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Leipzig - (27.06.2018) Wie am Sonntag überraschend offiziell verkündet worden ist, wechselt der 19-jährige Brasilianer Matheus Cunha vom zweifachen Schweizer Meister und Erstligisten FC Sion nach Leipzig zu unserem geliebten RasenBallsport. Er unterschrieb einen 5-Jahresvertrag. Laut Medienberichten wird von einer Ablösesumme von 12-15 Mio. € (plus etwaiger Boni) ausgegangen.

Mach mir den Nagelsmann!

Sehr unscheinbar und kaum beachtet, wurde das erste Gerücht zu Matheus Cunha am 12.06. exklusiv von uns via Twitter geteilt:


„Der junge Stürmer Matheus Cunha von Sion unterzeichnet bei RedBull Leipzig.“


Nachdem das Transfergerücht sehr schnell die Runde machte und auch von den Leitmedien übernommen wurde, kursierten kurz danach auch bereits erste Ablösesummen, die teilweise astronomische Summen annahmen. Der 19 Jahre alte Angreifer sollte bei bis zu sieben (auch englischen Premier- League-) Klubs, die bereit wären bis zu 25 Millionen Euro zu zahlen, auf der Wunschliste stehen. In Anbetracht dessen, dass der Mittelstürmer gerade einmal seine erste Profisaison im Männerbereich in der ersten Schweizer Liga beendet hatte, eine wahrlich wahnwitzige Summe. Aber was ist im heutigen Profifußball schon noch normal?

Völlig nachvollziehbar hieß es bereits am darauffolgenden Tag, dass der Spieler für Leipzig zu teuer wäre. Genauso überraschend wie die Meldung auf der Bildfläche erschien, verschwand sie auch wieder. Quasi geräuschlos wurde offensichtlich seitdem intensiv hinter den Kulissen weiterverhandelt, der Transfer festgezurrt und nun direkt kurzerhand auch verkündet. Nach dem Nagelsmann-Coup bleibt der Verein seiner überraschenden Linie treu. Ich persönlich finde es erstaunlich, dass es die Verantwortlichen wiederholt schaffen, in einer völlig vernetzten, digitalen Welt solche Verhandlungen bis zuletzt fast hundertprozentig im Verborgenen zu halten. Insbesondere bei wichtigen strategischen Verhandlungen, wo Positionen ganz entscheidend sein können, ein nicht zu hoch einzuschätzender Vorteil.


Back to unknown Blue Chips

Nach der Verpflichtung von Nordi Mukiele und Marcelo Saracchi handelt es sich bei Matheus Cunha mal wieder um einen Spieler, den die meisten sicherlich erst einmal wieder googlen mussten. Die von Ralf Rangnick am 22.05.2017 eröffnete „Jagd nach Blue Chips“, also junge, hochbegabte Fußballtalente, die als Rohdiamanten gelten und sich noch unter dem Radar der breiten Fußballwelt bewegen und außerordentliches Potential mitbringen, das es zu entwickeln gilt, ist wieder voll im Gange und durch Paul Mitchell sicherlich noch einmal auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Natürlich liegt es dann in der Natur der Sache, dass Ottonormalverbrauchern normalerweise nur sehr wenige Informationen zur Verfügung stehen. Daher habe ich direkt auch eine schlechte Nachricht für euch. Die brasilianischen Jugendmannschaften sind nicht nur entfernungstechnisch weit weg und die Schweizer Super League ist, vorsichtig formuliert, nicht wirklich die beste und damit auch kaum statistisch erfasste und dokumentierte erste Liga in Europa. Meine nachfolgenden Einschätzungen sind daher sehr subjektiv. Sie basieren und stützen sich mehr auf persönliche(n) Beobachtungen aus 90-minütigen Komplettspielen, Berichten und Interviews, als das sie objektiv auch für jedermann belegbar sind. Die gute Seite der Medaille ist, dass ihr euch diesmal nicht durch trockene Zahlen und Statistiken kämpfen müsst. Sie bleiben euch bei ihm vorerst erspart.


Hallenballsport statt RasenBallsport

Matheus (Santos Carneiro Da) Cunha wurde am 27.05.1999 in João Pessoa der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Paraíba an der Atlantikküste geboren. Sie besitzt ca. 720.000 Einwohner und ist tatsächlich die östlichste Stadt des amerikanischen Kontinents. Cunha ist damit quasi ein richtiger Ossi, zumindest aus amerikanischer Sicht. Passt also schon mal aus der Hinsicht perfekt. Auch bei ihm war es sein Vater, der ihn schon in sehr jungen Jahren das Fußballspielen näherbrachte. Anfänglich meldete er ihn beim Sporting Club Cabo Branco in João Pessoa zum Futsal an. Cunhas fußballerische Grundlagen wurden also insbesondere durch den technisch sehr anspruchsvollen Hallenfußball geprägt. Schon hier fing er an, den Fußball sehr ernst zu nehmen.

Matheus Cunha (1. Reihe, Dritter von links, Foto: Personal Archive) [1]


Mit 11 Jahren wechselte er ins Futsal-Ausbildungszentrum von Barão in das 120 km entfernte Recife – Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco. Schon früh viel er durch eine sehr gute Schusstechnik und Torverwertung auf. Wer Interesse hat, ihn mal in der Halle im Alter von 12 Jahren zu sehen, dem sei folgendes Video ans Herz gelegt.



Hallenballsport? Nee, RasenBallsport!

Mehr oder weniger aufgrund eines Zufalls erregte er bald darauf die Aufmerksamkeit eines Geschäftsmannes, der seinerseits versprach, ihn nach Curitiba zum Erstligisten und einmaligen brasilianischen Meisters Coritiba FC zu bringen. Es war ein entscheidender Moment seiner noch sehr jungen Fußballerkarriere. Er selbst erinnert sich:

„Er ist von außerhalb gekommen, um sich Spiele bei uns anzusehen. Schließlich wurde er von einem Vater eines Mitspielers von mir eingeladen, um sich auch unser Spiel anzuschauen. Er hat mich von Anfang an sehr gemocht und wollte mich zum Coritiba FC bringen. Als Kind, habe ich daran noch nicht wirklich geglaubt. Aber ein Jahr später nahm er mich tatsächlich mit. Dort begann meine Fußballkarriere.“ [2]


Matheus Cunha bei Barão (2. Reihe, Zweiter von rechts, Foto: Personal Archive) [3]


2013, im Alter von 14 Jahren wechselte der Stürmer schließlich in das ca. 3000 km entfernte Curitiba. Hier durchlief er beim Erstligisten von der U15 bis zur U19 alle Jugendmannschaften und erlangte erstmalig nationale Bekanntheit.


Sprung nach Europa

Im April 2017 reiste er noch 17-jährig mit der U19 von Coritiba in die USA, um einen in Amerika renommierten Nachwuchscup (u.a. mit Manchester United, Eintracht Frankfurt, FC Everton, Red Bull Brasil) in Dallas zu spielen. Erstmals zeigten auch Scouts aus Europa Interesse an ihm. Insbesondere die Schweizer Scouts vom FC Sion waren sehr angetan und wollten den Stürmer direkt zur folgenden Saison 2017/18 in die Schweiz holen.

„Nachdem ich den São Paulo Cup gespielt hatte, reiste ich mit Coritiba in die USA nach Dallas. Es waren zahlreiche Scouts und Agenten aus Europa da. Insbesondere jene von Sion, zeigten großes Interesse. Sie sprachen mit mir und alles wurde intensiver. Aber es war eine große Gelegenheit.“ [4]


Cunha für den FC Coritiba beim Dallas Cup (Foto: Personal Archive) [5]


Der brasilianische Fußball unterscheidet sich natürlich im erheblichen Maße vom europäischen. Sein Stil ist eher geprägt von ausgefeilter Technik, weniger Physis und viel häufiger stattfindenden Dribblings. Im Gegensatz zu Europa überwiegen hier die spielerischen noch den taktischen Elementen. Daher ist es insbesondere für Brasilianer immer eine große Herausforderung den Sprung nach Europa zu wagen.

„Ich als Brasilianer mag natürlich den spielerisch und technisch geprägten Fußball sehr. In Europa wird viel physischer und taktischer gespielt als in Brasilien.“ [6]

Dennoch begriff es Cunha seinerseits eher als Chance:

„Ich habe mich entschieden, in die Schweiz zu kommen, um mich dem europäischen Fußball zu stellen, zu lernen und mich schnell anzupassen. Ich habe den Traum in einem großartigen Team zu spielen und in größeren Wettbewerben zu kämpfen. Mein Hauptziel ist es, mich stetig weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte in größeren Meisterschaften zu gehen.“ [7]

Einem Monat nach seinem 18. Geburtstag wechselte er schließlich Anfang Juli 2017 in die Schweiz zum FC Sion.


Die Sensation des Schweizer Fußballs

Der junge Stürmer mit der Rückennummer 70 zeigte sehr schnell eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit an den europäischen Fußball und den Männerbereich. Er erkämpfte sich nach nur wenigen Spielen direkt einen Stammplatz im Sturm. Nach nur 10 Spielen hatte er bereits 3 Tore und 3 Assists auf dem Konto und wurde im Oktober 2017, also gerade mal 3 Monate nach seinem Wechsel, bereits zum besten Spieler des Teams gewählt.

„Es war ein immenses Glück. Ich bin vor kurzem hier angekommen und die Dinge passieren viel schneller als ich mir das vorgestellt habe. Ich konnte mich sehr schnell anpassen und bin sehr glücklich und stolz darüber. Es hat mich sehr gefreut, die Chance dafür bekommen zu haben.“ [8]


Matheus Cunha, Nummer 70 des FC Sion (Foto: Divulga / FC Sion)


Der FC Sion beendete die Liga im Mittelfeld als Sechster mit 42 Punkten. Aber einer stach definitiv heraus. Matheus Cunha, der sich ursprünglich erst über die U20 an die erste Mannschaft herankämpfen wollte, spielte in seiner, wie schon erwähnt, ersten Profisaison im Männerbereich bereits 29 von 36 Spielen (nach dem Torwart, die häufigsten seines Teams). In durchschnittlich 77 Minuten pro Spiel erzielte er insgesamt 10 Tore und 8 Assists. Keiner in seinem Team erzielte mehr. Er war damit bei Sion Torschützen- und Scorerkönig. Eine wirklich herausragende Debütleistung.


Trainer, Trainer wechsle dich!

Seine Leistung ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass beim FC Sion in fast der gesamten Saison völliges Trainerchaos herrschte. Ganze 3 Trainer wurden in nur einer Spielzeit eingesetzt, 2 davon verschlissen. Der erfolglose Versuch mit doch arg limitierten Spielern Ballbesitzfußball (unter Gabri) zu installieren, endete im Fiasko, einem Abstiegsrang und in der Umstellung auf eher pressingorientiertes Umschaltspiel (unter Jacobacci), das letztendlich für den erfolgreichen Klassenerhalt verantwortlich war.


Quelle: weltfussball.de


Cunha, anfänglich unter Tramezzani und Gabri noch als linker und rechter Flügelstürmer im 4-3-3 oder 4-2-3-1 im Einsatz, löste aufgrund seiner Qualitäten unter Jacobacci gegen Ende der Saison den altgedienten Mittelstürmer Marco Schneuwly ab und wurde fast ausschließlich nur noch im Zentrum in einem 4-1-4-1 oder 4-5-1 eingesetzt.

Quelle: Transfermarkt.de


Im Schockzustand – Der Ruf der Seleção

Seine Leistungen und Qualitäten waren es auch, die Carlos Amadeus, dem Trainer der brasilianischen U20-Nationalmannschaft, nicht verborgen blieben. Für ihn völlig überraschend, wurde Cunha in diesem Monat erstmalig zu einem Trainingslager zur Vorbereitung auf ein Qualifikationsturnier zur U-20-Weltmeisterschaft 2019 in Polen und für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio eingeladen. Noch völlig ungläubig beschrieb er die Situation in einem kürzlich erschienen Interview:

„Es war lustig. Ich war zu Hause mit ein paar Freunden und sah auf mein Handy, da es nicht mehr aufhörte zu piepsen. Und ich war geschockt. Ich bekam jede Menge Nachrichten von Leuten, die mich beglückwünschten. Ich bin innerlich zusammengefallen und war sehr aufgeregt. Ich habe es direkt meinem Vater gesagt und meine Mutter angerufen. Sie hat direkt angefangen zu weinen.“ [9]


Aber was sind das für Qualitäten?

Ich habe in meiner eigenen fußballerischen Karriere und auch später nun schon einiges sehen und erleben dürfen. Insbesondere im Jugendbereich war von den revolutionären Trainingsmethoden von Ajax Amsterdam Mitte der 90iger über Auswahl-Talentetraining in der Sportschule Abtnaundorf bis hin zu wissenschaftlich eingesetzten Methodiken bspw. im kognitiven Bereich sehr vieles dabei. Ich traue mir schon zu einem gewissen Maße zu, insbesondere junge Spieler ganz gut einschätzen zu können.

Aber wie schon erwähnt, hat man bei Verpflichtungen in diesem Alter meist, aufgrund wenig zur Verfügung stehender Informationen, nur geringe Möglichkeiten die Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit eines Spielers vernünftig einzuschätzen oder vorauszusagen. Dennoch konnte ich mir einige recherchierte Eindrücke in Form von mehreren videotechnisch-festgehaltenen (re-live) Komplettspielen, Ausschnitten und Scouting Reports sammeln. Insbesondere die Spiele gegen den Serienmeister der letzten Spielzeiten, dem FC Basel, der noch am nächsten an das viel höhere Niveau der deutschen Bundesliga herankommt, waren für mich interessant, da noch relativ gut qualitativ vergleichbar. Daher habe ich auch aus diesen Spielen wieder ein paar essentielle Szenen, in der Cunha sowohl als Flügel- als auch Zentrumsstürmer im Einsatz war, nachfolgend für euch zusammengeschnitten. Vielleicht gelingt es mir, euch den Spieler nicht nur verbal, sondern auch visuell ein wenig näherzubringen.



Yussuf Augustinos Werneiro Da Cunha

Ich bin jetzt mal ganz verwegen. Man nehme: die Spritzigkeit, Schnelligkeit, Tor- und Vorlagenquote eines Timo Werners, die Schussqualitäten und technischen Fähigkeiten eines Jean-Kevin Augustin sowie die Leidenschaft und Kopfballstärke eines Yussuf Poulsen. Man bekomme: Matheus Cunha. Natürlich hat er nicht ganz die Geschwindigkeit eines Werners oder die Größe und Zweikampfstärke eines Poulsens. Aber das haben unsere Stürmer im Vergleich zueinander auch nicht. Jeder hat seine ganz eigenen Qualitäten. Matheus Cunha hat in all diesen, doch sehr speziellen Disziplinen natürlich noch nicht die Höchstwerte, die unsere Stürmer bereits auf Spitzenniveau unter Beweis gestellt haben. Aber im Gegensatz dazu, bringt er die körperlichen und fußballerischen Anlagen zu allen mit. Mit 1.84 m und ca. 75 kg wirkt er ein wenig schlaksig, ist bei weitem nicht so physisch stark wie ein Augustin und ist natürlich kleiner als Yussi (1.93 m). Dennoch ist er relativ groß, sprunggewaltig und physisch stark genug, um immer wieder im Sturmzentrum in der Lage zu sein, auch gegen größere Innenverteidiger den Ball in der Luft zu behaupten, am Boden geschickt abzuschirmen oder mit dem Rücken zum Tor irgendwie verwerten zu können. 2 seiner 10 Tore erzielte er mit dem Kopf.

Auffällig sind insbesondere seine extreme Wendigkeit und seine herausragenden technischen Fähigkeiten. Im offensiven Eins-gegen-Eins ist er eine Waffe. Die Gegenspieler haben es sichtlich schwer, sich auf ihn einzustellen. Zu groß erscheint sein Repertoire im Dribbling. Da er zudem beidfüßig fast gleichstark ist, weiß man nie, ob er nun mit einem schnellen Dribbling links oder rechts vorbeigeht. Die Tatsache, dass er seine fußballerischen Grundlagen in Brasilien und insbesondere im Futsal erlangt und ausgeprägt hat, sieht man in fast jeder seiner Bewegungen mit Ball und in der ersten Ballannahme. Im Futsal (nicht zu verwechseln mit normalen Hallenfußball, den die meisten aus Deutschland kennen) gibt es weltweit einheitliche Regeln. Da bspw. nicht mit Bande, sondern Auslinien und mit einem sprungreduzierten Ball gespielt wird, kannst du als Spieler hier nur dann erfolgreich sein, wenn du perfekte Technik auf engstem Raum, außerordentliche Dribblings-, Torschuss- und Torabschlussfähigkeiten besitzt. Und all dies scheint Cunha sein Eigen zu nennen.

Apropos Schussfähigkeiten. Seine Beidfüßigkeit erlaubt es ihm exzellent, sowohl in Härte also auch Genauigkeit, links wie rechts zu schießen. Generell mag er es aus vielen Distanzen und Feldpositionen zu schießen. Seine Torquote spricht für seine sehr hohe Abschlussstärke. Dennoch verliert er nie den Blick für den Nebenmann. Insbesondere wenn er sich an den Außenlinien durchtankt, kann er mit einem gefühlvollen Fuß auch den letzten Pass sehr genau und konzentriert spielen. Nicht umsonst, hat er in seinem Team auch die meisten Assists auf dem Konto.

Seine Körpersprache auf dem Spielfeld ähnelt sehr unserem Yussi. Er ist immer mit voller Leidenschaft dabei, läuft viel, geht weite Wege und fordert eigentlich ständig den Ball. Im Umschaltspiel startet er sofort und instinktiv direkt durch. Durch seine Schnelligkeit und Antizipation gelingt es im sehr gut in freie Halbräume zu gelangen und anspielbereit zu sein.


Kalkulierte Risiken

Trotz aller Vorschusslorbeeren dürfen wir natürlich nicht vergessen, dass wir weiterhin „nur“ über die Schweizer Liga und seine erste Debütsaison im Profi-Männerbereich sprechen. Natürlich hat Cunha trotz aller Widrigkeiten eines mehrmaligen Trainerwechsels, der daraus folgenden unterschiedlichsten taktischen Systeme und den Herausforderungen des Männerfußballs sehr schnell geschafft, sich anzupassen und über das normale Maß hinaus weiterzuentwickeln. Dennoch muss man abwarten und darf skeptisch sein, ob er es auch so schnell in einer der Top 5 Ligen in Europa mit noch weniger Platz auf dem Feld und noch mehr Athletik und Physis schafft. Insbesondere wird er eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen, um unsere Spielweise entsprechend adaptieren zu können. Wie schwierig dies sein kann, zeigte insbesondere das Beispiel Oliver Burke, der bis zuletzt Probleme hatte, die notwendigen Laufwege, Spielzüge und taktischen Erfordernisse umzusetzen und nie wirklich ins Spiel integriert zu sein schien. Des Weiteren bedingt unsere offensive, balljagende Spielweise ein ganz anderes Fitnessniveau und eine ganz andere Leistungsbereitschaft. Auch diese Grundlagen wird er sich erst erarbeiten müssen. Schlussendlich bedingt sein junges Alter natürlich auch eine gewisse Unbekümmertheit aber auch Fehleranfälligkeit. Er hat als Stürmer 7 gelbe Karten kassiert und ist damit auch in dieser Kategorie Rekordhalter seines Teams. Auf dem Feld sieht man, dass er häufig sehr übermotiviert, ungestüm agiert und zu wild in Zweikämpfe geht. Auch das muss er lernen.


Wer macht es denn nun?

Ein Trainer Nagelsmann, der ihn an das weitaus höhere Niveau der Bundesliga heranführt, ihm jederzeit bedingungslos den Rücken stärkt, die notwendige Zeit und den Raum gestattet sowie die verdiente Einsatzzeit geben würde, wäre ideal. Unser Trainer steht noch nicht fest. Aber natürlich kann nur ein Trainer Rangnick vorstellbar sein, der das Team trotz Übergangsjahr und Doppelbelastung professionell führen kann, hoffentlich in allen (insbesondere in taktischer Hinsicht) weiterentwickelt und auch Cunha entsprechend an die Hand nimmt. Und es schafft ihn besser zu machen. Aber ein Risiko bleibt auch hier in der Trainerfrage.

Was ich mir nicht vorstellen kann, ist, dass der Bursche in Gefahr gerät, dass ihm alles über den Kopf wächst. Natürlich besteht die Gefahr in so jungen Jahren immer. Aber spätestens seine Mutter, Luziana Cunha, die ihren Stolz natürlich kaum verbergen kann, wird dafür sorgen, dass ihr Junge „auf Linie bleibt und einen klaren Kopf behält.“ [10]


Der richtige Zeitpunkt?

Wieder einmal ein typsicher „Rangnickscher Transfer“. Die einen meinen vielleicht zu entgegnen, dass es zu früh für einen Wechsel in die Bundesliga ist. Dass man ihn noch ein weiteres Jahr Entwicklungszeit in vermeintlich schwächeren Ligen hätte einräumen müssen. Ich sage, der Transfer kommt genau zur richtigen Zeit. Denn unter dem Radar bedeutet eben auch, noch nicht so bekannt zu sein. An einem Kasper Dolberg von Ajax Amsterdam (in der Saison 2016/17) oder Tanguy Ndombele von Lyon in dieser Saison erkennt man eben sehr gut, was passiert, wenn sehr junge Spieler aus dem nichts in starken Ligen plötzlich auf sich aufmerksam machen. Es werden sofort astronomische Transfersummen aufgerufen, die von großen (insbesondere englischen) Klubs auch bezahlt werden können. Wie wir auch schon anfänglich bei Cunha erleben durften. Dann wird es für uns wirtschaftlich nahezu unmöglich mitzuhalten und solche Spieler zu uns zu holen. Zumal es vereinsseitig auch nicht gewollt ist. Organisches Wachstum steht ganz klar im Fokus und ist aus Vereinssicht und betriebswirtschaftlich auch vernünftig. Ganz klar. Ich möchte, dass solche Spieler bei uns erstmalig in einer großen Liga aufhorchen lassen. Daher bewerte ich den Zeitpunkt als perfekt.


Ausblick

Bei seiner Vorstellung in Leipzig sagt Cunha selbst:

„Ich bin froh, dass es mit einem Wechsel nach Deutschland geklappt hat. Es ist ein herausfordernder Schritt für mich, aber ich traue mir durchaus zu, mit meinen Qualitäten auch in der Bundesliga zu bestehen. Ich freue mich auf die neue Aufgabe, das neue Umfeld und ein junges und hungriges Team. Ich will mich gut in die neue Truppe integrieren und so schnell wie möglich das neue Spielsystem erlernen. Ich bin mir sicher, dass ich mit dem Wechsel nach Leipzig genau den richtigen Schritt getan habe, um mich bestmöglich weiterzuentwickeln.“ [11]

Die Voraussetzungen, dass wir seine angesprochene Entwicklung miterleben dürfen, sind gegeben. Auch wenn die erwähnten Risken bei Cunha natürlich denkbar hoch sind (weitaus höher als bspw. bei der Verpflichtung des damals viel erfahreneren Timo Werners). Das Risiko, dass es solche Spieler auch einmal nicht schaffen (bspw. Oliver Burke), ist natürlich immer gegeben. Aber das ist eben die logische Konsequenz einer Wette auf die fußballerische Entwicklung von Talenten, die RB Leipzig mit seiner restriktiven Transferphilosophie immer wieder kalkuliert eingeht bzw. eingehen wird. Es ist und bleibt ein Versprechen in die Zukunft. Ein entsprechend qualitativ hochprofessionelles Scouting kann die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Flops entscheidend verringern. Das Vertrauen dürfen wir mit der Verpflichtung von Paul Mitchell vor einiger Zeit und der Neuausrichtung dieser Abteilung m.E. haben.


Teurer als Werner

Natürlich sind 12-15 Mio. Euro immer noch viel Geld und mehr als wir für Werner (10 Mio.) damals ausgegeben haben. In Anbetracht der anfänglich aufgerufenen 25 Mio. finde ich es aber noch vertretbar, wenn man die entsprechende Phantasie besitzt, wohin es mit Cunha noch gehen könnte bzw. welche Entwicklung man bei ihm unterstellt. Aber wenn wir ehrlich sind, machen doch genau solche Transfers, es letztendlich für uns alle doch auch so spannend. Unter anderem gehen wir doch häufig genau deswegen auch so gern ins Stadion und sind Fans von RB Leipzig.


Ergänzungsspieler

Der frei gewordene Kaderplatz von Oliver Burke im Sommertransferfenster 2017 wurde nie wirklich aufgefüllt. Vorausgesetzt, dass im Sturm transfertechnisch nichts mehr passiert (und es sieht aktuell auch nicht danach aus), sind wir mit Cunha m.E. hervorragend und auch hier nun doppelt besetzt. Wenn ich Matheus Cunha mit wenigen Worten kurz beschreiben müsste, würde ich sagen: „Variabel, blitzschnell, extrem wendig und technisch auf höchstem Niveau.“ Von seinen Anlagen her verbindet er m.E. von all unseren bereits vorhandenen Stürmern die besten Qualitäten und bringt ein starkes Paket mit. Passt wohl perfekt.

Nichtsdestotrotz wird er anfänglich erst einmal nur als Ergänzungsspieler gesehen werden. Gelingt es ihm aber auch in der Bundesliga, seine sprunghafte und fulminante Entwicklung, die er in seiner Debütsaison im Männerbereich erzielte, in Leipzig zu konservieren und insbesondere weiter auszubauen, könnte er auch bei uns, sehr schnell Einsatzzeiten erhalten und auf Weltniveau die nächsten Schritte gehen. Fast schon vorsichtig möchte ich auch hier wieder behaupten: Das Ganze natürlich mit ungeahnten Entwicklungs- und Transferwertpotential. Die Verantwortlichen, da dürfen wir uns sicher sein, werden alles Mögliche dafür tun, um ihm diesen Weg zu ebnen. Bei mir kribbelt es jetzt schon wieder, wenn ich nur an das Kommende denke. Aber nicht wegen der Risiken. Nein, der Chancen wegen. Wir dürfen uns also wieder freuen. Freuen auf einen weiteren jungen, hochtalentierten Fußballer, dessen Entwicklung wir in Leipzig verfolgen dürfen. Und wer sich Sekunde 48 im nachfolgenden Video mal ganz genau anschaut, versteht was ich meine.



Olá oder Bonjour – Hauptsache Servus, Grüezi und Hallo!

Eine Integrationsfigur wie es Compper war, mit all seinen sprachlichen Fähigkeiten, um eine leichte Eingliederung ins Team und nach Deutschland/Leipzig zu ermöglichen, wird es bei Cunha nicht benötigen. Hier kommt ein sehr offener und unkomplizierter Typ. Zudem ist er sehr lernwillig und offensichtlich sehr sprachbegabt. Sein erstes Videointerview gab er im Oktober letzten Jahres in der Schweiz noch in seiner Muttersprache – Portugiesisch. In dem in dieser Woche vom FC Sion veröffentlichten Abschiedsinterview, spricht er schon nahezu fließend Französisch. Wie wir alle wissen, sollte er gerade in unserem Team mit Französisch sehr gut weiterkommen. Ein Freund von mir ist Muttersprachler und hat mir das Interview übersetzt. Er fügte hinzu, dass Cunha einen sehr guten Eindruck auf ihn machte. Er ist extrem dankbar für alles, demütig und möchte sich weiter sehr schnell entwickeln. Kurz gesagt: Er hat richtig Bock auf Leipzig. Und ich denke, wir auch auf ihn. Daher heißen wir ihn nun auch herzlich Willkommen: Bem-vindo a Leipzig, Matheus Cunha.

Justgroovy


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