„KOMM DOCH MAL EIN BISSCHEN NÄHER!“

Leipzig - (01.07.2018) Wie nun offiziell von RB Leipzig verkündet worden ist, wird es zum Sommertrainingslager wieder eine vom Verein organisierte Fanreise vom 28.07.-01.08. geben. Wie im letzten Jahr geht es für 5 Tage (davon 4 Übernachtungen) und 490 € p.P. (inkl. Halbpension) diesmal ins Hotel "Seelos" im beschaulichen Seefeld/Tirol. Anmeldungen sind noch bis 14. Juli, 12.00 Uhr auf der Homepage der Roten Bullen möglich. Natürlich könnte man auch selbstorganisiert anreisen. Warum das für Groß und Klein ein einmaliges Erlebnis werden kann, beschreibt mein rückblickender (Fan-) Reisebericht zum letztjährigem Trainingslager mit einem Exklusiv-Interview unter dem Motto: "Von Fan zu Fan für Fans".


Sommer-, Winter oder Länderspielpause. Wieder einmal eine dieser längeren Pausen von unserem geliebten RasenBallsport. Für den einen Fan gestalten sich solche Zeiträume natürlich als willkommene Abwechslung, um zur Ruhe zu kommen, seiner Familie, seinen Freunden, Verwandten oder Bekannten endlich mal wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen oder einfach, um Urlaub zu machen o.ä. Im Gegensatz dazu, gestalten sich für den anderen solche Zeiträume eher schwieriger. Die willkommene Abwechslung wird mit der Zeit zur erzwungenen. Man vermisst die Aufregung und Stimmung (und natürlich das ein oder andere Kaltgetränk) vor, während und nach dem Spiel. Man vermisst seine Fußballkumpels, Fanclubtreffen, die Auswärtsfahrten, die gemeinsamen philosophischen Stammtischgespräche oder auch die intensiven Diskussionen über Aufstellung, Spielverlauf und Schiedsrichterleistung etc. Wer kennt diese Gedanken und Gefühle während dieser Phasen nicht? Schwer wird es insbesondere dann, wenn sich der Fußball gleich mal komplett in eine dieser quälend langen Sommerpausen verabschiedet, und es auch beim Rotebrauseblog und hier bei RB-Fans.de aufgrund von verdienten Urlauben immer ruhiger bzw. ganz still wird. Spätestens wenn man auch noch anfängt, den (sich ständig aufregenden und nörgelnden) Sitz-/Stehnachbarn mit der „wundervollen“ Wohlfühlstimme (Wer kennt ihn nicht?) hinter, neben oder vor einem im Stadion zu vermissen. Ja dann, wird es selbst für die Vertreter der beschriebenen ersten Gruppe immer schwieriger sich ohne unseren RasenBallsport über die Tage, Wochen oder sogar Monate zu schleppen.
Rückblick
Ich hatte diese
Phase insbesondere in der letzten Sommerpause 2017 auch. Nach nunmehr einer weiteren
aufregenden Saison, inkl. der langersehnten und aufregenden Rückkehr von Leipzig in den
internationalen Fußball, ist sie selbstverständlich bei den meisten schon in
Vergessenheit geraten. Zumal am Ende der letztjährigen Pause auch wirklich jeder froh war, dass die
fast endlos erscheinenden drei Monate vorbei waren, und es
endlich wieder los ging. Warum sollte man
sich auch an diese (fußballfreie) Zeit erinnern?
Bei mir selbst aber ist sie
hingegen noch lange nicht in der Vergangenheit versunken, denn zu gerne, denke
ich an sie zurück. Einige der geneigten Leserschaft werden jetzt
höchstwahrscheinlich vor lauter Augenrollen die Textzeile oder das Monokel aus
dem Auge verlieren und direkt ins Champagnerglas stürzen sehen und sich fragen:
Warum zum Teufel? Ganz einfach. Ich hatte
mir die Wartezeit damals einfach verkürzt, indem ich versucht habe, das Angenehme mit
dem Nützlichen zu verbinden, um letztendlich (keine Angst: nur sprichwörtlich) gleich
mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Es fing damit an, dass ich mir
dachte: "Warum nicht einfach mal Freunde, die ich lange nicht gesehen habe, Ende
Juli im österreichischen Innsbruck besuchen?" Also zu jener Zeit in der
unsere RasenBallsportler (natürlich „rein zufällig“) ihr Trainingslager im
26 km entfernten Seefeld (Tirol) absolvierten. Am Ende war ich einen ganzen
Blumenstrauß reicher an neuen Erfahrungen, einmaligen Erlebnissen und
Eindrücken. Also lasst uns gemeinsam zusammen einen Blick zurück wagen.
Europa-Vorbereitung im Sommercamp in Seefeld (Tirol)
Um die erste bevorstehende Dreifachbelastung der jungen Vereinsgeschichte in der Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League nach dem Gewinn der sensationellen Vizemeisterschaft in der Vorsaison erfolgreich durchzustehen und vorne mitzuhalten, haben sich die Verantwortlichen im Verein, einen interessanten (und insbesondere auch mit dem Auto oder Bus zu erreichenden) Trainingsort für ihr Sommercamp ausgesucht: Das Hochplateau der Olympiaregion Seefeld (Tirol).
Nachdem auch die letzten Nationalspieler aus ihrem wohlverdienten Urlaub zurückgekommen sind, absolvierte, dass nun erstmals wieder komplette Team (inkl. der bis dahin feststehenden Neuzugänge), vom 20.-28. Juli, ihr Sommer-Trainingslager in dieser international anerkannten und bei vielen Profisportlern beliebten Sport-Region oberhalb Innsbrucks. Eine Region, auf 1.200 Metern Seehöhe, umrahmt vom Naturpark Karwendel, dem Landschaftsschutzgebiet Wildmoos, dem Wettersteingebirge und der Hohen Munde, die schon seit jeher große sportliche Tradition, insbesondere im Wintersport besitzt. Beispielsweise wurden hier 1964 und 1976 die nordischen Disziplinen im Rahmen der Olympischen Winterspiele und 2012 die Olympischen Jugendwinterspiele ausgetragen. Weiterhin trainiert die österreichische Ski-Alpin-Nationalmannschaft jede Saison in Seefeld, alljährlich kommt die Biathlon-Weltelite im Rahmen eines Weltcups zusammen und 2019 wird schon zum zweiten Mal nach 1985, die FIS Nordische Skiweltmeisterschaft stattfinden.
Für unseren damaligen österreichischen Trainer, Ralph Hasenhüttl, bedeutete das auch ein Heimspiel. Damals sagte er vorfreudig:
„Aus vielerlei Gründen bietet sich die Olympiaregion Seefeld als perfekter Ort für die Vorbereitung unseres Teams auf die kommende Saison an: Die Höhenlage in den Bergen ist gut für das Konditionstraining. Die beeindruckende Natur in Seefeld bringt es mit sich, dass die Spieler sich voll fokussieren und ganz und gar auf das Training konzentrieren können. Zudem haben uns die Sportstätten wie auch das Sportangebot neben dem Naturrasenplatz überzeugt, um mit dem Team die großen Herausforderungen der kommenden Saison vorzubereiten. Als Österreicher kenne ich die Vorzüge der Bergregionen und das Seefelder Plateau ist sportlich gesehen eine optimale Location.“ [1]
Apropos beeindruckende Natur und Vorzüge: Im Herzen der Alpen gelegen, bietet die Region ein unerschöpfliches Freizeitangebot im Winter wie im Sommer. Mit unzähligen Loipen- und Pistenkilometern ist Seefeld im Winter ein wahres Paradies für Langlauf- und Ski-Begeisterte. Dagegen bieten hunderte Kilometer an Wanderwegen, Sport-Routen sowie Rad-, E-Bike- & Mountainbike-Strecken zudem ein breites Sommer-Sportangebot für jung bis alt. Ein perfekter Ort auch für mich, ein paar Tage Urlaub mehr mit einzuplanen, um einerseits diese vielversprechende Region und ihre Besonderheiten (meist zu Fuß, mit dem Mountainbike aber auch geschmacklich) zu entdecken und andererseits, die eingangs erwähnte Zeit des Sommerpausen-Wartens zu verkürzen, indem ich im Rahmen dieses Trainingslagers auch in der Nähe des Teams sein wollte. Natürlich in der Hoffnung, dass ein oder andere Training und Testspiel besuchen zu können. Da ich erstmalig plante, so eine „halbe" Fanreise zu unternehmen und das Team zu begleiten, war ich entsprechend gespannt und sehr neugierig.
Fanreise
Aber warum eine
halbe Fanreise? Natürlich reiste ich eigen-organisiert an und plante meine Zeit,
wie schon angedeutet, in und um Seelfeld auch noch mit vielerlei anderen Aktivitäten
zu nutzen. Das komplette Wohlfühlprogramm wurde dagegen durch den Verein selber
organisiert und interessierten Fans angeboten. Ca. zeitgleich zu meiner Reise fand
daher auch eine organisierte Busreise statt. Für 499 € pro Person übernachteten
die mitreisenden Fans vom 22.07.2017 - 26.07.2017 in einem 4-Sterne-Ferienhotel
(inkl. Halbpension). Zudem hatten sie die Möglichkeit, vor Ort die öffentlichen
Trainingseinheiten der Mannschaft, ein Testspiel und insbesondere ein hautnahes
Meet & Greet mit dem Team zu erleben.
Gern möchte ich nun die Gelegenheit nutzen, euch einen kurzen Überblick über die Erwartungen, den Ablauf und die Organisation der Reise zu geben. Dabei versuche ich auch einen Einblick in die Motivation, Faszination der mitreisenden Fans und ihre Erlebnisse vor Ort zu geben. Und wie könnte man das besser tun, als die Fans selber zu Wort kommen zu lassen? Daher ist es nun an der Zeit euch Monique und Chris vorzustellen. Chris (sehr aktives Mitglied der Sportfreunde Leipzig) und Monique (sehr aktives Mitglied der RB Freunde Bennewitz) haben als langjährige Fans nicht zum ersten Mal an einer organisierten Fanreise der Rasenballsportler teilgenommen. Beide sind, obwohl noch jung an Jahren, alte Hasen und haben sich dankenswerterweise für ein kleines Interview am letzten Tag vor ihrer Abreise bereiterklärt.
Von Fan zu Fan
Monique und Chris, ihr seid nun schon zwei- bzw. dreimal bei Fanreisen dabei. Was waren eure Erwartungen?
Monique: „Ich habe auf jeden Fall erwartet, dass es besser wird als Lagos [Anmerkung: gemeint ist das Trainingslager in der Wintervorbereitung an der portugiesischen Algarveküste vom 04. bis 11.01.2017]. In Lagos hat man gemerkt, dass noch einiges in den Kinderschuhen steckt. RB Leipzig muss genauso lernen, wie wir Fans auch. Bspw. wurde auch im Vorfeld ein Meet & Greet der Mannschaft angekündigt und das bestand dann darin, 10 min mit einzelnen Spielern an der Eistonne nach dem Training zu reden. Dabei gab es natürlich auch Spieler, die sich komplett rausgenommen haben und man sie damit gar nicht zu Gesicht bekommen hat. Hier hoffte ich auf einen Entwicklungsschritt.“
Wie zufrieden seid ihr mit der Reiseorganisation?
Monique: „Als Reiseveranstalter hat mir Polster & Pohl besser gefallen als die jetzige Travel IQ GmbH. Erstens war es ein regionales Unternehmen und zweitens haben sie sich absolut den „Allerwertesten" aufgerissen für uns Fans. Wir sind damals [Trainingslager in Lagos] in Leipzig am Treffpunkt auf dem Flughafen in ihrer Lounge mit einem Frühstück begrüßt worden. Da wurde extra eine Fahne und Schals aufgehängt. Jetzt war es so, dass uns zwar vier Angestellte am Bus begrüßt und uns mal kurz die Hand geschüttelt haben, aber auch kurz danach gleich wieder verschwunden sind. Und ab dann, waren wir mit dem Busfahrer auf uns allein gestellt.“
Chris: „Obwohl angekündigt worden ist, dass eine Reiseleitung mitfährt. Gab es sie nicht. Dass war zwar insofern nicht weiter dramatisch, dennoch möchte ich gern auch noch die Themen: Busfahrt und Busfahrer aufgreifen. Es handelte sich, um ein vom Veranstalter engagiertes Subunternehmen, welches auch sonst zu Auswärtsfahrten zur Verfügung stand. Wo es noch bei den vorigen Busreisen ins Trainingslager kein Problem darstellte, bspw. Kaffee zu servieren. Hieß es jetzt: Nein, wir haben nur eine kalte Küche. Leider war insbesondere auch das Verhalten des Busfahrers nicht sehr angenehm. Bspw. bekamen wir so Aussagen wie: „Ihr könnt zwar auf die Toilette gehen, aber wenn sie voll ist, dann ist sie voll. Ich habe die nächsten fünf Tage keine Möglichkeit das Ding zu leeren. Dann riecht sie eben fünf Tage lang und ihr müsst damit leben.“
Monique: „Es gab noch weitere Vorkommnisse mit dem Busfahrer. Einiges davon ging gar nicht. Dass er uns immer hat spüren lassen, dass nur Schalke 04 das Wahre ist, war dabei nur das Geringste. Daher habe ich mich entschieden ein Beschwerdebrief an der Reiseveranstalter zu verfassen. Dagegen waren das Hotel und die Verpflegung absolut top. Der Standard war sehr hoch, und wir haben uns hier alle sehr wohl gefühlt.“
Wie fandet ihr die Betreuung vor Ort?
Monique: „Benny, Enrico und Axel [die drei Fanbetreuer vor Ort] setzten sich hervorragend für uns ein. Sie klärten auch manche Dinge, die zuvor anders geplant worden waren, so, dass es auch für uns Fans besser war. Bspw. wurde das ursprünglich am Anreisetag geplante Meet&Greet kurzerhand verschoben, weil die Anreise für die Fans schon sehr beschwerlich und lang war [die Busreise dauerte knapp 9h]. Auch wegen anderer Fragen oder etwaiger Probleme konnte man sie jederzeit erreichen. Es war und ist ein sehr gutes Gefühl jederzeit einen Ansprechpartner zu haben, der sich kümmert.“
Wie fandet ihr das Meet & Greet? Was waren eure Highlights?
Monique: „Im Vergleich zu Lagos, bin ich absolut begeistert. Die gestrigen knapp 1,5h waren der Wahnsinn. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass es noch ein bisschen anders abläuft. M.E. hätten nur die 37 Fans dabei sein sollen, die die Fanreise wirklich gebucht haben. Denn so war der Empfang in der Lobby von der Location her weniger geeignet. Die Spieler und wir hatten kaum Sitzgelegenheiten. Und man hatte den Eindruck, dass die Spieler sich dadurch ein wenig in die Ecke gedrängt fühlten.“
Chris: „Es wäre dann aber interessant, wie es dann so abläuft, weil die Fanbetreuung natürlich auch für alle Fans vor Ort da sein soll. Ja, wir bezahlen für die Reise. Aber eigentlich bezahlen wir ja nur für die Unterkunft, Verpflegung und Betreuung (bspw. Transfers), aber weniger für das Event. Aber insgesamt, wie dieses Treffen ablief, war großartig. Insbesondere mit dem Special, dass vor Ort noch der erste internationale offizielle Fanclub [Osttirol Bulls] geehrt, und die Ehrung sogar vom Trainer selbst vollzogen wurde. Dies war ein ganz neuer Punkt, der reingekommen ist. Da muss ich sagen, hat sich die Fanbetreuung wirklich selbst übertroffen. Uns Fans hat das großartig gefallen, dass im Event selbst, noch weitere Highlights überraschenderweise stattfanden.“
Monique: „Absolut begeisternd fand ich auch, was sich der Verein für uns mitfahrende Fans noch überlegt hat. Wir wurden bspw. ganz überraschend gefragt, ob 12 Personen von uns nicht spontan an einem Fotoshooting für die neue Fankollektion mitwirken wollen. Großartig war auch, dass sie uns nicht gesagt haben, dass auch Spieler dabei sein werden. Du kannst dir vorstellen, wie überraschend das für uns war, als sie plötzlich vor uns standen, sich gemeinsam mit uns umzogen und Fotos gemacht haben. Ich war ziemlich aufgeregt, nervös und hab mich natürlich auch nicht so richtig getraut bis Marvin [Compper] einfach lächelnd mit dem Worten: „Komm doch mal ein bisschen näher!“, den Arm um mich legte.“
„Besonders positiv aufgefallen, ist uns auch das Sicherheitspersonal. In Lagos war das alles noch so reserviert. Es hieß Abstand halten und nur nicht so weit rankommen. Jetzt waren sie natürlich auch präsent und haben entsprechende Sicherheitsanweisung gegeben, nur waren sie auch sehr nett und man konnte auch das ein oder andere interessante Gespräch führen. Normalerweise war ich bisher anderes gewöhnt. Der Umgang mit den Fans und den Kindern war einfach großartig und stets respektvoll. Die Mitarbeiter wirkten integriert und wie zum Verein gehörend. Bspw. trugen sie auch Vereinskleidung. Stets wirkten sie ruhig, unaufgeregt aber auch besonnen. Sie hatten viel positive Ausstrahlung und gaben uns ein gutes Gefühl.“
Was ist die Faszination einer Fanreise für auch? Was macht sie aus?
Chris: „Was so eine Fanreise für uns ausmacht, ist die Nähe zu den Spielern. Es ist so ein wenig wie früher in der 4./5. Liga. – so ein bisschen wie das typische Dorffußballfeeling. Du stehst am Spielfeldrand, unterstützt deine Spieler und kannst nach dem Spiel sogar noch ein wenig ins Gespräch kommen oder ihnen die Hand geben. So etwas erlebst Du im Spielalltag - außer bei kleinen Trainingseinheiten - bei einem Bundesligisten normalerweise nicht mehr. Aber hier im Trainingslager erhältst Du eben noch die Chance.“
Monique: „Du lernst immer wieder neue Leute von jung bis alt kennen, die du dann auch mal wieder im Stadion triffst. Gerade wenn man im Stadion in verschiedenen Sektoren sitzt und sich in der Regel dort nicht unbedingt begegnet, hat man hier die Möglichkeit auch mal mehr Zeit miteinander zu verbringen und sich länger als nur kurz im Stadion wiederzusehen. Man kennt sich eben.“
Chris: „Es hat sich einfach auch schon so eine kleine Gruppe gebildet, die immer wieder mitfahren. Leute, die in verschiedenen Fanclubs oder auch gar nicht organisiert sind. Man lernt einfach Menschen kennen, mit denen man sonst wenig oder gar nicht ins Gespräch über das Hobby gekommen wäre. Und das macht es einfach sehr interessant und reizvoll.“
Monique: „Du siehst auch mal den Alltag der Spieler, bekommst einen besseren Eindruck von ihnen und lernst sie als Person einfach auch vielleicht privat ein wenig besser kennen. Bspw. habe ich mit Philipp Köhn gestern beim Meet&Greet 20min geredet und auch viele private Dinge von ihm erfahren. Es war wie, als würden wir zuhause zusammen auf der Couch sitzen und plaudern. Ich konnte ihm auch ein paar Tipps für Leipzig geben, da er bis dahin nicht viel bis auf den Cossi gesehen hat.“
Habt ihr noch Wünsche, Träume (gern auch verrückte) oder Verbesserungsvorschläge für die Zukunft?
Chris: „Ich könnte mir das Meet & Greet auch in einer neuen Form vorstellen. Man könnte es noch ein bisschen ausgestalten, indem man bspw. den Spielern vielleicht noch ein wenig mehr Freiraum mit uns Fans gibt - so sie denn wollen. Dann könnte man vielleicht auch einfach mal zusammen mit ausgewählten Fans grillen, ins Gespräch kommen oder zusammen einen Spieleabend etc. veranstalten.“
Monique: „Die Reisen sind immer verdammt kurz. Insbesondere aufgrund der Transferzeiten. Irgendwie habe ich das Gefühl gerade erst angekommen zu sein und morgen geht es schon wieder nach Hause. Vielleicht kann man einfach 2 Tage dranhängen. Dann haben die Spieler immer noch Zeit für sich, aber wir könnten noch ein wenig mehr miterleben. Ich frage mich auch, warum wir am Anreisetag erst um 11 Uhr losgefahren sind und nicht um 6 oder um 7 Uhr?“
Wie ist euer Fazit?
Monique: „Ich würde sofort wieder mitfahren, denn solche Erfahrungen kann dir keiner mehr nehmen. Du kannst deine ganz eigene Geschichte selber schreiben. Ich z.B. bin nun in einem Fankatalog mit abgebildet, den es vorher noch nie gab. So etwas kannst du deinen Kindern oder Enkelkindern später noch erzählen. Wer kann das schon von sich sagen? Deswegen, egal was ich hier auf mich nehme. Ob es nun eine 8h Busfahrt oder ein blöder Busfahrer ist. Es wird schon alleine dadurch wieder gut gemacht, wenn du nur mal eine Stunde mit den Spielern reden oder sie im strömenden Regen [und es hat viel geregnet] am Spielfeldrand sehen kannst. Das kann man fast gar nicht vergleichen. Es ist momentan auch noch wie in einem Film. Und ich werde ein paar Tage brauchen, bis ich das alles verarbeitet habe und begreife, dass das alles wirklich real war.“
Chris: Ich sehe es ähnlich. Bei mir ist es nun schon die dritte Fanreise. Aber es macht immer wieder Spaß und ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Insbesondere fand ich es großartig zu sehen, wie sich die Mannschaft von Liga zu Liga fortentwickelt hat. Und ich das so nah wie möglich verfolgen konnte. Deswegen muss ich auch sagen, dass, sofern es die Zeit und der Geldbeutel erlaubt, bin ich das nächste Mal auf alle Fälle wieder mit dabei. Dabei ist mir auch egal, wie weit es sein wird. Wir werden ja insbesondere auch sehen wie weit uns die Champions League treiben wird demnächst und wie viele Fans da mitreisen und ihren Urlaub in die Mitte der Woche legen werden. Aber auch wenn keine organisierte Fanreise mehr stattfinden sollte, werde ich versuchen dabei zu sein.
In eigener Sache
Monique und Chris bin ich sehr dankbar für dieses kurze Interview, ihre Zeit und ihre Offenheit. Es ist nicht selbstverständlich. Aber es sind genau diese nicht alltäglichen Geschichten und Erlebnisse, die es für uns Fans ausmachen. Beide haben es m.E. schon sehr schön wiedergegeben. Für mich war es auch einfach nur ein unbeschreibliches und sehr nachhaltiges Erlebnis. Trotz der Tatsache, dass es nur eine „halbe“ Fanreise für mich war.
Ich bekomme immer
wieder Gänsehaut, wenn ich nur daran denke, was man durch diesen, immer noch
sehr jungen Verein in Leipzig und schließlich auch hier im Trainingslager schon
erleben konnte und zukünftig erleben darf. Binnen nur 9 Jahren konnte ich, als
anfänglich interessierter Beobachter bis hin zum heutigen Fan-Dasein, den
Verein in jeder seiner Entwicklungsschritte in irgendeiner Form begleiten. Ob
das nun zu Hause, in einem Fanclub, im Stadion oder schließlich hier im
Trainingslager stattfindet, ist dabei völlig egal. Jeder so wie er möchte und
jeder mit seinen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Wir Fans können
hier etwas erleben, was man so in der heutigen Fußballwelt wahrscheinlich kein
zweites Mal in absehbarer Zeit miterleben darf. Hier wird durch RB Leipzig eine
Geschichte verfasst, in der wir alle die Möglichkeit haben, in irgendeiner Form
mitzuschreiben. Wir sind Fans geworden durch den Verein. Wir haben Erfolge
gefeiert, Niederlagen betrauert, Kritik (oder zum Teil auch weit darüber
hinaus) ausgehalten oder das nichtvorhandene Stadiondach wegfliegen lassen. Aber
insbesondere durften wir durch ihn, auch andere Menschen kennen-, schätzen oder
sogar im Einzelfall lieben lernen. Jeder hat seine ganz eigene Geschichte, aber
auch trotzdem irgendwie auch eine gemeinsame. Der Verein verbindet und schweißt
zusammen. Er wird sich entwickeln, sich verändern oder immer auch etwas Neues aufbauen.
Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Dennoch bleibt es zu hoffen, dass er uns
und die Stadt Leipzig auch weiterhin als einen essentiellen Bestandteil seiner
selbst sieht. Wir erleben durch den Verein, aber der Verein lebt auch durch
uns. Selbst in einem Trainingslager in Seefeld/Tirol.
justgroovy
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