in rot nach Berlin!


Something old, something new
Der letzte Spieltag der Bundesliga-Saison 2017/18 steht vor der Tür und während sich viele Mannschaften schon entspannt zurücklehnen und für die nächste Saison planen können, geht es für uns noch um die Europa-Wurst. Das verflixte zweite Jahr hat seine Spuren hinterlassen. Nachdem wir die letzte Saison durchweg im Endorphin-Vollrausch verbringen durften, glich die aktuelle einer Achterbahnfahrt. Die lange Doppelbelastung hat dem jungen Team sichtlich zugesetzt und so schien es in den letzten Wochen, als wäre die Luft komplett raus. Vor dem 4:1 Erfolg gegen Wolfsburg am vergangenen Wochenende setzte es drei Niederlagen in vier Spielen. Den einzigen Punktgewinn feierte man in dieser Zeit beim 1:1 gegen Werder Bremen am 30. Spieltag. Seit dem 23. Spieltag konnte die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl sogar nur zwei Siege einfahren – gegen den FC Bayern München (ausgerechnet...) und Hannover 96. Der dritte Sieg folgte nun gegen Wolfsburg, die in ihrer Abstiegsangst zwar bemüht wirkten, allerdings auch haarsträubende Fehler machten. Immerhin fanden wir die Kaltschnäuzigkeit alter Tage zurück – rechtzeitig genug um auf dem Europa-Zug zu bleiben oder sogar noch die Weichen in Richtung Champions League zu stellen? Samstag sind wir klüger.
Doch nicht nur die vergangenen Wochen waren stressig für die Leipziger Fangemeinde. Die Zukunft wirft ihre Schatten voraus. Nach dem Saisonabschluss gegen die alte Dame aus Berlin stellen sich neue Fragen. Wer wird nächste Saison auf der Trainerbank sitzen? Welche Neuzugänge dürfen wir im kommenden Jahr bewundern und wer verlässt den Klub? Alles Fragen, die mit der Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb stehen und fallen könnten. Somit sind wir weit entfernt von einem entspannten Saisonausklang, sondern dürfen und müssen noch ein letztes Mal in dieser Saison mitfiebern, anfeuern und zittern.
Was wäre wenn – die möglichen Szenarien
Für unsere Roten Bullen ist am Samstag zwischen Platz 4 und 9 noch alles möglich. Platz 4 würde die Qualifikation für die Champions League bedeuten, Platz 9 die Goldene Ananas. Welcher Platz für die Europa League reicht, hängt auch davon ab, wie sich die Eintracht am letzten Spieltag und im DFB-Pokalfinale schlägt. Holt der FC Bayern – was nicht unrealistisch erscheint – den Pott, dann gehen Platz fünf und sechs direkt in die EL und Platz sieben in die Qualifikation. Holt Frankfurt den Pokal und wird Fünfter oder Sechster gilt dasselbe, bleiben die Hessen in diesem Szenario aber Siebter (oder schlechter), dann qualifiziert sich nur der Fünfte direkt und der Tabellensechste muss in die Qualifikation.
Blicken wir zuerst auf die Champions League. Um in die höchste europäische Spielklasse einzuziehen müssten wir gegen die Hertha gewinnen und die TSG Hoffenheim (gegen Dortmund) und Bayer Leverkusen (gegen Hannover) gleichzeitig ihre Spiele verlieren. Ein Unentschieden der beiden Klubs würde aller Voraussicht nach nicht reichen, da wir mit einer Tordifferenz von 51:51 (+/- 0) die schlechteste Ausgangslage haben (Leverkusen +13, Hoffenheim +16). Die CL ist dadurch ein sehr unrealistisches Unterfangen. Doch dessen ist sich die Mannschaft bewusst. "Die Champions League haben wir gegen Mainz verspielt", sagte Timo Werner unter der Woche noch in einem Interview auf Sky.
Allerdings ist auch die Europa League noch lange nicht sicher. Nur ein Sieg in der Hauptstadt würde Europa garantieren – ein Unentschieden oder eine Niederlage nimmt uns das Zepter aus der Hand. Frankfurt (49 Punkte), Stuttgart (48 Punkte) und Gladbach (47 Punkte) lauern hinter uns. Demgegenüber steht eine 50 auf dem Leipziger Punktekonto. Auch die Torverhältnisse stehen recht eng beieinander. Bei einem Remis oder einer Niederlage ist es nicht unwahrscheinlich, dass alle drei die Differenz aufholen und vorbeiziehen könnten – für den VfB Stuttgart wird es zugegebenermaßen aber sehr schwer (Frankfurt +1, Stuttgart -3, Gladbach -4). Denn für Stuttgart geht es nach München, Gladbach reist zum Abstiegsfinale nach Hamburg und Frankfurt gastiert beim Vizemeister Schalke. Der Druck ist da, jetzt heißt es für Ralph Hasenhüttl und seine Jungs nochmal 90 Minuten alles reinzuhauen was da ist – nur dann können wir noch auf Größeren hoffen. Für Europa!
Die alte, launische Dame
Der Gegner aus Berlin ist in dieser Saison der Inbegriff des Tabellenmittelfeldes. Nie waren die Hauptstädter in ernsthafter Abstiegsgefahr, konnten jedoch auch kaum Druck auf die Europa-Ränge machen. Weiterhin geht es für unseren Gegner um praktisch nichts mehr. Die Hertha ist Zehnter und könnte maximal noch auf Platz elf abrutschen, nach oben ist nichts mehr möglich. Im Hinspiel in Leipzig mussten wir uns den Blau-Weißen geschlagen geben, als der Ex-Leipziger Davie Selke zweimal netzte und die späte Aufholjagd nicht ausreichte. Ein bitterer Abend und der Abschluss des sieglosen Dezembers.
Selke ist mit zehn Toren und vier Vorlagen auch Topscorer der Berliner – zusammen mit Salomon Kalou (11 Tore, 3 Vorlagen). Der 23-jährige traf in den letzten vier Spielen fünfmal ins Tor und ist derzeit das heißeste Eisen in der Offensive von Trainer Pál Dárdai. An Motivation dürfte es dem deutschen U-Nationalspieler gegen seinen Ex-Verein sowieso nicht mangeln. Nach den letzten Leistungen locken jedenfalls schon die Engländer.
Jedoch ist die alte Dame auch sehr inkonstant. Nach
wirklichen Serien sucht man im Saisonverlauf der Berliner vergeblich. Nie
gelangen mehr als zwei Siege am Stück, allerdings verlor man in dieser
Spielzeit auch nie zwei Bundesligaspiele nacheinander. Da die Hertha am
vergangenen Spieltag 1:3 in Hannover unterlag, macht diese Statistik sicherlich
etwas Angst. Die Hauptstädter scheinen zu wissen, wie man sich nach Niederlagen
zusammenreißt, doch auch nicht-Serien reißen irgendwann, zumal die Berliner zu den schwächsten Heimteams der Liga gehören, nur Hamburg, Köln und Wolfsburg holten daheim weniger Punkte.
Personell kann die Hertha bis auf Youngster Arne Maier (pfeifferisches Drüsenfieber) und Niklas Stark (Oberschenkelprobleme) aus den Vollen schöpfen. Einzig Valentino Lazaro hatte unter der Woche mit muskulären Problemen zu kämpfen, sein Einsatz steht noch auf der Kippe bzw. ist er unwahrscheinlich, da die Hertha am letzten Spieltag sicher keine Risiken eingehen wird. Außerdem gönnt Trainer Dárdai seinem Stürmer Julian Schieber wohl einen Abschiedseinsatz, denn der 29-jährige verlässt die Hauptstadt nach der Saison. Wie sehr die Berliner sonst rotieren ist schwer abzuschätzen – am letzten Spieltag ist bekanntlich alles möglich.
Mögliche Aufstellung: Jarstein – Pekarik, Lustenberger, Rekik, Plattenhardt – Leckie, Darida, Skjelbred, Kalou – Schieber, Selke
Leipziger Personalsorgen – Wer spielt zum Abschluss?
Unser Trainer Ralph Hasenhüttl hat vor dem
Saisonabschluss größere Überlegungen anzustellen als sein Gegenüber. Neben
Marcel Sabitzer (Schulterverletzung) und Marcel Halstenberg (Kreuzbandriss)
fehlt auch der schwedische Spielmacher Emil Forsberg weiter rotgesperrt. Ob der
blonde Virtuose überhaupt noch mal im Leipziger Trikot zu sehen sein wird, ist
offen, wie so vieles, wobei Rangnick zuletzt bereits ein Machtwort sprach. Doch damit nicht genug. Unter der Woche fehlten Ibrahima
Konaté und Jean-Kévin Augustin wegen Erkältung im Training. Kevin Kampl ist
Vater geworden und konnte deshalb nicht am Training teilnehmen, sein Einsatz
ist aber natürlich nicht gefährdet. Ademola Lookman, Doppeltorschütze gegen
Wolfsburg, hat mit einer Vorfußprellung zu kämpfen, Dayot Upamecano mit
Oberschenkelproblemen. Beide trainierten nur individuell. Dazu knickte Poulsen im Training um, eine genaue Diagnose steht noch aus. Immerhin kehren Willi
Orban und Naby Keita nach Gelb- bzw. Gelb-Rot-Sperre zurück in die Mannschaft und am Donnerstag waren alle angeschlagenen Kicker wieder gemeinsam beim Training.
Mögliche Aufstellung: Gulácsi – Klostermann (Laimer), Upamecano, Orban, Bernardo – Demme, Keita – Kampl, Lookman (Bruma) – Augustin (Poulsen), Werner
Alles geben für Europa!
Es ist also alles angerichtet für ein spannendes Saisonfinale. Irgendwie kann man es ja auch als Privileg betrachten, dass bis zum Schluss der Nervenkitzel bleibt. Für unseren Blutdruck ist das natürlich suboptimal, denn am kommenden Wochenende entscheidet sich so einiges für die nächste Saison und die Zukunft unseres Klubs. Wir als verwöhnte Erfolgsfans haben uns schnell an Europa gewöhnt und möchten diese Spiele im nächsten Jahr nur ungern missen. Nach den vergangenen Wochen sind die Sorgenfalten größer geworden, aber der Sieg gegen Wolfsburg macht Hoffnung, dass unsere Jungs rechtzeitig die Kurve gekriegt haben und heiß auf einen versöhnlichen Saisonabschluss sind. Und wer weiß, vielleicht sitzt der Fußballgott auch genüsslich mit einer Dose Red Bull vorm Sky-Programm und schenkt uns mit einem kleinen Fußball-Wunder noch die Champions League. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Wir rufen euch alle dazu auf, nach dem grandiosen
Fanmarsch letzte Woche auch die verhältnismäßig kurze Anreise nach Berlin
anzutreten und die Roten Bullen zum Abschluss einer turbulenten Saison
gebührend zu unterstützen. 7.300 Tickets sind für die Partie bereits weg, es gibt noch Tickets für den Gästeblock an der Tageskasse! Schreit die Jungs nach Europa und zeigt den Hauptstädtern
wie man richtig feiert!
Wer es leider nicht nach Berlin schafft, für den bietet sich wie immer die Möglichkeit unseren Live Ticker sowie den Bullenfunk zu verfolgen. Alternativ läuft das Spiel bei Sky. Das Team von RB-Fans.de wünscht dem Team von Trainer Ralph Hasenhüttl einen Erfolg und drei Punkte zum letzten Akt dieser Spielzeit!
FM7
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