KADERANALYSE

Leipzig - (08.08.2019) Bald geht's wieder los und der Kader unserer Roten Bullen scheint zu stehen. Nach mehr Zugängen, als Abgängen werfen wir einen Blick auf das Gesamtpaket und schauen, wie gut die Hausaufgaben im Leipziger Hochsommer gemacht wurden.


Nur kein Fehler im System...
Um die wirkliche Kaderstärke beurteilen zu können, ist es notwendig beim Urschleim anzufangen und sich erstmal auf eine Grundordnung zu verständigen. Im Fußball gibt es seit einiger Zeit die Grundsatzdebatte über 3er oder 4er Kette. Neutrainer Julian Nagelsmann scheint sich am besten mit einer 3er Kette anfreunden zu können, dennoch bleibt das historische 4-2-2-2 weiterhin eine Option.
Betrachten wir also zunächst die Mannschaft im 3-5-2 und schauen, welche Optionen sich noch für ein anderes System ergeben und welche Spieler die von Nagelsmann geforderte Flexibilität mit sich bringen.
Zwischen den Pfosten…
Es rauscht zwar noch etwas im Blätterwald, allerdings sollte die Position im Tor für diese Saison keine Vakante werden.
Ganz klare Nummer 1 wird dieses Jahr wieder Peter Gulacsi sein. Der Ungar hat, neben seinen wahnsinnigen Reflexen auf der Linie, merklich seine Strafraumbeherrschung sowie sein Aufbauspiel verbessert und ist einer, wenn nicht der beste Torhüter der Bundesliga 2018/2019 gewesen. Auch in diesem Jahr ist seine Position unangefochten, allerdings werden sich die Leipziger Fans auf das eine oder andere Störfeuer hinsichtlich eines möglichen Abgangs einstellen müssen. Berater-Wechsel zu Herrn Cetinkaya von Emil Forsberg sei Dank. Aber gut, das kennen wir ja bereits.
Dahinter reihen sich Yvon Mvogo und Philipp Tschauner ein. Mvogo der das Pech hat, das Gulacsi vor ihm steht, konnte scheinbar im Sommer keinen Club finden, der ihm einen Nummer 1 Platz garantiert und seinen Ansprüchen genügt. Es ist jedoch beruhigend, dass der talentierte Schweizer im Kader steht, denn neben einem guten Ersatz auf dem Feld, braucht es auch im Tor einen Konkurrenzkampf der die Konzentration hoch hält. Zudem hat man mit Tschauner einen erfahrenen guten Keeper verpflichtet, welcher nicht nur die Torhüter, sondern auch den Rest der Mannschaft moralisch mitreißt.
Leipzigs french connection.
Die Verteidigung…
Oder auch die französischen Kronjuwelen. Was da aus unserem Nachbarland an Talenten rüberschwappt ist schon nicht von schlechten Eltern und ja, in Leipzig spielt tatsächlich die französische Zukunft. Mit Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté sind dahinten zwei schnelle, zweikampfstarke und technisch gut ausgebildete junge Franzosen, die eine eigene hochstehende Verteidigung ermöglichen sowie schnelle Angreifer kompensieren können, sollte mal ein tiefer Ball durchkommen. Dazu wirkt auch Nordi Mukiele in dieser Saison nochmal fitter und wird wohl als Innenverteidiger auf der rechten Seite zu deutlich mehr Einsatzzeit kommen.
Kapitän Willi Orban wird auch in dieser Saison eine wichtige Rolle spielen. Dieser hat in der letzten Saison nochmals einen Entwicklungsschritt gemacht und gerade im organisatorischen Bereich für viel Sicherheit gesorgt.
Beim weiteren Nachdenken merkt man jedoch zum ersten Mal, dass der Kader lange Zeit auf eine 4er Kette ausgelegt war. Mit Leihspieler Ethan Ampadu hat man noch einen gelernten bzw. eher lernenden, Innenverteidiger verpflichtet. Der Rest besteht dann leider doch aus mehr oder weniger Umschülern, die wiederum auf anderen Positionen fehlen könnten, wie Lukas Klostermann, der zwar gelernter Innenverteidiger ist, die letzten Jahren allerdings als Außenverteidiger eingesetzt wurde. Und zum Schluss sei hier Stefan Ilsanker genannt. Der Österreicher scheint als vorletzte Instanz vor dem Tor seine Berufung gefunden zu haben und kann im Zweifel als Abräumer ganz hinten die eine oder andere Grätsche ansetzen.
Sollte nicht irgendein englischer Verein, doch noch kurzfristig beim Wäschewaschen ein paar Pfund finden (Arsenal), wird es hier diesem Mannschaftsteil auch keine Veränderung was Abgänge betrifft mehr geben.
Auf und Ab auf der Außenbahn...
Auf den neu geschaffenen Außenbahnspielern im 3-5-2 unterteilen wir in drei Kategorien: offensive Außenverteidiger, defensive Außenstürmer und Konrad Laimer.
Laimer der sich vom zentralen Mittelfeldspieler über die rechte Außenverteidiger Position bis hin zu irgendwo auf dem Feld die Gegner anlaufen entwickelt hat, ist sicher einer Derjenigen, die die Außenbahnen beackern können. Seine Lauffreudigkeit ist jedenfalls ein sehr guter Indikator dafür und ihm wird es wahrscheinlich egal sein ob links oder rechts.
Allerdings stehen mit Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg zwei deutsche Nationalspieler zur Verfügung, die als Außenverteidiger und dem aus dem alten 4-2-2-2 gewohnten Überlaufen so eine Rennerei gewohnt sind. Halstenberg, der teilweise seine Schwächen in der Defensive hatte, sollte der zusätzliche Innenverteidiger am meisten zugutekommen. Bei Klostermann ist der Nachteil, dass er eben auch einer der Leute für die letzte Reihe ist. Dieses Schicksal teilt er sich mit Mukiele, der bei Bedarf auf Rechtsaußen ebenfalls eine Option ist.
Quantitative Unterstützung könnte hier aus der Offensive kommen. Marcel Sabitzer, Ademola Lookman und Hannes Wolf, könnten mit Ihrer Work-Rate nach hinten überzeugen. Für Sabitzer wäre es bei dem überfüllten Mittelfeld vielleicht die beste Ausweichstation, da er mit seiner Mentalität viel mitbringt, was für diese Qualposition notwendig ist. Ob Lookman für diese Position geeignet sein wird, muss getestet werden, da viel von seinem Defensivspiel abhängt. Schnell ist er ja. Selbiges gilt für Wolf, der bis auf weiteres keine Option sein kann.
Größere Fragezeichen bestehen bei den beiden Südamerikanern Marcelo Saracchi und Luan Candido. Saracchi konnte sich letzte Saison nicht durchsetzen, da ihm bei aller Aggressivität die Ruhe und Genauigkeit am Ball fehlt sowie sich im Zweikampfverhalten nicht clever genug verhält. Candido konnte bisher in der Vorbereitung nicht überzeugen und wirkte mitunter überfordert. Was ja nicht ist, kann ja noch werden. Ein Startelfeinsatz oder eine ernsthafte Alternative zu sein, kommt wohl trotzdem zu früh, so dass diese Position noch eine offene Kaderlücke sein könnte.
Königstransfer Nkunku und Kapitän Orban.
Zahlenspiele im Zentrum...
Jetzt könnte es etwas mit dem Lesen anstrengend werden, denn aus der 5er Kette im Mittelfeld machen wir jetzt die drei im Zentrum und was es da für Anordnungen gibt...Hui.
Da haben wir die Variante doppel 6, mit einer 10 oder die Möglichkeit mit einer 6 und zwei Zehnern. Gut wäre auch eine 6, eine 8 und eine 10. Für die ganz Kreativen eine 8, eine 10 und eine hängende 9, wobei dann Einer aus der 3er Kette auf die 6 rücken kann. Es ist jedoch auch sehr wahrscheinlich, dass zwei aus der 3er Kette eher die doppel 6 mimen und so das zentrale Mittelfeld mit einer 8 und zwei 10ern bestückt wird. Wie dem auch sei, ordnen wir dieses Kuddelmuddel einfach nach mehr defensiven und mehr gestalterischen Positionen (also 8 und 10):
Die sogenannte 8 stellt das Bindeglied zwischen Verteidigung bzw. Defensive und dem Angriff dar. Die Kombination aus Absicherung und laufen nach hinten, um den Ball zu holen sowie die nötige Ballkontrolle und Übersicht setzen sowohl eine gute Technik, als auch ein enormen, oftmals weniger bejubelten, Einsatz voraus. Im Kader von RB Leipzig befindet sich mit Diego Demme, Tyler Adams, Christopher Nkunku und Kevin Kampl sehr geeignetes Personal. Die beiden letztgenannten können eine Reihe weiter vorn spielen, entwickeln jedoch hier auf der Position ein spielerisches Element, welches bei einer guten Absicherung durch die 3er Kette dahinter unbedingt genutzt werden sollte.
Für die Position auf der 10, die zumindest von der Defensivarbeit etwas befreiter ist, sollten Emil Forsberg, Amadou Haidara und Matheus Cunha prädestiniert sein. Die Stärken eines Forsbergs können dort am besten zur Geltung gebracht werden. Winterneuzugang Haidara wäre des Weiteren eine Option für die 8 und könnte mit einem aus Kampl und Nkunku tauschen, wobei es sich ohnehin sehr fluide in diesem System verhalten wird und die Grenzen eher schwammig sind.
Mit dem auf die 10 beorderten Cunha sind wir schon bei 6 Spielern für 3 Positionen und müssen hinzufügen, dass die Spielmacherposition im Verlauf der Saison eher eine für Hannes Wolf ist, als die Außenbahn, Lookman hier auch seinen Impact machen könnte und Sabitzer mit Dampf auch Zentral den Ball nach vorn tragen kann. An Spielern mit hoher Qualität mangelt es in diesem Mannschaftsteil jedenfalls nicht...
Quo vadis Werner?
Der stürmische Teil...
Der Sturm war und ist wohl der Mannschaftsteil, wo am meisten los war, aber am wenigsten passiert ist. Timo Werner ist noch im Leipziger Trikot unterwegs, hat aber auch noch nicht verlängert. Jean-Kevin Augustin kämpft gegen den inneren Schweinehund. Cunha wird eine Reihe zurück beordert. Yussuf Poulsen hat sich verlobt und wird bald Vater.
Okay, bei Yussi war Action neben dem Platz und voll motiviert sollte er als Stürmer Nummer 1 in die Saison gehen. Ob daneben Werner spielen wird, ist immer noch nicht klar. Die Bayern zögern noch, wollen das Portemonnaie nicht öffnen oder haben schon einen Deal für die nächste Saison gemacht. Leistung muss bzw. sollte er zeigen, denn Augustin ist voll motiviert und sollte auch hier die englischen Vereine nicht schnell konkret werden, wird er seine Chancen und sein Spielglück erneut in Leipzig nutzen wollen.
In Bezug auf die ganzen Wechselgerüchte um Timo und dem Herausnehmen von Cunha aus dem Sturm hat Trainer Julian Nagelsmann im zweiten Test gegen Aston Villa eine interessante Variante geboten: Neben Augustin stürmte nämlich Ademola Lookman. Theoretisch könnte der schnelle und technisch gut ausgebildete Lookman so schon der Ersatz für einen möglichen Werner Abgang sein, der Cunha zu einem ein guten Springer machen würde, um die 2 Stürmerpositionen doppelt zu besetzen. Vielleicht die ideale Position für Lookman?
Aus der Jugendabteilung…
Aus der Jugend wurden als Torhüter Tim Schreiber, als Verteidiger Malik Talabidi, Frederik Jäkel, Anton Rücker, für das Mittelfeld Tom Krauß, Mads Bitstrup und für die Außen Fabrice Hartmann mit Lizenspielerverträgen ausgestattet. Ob die jungen Burschen ein wesentlicher Bestandteil für die 1. Mannschaft sein können, wird sich aufgrund des gut besetzten Kaders zeigen. Dennoch haben erstmal einige talentierte Spieler den nächsten Schritt geschafft. Tom Krauß sind aktuell die besten Chancen auf Einsätze im Profiteam einzuräumen.
Ladies and Gentlemen,
— Justgroovy (@justgroovy20th) July 23, 2019
Darf ich vorstellen,der wohl bisher stärkste RasenBallsport,den wir jemals hatten oder ggf jemals haben werden. Das alles garniert mit dem heißesten Shice,den man als Trainer haben kann.
Zur Erinnerung: Bisher sind wir 2.,6. und 3. geworden. #RBLeipzig pic.twitter.com/xeMX3W4bMo
Fazit:
3-5-2 oder 4-2-2-2, jede Position scheint erst einmal adäquat mehrfach besetzt zu sein, was bei einer hoffentlichen Ü50 Anzahl von Spielen auch notwendig ist. Neben der quantitativen Anzahl ist auch die Qualität dank vieler polyvalenter Spieler gegeben.
Insgesamt scheinen derzeit nur noch zwei bis drei Personalien für die anstehende Saison vakant, wobei sich gerade um JiKa oder Ilse rum vieles mit dem Schließen des englischen Transferfensters erübrigen wird. Auch was mit Werner passiert, wird wohl eher von der Insel entschieden werden und selbst dann steht schon eine interne Lösung parat.
Wenn noch Bedarf besteht, dann auf der linken Außenbahn, da sowohl Saracchi als auch Candido aktuell nicht den Eindruck verleihen, dass sie in der Bundesliga auf Topniveau agieren können. Ein flexibler Außenbahnspieler für beide Seiten wäre natürlich ideal, das Gerücht um Benjamin Henrichs würde hier sehr gut passen. Bleibt alles die nächsten Wochen so wie es ist, wäre es sicher auch kein Beinbruch, sondern wir haben bereits jetzt den besten Kader in der Geschichte des Rasenballsports.
Die Saison kann also losgehen, die letzten Verständnisprobleme mit neuem Coach können ausgeräumt werden und dann freuen wir uns auf eine erfolgreiche Saison 2019/2020.
tony4arsenal
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