DER LETZTE SCHRITT NACH EUROPA – LEIPZIG GEGEN LUHANSK

Saporischschja - (22.08.2018) Am Donnerstag (20:30 Uhr) gastieren unsere Leipziger in der Ukraine zum Hinspiel der letzten EL-Qualifikationsrunde. Kann das Team von Ralf Rangnick eine gute Grundlage für das Heimspiel am 30.08. legen? – Unser Vorbericht.


Glanzlos
aber effektiv
Der kommende Gegner aus Luhansk steckt nach bereits fünf Spieltagen in der ukrainischen Premier Liga voll in der Saison, doch eigentlich könnte man das Gleiche über Leipzig sagen. Unsere Mannschaft geht am Donnerstag schon in das sechste Pflichtspiel noch bevor die Bundesliga-Saison überhaupt begonnen hat. Eine ausgewogene Vorbereitung wurde dadurch nicht einfacher, was man auch am körperlichen Zustand einiger unserer Akteure merkt – will man es aber positiv sehen, dann gehen wir bereits mit einer kleinen Serie in die neue Saison. Sollten wir gegen Luhansk nicht verlieren, dann stehen 6 ungeschlagene Pflichtspiele zu Buche und das schon vor dem Saisonstart gegen den BVB.
Die bisherigen Auftritte in Europa League Qualifikation und DFB-Pokal sind jedoch noch schwer einzuordnen. Die Qualifikationsrunden gegen Häcken und Craiova wurden bereits im Hinspiel entschieden so dass die Rückspiele im Schongang absolviert werden konnten. Diesen Schongang hat man sich gegen Viktoria Köln auch noch in Halbzeit eins gegönnt, allerdings rechtzeitig ein bis zwei Gänge höher geschalten. Die Mannschaft erledigt ihre Pflichtaufgaben gewissenhaft – nicht sehr glanzvoll, obwohl Ansätze zu erkennen sind, aber effektiv. Ein gutes Pferd springt eben nicht höher als es muss. Ob das aber gegen Luhansk reicht, bleibt abzuwarten, denn die Ukrainer könnten durchaus ein gefährlicher Gegner sein.
Der klassische Underdog – Zorya Luhansk
Die Mannschaft aus Luhansk hat es derzeit nicht leicht. Den größten Erfolg feierte Zorya 1972 als sie als eines von nur drei ukrainischen Teams, neben Dynamo Kiew und Dnipro Dnipropetrowsk, die Meisterschaft der UdSSR gewannen. 1992 gehörten sie dann auch zu den Gründungsmitgliedern der höchsten ukrainischen Spielklasse. Wegen der Konflikte in der Ostukraine tragen sie allerdings derzeit ihre Heimspiele im rund 400km entfernten Saporischschja aus. In die dort beheimatete Slawutytsch-Arena passen 12.000 Zuschauer, die jedoch in den seltensten Fällen auch erscheinen. Gegen Braga waren beispielsweise nur ca. 5000 Fans im Stadion – was natürlich verständlich ist wenn man die Anreise und politische Lage in der Heimat berücksichtigt. Uns sollte es aber in die Karten spielen nicht in einem ostukrainischen Hexenkessel den Grundstein für das Erreichen der EL-Gruppenphase legen zu müssen.
Was Zorya zu Gute kommt, ist ihre Erfahrung. Bereits zum dritten Mal in Folge könnte sich die Mannschaft von Trainer Yuri Vernydub für die Europa League qualifizieren. Letzte Saison schied man zwar in einer Gruppe mit Bilbao, Hertha und Östersunds aus, konnte aber sowohl die Berliner als auch die Spanier einmal schlagen. Und auch dieses Jahr musste bereits der erste Favorit dran glauben: Sporting Braga. In der dritten Qualifikationsrunde setzten sich die Ukrainer mit zwei Unentschieden und der Beihilfe der Auswärtstorregelung gegen die favorisierten Portugiesen durch. Leipzig sollte also mehr als gewarnt sein.
Das Spiel von Zorya Luhansk (oder Sorja Lugansk, je nachdem welche Schreibweise man wählt) ist dabei typisch für einen nervigen, gut organisierten Underdog. Man wird Leipzig das Spiel überlassen, ohne dabei zu viele Freiheiten zu gewähren, aggressiv und robust in die Zweikämpfe preschen und sollte es in Richtung des eigenen Strafraums gehen, dann wird der Riegel vorgeschoben und mit Mann und Maus der Strafraum verteidigt. Beachtlich ist dabei, dass Luhansk keines ihrer letzten 20 EL-Spiele mit mehr als zwei Toren Unterschied verloren hat – egal ob der Gegner Manchester United oder Athletic Bilbao hieß. Das zeugt von guter Disziplin und Organisation.
Offensiv erzeugen die Ukrainer vor allem über die Flügel Gefahr, wo es besonders nach Ballverlusten sehr schnell bis zur Grundlinie gehen kann. So zum Beispiel auch im Rückspiel gegen Braga, als sie ihr erstes Tor nach einem schnellen Umschaltspiel erzielten und das entscheidende Zweite durch die Hereingabe des geschickt aufgerückten Rechtsverteidigers Tymchyk vorbereitet wurde.
Personelle Situation
Ralf Rangnick muss bei der Teamzusammenstellung am Donnerstag wieder einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen. Die Terminansetzung kurz vor dem Bundesligastart gegen Dortmund dürfte dem Professor einiges an Denkkraft abverlangen, wenn es um das richtige abwägen der einzelnen Spieler geht. Timo Werner (Magen-Darm-Probleme) trainiert seit Montag wieder mit der Mannschaft, sollte gegen Luhansk aber wohl besser noch geschont werden. Marcel Sabitzer trainiert nur individuell und wird aller Voraussicht nach nicht dabei sein. Laimer und Upamecano feierten gegen Köln zwar ihr Comeback, so richtig fit sah das aber alles noch nicht aus. Auch Kevin Kampl wird nach seinem Kurzeinsatz gegen Köln wieder ausfallen, gleiches gilt wohl für Augustin. Es wird also langsam eng. Orientiert man sich an den bisherigen Spielen in der Qualifikation, dann wird seine Auswahl wohl in etwa so aussehen:
Mögliche Aufstellung RB Leipzig:
Mvogo – Klostermann, Konaté, Orban, Saracchi – Demme, Ilsanker (Laimer) – Bruma,
Forsberg – Cunha, Poulsen
Bei Zorya Lugansk sucht man vergeblich nach glanzvollen Namen in der Startaufstellung. Ihr wohl größtes Talent wechselte vor der Saison für 8,5mio Euro zu Real Madrid. Es handelte sich dabei um den 19-jährigen Stammtorhüter Andriy Lunin. Seitdem hütet meistens Neuzugang Zauri Makharadze den Kasten. In der Offensive ist Oleksandr Karavaev einer der Dreh- und Angelpunkte des Zorya-Spiels, aufpassen muss unsere Innenverteidigung aber auch auf den Brasilianer Rafael Ratao, der seinen Landsmann Iury im Sturmzentrum beerbt. Iury wechselte als Top-Torschütze der Ukrainer vor der Saison zu Al-Nasr. Sowieso findet man neben überwiegend ukrainischen Spielern drei Brasilianer im Kader, wie es bei ukrainischen Klubs gern der Fall ist. Insgesamt kommt Lugansk jedoch über das Kollektiv. In einem kompakten 4-2-3-1 oder 4-3-3 System kennt jeder seiner Aufgabe und weiß diese zu erfüllen, auch wenn es individuell sicherlich einige Defizite gibt, die es von uns auszunutzen gilt.
Mögliche Aufstellung Zorya Luhansk: Makharadze – Tymchyk, Vernydub, Svatok, Cheberko – Gordienko, Kharatin – Karavaev, Lednev, Khomchenovsky – Rafael (Kabaev)
Der erste letzte Schritt nach Europa – Auf geht’s!
Auch wenn die Aufgabe Luhansk auf dem Papier relativ machbar aussieht, kann man sich schon fast sicher sein, dass sie nicht so leicht wird, wie man sich das wünschen würde. Unsere Leipziger Jungs müssen einen unangenehmen und gut organisierten Gegner erwarten, der weiß wie man gegen individuell bessere Teams spielen kann – und weiterkommt. Gerade im Vergleich zu unseren anderen beiden Qualifikationsrunden kommt hier ein anderes Brett, nichtsdestotrotz sind wir der klare Favorit. Nur der Zeitpunkt zum Saisonstart der Bundesliga könnte fast schlechter nicht sein, denn die beiden Partien gegen Zorya werden uns einiges abverlangen. Wenn das Team nicht über die vollen 180 Minuten konzentriert bleibt, könnte die Europareise ein jähes Ende finden – da muss man nur mal in Braga nachfragen.
Wir können nur hoffen, dass Ralf Rangnick die richtige Mannschaft findet, um in der Ukraine zu bestehen und vielleicht doch schon wieder in einem Spiel alles klar zu machen, denn etwas weniger Spannung zwischen den ersten beiden Bundesligaspieltagen wäre wohl nicht verkehrt.
Der Vorverkauf für das Spiel in Saporischschja ist beendet, an der Tageskasse werden aber noch Tickets verfügbar sein. Wer es leider nicht ins weit entfernte Osteuropa schafft, für den überträgt der MDR und DAZN die Partie live ab 20:30 Uhr. Wir wünschen der Mannschaft und Ralf Rangnick natürlich viel Erfolg für den Einzug in die Gruppenphase. Europa wir kommen!
FM7
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